Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. június (78. évfolyam, 122-145. szám)

1931-06-02 / 122. szám

PESTER LLOYD '• 2 • Dienstag, 2. Juni 1931 Oberhaus. In der heutigen Sitzung des Oberhauses sprach nach Baron Josef Szterényi, der sein Votum in einer großzügig ' aufgebauten Rede — sie war schon in unserem Sitzungs­­• berichte im Abendblatte enthalten,— motiviert hat, zum i 'Kartellgesetz auch noch Heinrich Fellner« Groß­industrieller und praktischer Volkswirt, verteidigte er die ungarische Fabriksindustrie und darüber hinaus die ge­samte ungarische Volkswirtschaft in einer großen Rede ■ für die Mut den herrschenden Strömungen gegenüber und Aufrichtigkeit der Überzeugung ebenso charakteristisch waren wie die Sorge ob der ihm anvertrauten Interessen und der Gefahren, die diese bedrohen müßten, wollte’ man politischen Motiven die Oberhand überlassen dort, wo wirtschaftliche Erwägungen maßgebend sein sollten. Das Haus begleitete seine Rede in ungeteilter Aufmerk­samkeit’und trotz des stark agrarischen Einschlages seines Auditoriums vermochte er warme Zustimmungskund­gebungen auszulösen, als er die ungarische Industrie gegen selbstüberhebliche Ausfälle von gewisser Seite in Schutz nahm. Mit seiner Rede Schloß dié Sitzung, in der eine sehr ernste und bewegte Debatte abgeführt worden ist, der man wirklich nicht ansehen konnte, daß der Reichstag in den letzten Zügen liegt. Die Debatte wird morgen fortgesetzt; és dürften noch Antön Székács, Eugen Vidd und Dr. Stefan Berndt zürn Kartellgesetz sprechen. Außer diesem steht die Industrieförderungsvorlage zur Verhandlung, der letzte Gegenstand, den das Haus vor Auflösung des Reichstages noch zu erledigen haben wird. Unseren Abendblattbericht haben wir noch mit der Rede des Oberhausmitgliedes Heinrich Fellner zu er­gänzen. Heinrich' FELLNER nahm zu dem Gesetzentwurf vom Gesichtspunkte der Industrie Stellung, um, wie er sagte, auch seinerseits dazu beizutragen, daß sich über die Kartelle und die Rolle der Industrie im Leben des Landes eine objektive Auffassung ausgestalten könne. Dér Entwurf nimmt, > so führte Cr inl • wesentlichen aus, indem er die Kartelle, bezw. letzten Endes die Preise der Industrieartikel, zu regeln trachtet, eine Aufgabe auf sich, die ans Unmögliche grenzt, es aber dafür, der Re­gierung ermöglicht, sich in den Produktionsprozeß der Industrie in jedem beliebigen Augenblicke einzumengen. ■Wenn aber auch diese. Einmengung unterbleibt: das Unsichérheitsmoment, das. durch’ dieses Gesetz in die industrielle Produktion getragen wird — denn es er­streckt sich nicht niir auf die Kartelle, sondern auf die gesamte organisierte Industrie —„ wird unvermeidlich den weiteren Niedergang des ohnehin schon erlahmenden Unternehmungsgeistes und in weiterer- Folge die Zusam­menschrumpfung der Industrie ■ und die weitere Schwächung ihrer Tragfähigkeit mit sich bringen. Mehr als ein Jahrhundert hindurch hat in diesem Lande die Auffassung vorgeherrscht, daß wir eine möglichst starke Industrie bähen müssen.. Wirft nun auch die Agrarkrise schwere Probleme auf, so müßte man, da wir uns nun einmal im vollen Besitze unserer politischen Unabhängig­keit befinden, glauben,, daß es jeder in gesteigertem Maße für seine Pflicht erachten werde, unsere Krafttfuellen zu vermehren; das heißt, mit unserer Volkswirtschaft zusam­men auch unsere Industrie zu fördern. Und trotzdem bekämpfen atich Politiker, deren Auffassungen von ent­scheidendem Einfluß auf die Gestaltung der öffentlichen Meinung Sind, indem sie zugleich die Unentbehrlichkeit der Industrie betonen, unser Zollsystem und die Kartelle, obwohl .ohne Kartelle und ohne Zöllschutz eine blühende Industrie nirgend denkbar ist. Der Zolltarif wird so hingestellt, als wäre er das Werk einzelner weniger zum Nachteil des öffentlichen Interesses. In Wirklichkeit aber hat die .Zollpolitik der ganzen Welt unseren Zolltarif, beziehungsweise unsere damit inaugurierte Zoll­politik, in glänzendster Weise gerechtfertigt. Hätten wir nach dem Zusammenbruch unsere . Industrie auf­geopfert und wären wir zu einem reinen Agrarstaut ■gewörcTeft:' die Abschließungspolitik sämtlicher Indnstrie­­sfääteh bildet'einen Beweis dafür, daß wir um jeden Meterzentner Weizen und um jedes Stück Vieh, das wir nach dem Aifslande hätten bringen wollen, schwere Kämpfe hätten austragen müssen, ohne billigere Indu­strieartikel für unseren Konsum zu bekommen, da es doch offenbar ist, daß die Auslandstaaten, die die Inlandskonkurrenz nicht mehr zu be­fürchten hätten, uns einfach die Preise diktiert hätten. Geradezu verhängnisvoll aber wäre eine solche Politik heute, da ein wesentlicher Teil ’unseres Nationalvermö­gens in der Industrie angelegt ist, da. sich die staatliche Sozialpolitik auf Einnahmen aus der Industrie eingerich­tet hat, breite Schichten der Bevölkerung von der Indu­strie leben und einen sehr wesentlichen Teil des Natio­­’ naleinkommens erzeugen. Es war nötig, darauf hinzu­weisen, weil die Bewegung für eine Revision des Zoll­tarifs des gleichen Geistes Kind ist wie der Ruf nach dem Kartellgésetz. Die Gegner der Kartelle erwarten vom Kartellgesetz den Abbau der Industriepreise und knüpfen d^trap die ..Hoffnung auf .eine Entspannung.in der Agrar­situation. Aber das ist eine ganz falsche Annahme: die Preise der Ihdustrieartikel können durch gesetzliche Ver­fügungen und soziale Maßnahmen überhaupt nicht be­einflußt werden, was ja die zur Zeit der gebundenen Wirtschaft gemachten Erfahrungen zur Genüge bewei­sen. Die Preise wird nach wie vor das wohlaufgefaßte Seihstinteresse regeln, das: den Produzenten und den Kaufmann veranlaßt, die Preise zu ermäßigen, um den Betrieb steigern zu können. Und: lassen sich in der Ge­schäftsführung eines Kartells Mißbräuche nachweisen — Beweise für solche hat aber bisher niemand geliefert , so Hat ja die Regierung Machtmittel genug, um auf solche Kärfelle ohne Störung der Produktionsordnung den nötigen’ Druck auszuüben. Ein solches Gesetz kann also niemals die Achse einer Preisabbauaktion bilden. Eine solche Aktion kann sich nicht auf die Erforschung des Unternehmergewinns beschränken; es muß darin auch die Überprüfung der Steuern, der sozialen Lasten, der Preise der öffentlichen Betriebe, der Arbeitslöhne, der Regiekosten usw. organisch einbezogen werden und sie muß sich auch auf die Eisenbahntarife, die Groß­handels- und Detailpreise usw. erstrecken. Das heißt, es: taucht,' wenen Wir die Lösung der: Frage ver­suchen, ■ eine ganze Serie von Problemen auf, die die Exisfenzinteresseij der verschiedensten Gesellschafts­klassen • berühren, und kann man auch durch eine weitere ungünstige Beeinflussung.der Kaufkraft vielleicht auch einigen Preisabbau erzielen, es bleibt noch immer fraglich, ob solche Aktionen der Gesainlwirlschaft des Landes zum Vorteile gereichen und nicht eine weitere Verlangsamung des Rhylhmus der industriellen Arbeit mit sich bringen müssen, was selbstverständlich nicht ohne Wirkung auf unser Wirtschaftsleben bleiben könnte, das ja ohnehin gegen eine außerordentlich scharfe Krise anzukämpfen hat. Soll die Fabriksindustrie auf der Höhe ihrer Aufgabe stehen, soll sie im Wettbewerb mit dem' Ausland bestehen können, so muß sie ja ihre Betriebe ohnehin dauernd ra­tionalisieren, mit anderen Worten, n)it dem Fortschritt der Technik Schritt halten und. die Produktionskosten er­mäßigen, was vom Gesichtspunkte dér .'Produktion wirk­samer ist. als : jedes Gesetz, sei es' noch sö gtü.'. Und eben­darum ist zu befürchten, daß dieses Gesetz' direkt von preissteigender Wirkung sein wird.- Wie soll denn die In­dustrie es wagen, die zur Rationalisierung ihrer Betriebe notwendigen Investitionen .vörzunehmen, wenn sie neben den sonstigen Riskén sich auch noch darauf gefaßt ma­chen rpijß-, daß -das Kartell, .auf dem ihre Kalkulationen aufgebünt sind, von heute auf morgen aufgelöst werden könnte? Lias muß ja.in der Produktion zur Anarchie füh­ren, von der auch der Motivenbericht spricht und die die Reserve erklärt, die sich die ausländischen Gesetzgebun­gen in der KaFtellfragc auferlegen. Noch weniger kann angenommen werden-, daß sich das Kapital unter solchen Umständen an Neugründungeh heranwagen wird. Es wird vielfach behauptet, daß dieses-Gesetz nicht auf poli­tische Motvie zurückzuführen ist. Wären aber bei der Entscheidung über die Frage, ob wir ein Kartellgesetz schaffen sollen oder nicht, wirtschaftliche Erwägungen maBgébend gewesen, so vvjire dje, Entscheidung, insbéson-dere angesichts der gegenwärtigen Situation der Industrie, nicht für das Gesetz gefallen und wir stünden nicht einer Situation gegenüber, die die Bewegungsfreiheit unserer Industrie einsehränkt, während dies in keinem der Nachbarstaaten der Fall ist, mit deren Industrien wir so­wohl im Inland als auch im Ausland konkurrieren müs­sen. Sehr angesehene Staatsmänner und Gelehrte halben anläßlich des letzten Juristentages in Salzburg die gesetz­liche Regelung des Kartellwesens ah erwünscht bezeich­net. Und dennoch hat der Justizminister des Schober- Kabinetts in Österreich erklärt, daß er ein Gegner des Kartellgesetzes sei, weil ein solches die Bewegungsfreiheit der Industrie einschränken würde, was von schädlicherWir­­kung auf die ganzeWirtschaft des Lances wäre und wofür er die Verantwortlichkeit nicht auf sich nehmen könne. Und wäre ein Kartellgesetz unter unseren eigenen Ver­hältnissen wünschenswert, so hätten unsere gewichtig­sten Autoritäten wie Teleszky und Popooics sich nicht gegen ein Kartellgesetz geäußert, namentlich inmitten einer Krise, die durchaus nicht geeignet ist zur Schaf­fung eines solchen Gesetzes. Selbst Baron Josef Szörényi hat seine Stellungnahme für das Gesetz in der Haupt­sache damit motiviert, daß er da voll eine Milderung der industriefeindlichen Stimmung erwarte. Es waren mithin zweifellos politische Momente, die zu. diesem Gesetze ge­führt haben. Die Weltkrise, die katastrophale Entwer­tung der Agrarprodukte, die schweren Existenzverhäl.i­­nisse und insbesondere eine darauf auf gebaute fanatische Agitation haben die öffentliche Meinung gegen die In­dustrie gestimmt, Neid und Gehässigkeit verbreitend wegen der angeblich unzulässigen Gewinne, die in Wirt­lichkeit gar nicht vorhanden sind. Es liegt mir natürlich fern, mich mit den Insinuationen und unqualifizierburen Ausfällen gegen die Intlustriekreise zu befassen, und ich überlasse es der Beurteilung jedes vernünftigen Men­schen, ob man in solchem Tone über eine Gesellschaft sprechen kann, die in ernster Arbeit bleibende Werte geschaffen und zur Vermehrung des Nationalvermögens in hohem Maße beigetragen hat. Nicht unbeantwortet kann ich die Behauptung lassen, als wäre die Dorfbevölkerung empört wegen der geradezu unerträglichen Verteuerung der Indus rieartikel. Man hebt ii. a. hervor, daß man für einen Meterzentner Weizen nicht die gleichen Quantitäten von Industrieerzeugnissen erhalten kann wie im Frieden. Darauf erwidere ich, daß die unverhältnismäßige Verteuerung der Industrieerzeug­nisse eine Welterscheinung ist, die sich in allen Ländern geltend macht, und zwar zumindest in einem solchen Ausmaß wie in Ungarn Vergleichen wir die Preisgestaltung der Industrieerzeugnisse in Un­garn mit der in anderen Landern, so sehen wir, daß die Preise der Industrieartikel in Ungarn seit 1913 wesentlich geringer sind als in anderen Ländern. Anstatt auf diesen Ümstand die Aufmerksamkeit der Landbevölkerung zu lenken, halten es die industriefeind­lichen Kreist: für richtig, die öffentliche Meinung dadurch in Erregung zu versetzen, daß sie die Disparität zwischen der Preisgestaltung der Erzeugnisse dir Industrie und der Landwirtschaft als eine Ausbeutung der Bevölkerung hin- 5lelien. Das ist eine Sehr populäre Fö.rm der sogenannten Agrarschere, mit deren Begriff wir einmal brechen .müs­sen. Es ist wohl wahr, daß die Detailpreise in vielen Fällen teuerer sind als die Konsumpreise der Industrie­artikel, aber dafür kann die industrielle Produktion ebem sowenig verantwortlich gemacht werden wie die Land­wirtschaft für die Preisdifferenzen, die zwischen dem Weizen, beziehungsweise dem Brot, dem Fleisch < oder dem Obst bestehen. Man behauptet ferner, der Zöllschutz sei nur dazu gut, um die Interessen einiger hundert Leute zu wahren. Auch diese Einstellung ist grundfalsch, denn aus der Statistik geht hervor, daß es sich hier um die Existenz von ungefähr 1,500.000 Personen handelt. Es scheint also, daß sich diese Angriffe nicht so sehr gegen die Industrie, als vielmehr gegen das Industriekapital richten. Das aber ist. ein sehr merkwürdiges Vorgehen von seilen jener, die selbst zum Kaoital gehören und deren Mission, darin besteht, die guten Instinkte zu pfle­gen, nicht aber die Mengen in Erregung zu versetzen. Von denselben Tendenzen geht die Be-Klientinnen, die es wagen sollten, sich gegen das Gerupftwerden zu wehren, den Kopf wieder zu­­re?htzusetzen. * • • ... * * Man riiuß nämlich wissen, daß eine Gesamt­­behandlung, die etwa drei Wochen dauert und so­wohl den Körper als auch das Gesicht umfaßt, in den ganz vornehmen Instituten mindestens fünf­undzwanzigtausend Francs kostet. Aber was- kann man für diese Kleinigkeit nicht alles haben. Ein geradezu homerischer Katalog an Wundern wird da geboten. Nicht nur, daß häßliche Frauen in schöne umgezaubert werden, viel mehr noch: Frauen, die einmal schön gewesen, können diese ihre verlorene Schönheit wiederfinden. Die klugen Schönheitspsychologen wissen ganz genau, daß es viel bitterer ist, zu verarmen, als arm zu sein. . . Der „ästhetischen Chirurgie“ mit ihren Künsten ist alles möglich; sie bügelt das Gesicht von allen Falten und Runzeln glatt, entfernt jeden mißliebigen und verleiht jeden beliebigen Ausdruck, sie; verbes­sert, maskiert, tranchiert, retuschiert, verkleidet,­­entblößt,, färbt, bleicht, sie macht aus einer Gans' einen verrucht schillernden Paradiesvogel, aus einer Unschuld vom Lande eine dämonische Kurtisane, áber sie vollbringt neben diesen kleinen Verwand­­lungskünsten noch viel mehr: sie zieht — nicht erst bei der Schlußrechnung — die Haut über die Ohren, sie trägt mir nichts, dir nichts Busen ab Und pfropft Busen auf, wenn es sein muß, ist sie in dringenden Fällen selbst imstande, eine müde Büste wie einen Ballon für die Dauer von nicht mehr und nicht weniger als fünf Stunden aufzufüllen, sie wendet die Methode der „Neo-Plastik“ auch bei einem an­deren Körperteil an, auf den alle Klientinnen ver­sessen sind, Sie strafft Hälse, sie zaubert Bäuche weg, entleert Tränensäcke, daß die Patientinnen vor Schmerzen nur.so weinen, dicke Waden werden zu rassigen, hochgezüchteten Dianabeinen umge-. hobelt, unförmige Knöchel verwandeln sich in ari­stokratische Fesseln, Nasenköß glomerate ordnen sich zu klassischen Profilen, -Lippen werden lackiert, Münder- nach Wunsch zurechtgeschneidert, Wim­pern lássen sich aufkleben, Augenbrauen kann inan tätowieren: kurz: der Mensch .darf, sich seinen Gott, seine Illusion nach seiüéiu Ebenbilde erschaffen. Für jede Klientin, die hergerichtet, verjüngt, verschönt, lackiert, emailliert, das Institut verließ, hatte sich die Direktrice ' den bewundernden Satz zurechtgelegt: „Madame, Sic'sind jetzt wirklich eine Figur aus Sevres-Pbrzeilan.“ Wirklich, 'eine. Sevres-Figur. Aber, ach, wie zer­brechlich ist Porzellan..-. , • * * # Der Jahresumsatz der Pariser „Instituts de Beauté“ ist statistisch kaum zu erfassen. Aber für den jährlichen Umsatz der in den Instituten ver­wendeten kosmetischen Präparate, Wasser, Cremes, Salben usw. liegt eine .Ziffer vor;, zwei Milliarden Francs. • *. ... Zwei Milliarden . > , Wem eigentlich zuliebe lassen alle diese Frauen die kostspieligsten und obendrein oft peinlichsten Torturen über sieh ergehen? Wem zuliebe erkaufen sie sich oft unter schweren Schädigungen ihrer Ge­sundheit eine in jedem Sinrte teuer bezahlte Illu­sion? Den Männern zuliebe? Ach nein. Das Berühren dieser künstlichen Schönheiten ist verboten. In dem Prospekt eines vornehmen Instituts findet sich in weiser Voraus­sicht der Satz aufgestellt: „Höchste Schönheit erregt keine Begierden.“ Mit andern Worten: ein künstlich erzeugter Sex-Appeal, der dazu verurteilt wird, pla­tonisch zu bleiben.. Eine rein optische Täuschung, obendrein auf mehr oder minder kurze Sicht. Von fünf Stunden angefangen. Wem zuliebe: also?. Niemand zuliebe, sondern ; aus Trotz: den Rivalinnen in der Eitelkeit, den Tod­freundinnen zum Trotfc. Am wenigsten’ werden diese Institute von der Halbwelt besucht, die nicht bare Münze für leere Versprechungen nehmen darf. Am stärksten von äußerst legitim verheirateten Frauen. Mit dieser Ordnung der Dinge müssen sich die Ehemänner wohl oder übel abfinden. Sie hallen sich zum großen Teil anderweitig, schadlos, eben an Er­zeugnissen aus jenem Schönheits Institut, das vor­läufig noch immer konkurrenzlos dasteht: die Natur. Früher einmal konnte man sagen: die treueste Frau hat jener, der nicht weiß, daß er' betrogen wird. Seit ungefähr achtzehn Jahren, seit .der Zeit, da in Paris das erste „Institut de Beauté“ gegründet wurde, läßt sich der Satz umkehren: den treuesten Mänh hat jené, die nicht weiß, daß sie betrogen wird.. Aber im vorliegenden Fall ist es wahrhaftig nicht die.: Schuld der Männer. . .. , . * „ * € - • " • • •• •• Glücklicherweise sind noch die andern da, die vielen, vielen Frauen, deren Sorge nicht allein darául zurückzuführen ist, daß sie keine Sorgen -haben. Glücklicherweise sind noch jene vielen, vielen- Frauen da, die wissen, daß die kostbarste Schönheil die Natürlichkeit ist; daß Falten und Runzeln die heilige Schrift des Leidens und der Mütterlichkeit bedeuten; daß alle Schminken und alles Email nichl den Glanz der Zärtlichkeit zu widerspiegeln ver< mögen, daß man geben muß, um zu nehmen; daß nur das wahrhaft schön ist, was auch beseelt ist; daß die Wärme und Nähe eines Menschen die letzte Ver­jüngung und Verschönerung vor dem Sterben bleibt| daß die unzerstörbarste Ästhetik auf Erden di« Ästhetik des Herzens ist. Solche Frauen haben es nicht erst nötig, sich Illusionen zu kaufen; sie tragen ruhevoll etwas Un­sichtbares in sich und doch ist es die einzige Wirk­lichkeit, die einzige Wirklichkeit in der flüchtigen Schimäre unseres Daseins: die Liebe.

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