Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. február (79. évfolyam, 26-48. szám)

1932-02-02 / 26. szám

Dienstag, 2. Februar 1932 _________________________• 3 * ___________ PESTER LLOYB ansehnliche Summe, aber gewiß keine, die man als unerschwinglich bezeichnen könnte, wofern es ge­lingt, das Budget in diesem Rahmen zu halten. Ohne mich in Einzelheiten einzulassen, halte ich es übrigens für ausgeschlossen, daß bei den Staats­betrieben ein Ausfall von 15 Millionen nicht hereingebracht werden könnte. Mit Hilfe entspre­chender organisatorischer Maßnahmen muß das möglich sein. Mag sein, daß es im laufenden Bud­getjahr — bis Ende Juni — nicht mehr erreicht werden kann. Die Zeit dürfte schon zu kurz dazu sein; aber für das nächste Finanzjahr halte ich es für unbedingt möglich. Ausgeschlossen muß es jedoch sein, daß man den, Ausfall durch Tarifer­höhungen wettzumachen trachtet- Diese Art der Wirtschaftspolitik hat gründlich abgewirtschaftet. Bei den staatlichen Ausgaben im engeren Sinne des Wortes könnte man an eine weitere, eine dritte Kürzung der Gehälter und Pensionen der Staatsanges teilten denken. Im Bewußtsein meiner Verantwortung würde ich vor einer solchen Maß­regel mit aller Entschiedenheit warnen; dazu darf es nur kommen, wenn bereits alle möglichen Mittel restlos erschöpft sein werden. In Deutschland war auch dies möglich, aber dort beziehen — nach den jüngsten amtlichen Feststellungen — selbst nach der letzten Gehaltskürzung noch die Unterbeamten 115, die mittleren Beamten 96 und die höheren 88 Prozent ihres Vorkriegsgehaltes. Wie weit halten unsere Angestellten und Pensionisten noch davon! Das Pflichtbewußtsein und Verantwortungsgefühl unseres Beamtenstandes bieten volle Gewähr dafür, daß er im äußersten Notfall auch weitere Entbeh­rungen auf sich nehmen wird; aber darauf darf man es wirklich nur im äußersten Noifall ankommen lassen. Zur Vermeidung dieser leidigen Eventualität möchte ich auf einen alten Gedanken zurückgreifen, den ich seinerzeit schon mit weiland Alexander Wekerle viel erörtert habe, nämlich- auf eine Be­steuerung der elektrischen und Gasbeleuchtung. Ich halte eine solche Belastung nicht für unmöglich, weil davon die ärmere Bevölkerung kaum betroffen würde. Wo die Betroleumbeleuchtung der ärmsten Volksschichten besteuert wird, ist es unmöglich, das elektrische und das Gaslicht unbesteuert zu lassen. Auch komme ich auf meine Idee des Elektrizitäts­­monoools zurück; meiner Ansicht nach ist auch dies eine Möglichkeit, die erwogen werden sollte. Es feh­len mir die Unterlagen zu einer Berechnung des Er­trages einer solchen Steuer, aber ich dürfte mich kaum weit von der Wahrheit wegbewegen, wenn ich annehme, daß sich daraus immer eine Summe erge­ben würde, die einer weiteren möglichen Kürzung der Beamtengehälter gleichkäme. Ich möchte noch auf eine ganz bedeutende Bud­getpost hin weisen, bei deren Ermäßigung das Genfer Finanzkomitee uns sehr nützliche Dienste erweisen könnte: auf unsere seit 1924 kontrahierten Staats­schulden, nämlich die Völkerbundanleihe, die bis 1949 läuft und unser Budget mit jährlich 35 bis 36 Millionen belastet und auf die anderen Schulden von etwa rund 30 Millionen jährlicher Belastung. Wenn bei diesen Schulden die hohe Zinsenlast von durchschnittlich 7 bis 7.5 Prozent auf die Hälfte herabgesetzt und die Kapitaltilgungszeit um einige Jahre verlängert würde, könnte solcherart eine Er­sparnis von fast 30 Millionen erreicht werden. Viel­leicht werden sich noch andere Möglichkeiten für — Der Letzte vergeht. •— Nichts als Dunkel — tiefes, tiefes Dunkel.----------------­Als Collot d’Herbois aus seiner Ohnmacht er­wacht und in die besorgten Mienen der Patrioten blickt, scheucht er sie fort, brüllt sie an, daß sie zögernd davonschleichen. — Dann liegt er in der dunkeln Leere. Er fürchtet sich. Er zwingt die buntesten Bilder seines Lebens aus seiner Erinnerung. — Aber sie verfallen dem Dunkel, ziehen vorüber im gespensti­gen Grau, rasch, in unheimlich rascher Folge, immer schneller, schneller, sein glorreicher Kampf gegen Tyrannen und Aristokraten. Und sie alle, die mäch­tigen Feinde, tragen die Züge des dicken Maires von Lyon, des Fabrikanten, des Juweliers. Ein blick­klarer Gedanke durchreißt das Dunkel. In jedem Feind des jungen Vaterlands hat Collot den Feind seiner Jugend gesehen, nie hat er um die Befreiung j der Nation gerungen, immer nur um die Erlösung i seiner Seele aus früherer Schmach. Nur einmal war er echter, wahrer Mensch, damals, als er auf de.r Bühne sich zum Opfer brachte — später hat er Ko­mödie gespielt, bis heute. Bis zu der Stunde. Und wieder das Dunkel. Aus ihm wächst das erste Bild: der Raum des Theaters, das letzte: der­selbe Schauplatz. Von Anfang bis zu Ende weht sein Leben im Gespenstergrau durch die Welt. Und all- j mählich spannt sich ein Brückenbogen wie eine ge , wattige Deckenwölbung vom Anfang nun Ende, die 1 ganze Welt ist ein ungeheurer Theaterraum. Die Akteure huschen mit Geistesschnelle vom Aufgang zum Niedergang. Alle, alle tragen sie das Gesicht des dicken Maire, alle, alle lachen sie ein unendliches, i durch Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte fortzeugen- ' des Lachen. — Dann schweigen sie, ihre Züge wan­deln s’oh, blondes Haar, sehnsüchtig-gläubige Augen, hundet, tausend, abertausend Jünglingsgestalten schweben den furchtbaren Weg, eine Flut von Sehn­sucht rauscht aus ihnen. Collot d’Herbois ins er­starrte Herz, daß es aufflammt in letztem namen­losen Verlangen. Dann fällt der Vorhang. Mehrerträgnisse und Ersparnisse ergeben; gesucht müssen sie unter allen Umständen werden. Und wir alle müssen mithelfen, damit, ein Ausweg gefunden wird, der zwar durch schwere, die bisherigen über­steigende Heimsuchungen führt, abc-r auch zur Lösung. Politik als wissenschaftliches Problem. (Dr. E.) Leute, die aus ihrem apolitischen Den­ken gern allgemeine Schlüsse ziehen und alles, was mit Politik ,zusammenhängt, lediglich als ein selbst­­süchiges Geschäft der politischen Führer betrachten, das mit den enggefaßten Begriffen der bürgerlichen Moral unvereinbar ist, werden sich nicht zu erklären wissen, wie ein wissenschaftliches System dein un­berechenbaren Wechselspiel der politischen Kräfte irgendwie gerecht werden könnte. Aber auch manche Männer der Wissenschaft werden einer wissenschaft­­; liehen Behandlung der politischen Probleme zweifel­los wesensfremd gegenüberstelien. Für beide Kate­gorien, für die von dem Treiben der Politiker ab­­! seits stehende geistige Auslese ebenso wie für den Mann von der Straße, der zwar in seinen Muße­stunde gern politisiert, aber im Grunde die Schach- und Winkelzüge der regierenden und par­­| lamentarischen Geister doch mit einem geringschätzi- I gen Achselzucken erledigt, ist und bleibt „politisch ! Lied“ ein „garstig Lied“. Nun konnte einer solchen j Illusion des Abseitsstehens vor dem Krieg noch eine gewisse Existenzberechtigung zugesprochen werden, obschon es auch damals eine folgenschwere Selbst­täuschung war, daß man sich vom Strudel der Poli­­! tik straflos isolieren könne. Die Tragödie Deutsch­lands ist nicht zuletzt auf den Umstand zurückzu- I führen, daß der Durchschnittshürger die politischen | Ereignisse aus einer allzu großen Entfernung be­­! trachtet hat, und daß Denken und Lenken gewisser­­! maßen Sache zwei verschiedener Kasten war. In den j Jahren nach dem Krieg aber ist Politik —• wenn auch stark gegen den Instinkt der politisch Unge­schulten und Ungewitzten — in den Mittelpunkt der Erörterungen gerückt. Die allgemeine Stellung­nahme zu den großen Streitfragen der internationalen Politik schien schlechthin unvermeidlich. Der Kampf der politischen Parteien durchdrang alle Relationen des öffentlichen Lebens und drückte auch den Be­­; Strebungen der Kunst und Literatur, ja selbst der I bis dahin als üherparteiisch geltenden Wissenschaft seinen Stempel auf. Bei diesem rege gewordenen AU- gemeininteresse für die Schicksalsfragen der Politik erscheint „Politik als Wisssensch-aft“ sozusagen als ein Gegenpol der „politisierten Wissenschaft“. Nun gab die wissenschaftliche Behandlung po­litischer Probleme allerdings bereits den griechi­schen Philosophen zu schaffen, und man braucht nur an die mittelalterlichen Utopisten, dann an Machiavelli, Rousseau uiid sp spätere Theoretiker wie Hegfel, Marx und Treltschke zu denken, um zur Feststellung zu gelangen, daß der politische Problemenkomplex die Gelehrten zu jedem Zeitalter beschäftigte. Aber als eine besondere Disziplin tritt Politik in der Vergangenheit niemals auf, sie bildet ! stets nur eine Art Beitrag zur philosophischen, ge­schichtlichen, juristischen oder soziologischen Be­trachtungsart. Machiavelli stellt an den Staatsmann ideelle Forderungen, die aus den damaligen Zustän­den in der Republik Florenz heraus entstanden sind, Rousseau leitet Rechte und Pflichten des Staates aus einem fiktiven Gesellschaftsvertrag ab, Hegel bleibt auch in seinen politischen Betrachtungen Geschichts­­philosoph, Marx Sozialrevolutionär. Treitschke Hi­storiker. In den Werken aller dieser Denker er­scheint der Staat selbst als ein abstrakter Begriff, als die zusammenfassende Formel für das nirgend und niemals ruhende Kampfspiel der sozialen und wirtschaftlichen Kräfte, ln der neuesten Zeit hat sich nun unter dem Einfluß der biologischen Be­trachtungsart eine gänzlich neue Lehre vom Staat, seinen Zielen, Widersprüchen und Kämpfen nach innen und außen durchgerungen. Im Lichte dieser Auffassung wird der Staat als ein lebendiger Orga­nismus, als eine überpersönliche Schöpfung von per­sönlichen Merkmalen dargestellt, der nach der Maß­gabe seiner geographischen Beschaffenheit sein indi­viduelles Dasein führt und, ohne mit der starren Folgerichtigkeit eines Naturgesetzes seinen Kreislauf zu vollenden, immerhin der Rhythmik seines Schick­salsgesetzes unterworfen ist. Auf diese Weise kommt einerseits Bewegung in die Behandlung des Staates und seiner spezifischen politischen Probleme, es ge­lingt in erhöhtem Maße, der eigenen Struktur der einzelnen Staaten und der Beweggründe ihres ge­schichtlichen Ringens gerecht zu werden, aber diese organische Betrachtung ermöglicht auch, sich von jeglicher parteipolitischen Befangenheit löszulösen und die gegnerischen Kräfte sachlicher als bisher aus gemeinsamen Ursprüngen abzuleiten. Eine solche bewegte und dennoch systema­tisch aufgebaute Schilderung der treibenden politi- j tischen Energien ist es, die uns Dr. Adolf Grabowsky in seinem neuen umfassenden Werk „Politik“*) be­schert. Nach Teilversuchen, die auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten von Gelehrten wie Tön­nies, Oppenheimer, Stirner, Kelsen oder Rickert unternommen worden sind, wird uns hier zum ersten Male eine erschöpfende, scharf kritische und dabei doch auch rhythmisch beschwingte, von einem schöpferischen Gestaltungswillen getragene Zusammenfassung der gesamten politischen Proble­matik geboten. Die Aufgabe wird von den verschie­densten Ausgangspunkten in Angriff genommen. Im I ersten Teil, in der sogenannten „Theoretischen Po­litik“, werden Begriffe, wie Staat, Regierung, Wah­len, Parlament, Partei, die historische Entwicklung i des Staates sowohl wie die modernen Staatsformen i (Demokratie, F'aszismus, Bolschewismus usw.) unter j streng methodische Gesichtspunkte gefaßt Der zweite Teil nennt sich „Weltpolitik“ und schildert das Ausstrahlen der .Staatsenergien in die außenpoli­tische Sphäre und ihr Zusammentreffen auf den Expansionsfeldem der Weltwirtschaft. Hiehcr gehört freilich auch die Behandlung der Probleme Rüstung und Krieg und ihrer neuen internationalen Abwehr­einrichtungen, wie Völkerbund, pazifistischer Konfe­renzen und der diversen „Panbewegungcn“. An diese Teile schließen sich dann noch besondere Re­flexionen über die neue Gestaltung der deutschen, englischen und amerikanischen Politik an. Drei vorherrschende Gesichtspunkte sind für : diese „Politik“ vor allem charakteristisch. In erster | Reihe macht sich Grabowsky die biologische An­­; schauungsart bei der Deutung politischer Vorgänge in allen Punkten zu eigen. Er zeigt den Staat im j Kampf um seine organische Vollendung in rastloser Bewegung, er spricht von einer besonderen staats­politischen „Dynamik“, die er in dem Gebaren ge­wisser, aus zeitlicher Enge herausstrel»enden Mächte im Gegensatz zu den mehr saturierten, sogenannten I „statischen Mächten“ mit besonderer Deutlichkeit wahrzunehmen meint. Sodann nimmt der Verfasser i auf die Gegebenheiten des geographischen Raumes, in dein die einzelnen Staaten entstanden sind, be­­j sonders eingehend Bedacht und erweist sich somit I als ein Anhänger der von dem Schweden’ Kjelién begründeten sogenannten „geopolitischan“ Richtung. Schließlich ist es aber für die Auffassung Grabowsky* auch bezeichnend, daß er politisch'' Probleme nie­mals als restlos lösbare Rechenexempel oder auf rationalistischem Wege ergründbare Preisaufgaben betrachtet. Immer weist er auch auf die uneiwäg­baren, mystischen Seiten der politischen Vorgänge hin, auf dasjenige, was Bismarck als „Impondera­bilien“ bezeichnet hat, immer wieder gedenkt er der Rolle das Irrationalen, das zuverlässige Prognosen auf politischem Gebiete so sehr erschwert. Man wird j in diesem Zusammenhänge unwillkürlich an ein treffendes Wort Josef Vészis erinnert, wonach in der J Politik zweimal Zwei das eine Mal drei, das andere Mal fünf, aber niemals »der sei. Eine eigene Formulierung des Verfassers bezieht sich ferner auf die Welt der „politischen Fiktionen“, In Anlehnung an die „als ob“-Theorie des Philo­sophen Hans Vaibinger, der die fiktiven Unterlagen der verschiedensten Wissenszweige beleuchtet hat, wird uns gezeigt, wie die meisten demokratischen Einrichtungen, wie der Appell an den Volkswillen, die Geltung des Mehrheitsprinzips und die meisten parlamentarischen Gepflogenheiten auf Fiktionen be­ruhen, wie es denn auch eine Fiktion sei, „dem Chaos ungleichartiger Menschen politische Gleich­heit zuzusprechen“, oder „das Wahlergebnis auf Jahre hinaus als gültig bestehen zu lassen, wo sich doch die Volksstimmung inzwischen schon längst wieder geändert haben mag“, oder „auch die Führerauslese in der Demokratie als besonders ge­recht zu betrachten, wo doch gerade die ungehemmte breite Öffentlichkeit demokratischer Zustände De­magogen und Maulhelden nach oben kommen läßt“. Solche Bemerkungen kommen freilich nicht irgendwie einer antidemokratischen Stellungnahme gleich. Sämtliche politischen Glaubensbekenntnisse und Regierungssysteme werden scharf unter die kri­tische Lupe genommen, die verschiedensten politi­schen Parteibildungen werden neben der positiven auch von der negativen Seite her beleuchtet, wird versucht, die Komplikationen und vielseitigen Ab­zweigungen des Wahlproblems, wie es sich von Amerika und England bis auf Italien in den ver­schiedenartigsten Abschattungen äußert, in ein über­­sichtliches System zu bringen. Der kategorische Imperativ für den Staat von richtiger dynamischer Gliederung lautet nach Gra­bowsky: „Rechtepolitik nach innen, Machtpolitik nach außen.“ Das besagt nun nicht nur in bezug auf die divergierenden Richtlinien der Innen- und Außenpolitik, sondern auch in bezug auf die politi­sche GrundaufTassung des Verfassers allerhand. Sic; besagt einerseits, daß der Verfasser es mit der politi­schen Moral und der Zuverlässigkeit der Verfassungs­und Rechtsinstitutionen im Inneren sehr ernst nimmt, daß er aber andererseits von überspannten pazifistischen Bestrebungen und den völkerver- *) „Politik.“ Von Dr. Adolf Grabowsky. Industricverlag Spath u. Linde, Berlin—Wien. i RÍht!!!g!TM| 9 Verpantschen Sie nicht Ihren Magen! m I KALIMENT I ||| fördert den Appetit, da er nicht nur Zucker, sondern lli I ein sicher wirkender HEILZUC1CER ist. || ^<1 Sicheres Desinfektionsmittel ® gegen Husten, Heiserkeit. Eine Schachtel (30 St.) 70 fillér. Eine Familien sch ach tel (100 St.) P 1.80 Ipi|

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