Pester Lloyd - esti kiadás, 1932. február (79. évfolyam, 25-48. szám)
1932-02-01 / 25. szám
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Blockner Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Kagy Haasenstein & Vogler, Ludwig Hegyi, Simor Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold. Magy. hirdetö-iroda, Julius Tenzer, Uray Generalvertretung des Pester Lloyd tüi Oesterreich: M. Dukes Nachf, A.-G., Wien, Wollzeile 16; für das sonstige gesamte Ausland: Rudolf Mossa A.-G. Einzelnummer für Budapest und tür die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Grt Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-uoca lä, Teleohon der Administration: 849-09 Budapest, Montag, 1. Februar 1932. Nr. 25 79. Jahrgang. Japans Vordringen Im fernen osten. Chinas bewaffneter Widerstand ohne Kriegserklärung. Verschärfte Spannung zwischen Amerika und Japan. ' Budapest, 1. Februar. Die Nachricht über die unmittelbar bevorstehende Kriegserklärung Chinas an Japan, die am Sámstag in so bestimmter Form auftauohte, hat sich als unzutreffend und mithin haben sich die daran geknüpften Kommentare eines • großen Teiles der europäischen Presse als verfrüht erwiesen. China hat den Krieg nicht erklärt, doch tut dies dem tiefen Ernst der Lage im Fernen Osten keinen Abbruch, denn die chinesische Regierung, an ihrer Spitze der Marschall Tschiang Käi-Schek, der auch den Oberbefehl über die ganze Wehrmacht Chinas übernommen hat, veröffentliciht ihren Entschluß, das eigenmächtige Vorgehen Japans durch den Einsatz aller Kräfte des chinesischen Volkes zu bekämpfen. Der chinesische Widerstand betätigt sich bereits in starken Truppenkonzentrierungen, um die Schanghai-Front zu verstärken. Ein Teil dieser Verstärkungen scheint dort bereits edngetroffen zu sein, denn in Tsapai, diesem Vororte von Schanghai, der am Freitag von den Japanern genommen werden konnte, hat bald nachher eine chinesische Gegenoffensive eingesetzt, die für die Japaner verlustreich war und ihren Händen dieses Gebiet auch entrissen zu haben scheint. Gestern haben in Schanghai auf englische Initiative Svaffenstillstundsverhandlungen zwischen den Befehlshabern der japanischen und chinesischen Streitkräfte stattgefunden, denen der auch von Amerika unterstützte Antrag zugrunde lag, bei Schanghai eine neutrale Zone zu errichten, die von den Truppen der internationalen Konzessionen zu besetzen wäre. Die Verhandlungen haben den ganzen Tag gedauert, aber zu keinem abschließenden Ergebnis geführt. Bezeichnenderweise haben während der Verhandlungen japanische Flugzeuggeschwader andauernd über Schanghai gekreist. Mittlßrweile hat Amerika sich zu einem energischeren diplomatischen Schritt bei der Tokioter Regierung aufgerafft, und auch die englische Regierung scheint ihre bisherige zurückhaltendere Stellungnahme aufgegeben und sich der amerikanischen Demarche angcschlossen zu haben. Um seinem Protest gegen das eigenmächtige Vorgehen Japans stärkeren Nachdruck zu verleihen, hat das Weiße Haus in Washington ein starkes Geschwader seiner Pazifikflotte nach Schanghai dirigiert und dort weitere Truppen landen lassen. Das Gleiche ist auch seitens der englischen Flotte der Fall gewesen. Immer problematischer erscheint es, ob die internationalen Konzessionsgebiete . in Schanghai von den militärischen Operationen der Japaner verschont bleiben können. Es ist vorgekommen — und der Fall mag sich jeden Augenblick wiederholen —, daß Bombenabwürfe aus japanischen Kriegsflugzeugen — wenn auch unbeabsichtigterweise — in diese exterritorialen Gebiete gefallen sind und dort Verheerungen angerichtet haben. Aber auch die Annahme, daß geflüchtete chinesische Soldaten in Gebäuden am Saume der Konzessionsgebiete Unterschlupf gefunden hätten, bietet den Japanern plausiblen Vorwand zum Einschreiten, und so ist beispielsweise gestern von japanischen Soldaten ein internationales Hotel unter solchem Vorwand in Brand gesteckt und eingeäschert worden. Unter solchen Umständen handelt es sich nicht mehr um einen Konflikt: um den zwischen Japan und China. Als zweiter und weit ernsterer, wohl auch folgenschwererer gesellt sich hinzu der Konflikt zwischen Japan und Amerika, denn durch die Vorgänge in Schanghai sind nicht nur wichtige politische und wirtschaftliche Interessen der Vereinigten Staaten, sondern auch das amerikanische Prestige stark berührt. Nimmt man noch hinzu, daß nunmehr auch England notgedrungen sich dem energischeren Einschreiten Amerikas anzuschließen scheint, so ist jedenfalls die tragische Möglichkeit vorhanden, daß die für die weltpolitische Lage so bedeutungsvolle Pazifikfrage in ihrem vollen Umfange aufgerollt zu werden droht. Durch den Vormarsch Japans auf Charbin ist über all das hinaus auch die Frage nach der künftigen Haltung Rußlands akut geworden, und vielleicht ist der geschäftige Eifer, mit dem Moskau seit einiger Zeit den Abschluß von Nichtangriffspakten mit seinen europäischen Anrainern betreibt, darauf zurückzuführen, daß die Sowjetmachthaber sich ihre Handlungsfreiheit zum Schutze ihrer lebenswichtigen Interessen in Sibirien zu sichern wünschen. Käme es also wirklich zu einer bewaffneten Austragung der Pazifikfrage, so v/ären Japan, China, Amerika, England, Rußland, möglicherweise auch Frankreich und Italien in diesen Konflikt verwickelt, und das wäre ein neuer Weltkrieg, sogar der richtige Weltkrieg, weil es sich dabei um Machtverschiebnungen handeln würde, die den ganzen asiatischen Kontinent betreffen. Glücklicherweise scheint die Besorgnis, daß die Entwicklung der Dinge sich in solcher Richtung bewegen wird, heute noch nicht aktuell zu sein. Die europäischen Mächte werden sich gewiß alle Miihc geben, im Wege von diplomatischen Druckmitteln Japan zu Zwischenlösungen zu bewegen, die geeignet sein würden, für jetzt noch das Schlimmste abzuwenden. Aber zweifellos ist die Pazinkfrage aufgerollt, und was morgen verhütet werden kann, kann vielleicht übermorgen sich als unabwendbar erweisen. Über die jüngsten Vorgänge im Fernen Osten liegen die folgenden telegraphischen Berichte vor: Kritischer Sonntag in Schanghai. (Telegramm des pester Lloyd.) Schanghai, 31. Januar. Die Einwohner der fremden Siedlungen sind im höchsten Maße erbittert gegen die Japaner. Die Japaner haben im Laufe des Sonntags auch den nördlichen Teil des Stadtviertels Vangpu besetzt, der unmittelbar an das internationale Konzessionsgebiet stößt, und wo unter anderem auch die Gebäude des japanischen und des englischen Konsulats, das amerikanische Astorhaus, das Postpalais und mehrere große Geschäftshäuser stehen. Als in der Nacht auf Sonntag die amerikanischen Vorposten ihre Stellungen beziehen wollten, fanden sie dort japanische Soldaten. Dieser Umstand hat die Erbitterung gegen die Japaner noch mehr erhöht. Im Laufe der Nacht kam es auf dem Konzessionsgebiet wiederholt zu blutigen Zusammenstößen. Ein Chinese und ein Japaner wurden getötet, ein Portugiese schwer verwundet. Nach verläßlicher Schätzung betragen die bisherigen Verluste der Japaner 200 Tote, die der Chinesen 400 Tote und 600 Verwundete. Sonntag nachmittag brachen an mehreren Stellen der Stadt neue Kämpfe aus. In der unmittelbaren Nähe der fremden Konzessionen wurde heftig gekämpft. Dreißig chinesische Soldaten sind in den Abendstunden gefallen. Die gewesenen Außenminister der Nankingregierung, Sun Fo und Tschen, versuchen die Unzufriedenheit der Bevölkerung von Schanghai zur Bildung einer Gegenregierung zu benützen. Sie planen die Bildung einer Arbeitskommission mit der Aufgabe, alle nationalen Kräfte Chinas zu vereinen. Der Außenminister der Nankingregierung, Lo Van Kao erklärte, China werde unter keinen Umständen Japan den Krieg erklären, es werde aber bis zum letzten Tropfen Blutes für seine Unabhängigkeit kämpfen. Vorerst aber wolle die Nankingregierung alle Mittel des Völkerrechts zur Wahrung seiner Interessen in Anspruch nehmen. In Schanghai sind im Laufe des gestrigen Tages weitere japanische Kriegschiffe eingelaufen, und zwar fünf Torpedozerstörer, mit denen die Zahl der in dem Hafen ankernden japanischen Zerstörer zwölf erreicht hat. In den gestrigen Waffenstillstandsverhandhmgen haben die Generalkonsuln von Großbritannien und den Vereinigten Staaten vorgeschlagen, daß die ja- I panischen Truppen ihre ersten Stellungen beziehen, die chinesischen Truppen aber sich bis auf 18 Kilometer vom internationalen Viertel zurückziehen sollen. Auf Einladung der beiden Generalkonsuln traten Sonntag vormittag der japanische Admiral Shiozawa und der chinesische Höohstkommandierende im Gebäude des englischen Konsulats zu einer Verhandlung zusammen, ohne daß man zu einem Ergebnis gekommen wäre. Sonntag nachmittag wurden die Verhandlungen fortgesetzt, aber auch diesmal konnte der Waffenstillstand nicht zuwege gebracht werden. Höchst beunruhigend war es, daß während der Verhandlungen zwanzig japanische Bombenwerfer ununterbrochen über der Stadt manövrierten. Die nach Schanghai führenden Wege sind nunmehr vollkommen unter japanischer Kontrolle. Dies« Kontrolle wird durch japanische Militärpolizisten ausgeübt, die sich sehr schroff gegen alle benehmen, die sich der Stadt nähern. Eine neue amerikanische Demarche. (Telegramm des Pester Lloyd.) Washington, 1. Februar. Aus dem Weißen Hause in Washington ist an die Pazifikflotte der Befehl ergangen, den Panzerkreuzer „Houston“ mit sechs Zerstörern aus Manila nach Shanghai zu dirigieren. Der bezügliche Beschluß wurde gestern nachmittag in einer Beratung gefaßt, die im Weißen Hause unter dem Vorsitz des Präsidenten Hoover stattgefunden hat. Nebst dem Staatssekretär Stimson nahmen an dieser Beratung der Marine- und der Kriegsminister, sowie die Kommandanten der See- und der Landstreitkräfte des Vereinigten Staaten teil. Ein amtliches Kommunique, das darüber in den Abendstunden veröffentlicht wurde, besagt, die Bundesregierung habe sich ztu Verstärkung der amerikanischen Streitkräfte entschließen und zum Schutze der amerikanischen Interessen mehrere Flotteneinheiten und 1400 Marinesoldaten nach Schanghai schicken müssen. Hinzugefügt wird, daß die Trupoen und die Kriegsschiffe sofort zurückgezogen -werden, sobald es die Besserung der Lage zulasse. Gleichzeitig mit diesem Konferenzbeschluß ließ die amerikanische Regierung Sonntag nachmittag in Tokio eine weitere Protestnote wegen der Verletzung der Neutralität der internationalen Konzessionsgebiete überreichen. England schließt sich der diplomatischen Aktion Amerikas an. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. Februar. Die Nachrichten aus Schanghai haben auch die englische Regierung zum Handeln bemüßigt Premierminister Macdonald steht seit seiner Rückkehr aus Schottland in unuterbrochener Berührung mit den Ministern und den asiatischen Referenten des A u ß en min i s t er i ums. Sonntag nachmittag fand ein Ministerrat statt, zu dem auch der Chef des britischen Generalstabes Sir George Milne zugezogen war. Es wurde beschlossen, die englische Garnison und die im Hafen von Schanghai ankernde britische Flotte sofort zu verstärken. Das Kabinett beschloß ferner, im engen Einvernehmen mit Amerika vorzugehen und wegen der Verletzung der Vertragsrechte der fremden Konzessionen sofort in Tokio Protest zu erheben. Die Protestnote hat der britische Botschafter in Tokio auf telegraphische Weisung schon gestern überreicht. Hier verlautet, daß die geplante Errichtung der neutralen Zone daran gescheitert ist, daß die Japaner die Bedingung ablehnten, die Bombardierung der Stadt durch schwere Luftfahrzeuge sofort einzustellen. Der chinesische Widerstand. Aus Paris wird gemeldet: Das europäische Bureau des Kuomintang erklärt in einem Aufruf, daß China dem japanischen Angriff sich bis zum äußersten widersetzen werde und daß Millionen chinesischer Patrioten sich zum bewaffneten Widerstand rüsten, weil sie begriffen haben, daß China nicht weiter nachgeben könne. Nach den vielen Zugeständnissen Chinas habe sich Japan zu Übergriffen verleiten lassen, die man nicht weiter dulden könne. Dieser Krieg werde Chinas heiliger Krieg sein, den es auch ohne Verbündete, allein und auf sich gestellt auskämpfen werde. Aus Schanghai wird gemeldet: Von chinesischer Seite wird immer nachdrücklicher erklärt, daß die Japaner die internationalen Konzessionsgebiete als Operationsbasis benützen und man befürchte, die Chinesen würden versuchen, das internationale Stadtgebiet mit einem plötzlichen Vorstoß zu besetzen. Das Fremdenviertel ist nur mehr für zwei Tage mil Lebensmitteln versehen. Die Nanking-Regierung hat ihren Sitz nach Loyang in der Provinz Honan verlegt. Die Über-