Pester Lloyd - esti kiadás, 1931. március (78. évfolyam, 49-73. szám)

1931-03-02 / 49. szám

I B i mtt mi PESTEK tiÖTÍb den W<iltrieg einzugreifen, -werden wahrscheinlich sein Handeln auch bestimmen, wenn es über kurz oder lang gelten wird, der neuen, im Osten anwach­senden Weltgefahr eine geeinte wirtschaftliche Ab­wehrfront der Kulturländer entgegenzustellen. Vom Tage» Vortrag Dr. Gratz’ in Dresden. Aus Dresden wird ans geschrieben: Der ungarische Minister des Äußern a. D. Dr. Gustav Gratz hielt Freitag abend im Nationalen Klub von Sachsen einen Vortrag über die politischen Probleme des heutigen Ungarn. Er behandelte in seinen Ausführun­gen die Fragen der äußeren Politik Ungarns, das Ver­hältnis Ungarns zu den verschiedenen europäischen Mächtegruppen, die Frage der Revision des Friedens von Trianon und die der Abrüstung. Sodann behandelte er die wirtschaftlichen Probleme, vor denen das heutige Ungarn steht, wobei er die Notwendigkeit betonte, daß zwischen dem Deutschen Reich und Ungarn ein Handels­vertrag zustande komme, der Ungarn aüs der schwieri­gen Lage befreit, in welche der von tschecho-slowaki­­scher Seite vom Zaun gebrochene, teilweise wahrschein­lich auch auf politische Motive zurückzuführende Zoll­krieg zwischen Ungarn und der Tschecho-Slowakei die ungarische landwirtschaftliche Produktion gebracht hat. Im weiteren Verlauf seiner Erörterungen sprach dann Dr. Gratz noch über die Frage des ungarischen Legiti­mismus, über die seit dem Zusammenbruch vom Jahre 1918 stattgefundene innere Aufibautätigkeit in Ungarn, über die Stellungnahme Ungarns zu den Forderungen der demokratischen Politik. Schließlich sprach er über die Frage der deutschen Minderheit in Ungarn, für die die heutige ungarische Regierung volles Verständnis zeigt und er betonte, daß eine, gewisse lokale Vorfälle aufbauschende, unfreundliche und ungeduldige Be­handlung dieses Problems auf deutscher beite nicht nur sachlich ungerechtfertigt wäre, sondern auch das große politische Interesse einer gegenseitigen Anlehnung der deutschen und der ungarischen Politik erschweren, wenn nicht gerade unmöglich machen würde. Eine zahlreiche, vornehme Zuhörerschaft nahm die Darlegungen des Vor­tragenden 'mit lebhaftem Beifall auf. Im Namen des Klubs dankte der ehemalige Reichstagsabgeordnete Dr. Wildgrube für die Ausführungen des Vortragenden, wo­bei er betonte, daß die nationale Geschlossenheit, die Un­garn an den Tag legt, auch für die deutsche Öffentlich­keit vorbildlich sein könne. An den Vortrag schloß sich eine gemeinsame Mahlzeit an, wobei Universitätspro­fessor Tabler denselben Gedanken ausführte und seiner Bewunderung Ausdruck gab für den ungebrochenen nationalen Geist, den Ungarn auch unter den ärgsten Sohidksalsschlägen an den Tag legt. Das neue Flottenabkommen. Paris, 1. März. Die englischen Vermittler in den französisch­­italienischen Flottenverhandlungen, Außenminister Henderson und Erster Lord der Admiralität Alex­ander, sind heute nachmittags 15 Uhr 25 Minuten hier eingetroffen. Zu ihrer Begrüßung hatten sich eingefunden: Briand, Marineminister Dumont und der italienische Botschafter in Paris Graf ManzonL Die englischen und französischen Staatsmänner be­gaben sich sofort in das Qai d’Orsay, wo nach einem Tee allsogleich die politischen Besprechungen be­gannen. Die Beratungen der englischen und französi­schen Minister dauerten von halb 4 Uhr nachmittags bis halb 7 Uhr abends. Es wurde der Beschluß ge­faßt, daß die französischen, englischen und italieni­schen Minister die Annahme des erzielten Abkom­mens den drei interessierten Regierungen Vorschlägen werden. > FRANKREICH. Schwierigkeiten bei den Anleihevcrhandlungcn mit Aaslandstaaten. London, 1. März. (ling Tel.-Korr.-Burean.) Financial News melden, daß die Verhandlungen über die rumänische Anleihe, die man vor kurzem als völlig abgeschlossen erklärt hatte, unerwartet auf große Schwierigkeiten gestoßen seien. Wohl wissend, daß Rumänien dringend der Anleihe be­dürfe, haben verschiedene Interessengruppen zum Theil völlig unbegründete Forderungen erhoben, und die Ban­ken sind nicht geneigt, die Verhandlungen vor Erledigung dieser Ansprüche fortzusetzen. Ähnliche unerwartete Schwierigkeiten ergaben sich bei der polnischen Eisenbahnanleihe, die Anleiheverhand­­lungen mit Jugoslawien aber sind ganz abgebrochen wor­den. Auch die Verhandlungen mit Griechenland schreiten nur sehr langsam vorwärts. Financial News bemerken hiezu, daß Frankreich sich übermäßig große kommerzielle und politische Vorteile durch die geplanten Anleihen zu sichern versuche. Dies sei das Haupthindernis der Verhandlungen. Das franzö­sische Kapital versäume hiedurch die ausgezeichnete Ge­legenheit, sich die Rolle des Bankiers Mittel- und Ost­europas zu sichern. Militärische Operationen in Marokko. Rabat, 1. März. (Havas.). General Giroud hat mit seinen Truppen die kleine Oase Taouz, 60 Kilometer südwestlich von Tafilafet, besetzt. Die Besetzung erfolgte ohne Zwischen­fälle. Lesen Sie täglich die Kleinen Anzeigen im Pester Lloyd (Morgen blatt), Sie finden da in den verschiedenen Rubriken wichtige Anzeigen, die Sie interessieren werden. DEUTSCHLAND. Kommunistischer Überfall auf Nationalsozialisten. Köln, 1. März. (Wolff.) Im benachbarten Trechen wurde am Sonn­tag nachmittag eine Gruppe Nationalsozialisten von mehreren Kommunisten überfallen, wobei, wie die Polizei meldet, ein Nationalsozialist einen Schuß in den Kopf erhielt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Lebens­gefahr soll nicht bestehen. Sieben Kommunisten wurden festgenommen. GROSSBRIT ANNIÉN. Die Ausbildung in der Abwehr von Gasangriffen. London, 1. März. (U. T.-K.-B.) Das sozialistische Organ Daily Herald richtete an den KriegsminisLer Shaw eine Anfrage, wie die durch das Kriegsrainisterium angeordnete Ausbildung in der Abwehr von Gasangriffen mit dem internationalen Ab­kommen vereinbart werden könne, das den Gaskrieg ver­biete. Kriegsminister Shaw erklärte in seiner Antwort, daß insolange die Gefahr bestehe, daß Flugzeuge Gasbomben abwerfen können, müsse die Hauptaufgabe der Verteidi­gung gegen solche Angriffe die Ausbildung von Pflege- Schwestern gegen Gasangriffe, sein. In sämtlichen Staaten der Welt wird die Bevölkerung in dem Gebrauch von Gasmasken unterrichtet, ja einzelne Länder haben noch immer nicht den Unterricht ihrer Soldaten in der Ver­teidigung gegen Gasangriffe eingestellt. Das englische Kriegsministerium habe daher die entsprechenden Vor­sichtsmaßnahmen gefaßt. Daily Herald führt sodann in einem zweiten Artikel aus, daß das internationale Abkommen über den Gaskrieg wertlos sei und offenbar der Verschürfung bedarf. ITALIEN. Tagung des großen Faszistenrates. (Telegramm des Pestet Lloyd.) Rom. 2. März. Im Palazzo Chigi beginnt heute die Tagung des faszi­stischen Großen Rates. Zur Tagesordnung der Beratungen stehen auch die neuen Gesetzentwürfe über den erhöhten Schutz des Staates. SPANIEN. Republikanische Demonstrationen in Madrid. (Telegramm des Pester Lloyd.) Madrid, 2. März. Sonntag nachts fanden in Barcelona abermals blutige Demonstrationen statt. Im Theater fand eine Festvorstel­lung statt, der auch der Oberst Macia beiwohnte. Vor dem Theater versammelte sich eine vieltausendköpfige Menge, die den Obersten beim Verlassen des Theaters stürmisch begrüßte. „Hoch die Republik!“ „Nieder mit der Mon­archie!“ wurde gerufen. Die Polizei griff ein und zer­streute mit blanker Waffe die Massen. Im Handgemenge wurden zahlreiche Leute verwundet. Die bevorstehenden Wahlen. Madrid, 1. März. (Havas.) Die Regierung hat beschlossen, die Wahlen in folgender Reihenfolge auszuschreiben: Zuerst die Ge­meindewahlen, dann die Provinzialwahlen und zuletzt die allgemeinen Wahlen. Die verschiedenen Parteien ha­ben sich über ihre Teilnahme an den einzelnen Wahlen noch nicht entschieden. Sämtliche Parteien werden sich indessen an den Gemeindewahlen beteiligen, die für den 12. April anberaumt sind, vorausgesetzt, daß die Regierung die Reinheit der Wahlen gewährleisten, wird. TSCHECHO-SLOWAKEI. Die Schenkung Masaryks für die Ungarn. Prag, 1. März. (U. T.-K.-B.) Präsident Masargk schenkte eine Million Kronen zur Gründung eines ungarischen wissenschaft­lichen Instituts. Zur Vorbereitung der Gründungsarbeiten ernannte der Unterrichtsminister eine achtgliedrige Kom­mission, deren Präsident der Professor Dr. Gabriel Orbán des Realgymnasiums ist. Der Kommission gehören die fol­genden Mitglieder an: der Maler Géza Angyal (Körmöc­bánya), die Professoren Dr. Ferdinand Szeréngi (Ungvár) und Julius Farkas (Somorja), die Schriftsteller Alexander Antal (Pozsony), Desider Ggörg (Prag) und Dr. Ladislaus Váradi (Prag), der Sekretär der Kazinczy-Gesellschaft Dr. Franz Sziklag (Kassa). Zum Schriftführer der Kommission wurde der Redakteur Géza Surdngi (Pozsony) ernannt. Eine gescheiterte Partcibildung. Prag, 1. März. (U. T.-K.-B.) Prágai Magyar Hírlap berichtet, daß die Benes-Presse die inzwischen gescheiterte Bildung der Partei Szappanos-Lelley aus dem Grunde so dringend ge­fordert habe, um die demonstrative Unterstützung der neuen pseudo-ungarischen Fraktion bei der Genfer Ver­handlung der Petitionen der Ungarn gegen die Volks­zählung in der Slowakei zur Abschwächung der Beweis­führung und der Petition in Anspruch nehmen zu können. Der neuen Partei wurde die Aufgabe zugeteilt, in der Frage der Volkszählung für die Regierung im Auslande Stellung zu nehmen. RUMÄNIEN. Eine ungarische Interpellation wegen der Plakat­verordnung der Signranca. Bukarest, 2. März. Der ungarische Abgeordnete Ferdinand Hegedüs in­terpellierte in der Kammer wegen einer Verordnung der zentralen Siguranca aus dem Jahre 1929, laut der in einer Minderheitensprache verfaßte Plakate bloß dann angeschlagen werden dürfen, wenn ihnen ein völlig identischer rumänischer Text beigefügt wird. Diese Ver­ IMG KÁVÉ MGGÚVM f *8111 #15^ ~ Mr fkmsS H I^ukcjphb j fsag&I ordnung steht, wie der Interpellant naohwies, im Gegen­satz zu dem Minderheiteiwertrag aas dem Jahre 1919 (Artikel 8, Alinea 3), laut dessen kein rumänischer Bür­ger am freien Gebrauch seiner Muttersprache im geschäft­lichen und Privatverkehr verhindert werden darf. Die An­­wendung der Säguranca-Verordniung gehe in letzter Zeit besonders in Siebenbürgen so weit, daß sogar die Plakate der Minderheitenblätter beschlagnahmt werden, wenn sie nur in der Minderheitensprache abgefaßt seien. Dem­gegenüber seien bei den letzten Wahlen im Komitat Bihar reinungarische Plakate der Bauernpartei und der Libe­ralen Partei ausgegeben worden, ohne daß die Polizei Einspruch erhoben hätte. Auf Grund des Vorgebrachten richtete der Abgeord­nete an den Innenminister die Frage, ob er geneigt sei, unverzüglich die Zurücknahme der genannten Signranca- Verordiiung anzuordnen und dem freien Sprachgebrauch im geschäftlichen und Privatverkehr und in der Presse im Sinne der internationalen Verträge Geltung zu ver­schaff ent RUSSLAND. Auftakt zum Menschewikiprozeß. (Telegramm des Pester Lloyd.) Moskau, 2. März. Die äm Prozeß gegen die Industriepartei • zu je 10 Jahren Gefängnis verurteilten Ingenieure Ramsin und Larischew, die bekanntlich ihre Strafen in Nischnij-Now­­gorod afasitzen, wurden heute nach Moskau gebracht, wo sie als Zeugen im Prozeß gegen die Menschewiken bekun­den sollen, die ehemaligen Führer der russischen In­dustriepartei hätten in Paris erklärt, daß sie Hilfsmittel der russischen Sozialdemokratischen Partei für den Kampf gegen die Sowjets zur Verfügung gestellt haben Der deutsche Industriellenbesuch in Moskau. (Telegramm des Pester Lloyd.) Moskau, 2. Mänz. Der Vorsitzende des Obersten Volkswirtschaftsrates der Sowjetunion Ordzokhinidzc hatte mit den deutschen Industriellen eine längere Unterredung, wobei er betonte, daß die Sowjetunion ihre Warenbestellungen in Deutsch­land schneller verteilen könnte, wenn man. der Sowjet­union gewisse Kredite gewähren würde. Heute vormittag begann die Fühlung der Industriellen durch die Moskauer Werke. AMERIKA. Abnahme der Arbeitslosigkeit.. (Telegramm des Pester Lloyd.) Washington, 28. Februar. Nach dem Monatsbericht der amerikanischen Federation of Labour ist die Arbeitslosigkeit in Amerika ian Februar um 100.000 Personen auf 5,770.000 zurückgegangen, ln einer zusätzlichen Erklärung bringen die Gewerkschaften ihre Überzeugung zum Ausdruck, daß Amerika den Tiefpunkt der Krise nunmehr überschritten habe. Die Handelsbeziehungen zu Rußland. New York, 2. März. Die Vertreter von 52 patriotischen Verbänden rieh' teten einen Brief an den Präsidenten Hoover, in dem si* den Abbruch sämtlicher. Handelsbeziehungen mit Sowjet rußland fordern, PERU. Anwachsen der revolutionären Bewegung. Lima, 2. März. Die Flotte von Peru hat sich den Aufständischen an­geschlossen. Oberst Cerro hat demissioniert. Die Junta- Regierung wählte gestern Elias Ricardo Leoncio zum provisorischen Präsidenten. (Telegramm des Pester Lloyd.) Lima, 2. März. Der provisorische Präsident Perus Sanches Cents und seine Regierung sind unter dem wachsenden Druck der revolutionären Bewegung zurückgetreten. Die Flotte verhinderte die Ausfahrt militärischer Transportschiffe gegen die Aufständischen. Es wurde eine neue Militär­regierung unter der Leitung des obersten Richters Ricardo Elias gebildet, der Vergleichsverhandlungen mit den Auf­ständischen im Süden und Norden des Landes einleitete. 1 ELEPHONNUMMERN ♦ des PESTER LLOYD Redaktion . . . 848-20♦ Chefredakteur 824-31 Administration 849-09 Druckerei ... 825-04

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