Pester Lloyd - esti kiadás, 1931. május (78. évfolyam, 98-120. szám)

1931-05-02 / 98. szám

Sámstsg, 2. Mai 1931 PEäSTERIm » genesenen, entgegen, eia freundschaftliches (Willkommen des ganzen Hauses, ohne Parterorrferschied, auch von dien Bálikén der konservativen Opposition. Philipp Snowden kriecht zu seinem Sitz, der „Treasury Bench“, zur vorder­sten Regierangsbank, wo er sich zwischen dem Premier, Ramsay Macdonald, und dem Kolonial minister, Jimmy Thomas, niederläßt. Händeschütteln, lebhaftes Worte­­[wechseln, herzliches Lachen unter den Dreien. Dann kommt ein Privatsekretär und überreicht Snowden die „Box“, die „Box of Mystery“, das wichtigste Requisit in der Budget Day-Show. Die „Box“ ist ein ziemlich großer, (viereckiger, verschließbarer Kasten aus rolem Saffianleder, axtf dessen Deckel das britische Staatswappen in Gold ein­­geprägt ist. Die „Box“ oder, einfacher gesagt, die amtliche Aktentasche des Schatzamtes, ist die traditionelle Be- Wählerin des Budgets. Und das Haus erblickt daher mit ehrfurchtsvollem Respekt das rotlederne Requisit, die historische „Box of Mystery“ itt Mr. Snowdens mageren, knochigen Händen. Snowden nimmt jedoch die Box ziemlich unzeremoniös und ehrfiurchtek>s auf seinen Schoß, zieht aus seiner Westentasche einen kleinen .Schlüssel hervor, schließt den Zauberkasten auf und entnimmt ihm --- das Budget! Es ist ein dickes Bündel von allerhand Folioblättern, die Budget­­rede, die Jahresbilanzen des Reiches Großbritannien, statistische Aufstellungen der verschiedenen Ministerien und ähnliches mehr. Dann stellt Mt. Snowden die Box mit einem Ruck vor sich hin, auf den inmitten des Parlaments saaäes stehenden Amtstrsch, erhebt sich ächzend und krächzend und beginnt seinen Speech, die von ganz Eng fand seit (Wochen und Monaten mit so großer Ungeduld er­wartete Bnrigetrede. Wie er sich erhebt und an .den Tisch heran tritt, wird die Gestalt des kleinen, verschrumpften Suowxfea irgendwie größer, machst in die Höhe. Der etwas altmodisch geschnittene .Schwalbenrock liegt eng an imd läßt den klemen Mann schlanker erscheinen, als er es in Wirk­lichkeit ist. Er streckt und reckt sich und selbst die schmalen Schultern werden etwas breiter. Das bisher b&äcäi gewesene, kränkliche Antlitz bat plötzlich eine lebendigere, rötliche Farbe erhalten. 'Die 'beuten Hände haften sieb zur Baust und sind schwer auf die Box, die vor Ehm liegende und nun: ihres Geheimnisses beraubte Amts hBscfie, gestüfezt. • ... Snowden spricht mit lauter, fester iStimme -— etwas teodsen, aber über alle Maßen klar, gelegentlich mit eim­­gm bissigen, sarkastischen Seitenhieben nach der opposi­tionellen! Richtung und nur sehr selten, nur zum Schluß mÄ einem sozialistisch demagogischen Anschwellen der Stimme und einigen für die „Massen des werktätigen Wilkes“ berechneten KraÜausd rücken: die Gedanken­gär»ry._ die- iPhflipp Snowden in seiner 1931er ßudgefrede entwickelt, sind lange nicht so schlimm, wie England (fieses, in Anbetracht -der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, ecseartet batte; der sozialistische Schatzkanzler bringt in.; (fiesem kritischen Zeitpunkt den (Mut auf, auf jede Art von radikalen Firranzexperimenten völlig zu verziehten­­zend äm großen und ganzen machteseine Budge trede daher ; WBf die meirten Anwesenden eineir durchrrud'werminftigen^ ja ausgezädmetcu Find socle. Rein. Wunder also, daß Snowden nach (Beendigung itfinm Rede erneut lauten (Beifall des Hauses erntet. Der ScJratzkaazfcn ist jedoch zum Schloß seiner Recte merk­­irh ermüdet und abgespannt, (Bast wie thflfeaichend sieht ec sich nach seinem Sitzplatz auf-der „Treasury Bench“ am , (Doch schon ist der Premier in eigener Person, ist Bfe. Bamsay Macdonald von seinem Sitze ihrlfsbenest auf­gesprungen, legt in f«eundscháfttrriier Sorgfalt seinen: Arm um des Kollegen Schulter und„gdeiteb-den Ermatte­te» .nach seinem Platze zurück. Nun aber, nachdem er sich gesefczt bat, geschielt'; etwas, das-eigentlich nun: in England and kaum in einem.; anderen Lande noch möglich ist: ans der Gruppe der“ Ldboar-Gegner, von. den Barikén, der konservativen Oppo­sition, erhebt sich deren Finanzsachverständiger., Mr. Ne­ville Chamberlain, und — 'beginnt den Sozialisten. Snow-:| den zu seiner soeben beendeten Budgetrede aufs herz­lichste zu beglückwünschen! „Einerlei, welches die politi­schen Meinungsverschiedenheiten, die uns trennen, aueb sein mögen,“ sagt Mr. Chamberlain mit einem warmen. Ton in der Stimme, „es drängt mich mm, zu erklären, daß Mr. Snowden stets unsere vollste Bewunderung be­sessen hat — wegen seines au ßergewöhnHeben politischen Mutes, wegen seiner steten Offenheit und wegen ail semen übrigen hervorragenden parlamentarischen Eigenschaften. (Während seiner kürzlichen Krankheit haben wir ihn alle aufs schmerzlichste vermißt. Und in aller Ehrlichkeit möchte ich ihn nun versichern, daß wir alle «ns von ganzem Herzen freuen, ihn hier und anläßlich dieses seines­­schönen Triumphes begrüßen zu können Wo aber hat der große Winston, Winston Churchill, der verwegene ßudgettöter, all die Zeit über gesteckte Winston Churchill ist ja bisher stets der eigentliche kon­servative Gegner des sozialistischen Schatzkanzlers beim BudgetdUeR gewesen. Erst seit seinem Austritt aus dem konservativen „Schattenkabinett“ ist er durch Neville Chamberlain ersetzt worden. Winston traf heute etwas verspätet im House of Commons ein. Sein Platz in der ersten Reihe war bereits von Neville Chamberlain besetzt worden. Daher mußte er etwas -mehr nach hinten reti­rieren, ja, so weit, daß ihm von seinem neuen Platz aus selbst das Antlitz seines Erzrivalen Snowden (das von einem Berg von Büchern und Akten auf dem Parlaments­tisch verdeckt war) verborgen blieb. Das schien Winston denn doch etwas zu viel der Zurücksetzung. Knurrend bat er einen der bezopften Clerks, die Bücher etwas beiseite zu schieben, ihm freie Sicht zu verschaffen. Dann kreuzte er mit napoleonischer Würde die Arme über dem Busen und lauschte schweigend der langen Budgetrede. Sonst sagte Winston Churchill kein Sterbenswort und trug während der ganzen Sitzung eine höchst verdrossene und mürrische-Miene zur Schau... Der 1. MaL Der f. Mar ist nicht nur in Ungarn, -sondern auefi in den übrigen Ländern Europas, im großen und ganzen ruhig verlaufen. Die Bestrebungen Moskaus, die Mai­kundgebungen der organisierten Arbeiterschaft durch die Umsturzpropaga-nda des Wortes und der Tat zu stören, sind gescheitert. In Budapest und in den Provinzstädten Ungarns nahm die Maikundgebung einen durchaus ruhigen Verlauf; den vereinzelten Zwischenfällen, die sich lrie und da ergeben haben, kommt keine politische Bedeutung zu. Der Takt und die Mäßigung der Polizei und das Ver­antwortungsgefühl der Arbeiterführer haben zur Wahrung der Ruhe und Ordnung i,n gleichem Maße (beigetragen. Ähnliches kann von den. benachbarten Staaten: Österreich und der Tschecho-Slouuikei, gesagt werden, obwohl sich da bereits die politische Spannung zwischen Sozialdemo­kratie und Kommunismus in gewissen Reibungen bemerk­bar machte. Zu ernsteren Ruhestörungen ist es auch in diesen Ländern nicht, gekommen. In Deutschland verlief die Maifeier -— wie leider auch in vergangenen Jahren —- auch diesmal nicht ohne blutige Opfer. Die Sozialdemokratie legte hier Mäßigung und Ordnungssinn an den Tag, aber die extremen Kräfte von rechts und links provozierten turbulente Szenen und Zu­sammenstöße, die namentlich in Berlin keinen ganz hann­­j.losen Charakter hatten. In Frankreich traf die Polizei umfassende Vor­kehrungen, um jeder Ruhestörung seitens der Umsturz­elemente vorzubeugen. Dies erklärt die ungewöhnlich hohe Zahl der Verhaftungen. Sonst ist der 1. Mai hier, ebenso wie in England, ohne ernstere Ruhestörungen verlaufen. In Spanien, wo das politische Leben noch alle Merk­male der revolutionären Gärung aufweist, kam es zu be­klagenswerten Ereignissen. Namentlich Barcelona, der Haiupisitz der revolutionär-syndikalistischen Bewegung, wurde zum Schauplatz blutiger Zusammenstöße. Aber so­weit es sich aus unseren Meldungen feststellen läßt, haben die Kommunisten auch hier keine nennenswerte Rolle spie­­jlen können. In den. übrigen europäischen und außereuropäischen Ländern hat. die Moskauer Kampfparole gleichfalls keinen Anklang gefunden. Dies ist im wesentlichen das Ergebnis der Maifeier, über deren Verlauf bei uns und in der übri-­­igen Welt uns -die folgenden Meldungen vorliegen: Maifeier In Budapest. tDo die iPoRzeJ und in zweiter Instanz der Minister (des Innern am 1. Mai keinerlei Au/Züge oder Volksver­sammlungen gestatteten, beging die sozialdemokratische Arbeiterschaft gestern den 1. Mai mit einem Volksfest, •das anf der Millenniums-Turmerbahn auf der Thökölg­­mt stattfand. Die Feier. begann um . 10 Uhr vormittags jnrit einer Festrede des Abgeordneten Karl Peyer und (nahm nachher ihren ruhigen Verlauf. Um 121/* Uhr war die Feier zil Ende und' die Teilnehmer gingen in vollster tRcrke- auseinander Ecke Thököly-«* und Nefelejis-uoea halten einige ?kommunistische Arbeiter Aufstellung genommen und als ■.zwei Polizisten Ruhe schaffen wollten, begannen sie die Leute der Behörde zu insultieren. Raid war Wache zur Stäle, die die Störenfriede mit blankem Säbel aus­­dmznderjagte. Dabei erlitt der Arbeiter Josef Bálint ]Teicifate*e Verletzungen. Die Taglöhner Karl Schöller und 1 Ladislaus Pajva, die an der Mißhandlung der Konstabler teilgcnommen hatten, wurden von der Polizei in Haft ge­kommen. Außerdem wunden noch sieben Demonstranten xu der Stadfhauptmannschaft des 2, Bezirks gebracht, die auf den Ringstraßen Skandale provoziert batten. Gegen etje wurde das- (Strafverfahren eingeteitet. Im übrigen ist der Mat-än-den gpnzeu Hauptstadt in vollster, Ruhe verlaufen, KM '• ■ Ruhiger* Verla ut’ln Österreich. Wien, Í. Mai, fWieoer ‘Amtliche Nachrichtenstelle.) Die sozial-■ tfdemotratische Arbeiterschaft Wiens feierte, wie alljäh u­­‘ Hch, den 1. Mar mit einem Massenaufmarsch auf der Ringstraße und vor dem Rathaus, von dessen Tünnen Fanfaren, vorgetsagen von dem filäserchor der Staats­­opex, den Beginn der Feier ankündigten. Nachdem mehrere Chöre vorgetragen worden, zpgen die auf der Ringstraße aufgestellten Parteknttgfieder unter Voran­­fragnng von Fahnen and Tafeln mit den Parolen des heutigen Tages: Soziale Reformen! Gegen Faszismus! Für Frieden und Vöikerfreihertl vor den unter Leitung des Bürgermeisters Seitz aufgestellten Parteiführern vorbei. Nach mit tag wurden auf dem Rathausplatz Schauturnen und andere sportliche Übungen gezeigt; am Abend war das Rathaus festlich beleuchtet. Die Kommunisten hielten eine eigene Maifeier mit Umzog anf der Ringstraße -ab, AHe Veranstaltungen sind ruhig (verlaufen. iWien, 1. MaL (Wiener Amtliohe Nachrichtenstelle.)! Die üblichen Maifeiern sind in ganz Österreich ruhig verlaufen. Nur ■in Judenburg in Steiermark ereignete sich bei einer kom­munistischen Maifeier infolge eines Mißverständnisses ein Zwischenfall, wobei ein Wachebeamter und ein Demon­strant verletzt wurden. Schlägereien in Deutschland. Berlin, 1. MaL (Wolff.)! (Heute vormittag gegen halb 12 (Uhr sam­melten sich hn Vorhof -der (Universität etwa 300 national­sozialistische Studenten, die Heilrufc auf Hitler ausbracii­­ten und das Deutschlandlied sangen. Die von der Mai­feier im Lustgarten abströmenden Angehörigen der Sozialdemokratischen Partei sammelten sich vor der Universität und eine Anzahl von ihnen überkletterte in der Universitätsstraße das Gitter und stürzte sich auf die nationalsozialistischen Studenten. Es kam zu einer Schlägerei, die“ insofern nur schwer beendet werden konnte, als die Eingänge der Universität geschlossen wa­ren. Schließlich gelang es der berittenen Polizei, die Uniyersität.sstraße zu räumen. Die sozialdemokratischen Demonstranten sammelten sich darauf vor der Universi­täMbSbtiotfiefc Unter den Linden. Hier kam es erneut zu Schlägereien zwischen den Sozialdemokraten und den Nationalsozialisten. Die Straße mußte auch hier wieder­holt von der Polizei gesäubert werden. In der ersten Mittagstunde hatte die Straße iUnter den Linden wieder ihr gewöhnliches Aussehen. Die Poli­zei hat einen Nationalsozialisten und einen Sozialdemo­kraten festgenommen und der Abteilung I/A übergeben. Um ® lUbr nachmittags sollten die Tore der Univer­sität gesperrt werden. Als die betreffenden Beamten sich’ außerhalb des iUniversitätsgebäude« befanden, wurde wahrscheinlich von kommunistischen Studenten die Sowjetfahne auf dem Mittelmast des Hauptgebäudes ge­hißt. Es sammelten sich zahlreiche Neugierige vor demi Gebäude an, die mit Erstaunen plötzlich die Sowjetfahne auf tauchen sahen. Die (Beamten der (Universität entfern­ten dann die Fahne, deren (Besitzer natürlich nicht fest­­gestellt werden konnte. Berlin, ff. Mai. (Wolff.V Im Stadtteil Reinickendorf-Ost wurde heute früh gegen 3 Uhr eine Polizeistreife von etwa fünf, bis­her noch unbekannten Tätern beschossen. Hiebei wurde ein Polizeioberwachtmeister durch einen Schuß in die linke Brust schwer verletzt und mußte ins 'Krankenhaus gebracht werden. Als mutmaßliche Täter konnten bis jetzt vier, Personen festgenommen werden. Berlin, ff. Mai. (Wolff.) Die Polizei, die für heute auf erhöhte Alarm­stufe gesetzt ist. versah einen verstärkten Aufsichtsdienst, um Störungen des An- und Abmarsches der Arbeiter zu verhüten. Mit einem Hoch auf die Internationale schloß die Kundgebung, die große Massen vereinigte, gegen 11 Uhr. Die Veranstaltung in Spandau, die etwa dreiviertel Stunden dauerte, verlief unter großer Beteiligung und ohne Störungen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, ff. Mai. Auf den 'Rückmärschen der kommunistischen Demon­­strationsziige1 zu ihren Quartieren kam es im Laufe des Abends noch, an einigen Stellen der Stadt zu Prügeleien, die jedoch ohne ernsten Zwischenfall verliefen. Es wur­den noch weitere 42 Verhaftungen vorgenommen, sodaß die Zahl der Verhafteten auf 82 gestiegen ist. In Königsberg ereignete sich bei der Mai -Demonstra - tion ein schweres Unglück dadurch, daß die Pferde eines Fuhrwerkes vor den Fahnen der Demonstranten scheuten und in die Menge rasten, wodurch fünf Personen sekwer verletzt wurden. Berlin, 2. Mai. (Wolff.) In Berlin kam es heute nachts um 1 Uhr 30 Minuten zu einem Zusammenstoß zwischen Kommunisten : und Nationalsozialisten. Die Kommunisten versuchten, ein Lokal, in dem sich etwa acht Nationalsozialisten be­fanden, zu stürmen. Dabei kam es auf der Straße zu einer Schießerei. Der 20jährige, an dem Vorfall gänzlich unbeteiligte Erwin Fimke, der in der Nähe des Tatortes wohnt und sich in seinem im zweiten Stock .gelegenen Zimmer befand, wurde durch die Schießerei geweckt und begab sich auf den Balkon. Dort wurde er durch eine Kugel in die Halsschlagader getroffen und getötet. Elf Personen wurden festgénommen, Eine weitere Person ■ wurde durch Schläge verletzt. s ■ München, L Mai. (Wolff.) Der Polizeibericht meldet u. a.: Während -des Aufmarsches der Gewerkschaften auf der Theresien­­wiese versuchte ein Zug von Kommunisten gegen die Bavaria mit der Absicht vorzustoßen, die dort statt fin­dende sozialistische Kundgebung zu stören. Die Polizei­beamten, die gegen die Kommunisten vorgingen, wurden mit Steinen beworfen, wodurch sieben Beamte Verletzun­gen erlitten. Die uniformierten Beamten mußten blank ■ riehen, um sich der Angreifer erwehren zu können. 'Be­reitschaftspolizei und berittene Schutemannschaft zer­; streuten unter Anwendung des Gummiknüppels jede wei­­stere- kommunistische Ansammlung. Im übrigen Ausland. Paris, 1. Mai. Nach den dem Ministerium des Innern aus dem gan­­f zen Lande zugekommenen Berichten verlief der erste Mai ' im ganzen Lande ruhig. Trotz den kommunistischen Auf­reizungen wurde die Ordnung nirgend ernstlich gestört. Eine kleine Ordnungsstörung gab es nur in der Ge­meinde Bczons bei Versailles. Dort wollte der kommu­nistische Bürgermeister des Städtchens für die Aufrecht­­erhaltung der Ordnung auf den Straßen nicht Sorge tra­gen, worauf der Präfekt des Departements die Polizei­­gewalt an sich nahm. Zwischen den demonstrierenden Kommunisten und der Polizei kam es zu kleineren Kon­flikten. In der Umgebuijg von Paris wurden insgesamt 120Ö Personen verhaftet, Paris, S„ Mai. (TL T.-K>B.) Am gestrigen Tage wurden infolge kleinerer Zwischenfälle in Paris zusammen 1Ü4 Perso­­) nen, darunter 97 Ausländer, in Haft genommen. Der Di­rektor eines kommunistischen Blattes wurde verhaftet, weil sein Blatt die Soldaten zur Verweigerung des Ge­horsams auf reizte. L London, T. Mai. (U- T.-K.-B-.) ‘Der Al.- Mai ist sowohl in der Haupt-, stadt als in der Provinz ruhig verlaufen. In allen Ge­schäften, Fabriken und Werkstätten wurde gearbeitet- Auch der Straßenverkehr zeigte das gewöhnliche (Wochentagsbild. Ein kleinerer Trupp von Personen radi­kaler Einstellung zog unter roten Fahnen zum Hydepark. wo Volksredner Ansprachen hielten. Abends nahm die Polizei eine Frau wegen Verletzung der Parkvorschriften in Gewahrsam, worauf eine kleinere Gruppe sie befreien wollte. Die Polizei verhaftete vier Ruhestörer, j Das Regierungsblatt Daily Herald bezeichnet in sei­nem Maiartikel die allgemeine Abrüstung und die Förde­rung des Weltfriedens als die dringendsten Gebote des Sozialismus. In der südafrikanischen Stadt johannisburg wollte eine demonstrierende kommunistische Menge in das vor­nehmste Hotel eindringen, die Polizei zerstreute jedoch nach längerem Handgemenge die Kommunisten, von denen mehrere verhaftet wurden.

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