Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. január (79. évfolyam, 1-25. szám)

1932-01-01 / 1. szám

Edel sei die Valuta, hilfreich und gut... Finanzieller Traum in der Silvestereachi. Von JULIAN WEJSZ. Es war einmal ein kleiner, bescheidener, noch nicht abgebauter Bankbeamter. Freilich, je näher das neue Jahr heranrückte, desto mehr Aussichten eröffneten sich ihm auf eine Kündigung; denn je kärglicher das Gehalt, um so wahrscheinlicher die B-, richtiger wohl W-Liste. Für die Beamten der letzten Rangklasse bringt die Wirtschaftskrise keinerlei Er­leichterungen. Da gibt es kein Stillehalten im Lauf­schritt der Sorgen und kein Moratorium im Drang des Elends. Kein Wunder, daß unser kleiner und bescheidener Beamter, wie alle armen Teufel, sich in Grübeleien verlor, als er am Silvestertag durch die Straßen Budapests ging. Er spintisierte also: Die reichen Leute haben nicht nur ihre Weih­nachtsgeschenke erhalten, sondern auch schon wie­derholt umgetauscht und erwarten nunmehr die an­genehmen Neujahrsüberraschungen. Unsereiner hat vom neuen .1932 nur Unerfreuliches zu erhoffen ... Man Hat an mir solange reduziert, bis mir nur noch das einzige Vergnügen übrig blieb, bei der gegen­wärtigen Wintertemperatur spazieren zu gehen, zumal mir dann mein ungeheiztes Zimiper fast ge­heizt vorkommt. Überdies darf ich auch manchen Blick in die Schaufenster werfen und an den aus­gestellten Kostbarkeiten meine Phantasie erhitzen. Er bleibt ver einer Wechselstube stehen, die in ihrer Auslage fremde Valuten zur Schau stellt: Französische und Schweizer Francs, Pfunde und Dollarscheine, auch Minderwertiges, wie Mark- und Schillingnoten und er philosophiert weiter: Da reden und schreiben die Leute, es gäbe in Budapest keine Valuten. Ich wollte, die hier ausge­stellten ausländischen Geldsorten wären mein eigen!... Sie werden mich vielleicht bis in den Schlaf verfolgen, eleim in der Silvesternacht schickt es sich, von Geld und Gold zu träumen, was die Psychoanalytiker vielleicht mit einem neuen Midas- Komplex erklären können. Er geht heim, legt sieb ins Bett, obgleich noch lange nicht Schlafenszeit ist... aber er friert wenig­stens nicht mehr ... Während seine glücklicheren Zeitgenossen das neue Jahr mit Lust und Freude begrüßen, an Wein, Weib und Gesang sich erhei­tern, mit Jazz- und Zigeunermusik dun alten 1931 den Abschied geben, lullt ihn Gott Morpheus ein und läßt ihn in einen tiefen finanziellen Silvestertraum sinken. * * * ... Auf einem Tisch Hegen in dichten Haufen Valuten aus allen Ländern vor ihm. Ei sieht alle exotischen Zahlungsmittel, die im Schaufenster der Wechselstube protzten, verhundertfacht, vertausend­facht vor sich. Seine Finger wühlen in fremden Va­luten, und dabei denkt er ängstlich daran, daß er, den Notverordnungen gemäß, die fremden Zahlungs­mittel bei der Nationalbank anmelden müßte, — tröstet sich jedoch damit, daß auch andere nicht sagen, was sie an Valuten besitzen. Denn Schwei­gen ist bekanntlich Gold. Während sein Blick auf den vor ihm liegenden Geldzeichen ruht, vernimmt er ein leises Rascheln und Klirren. Er horcht auf und hört olme jedes Erstaunen — erlebt er doch eineai der bis zum Überdruß oft geschilderten Träume in der Silvesternacht — wie die Bank- und Staatsnoten miteinander tuscheln und zischeln: Der französische zum Schweizer Franc (flüsternd): Rücken Sie näher. Herr Kollege, denn ich will von der insolventen Firma Mark, Schil­ling et Comp, nicht wieder angepumpt werden. Der Schweizer Franc (laut): Man soll nicht zu stolz und nicht zu hart sein. Auch wir haben schon schlechte Kurse erlebt. Heute noch auf hohen Rossen, morgen durch die Brust geschossen, heute im Kursblatt über Pari, morgen einfach gestrichen ... Der französische Franc: Meine Edelvaluta will nichts mit der Talmivaluta unserer Nachbarn zu tun haben. Parbleu! Der Schweizer Franc (belehrend): Denken Sie an das Wort des jetzt überall — sogar in Frank­reich — gefeierten deutschen Dichters Goethe: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Ich übertrage dieses Wort in die Goldwährung und sage: Edel sei die Valuta, hilfreich und gut. Das cngliscche Pfund (kühl und klar): Ent­schuldigen Sie, meine Verehrten, wenn ich wider Willen Ihr Gespräch belauschte und mich einschalte, indem ich dem guten Schweizer beistinrmend er­kläre, daß ich stets schwächere Valuten gestützt habe. Der französische Franc (ironisch): Sie sind auch hübsch heruntergekommen ... Sie haben ja eine förmliche Entfettungskur hinter sich und scheinen von Ihrem einstigen Pfund einige Pfunde verloren zu haben ... Der Dollar (plump und schwer): Aber das eng­lische Pfund hat trotzdem noch immer Gewicht Es bleibt immer allright! Die übrigen Valuten horchen bereits auf, kichern und murren. Die tschechische Krone (lacht): Den Unter­schied zwischen Pfund und Franc möchte ich an der Börse spielen können. Der Dollar (verweisend): Die tschechische Krone müßte bedenken, daß schon manche Krone in den Staub gesunken ist. Der Dinar: Ich halte mich an die Vereinbarun­gen der Kleinen Entente, wenn ich mit Ja und .Amen die Bemerkungen der tschechischen Krone be­stätige. Die Mark: Jetzt fehlt nur noch das Votum des rumänischen Leu ... Freilich ist nicht alles Gold, was glänzt, besonders nicht in Rumänien, wo man sozu­sagen blank ist, so blank wie Marmarosch uod Blank ... Der Schilling (ängstlich): Nicht so draufgänge­risch, lieber Anschlußbruder, denn gefährlich ist’s sogar den Leu zu necken ... Der Leu: Meine liebe Mark, Sic sollten nicht höhnen, schon deshalb nicht weil Sie schwindsüch­tig sind. Wohl heißen Sie noch Mark, aber Sie ha­ben keines mehr.., • 3 • Píeitag, 1. Januar 1932 FESTER LLOYD hinaus, für welchen Fall das Transfermoratorium des Young-Plans vorgesehen war-, und stellte gleich­zeitig fest, daß Deutschland den aufschiebbaren Teil der Reparationen auch nach Ablauf des Hoover- Moratoriums nicht werde tranferieren komién. Der Völkerbund und der Krieg im Fernen Osten. Während die europäischen und amerikanischen Staatsmänner solcherart mit der Sisyphusarbeit der Kröenbekämpfimg gebunden waren, entbrannte plötzlich im Fernen Osten ein Krieg, dessen Aus­wirkungen 'auf die Lösung der fernöstlichen Probleme heute noch unabsehbar sind. China wurde in den Monaten Juli—August von einer Überschwemmung apokalyptischen Ausmaßes betroffen, nach autorita­tiven Berichten der größten Naturkatastrophe Chinas seit Menschengedenken. Durch dieses Ereignis gelähmt, durch innere Zerklüftung, Kommunismus, Bürger­krieg erschüttert, erlag China fast widerstandslos dem japanischen Vorstoß in der Mandschurei, der mit der Besetzung Mukdens begann, dann hart bis zur russischen Grenze vordrang und, nachdem dieses Gebiet für die japanischen Streitkräfte gesichert war, einen Frontwechsel nach dem Süden vollzog und nach einer systematischen Offensive längs der süd­­mandschurischen Eisenbahnlinie um Jahresende die historische Wasserscheide der Großen Mauer er­reichte. Naturschätze und Eisenbahnlinien sind die Hauptziele dieses typisch imperialistischen Vor­dringens, das nicht einmal mit der Ableitung japani­scher Bevölkerungsüberschüssc gerechtfertigt wer­den kann, da die Massen der mandschurischen Ein Wanderung sich stets aus dem unerschöpflichen Re­servoir der chinesischen Bauernschaft rekrutiert ha­ben, und die dünne japanische Führerschicht bloß organisatorische Funktionen versah. Der chinesischen Ohnmacht blieb nichts anderes übrig, als sich unter den Schutz des Völkerbundes zu stellen, der mit Ein­beziehung der Vereinigten Staaten — ein völker­rechtlich bedeutsamer Präzedenzfall, der den Protest Japans hervorrief — Ende Oktober einen eindeutigen Beschluß gegen Japan faßte und den Rückzug der japanischen Truppen hinter die Eisenbahnzone for­derte. Doch der faktische Krieg ging auch bis zum 16. November, als der Völkerbundrat in Paris neuer­lich zusammentrat, weiter, und geht trotz der wieder­holten, allerdings unbefristeten Aufforderung an Ja­pan, die besetzten Gebiete zu räumen, und trotz der Entsendung militärischer Beobachter nach dem Kriegsschauplatz noch immer weiter. Hat in diesem Konflikt die imperialistische Gewaltpolitik über den Völkerbundgedanken bereits einen endgültigen Sieg errungen? Oder ist die Politik der Großmächte durch die vollkommene Kriegsmüdigkeit ihrer Völker be­dingt, die auch der Sowjetmacht eine äußerste Zu­rückhaltung in diesem Konflikt auferlegte, die aber die Verfolgung einer weiteren, beharrlichen Aktion gegen Japan keineswegs ausschließt? Die Beant­wortung dieser Fragen hängt auch davon ab, ob ein amerikanisch-englisch-japanisches Geheimabkommen über die Mandschurei anläßlich der Washingtoner Seaabrüstungskonferenz zustande kam, als deren Folge vielfach die gegenwärtige japanische Aktion angesehen wird? Von der weiteren Entwicklung der mandschurischen Frage hängen immerhin entschei­dende Perspektiven der chinesischen Politik ab. Denn zum Schlüsse des Jahres hat bereits die bis­herige Zentralregierung demissioniert, und im Innern Innenpolitische uud soziale Paradoxien. ln der Tat hätte zu einem unbehinderten im­perialistischen Vorstoß kein geeigneterer Augenblick gewählt werden können, als das vergangene^ Jahr. Ganz Europa ist von sozialen und innenpolitischen Paradoxien gequält und hatte beide Hände mit der Überwindung eigener Sorgen voll. In Deutschland schwoll die Hitler-Welle weiter an und ergriff wie eine seelische Epidemie des Mittelalters burner brei­tere Kreise des Mittelstandes. Russische Gedanken­­gange mischen sich in dieser Bewegung mit kollek­tivistischer Romantik und der ganze Prozeß deutet auf die innere Gleichgewichstlosigkeit einer Jugend, die von der nur halb besiegten wilhelminischen Ge­neration zur. Negation des jungen deutschen .Staates erzogen wurde. Auch in Eugland wurde in der Stunde der Not der Sozialismus zurückgedrängt und in beiden Ländern wird der Parlamentarismus aus­geschaltet, damit die nach rechts neigende Mitte, vielleicht mehr der Not als dem eigenen Triebe ge­horchend, staatssozialistische Gedankengänge in Kraft setzt. Für den Sozialismus erwächst aus dieser Lage die Gefahr einer außerordentlichen Radikali­sierung seiner Massen, dje aus Reaktion auf den Nationalismus zu den Kommunisten hintendieren. Die Übernahme der italienischen Industrie durch den Staat, das Anwachsen der staatlichen Funktionen in ganz Mittel- und Osteuropa vollenden diese staats­sozialistische oder staatskapitalistische Entwicklung, die größere Gefahren birgt, als eine bloße Ober­flächenanalyse es andeuten mag. In ganz Europa schwelt die Glut der Revolution unter der Asche fort, und wenn auch die kommunistischen Parteien allein noch schwach sind, würde die Radikalisierung der Sozialdemokratie in Deutschland und in Eng­land Kämpfe einleiten, denen selbst die widerstands­fähigen innenpolitischen Systeme Frankreichs und der Vereinigten Staaten auf die Dauer kaum ge-, wachsen sein könnten. In der allgemeinen politi­schen Kopflosigkeit der Krise fällt die Überlegenheit der vatikanischen Politik auf. Ihre schmiegsame Kompromißpolitik in Deutschland, Italien und Spa­nien, in Welch letzterem Lande sie sich mit über­raschender Schnelligkeit der neuen Lage anzupassen verstand, deutet darauf Ilin, daß eine bewußte Ko­operation des Katholizismus mit den Zielen des inneren und äußeren Friedens Fähig ist, den Staaten in ihrem Kampfe um Rettung des sozialen Gleich­gewichts wertvollen Beistand zu leihen. Während Europa eine staatskapitaiistische und staalssozialistiischc Entwicklung durchmachte, wurde in Rußland das strenge System des bureaukratischen Zentralismus einigermaßen aufgelockert. Die außer­ordentlich ungünstige Entwicklung der russischen Handelsbilanz, die infolge des Sturzes der Rohstoff­­prei.se immer mehr in Passivität geriet, haben die Erfüllung der Ziele des dritten Planjahres bedeu­tend retardiert. Infolge finanzieller Schwierigkeiten litt auch der russische Kredit schwer, so daß man auf die Aufrer.hterlialtung des bisherigen forcierten Tempos für den Ausbau der Produktionsmittel wohl bald verzichten dürfte, um sich auf den Ausbau der KonsummittelÄndustrien, die Reorganisierung des Eisen bahn system s und die Bekämpfung der Woh­nungsnot zu verlegen. Freilich sind die finanziellen Vorbedingungen dieser Wendung noch nicht erfüllt, so daß die größte Sorge der sow jetrussischen Politik gegenwärtig die Aufstellung eines Finanzplans und der Übergang zum Ren tahiti tätsprinzip sein wird. Der gedämpfte Ton. in dem die russische Presse über die Entwicklung der europäischen Krise schrieb, die Zurückhaltung Rußlands im mandschurischen Konflikt; die Nichtangriffspaktverhandlungen Ruß­lands mit Frankreich, Polen, Rumänien und den baltischen Staaten, — all das zeigt, daß die sowjet­­russische Politik im Bewußtsein ihrer inneren Schwäche auf die Durchführung einer weltrevolutio­nären Offensive gerade in einem Augenblick ver­zichtet, in dem die Weltkrise ihren Tiefpunkt zu erreichen scheint, über Südamerika eine Umsturz­­welk der RohstoffrevolutiDnen geht, eine Reihe von Schuldnerländcr Moratorien erklärt, also der Welt­kapitalismus an allen Fugen und Enden kracht. Chinas herrscht wieder heilloses Ghaos. Steuern die Großmächte einer neuen Einteilung Chinas in Inter­essensphären zu, wie cs die Gerüchte über japanisch französische Sondcrabkoirmien in der chinesischen Frage wissen wollten? Lauter Rätsel und I* r-ige­­zeiohen. Nur eins ist positiv: das Dröhnen der ja­panischen Kanonen, hinter denen sich die Kolonisa­toren in aller Ruhe und auf lange Sicht entrichten. á l Ul ÍVRE 3 Ó RÁDIÓT gPOKYETLEN CSERÉLJE BE w ELAVULT KÉSZÜLÉKÉT A Standard CSEREAKCIÓN

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