Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. augusztus (78. évfolyam, 173-196. szám)

1931-08-01 / 173. szám

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Blau, Boro«, Braun, Győri & Nagy, laasenstein A Vogler, Ludwig Hegyi, Simen iCIein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Msgy. hirdető-iroda, Julius Tenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M, Dukes Naohr. A-G., Wien, Wollzeile 16 ; für das sonstige gesamte Ausland: Rudoir Messe A.-G. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heuer, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Adm.: V., Mária Voléria-ucoa 12. Telepből! der Administration: 849-09 78. Jahrgangs Budapest, Samstag, 1. August 1931. Nr. 173 Hat’s Amerika besser? Budapest, 31. Juli. (K—i.) Unter den welthistorischen Geschehnissen ist vielleicht die Tatsache, daß die Fordschen Stamm­werke in Detroit ihren Betrieb eingestellt haben, von untergeordneter Bedeutung. Vielleicht; denn es han delt sich um eine einzige Autofabrik, um einen Groß betrieb von den vielen, die im Krisenjahre 1931 in Amerika wie in Europa kaltgestellt wurden; um 75.000 Arbeiter, die sich der Sechsmillionenschar der Arbeitslosen Amerikas anschließen mußten. Aber dieser Betrieb trägt den Namen Ford, einen stolzen Namen, in dem sich die ganze Wirtschaftskonzeption der amerikanischen Prosperityzeit gleichsam ver­körpert hat. Ford hieß die bis zum äußersten gehende Rationalisierung der Betriebswirtschaft; Ford be­deutete eine ganz unerhörte Regenerierungsfähigkeit des Marktes, den unausgesetzt steigenden Lebens­standard der Massen, das eigenste Arbeitsideal Amerikas. Die Ford-Werke arbeiteten schon seit einiger Zeit mit stark eingeschränktem Betrieb. Dies lag an besonderen Gründen; der amerikanische Markt hat bereits einen gewissen Sättigungsgrad an Auto­mobilen erreicht, und die Aufnahmefähigkeit der überseeischen Länder nahm ständig ab. Jetzt hat diese Entwicklung den Katastrophenpunkt erreicht. Die Fordsche Autofabrik muß geschlossen werden; es wird befürchtet, daß dadurch andere Betriebe in Mitleidenschaft gezogen werden. Mag sein, daß dies alles nur eine Episode ist, aber angesichts einer Episode wie diese erscheint die Frage berechtigt, wie es um die Wirtschaftsaussichten Amerikas und der Welt steht. Amerika geht einem sorgenvollen Winter ent­gegen. Von etwa 45 Millionen Arbeitern feiern bereits sechs Millionen, und diese Zahl wird sich bis zum Winter noch vergrößern. Das Schlimmste dabei ist. daß die Vereinigten Staaten über kein offizielles System der Arbeitslosenfürsorge verfügen: bloß etwa 200.000 Arbeiter sind an privaten Versicherungs­aktionen beteiligt, sonst fällt die Unterstützung der arbeitslos Gewordenen — außer den aus privaten Beiträgen gespeisten Wohltätigkeitskassen — den städtischen und Kreisbehörden zur Last. Durch das Rote Kreuz und sonstige Institutionen wurden ge­waltige Summen an die Notleidenden verteilt. Aber die Quellen der privaten Wohltätigkeit beginnen schon zu versiegen, und es wird immer klarer, daß das Problem der Arbeitslosigkeit auch in Amerika gründlich und systematisch behandelt werden muß, wenn man ernsten Störungen des sozialen Lebens voiheugen will. Wenn die Krise weiter anhält, und wenn die Zahl der Arbeitslosen bis zum nächsten Winter nicht zurückgeht, so wird es sich zeigen, daß die bisher angewandten Methoden zur Be­kämpfung des Arbeitslosenelends völlig unzulänglich sind. Charakteristisch ist hiefür der Fall gerade der Heimatstadt der Fordbetriebe, Detroit. Die Stadtfinanzen sind gänzlich zerrüttet, woran zum großen Teil die steigende Arbeitslosigkeit die Schuld trägt. Bisher wurden aus städtischen Mitteln mo­natlich etwa 800.000 Dollar für Arbeitslosenfürsorgc verausgabt. Jetzt geht es nicht mehr weiter. Die Stadt will eine Anleihe aufnehmen, es wird aber dabei von den Geldgebern zur Bedingung gemacht, daß die Fürsorgesumme auf 300.000 Dollar herab­gesetzt werden muß. Diese Angaben stammen noch aus der Zeit vor der Betriebseinstellung bei Ford. Die übrigen großen Industriezentren befinden sich zumeist in einer ähnlichen Lage. Dabei sind im vorangehenden Krisenjahr bereits die Mittel (Faini­­iienersparnisse und Ähnliches) zum großen Teil auf­gezehrt worden, die noch im vorigen Winter das nackte Elend von Millionen Menschen ahzuwenden vermochten. Was kann der Staat tun? Durch öffent­liche Arbeiten der Krise entgegen wirken? Es wurde dem Präsidenten Hoover nahegelegt, der Kongreß solle zu einer außerordentlichen Session einberufen werden, um umfangreiche öffentliche Arbeiten be­schließen zu können. Präsident Hoover denkt je­doch jetzt an keine außerordentliche Session. Das Budget weist bereits ein Defizit in der Höhe von einer Milliarde Dollar auf; eine weitere Belastung erscheint fast unmöglich. Was ist zu tun? Der Präsident und seine Getreuen setzen alles auf eine bevorstehende Aufwärtsbewegung der Konjunktur­kurve, auf eine „Prosperitätswelle“, die spätestens im Herbst wieder einselzen soll. Es fehlt nicht an Stimmen, die diese Erwartung auf die Erfahrung gründen, daß Krisenperioden durch Hochkonjunktur- Perioden abgelöst zu werden pflegen, und daß zwei Jahre die übliche Dauer einer Periode sind. Können solche Argumente ernstlich erwogen werden? Prä­sident Hoover hat bereits durch seme Taten be­wiesen, daß er eine viel zu tiefe Einsicht in die wahren Ursachen der Krise besitzt, als daß er sich im Ernst auf „Erfahrungstatsachen“ der genannten Art vertrösten ließe. Er weiß genau — und hat dieses Wissen bereits in Taten umgesetzt—, daß der ! Schlüssel des amerikanischen Schicksals in Europa liegt. soll ein Tänzer im Alter anfangen... Im Alter, das bei diesem Beruf spätestens mit den Vierzigern, mit dem Altern da ist und eine Pension bringt, von der man nicht leben kann. Ballett: dieser schwerelose Begriff von Pracht und Duft und lächelnder Grazie und Beschwingtheit: harte Zwangsarbeit, an deren Ende die Sorge wartet. Zwei Jahre der Erfahrung haben gezeigt, daß die amerikanische Wirtschaft aus sich heraus keine Hochkonjunktur erhalten und stabilisieren kann, Amerika als isolierter Wirtschaftskörper war ein Trugbild der Hochkonjunktur; eigentlich hat es einen solchen nie gegeben. Die Krise hat es offen­kundig dargetan, daß Amerika neben einem zäh­­lungsunfähigen und kaufunlustigen Europa nicht gedeihen kann. Aus dieser Erkenntnis folgte der Hooversche Schritt, Europa — und besonders dem am ärgsten verschuldeten Teil Europas, nämlich Deutschland — wieder auf die Beine zu helfen. Die Kiisenentwicklung seit dem Beginn der Hooverschen Aktion zeigt, wie nahe sich bereits Europa am Rand des finanziellen und wirtschaftlichen Ruins befin­det. Der- außerordentliche Schritt Hoovers war von der Erkenntnis diktiert, daß da, koste, was es wolle, Hilfe werden müsse. Durch das Hoover-Moratorium wurde der erste Schritt getan. Angesichts der heu­tigen Lage ist es ohne weiteres klar: dieser erst« Schritt genügt nicht. Die Wiederkehr eines Krisenwinters würde die amerikanische Wirtschaft ernsten Störungen aus­setzen, Störungen, gegen die sie im jetzigen Augen­blick nicht genügend gewappnet ist. Für Amerika ist es daher von höchster Wichtigkeit, daß die Krise der Weltwirtschaft in der nächstfolgenden Zeit bis in ihre tiefsten Ursachen kuriert werde. Die heutige Krise ist zwar eine Weltkrise, aber die Möglichkeit ihrer Abschaffung ist unzertrennbar mit der Neu­regelung der durch den Krieg geschaffenen politi­schen und wirtschaftlichen Lage verwoben. Europa bleibt ein kranker Wirtschaftskörper, solange die normalen Finanzfunktionen seiner Länder durch künstliche Reparationsverpflichtungen in wider­natürliche Bahnen gelenkt werden. Die gründliche Lösung der Wirtschaftskrise bedingt eine gründ­liche Neuprüfung der Reparationsfrage, und an dieser Neuprüfung ist Amerika in erster Reihe inter­essiert. Die Geschichte der Reparationszahlungen hat gezeigt, daß Deutschland seinen Reparationsver­pflichtungen bisher immer bloß durch Inanspruch­nahme neuer Kredite nachkommen konnte; seine Verschuldung wuchs, die natürlichen Kapital­ansprüche seiner Privatwirtschaft wurden unter­bunden. Solange die bisherige Tendenz beibehalten wird, d. h. die numerische Höhe der Reparationen unangetastet bleibt, kann von einer gründlichen Genesung der deutschen — und folglich auch der I europäischen — Wirtschaft keine Rede sein. Die Frage ist bloß, welche praktischen Konsequenzen Amerika aus dieser Erkenntnis ziehen wird? Ballettschule, war daraus nicht eine angebetete, weihrauchumnebelte Göttin hervorgegangen wie die Primaballerina Nikitina, der Großfürsten die Hand küßten? * * * Aber das Schicksal ist nur selten gewillt, von seinen Wundem und Schätzen aus vollen Händen zu spenden. Man muß Geduld und Ausdauer haben, von Etappe zu Etappe. Sechshundert Rubel jährlich sind nicht für jedermann sechshundert Rubel: für die reichen Balletthabitués reichen sechshundert Rubel gerade auf ein paar Champagnersoupers bei den Zigeunern auf den Inseln. Für die kleine Tamara Karsavina be­deutet die Jahresgage von sechshundert Rubel, die sie nach mehreren Jahren und brillant abgelegten Prüfungen bekommt, ein Vermögen, von dem sie so­gar die Eltern unterstützt: der Vater ist inzwischen in Pension geschickt worden. Es heißt, daß er einer Intrige seines Kollegen Petipa zum Opfer gefallen ist Die Tochter möchte am liebsten zum Generalinten­danten laufen; aber solch ein mächtiger Herr ist fern, unsichtbar, fast unpersönlich, es scheint, als würde er nur mit den geheimnisvollen Ausstrahlungen seines Glanzes die Untergebenen dirigieren. Für eine gewöhnliche Ballerine ist es ein Ding der Unmöglich­keit, bis vor das Antlitz des Gewaltigen zu gelangen* Tamara arbeitet unverdrossen weiter, und dei liebe Gott, den sie vor jedem Auftreten in der Kulisse inbrünstig anruft, hat Erbarmen: sie wird zur Koryphäe befördert und bezieht jetzt schort 720 Rubel jährlich. Wie glücklich ist sie auch, daß es ihr nicht so übel ergeht wie einer Kollegin, dig mit ihrer unverbesserlichen Magerkeit, ihrer Unge­schicklichkeit und ihrem Mangel an Technik immer wieder den Unwillen der Lehrer und Regisi seure herausfordert. Das arme Ding heißt Anna Pavlova. Dann war noch ein Jüngling da, ein gan^ merkwürdiger Kerl: er schnellte beim Springen hoch über die Köpfe aller Kameraden empor, schwebte .eine Zeitlang im Raum, als könnte er. Feuilleton. Der Tanz ein Leben. Von MORIZ SCHEYER. Woher rührt es, daß ein Vater so selten damit einverstanden ist, wenn ein Kind den väterlichen Beruf ergreifen will? Warum nimmt dann sein Gesicht meist einen so bekümmerten, fast erschrocke­nen Ausdruck an? Der Beruf: das ist nicht nur etwas, womit man das tägliche Brot verdient, womit man das Leben um die Gegenwart betrügt und die Zukunft vor Not sichern möchte; das sind nicht nur angeborene und angelernte Fähigkeiten, nicht nur der selten erfüllte, oft gescheiterte Wille, ein Ziel zu erreichen. Der Beruf: das ist auch müdes, bitteres Wissen um die Last und die Erniedrigungen der Existenz, um Schäbigkeit der Menschen, um den Trug unserer Illusionen, um die Gewißheit unserer Ent­täuschungen. Jeder Vater weiß zutiefst: nichts läßt sich Kindern ersparen, es gibt kein Vorbeugen allen Gefahren und Ungewißheiten, kein Geborgensein vor allem, was vorläufig noch in dunkler Ferne lauert. Aber welcher Vater streichelt nicht insgeheim dennoch die Hoffnung, die törichte Hoffnung, sein Kind werde es hn Lehen vielleicht doch leichter haben als er seihst? Und jeder andere Beruf er­scheint dann besser und erstrebenswerter als der eigene... Tänzer und Mimiker an der kaiserlichen Oper in Petersburg: macht sich das aristokratische Ballett­publikum einen Begriff davon, was das heißt? Jeden Tag viele Stunden angestrengter, kümmerlich be­zahlter Arbeit; niemals sich richtig satt essen dürfen, um dem Körper die nötige Schlankheit und Elasti­zität zu erhalten: unaufhörliches Intrigieren gegen die Intrigen der Rivalen; ewiger Kampf um die Position; dienernde Angst vor dem Direktor; Angst vor der Abnützung; Angst yor der Zukunft, JVas *’•. * * Eltern in solchen Verhältnissen waren selbst lange vor dem Kriege gezwungen, an einen Beruf für die Zukunft ihrer Tochter zu denken. Die kleine Tamara Karsavina: Kind höchst ehrenwerter Leute, aber keine „Tochter aus gutem Hause“. Das war, damals wenigstens, ein gewaltiger Unterschied. Ein paarmal hatte die kleine Tamara den Vater auf der kaiserlichen Bühne erblicken dürfen, eine überirdisch strahlende Erscheinung inmitten einer schwindelnden Zauberwelt. Im Zuschauerraum Herr­lichkeit der Uniformen, der juwelengestirnten Decol­­letés, weißbehandschuhte Hände, die nach einem besonders gelungenen Solo dem Vater gnädig zu applaudieren geruhten. Was Wunder, die kleine Tamara wollte nur zum Ballett. Der Vater wiederum erklärte: Alles, nur das nicht. Aber die kluge Tamara wußte, was sie zu tun hatte: sie steckte sich hinter die überaus energische Mutter. Zu Hause tanzte der Vater nach der Pfeife seiner Frau. Einige Zeit später wurde das Kind richtig in die kaiserliche Ballettschule in der Theaterstraße aufgenommen. Man hielt dort strengere Disziplin als in jedem Kloster; eine abgeschlossene, von un­nachsichtigen Lehrern und furchtgebietenden, schwarzgekleideten Gouvernanten regierte Welt der Zucht und der Arbeit, eine pedantische Welt ohne fröhlichen Kinderübermut, ohne Näschereien und ohne Spielzeug. Jedes Kind eines Muschiks hat es besser. Manchmal kam es der Kleinen schon sehr hart an; aber dann behalf sie sich mit dem wirksamsten Trost, der im Lehen den kleinen und großen Kindern gegeben ist: noch eine Hoffnung, ein Ziel vor Augen haben zu dürfen. Dieses freudlose .Gefängnis der

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