Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. július (78. évfolyam, 146-172. szám)
1931-07-01 / 146. szám
|1Mittwoefi, 1. Juli 1931 idem Präsidenten der Vereinigten Staaten zu beweisen, daß er gegen den Widerstand Frankreichs seinen Mofatorruznsplan nicht hundertprozentig werde verwirklichen können, dann sei diese Demonstration, soweit der Termin in Frage komme, gelungen. Daß der Termin überschritten werde, sei praktisch allerdings ohne Bedeutung und lediglich ein diplomatischer Nadelstich, eine kleine Revanche. Gegenüber den Vorwürfen der französischen Blätter, daß die deutsche Regierung nicht aus ihrer Zurückhaltung Iheraustrete, betonen die Blätter, daß, wenn die Reichsregierung ihre Meinung über die französischen Vorschläge offen heraussagen würde, sie ganz anders lauten würde, als die französischen Blätter annehmen. Die rechtsstehenden Blätter erklären, man werde in Berlin erkennen müssen, daß Frankreich den Hoover-Plan in sein Gegenteil umwandle, und daß das Feierjahr, wie frankreich es zugestehen will, Deutschland nur neue und noch schwerere Lasten aufbürde. Wos Frankreich aus der Jdoaoer-Aktion gemacht habe, laufe auf die vollkommene Kontrolle der deutschen Wirtschaft und Finanzen durch Frankreich hinaus. ' London, 30. Juni. (U. T.-K.-B.) Presse und politische Kreise verfolgen stunim die Entwicklung der Pariser Verhandlungen Mellons. Überall legt man sich Zurückhaltung auf und läßt sich in keine Prophezeiungen ein. Im Unterhause wurden an den Schatzkanzler iSnowden einige Fragen bezüglich der weiteren Auswirkung der Hooverschen Vorschläge gerichtet, Snowden aber gab jedesmal zur Antwort, so lange keine konkreten Aufklärungen erteilen zu können, als der Plan Hoovers keine endgültige Form angenommen habe. Im allgemeinen herrscht die .Ansicht, daß der entscheidende Faktor die Unnachgiebigkeit der Franzosen sei. Der Pariser Korrespondent Reuters meint, sollte es Mellon nicht gelingen, Hoover dahin zu bringen, daß er den Franzosen auf halbem Wege entgegenkomme, so dürften die Verhandlungen morgen auf einen toten Punkt gelangen. Evening News hält es für wahrscheinlich, daß die amerikanischen Unterhändler angesichts der festen Haltung Frankreichs die Verhandlungen nicht endgültig abbrechen, sondern Hoover im Interesse eines Kompromisses gewisse Zugeständnisse vorschlagen werden. Nach dem Evening Standard ist die Kraft der Hoover- Hausse bei weitem noch nicht erschöpft, doch stärke die Haltung der Franzosen die Baisserichtung. London, 30. Juni. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Aus Washington wird gemeldet, daß die italienische Regierung das Staatsdepartement verständigt habe, daß Italien von morgen ab alle ihm zukommenden internationalen Forderungen gestundet habe. Die italienische Note teilt gleichzeitig mit, daß Italien alle Beträge, die auf Grund internationaler Abkommen ihm zugetviesen werden, bei der BIZ auf laufende Rechnung hinterlegen werde. Paris, 30. Juni. (U. T.-K.-B.) Der Senat beschäftigte sich heute mit der außenpolitischen Lage und besonders mit dem Hooverschen Moratoriumvorschlag. Senator Lémery richtete an die Regierung eine Interpellation in Angelegenheit der französischen Antwort an Amerika. Er verurteilte die Überstürzung, die Amerika, von Frankreich verlange, so daß der Senat kaum dazu gekommen sei, sich mit diesem Problem zu beschäftigen und dazu Stellung zu nehmen. Die Antwort der französischen Regierung, führte Lémery aus, hat niemand befriedigt, weder Hoover noch diejenigen, die der Regierung in dieser politischen Zwangslage Vertrauen votiert haben, noch aber das unersättliche Deutschland. Die Antwort auf die prinzipielle Annahme des Hooverschen Vorschlages sei, daß die deutsche Presse Frankreich beschimpfe. Es sei die Pflicht, der französischen Regierung, alle Staaten zu vereinigen, die die internationalen Verträge einhalten wollen. Zur Interpellation sprach als erster Millerand, der erklärte, daß er der Regierung Vertrauen entgegenbringe, denn in der gegenwärtigen schwierigen Lage dürfe man nicht noch eine Regierungskrise heraufbeschwören. Man müsse sich hüten, die wertvolle Freundschaft Amerikas zu verlieren, aber auch Amerika müsse verstehen, daß die. französischen Kriegsschulden mit den französischen Reparations]orderungen in organischem Zusammenhänge stehen und daß man von Frankreich unmöglich verlangen könne, zuletzt als einziger Staat Kriegsschulden zu bezahlen. Bei der bevorstehenden Zusammenkunft der französischen mit den deutschen Ministern müßte man auf zwei Fragen aufrichtige Antwort fordern: 1. ob die deutsche Regierung geneigt sei, auch die Ostgrenzen ähnlich wie die Westgrenzen im Locarnovertrage feierlich zu garantieren, und 2. ob Deutschland gewillt sei, auf den Anschluß Österreichs zu verzichten. Nur wenn Deutschland auf beide Fragen mit einem aufrichtigen Ja antworte, könne der Weg der deutsch-französischen Annäherung eröffnet werden. Senator Jouvenet meinte: Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutschlands würden nicht durch die Reparationszahlungen verursacht. Die eigentliche Ursache der deutschen Krise sei, daß das Vertrauen der internationalen Finanzwelt zu Deutschland seit den Septemberwahlen erschüttert worden sei, und es sei sehr fraglich, ob angesichts dieses Mangels an Vertrauen die Hooverschen Vorschläge die deutsche Krise überwinden könnten. Darauf ergriffen nacheinander Finanzminister Flandin lind Ministerpräsident Laval das Wort. Sie wiederholten im .wesentlichen die Erklärungen, die sie vor einigen Tagen bereits in der Kammer abgegeben haben. Frankreich ' bemühe sich bei den Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten, das Prinzip der Unverletzlichkeit des Young- Planes als einer vollständigen und endgültigen Regelung der Reparations! rage aufrechtzuerhatten. Frankreich wolle die Verfügung über die von Deutschland an die B. I. Z. abzuliefernden ungeschützten Annuitäten behalten für den Fall, daß der Garantiefonds gebildet werden müsse. Der Ministerpräsident betonte, er hoffe, mit Amerika zu einer Einigung zu gelangen, die- Frankreichs Interessen wahre. Er fordere das Haus auf, durch eine große Mehrheit der Regierung, deren Lage schwierig sei, die Fortführung der Verhandlungen zu erleichtern. Im Laufe seiner Ausführungen streifte Laval auch die Kritiken, die gegen Frankreichs diplomatische Vertreter im Auslande gerichtet worden sind. Um Überraschungen, wie den Anschluß und das Hoover-Angebot, in Zukunft zu vermeiden, werde es gut sein, wenn zwischen der Reichsregierung und der französischen Regierung eine offene und vollständige Aussprache angebahnt werde. Diese Besprechungen werden demnächst beginnen und er (habe das Vertrauen, daß sie zu einem Ergehnis führen werden. Der Senat nahm hierauf mit 197 gegen 5 Stimmen die Tagesordnung Bérards, des Vorsitzenden des auswärtigen Ausschusses des Senats, an, wonach der Senat die Aufrechterhaltung der Friedensverträge und die Achtung vor den internationalen Verpflichtungen fordert und die Erklärungen der Regierung zustimmend zur Kenntnis nimmt. (Telegramm unseres Korrespondenten.) Berlin, 30. Juni. Mit außerordentlicher Spannung, aber zugleich mit einer gewissen Resignation, wie sie sich aus der Unmöglichkeit einer aktiven Mitwirkung Deutschlands bei der kommenden Entscheidung ergibt, erwartet man in Deutschland den Ausgang der Pariser Verhandlungen. Die Unmöglichkeit jeder Art des Eingriffs in diese Verhandlungen hat sich für Deutschland von Anfang an von seihst verstanden und man ist daher einigermaßen erstaunt, in der französischen Presse Vorwürfe gegen Deutschland erhoben zu sehen, weil es darauf verzichtet, die Verständigung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten seinerseits herbeiführen zu helfen. Irgendein Schritt in dieser Richtung könnte offenbar nur unternommen werden, wenn es von amerikanischer Seite gewünscht würde. Aber es erscheint völlig ausgeschlossen, daß Präsident Hoover einen solchen Wunsch hegte, ja daß er irgendeinen Eingriff auch nur zulassen würde. Es ist nun einmal so, daß seine Botschaft sich gleichzeitig und gleichmäßig an alle interessierten Staaten gewandt und von jedem einzelnen dieser Staaten ein Ja oder ein Nein verlangt hat. Deutschland hat sich beeilt, dankbaren Herzens ein rückhaltloses Ja auszusprechen, obwohl es selbstverständlich Leute gibt, denen es schwer wird, in der Verwirklichung des Hooverschen Vorschlages schon die Rettung für die deutsche und die europäische Wirtschaft zu sehen. Auch alle anderen Mächte haben zugestimmt und nur in Paris haben sich Schwierigkeiten ergehen. Es ist offenbar einzig und allein die Sache Amerikas, die Überwindung dieser Schwierigkeiten zu versuchen und gegebenenfalls darüber zu entscheiden, auf welchem Wege die Rettung gesucht werden soll, wenn die Verwirklichung des ersten Gedankens an dem Widerstand Frankreichs scheitern sollte. Daß man ein solches Scheitern in Paris selbst auf die leichte Schulter nehmen könnte, erscheint ausgeschlossen. Wenn auf der einen, Seite die Verwirklichung des Hooverschen Gedankens ohne Mitwirkung Frankreichs unmöglich erscheint, so kann man doch schon jetzt feststellen, daß Frankreich eine ungeheure moralische Verantwortung auf sich laden würde, wenn es diese Verwirklichung tatsächlich vereiteln sollte. Leider hat sich die französische Regierung jedes Entgegenkommen außerordentlich erschwert dadurch, daß sie von vornherein eine Entscheidung des Parlaments herbeigeführt und an diese Entscheidung sich ausdrücklich gebunden hält. Das ist nicht die Art, wie man den Erfolg schwieriger Verhandlungen sichert, und es wäre gewiß besser gewesen, wenn die Herren Lgval und Briand zuerst auf eigene Verantwortung gehandelt und die Genehmigung des Parlaments nachträglich herbeigeführt hätten, die sicherlich . zu erlangen gewesen wäre, selbst unter den schwierigen Verhältnissen, wie sie zurzeit in der französischen Kammer bestehen und wie sie durch die bevorstehenden Wahlen noch weiter erschwert werden. Jetzt werden sie anscheinend die Geister, die sie gerufen haben, nicht wieder los, auch innerhalb der eigenen Regierung nicht. Die Art, wie man in Washington den französischen Widerstand aufgenommen hat, läßt erkennen, wie man dort außerordentlich empfindlich ist für diese Gefährdung einer großen Initiative, die im übrigen von der ganzen Welt als eine rettende Tat begrüßt worden ist; aber leider kommt man damit noch nicht weiter und kann sich nur sagen, daß es eine wahre Katastrophe bedeuten würde, wenn Hoover sich gezwungen sehen sollte, auf die weitere Verfolgung seiner Idee zu verzichten. Sucht man nach den tieferen Gründen der französischen Opposition, so gewinnt man den Eindruck, daß es sich letzten Endes um ein politisches Mißtrauen handelt, um das Mißtrauen gegen ein zweites Deutschland, das früher oder später in den Besitz der Macht kommen und die errungenen Vorteile gegen Frankreich anwenden könnte. Dieses Mißtrauen ist schwer zu beseitigen und man kann nicht erwarten, daß Versicherungen von deutscher Seite sonderlich schwer ins Gewicht fallen, aber es ist doch so, daß dieses zweite Deutschland erst dann überhaupt in den Bereich der politischen Realitäten rückt, wenn das Rettungswerk der Regierung Brüning mißlingt. Man hat auch in Deutschland Grund genug, von einem zweiten Frankreich zu sprechen, das nicht an den Frieden, sondern an den Krieg denkt, aber man ist hier überzeugt, daß die Kräfte des Friedens und der Versöhnung in Frankreich wie in Deutschland dann wirksam sein werden, wenn es gelingt, die Welt von den ungeheuren Sorgen zu befreien, die gerade jetzt auf ihr lasten. In dieser Gesinnung müßte sich schließlich die Lösung finden lassen, nach der man vergebens sucht, wenn man die Hintergedanken der alten Feindseligkeiten in das Versöhnungs- und Rettungswerk hineinträgt. f B • PESTER LläOYIJ. Die Abgeordneienwahlen. Wahlresultate liegen heute bloß aus einem einzigen Bezirke, aus Hódmezővásárhely, vor, wo die geheime Abstimmung schon gestern abend abgeschlossen worden ist. In den übrigen Listenwahl bezirken ging die Abstimmung sowohl in der Hauptstadt als auch in der Provinz heute tagsüber noch vor sich, und wenn auch die Auszählung der Stimmen stellenweise schon begonnen und einzelne Teilergebnisse produziert hat, — vom Endresultat kann man sich heute nacht selbstverständlich noch kein Bild machen. In Hódmezővásárhely sind Ackerbauminister Johann Mayer und Dr. Béla Kun (Unabhängiger Landwirt) gewählt worden. Die über den Besitzstand der Einheitspartei und der Unabhängigen Landwirte veröffentlichten Ziffern haben sich mithin um je ein Mandat erhöht. Di« Einheitspartei zählt dermalen 139, die- Partei der Unabhängigen Lándwirte 6 Abgeordnete. Unsere Meldungen von heute lassen wir ins, nachstehenden folgen: Aus den Listenwahlbezirken. In der Hauptstadt. Heute abends 10 Uhr ist der Wahlakt in allen drei hauptstädtischen Wahlbezirken abgeschlossen worden. Die versiegelten Urnen wurden unter Dekkung den Zentral-Wahlkommissionen abgeliefert. Sie bleiben bis morgen früh 8 Uhr in Verwahrung und dann erst beginnt die Auszählung der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ist heute noch geringer gewesen als gestern. Am gestrigen Feiertag hatten nämlich rund 140.000 Wähler ihre Stimmen abgegeben, während heute nur 104.000 vor den Urnen erschienen. Im Endergebnis haben von den 328.093 Wablbürgern der Hauptstadt nur 244.030 ihr Stimmrecht ausgeübt, was einer Wahlbeteiligung von nur 74.36 Prozent entspricht. Dieses Ergebnis ist um so auffallender, als in den Listenwahlstädten der Provinz überall mehr als 80 bis 85 Prozent, in Debrecen sogar 90 Prozent der Wähler von ihrem Recht Ge-' brauch gemacht haben. Es haben abgestimmt; im Bezirk Ofen « , 58.638 im Nordbezirk ... 88 933 im Südbezirk . . . 96.459 Wähler. Die Zählung der Stimmen wird aller Wahrscheinlichkeit nach mehr als 24 Stunden dauern, so daß die Verlautbarung des Wahlresuttats vor Donnerstag nicht in Aussicht genommen werden, kann. Budapest-Land. Im Bezirk Budapest-Land haben von etwa 98.000 Wahlberechtigten mehr als 73.000 abgc&timmt, was einer Wahlbeteiligung von ungefähr 75 Prozent gleichkommt. Die Zählung der Stimmen hat, wie im Abendblatt berichtet, schon in den Vormittagsstunden begonnen und Teilergebnisse waren schon tagsüber bekannt. Aus diesem können wohl keine Schlüsse auf das Endergebnis gezogen werden, sie dürften jedoch das Publikum, bis das Resultat bekannt wird, sicherlich in hohem Maße interessieren. Eine Meldung aus dem Abstimmungskreis , Újpest, wo bis 7 Uhr abends 21 Urnen geöffnet worden sind, enthält z. B. folgendes Teilergebnis: Einheitspartei 1500 Stimmen, Christlichst)ziale Wirtschaftspartei 944, Vereinigte bürgerliche Opposition 1018, Sozialdemokratische Partei 2961, Christliche Opposition 429, Christ/ichsoziale Partei 227, Frontkämpfer 285. Die Zählung der Stimmen wird fortgesetzt. In der Provinz. Ackerbauminister Mayer und Béla Kun in Hódmezővásárhely gewählt. Das erste. Ergebnis aus den Lislenwahlbezirken; Ackerbauminister Johann Mager und Dr. Béla Kun (Unabb. Lw.) sind in geheimer Abstimmung zu Abgeordneten der Stadt Hódmezővásárhely gewählt worden. Der sozialdemokratische Listenführer Karl Peyer blieb mit mehreren hundert Stimmen in Minderheit. Die Abstimmung hatte 5293 Stimmen für die Einheitspartei, 5020 „ für die Partei der Unabhängigen LancL wirte und 4411 „ für die Sozialdemokratische Partei zum Ergebnis. Demgemäß hat der Wahlpräsident Ackerbauministet Johann Mayer und Dr. Béla Kun nach erfolgtem Abschluß