Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. október (80. évfolyam, 223-248. szám)

1933-10-01 / 223. szám

Sonntag, 1. Oktober 1933 dichtet haben, arbeiten in Gruppen namens Kolkhoz. Aber diese Gruppen treten wieder in verschiedenen Formen auf. Entweder sie führen strikt das System der Kommune durch, oder sie haben unter sich ein Statut, ein Artel, aüsgearbeitet. Zwei Tatsachen sind zu bemerken^ 1. nachdem die Bauern des Kolkhoz dem S.taat abgeliefert haben, was ihm zukommt, tei­len sie sich das übrige und verfügen darüber. In den Städten gibt es Märkte für sie. 2. nach den jüngsten Beschlüssen kann jedes Mitglied eines Kolkhoz ein eigenes Haus, einen Garten und etwas Vieh besitzen. Untersagt sind ihm nur Pferde und Maschinen. Der Sovkoz ist im allgemeinen ein Sehr großer Staatsbetrieb, der mit modernsten Maschinen ausge­rüstet ist. Man verwendet dort weitgehend Flugzeuge, wie man mir sagte, sogar für die Saat. Welche Resultate werden nun auf diesen Land­wirtschaftsbetrieben erzielt? Dies müßte man zum Gegenstand einer eingehenden Studie machen, für die hier der Raum fehlt. Ein deutscher Gelehrter, Dr. Otto Schiller, hat hierüber eingehende Erhebun­gen angestellt. Nach seinen Aufzeichnungen ist die bebaute Fläche in Milhonen Hektar von 105 im Jahre 1913 auf 112 im Jahre 1927 und 134 im Jahre 1932 gestiegen. Die Ernte hat sich pro Hektar in Zentnern ausgedrückt in folgender Weise gestaltet: Getreide von 1909 bis 1913 7.5, 1913: 8.5, 1930: 8.5, 1931- 6.8. In den Jahren 1909 bis 1913 dagegen 10.1, im Jahre 1930: 7.6, im Jahre 1931: 11.4. Die Zuckerrübenernte soll erheblich zurückgegangen sein. Die Frage der Viehzucht müßte man getrennt untersuchen. Allgemein betrachtet, wird die Landwirtschaft industrialisiert. Dies ist übrigens bei der gesamten Sowjetexpansion der Fall. Auf wissenschaftlicher Grundlage ist eine un­geheure Bewegung entstanden. Sie umfaßt nicht nur die Mitglieder, der Akademie der Wissenschaften, sondern auch die Arbeiter. Unter diesen herrscht übrigens großer Wetteifer. In der Sowjetrepublik herrscht keine Gleichmacherei. Jeder wird nach dem Wert seiner Arbeit behandelt. Dies ist das wesent­lichste Prinzip der Lehre Stalins. Danach ist eine neue Industrie aufgebaut worden, und zwar oft unter Mitwirkung ausländischer Ingenieure. Sie um­faßt mindestens drei wesentliche Gruppen: die der Ukraine, des Ural und Sibiriens. Ich habe voller Be­wunderung Dniepostroi mit seinem Kraftwerk ge­sehen, das eme Kapazität von 750.000 PS besitzt. Fine Beschreibung hievon findet man in der ame­rikanischen Zeitschrift Ilydro and Hydro Electric Construction. •* Wenn ich noch hinzufüge, daß die Sowjetunion einen siebenjährigen Schulzwang eingeführt und eine hervorragende Armee gebildet hat, so wird man verstehen, daß es jetzt eine wesentliche Macht in der Welt darstellt. Wenn dieses Thema interessiert, so werden wir im einzelnen darauf zurückkommen müssen. Man wird schon jetzt die Aufmerksamkeit ver­stehen, mit der wir das neue Regime studiert haben, und man wird auch wissen, warum wir empfeh­len, es leidenschaftslos zu untersuchen. H Tabletten bewähren sich besonders bei B Erkältungskrankheiten und Schmerzen, g Das BAYER-Kreuz auf der Original- fl Hl packung und den Tabletten gibt Ge- fl i| währ für Echtheit und Güte._ „mein“ Lohengrin, nicht anders als sie in früheren Jahren „mein Raimund“ gesagt hatte, oder „mein“ Goffroy oder auch Lanzelot. Es war dies nun einmal ihre besondere, etwas gewagte Art der Koketterie, und man wird ja sehen, wohin sie im gegebenen Falle führte. Zunächst führte sie scheinbar zu gar nichts. Der Ritter veränderte seine für den Photographen be­rechnete Stellung nicht, der Schwan trug seinen dummen Kopf auf dem S-förmig gekrümmten Hals märchenhaft hochmütig vor sich hin. Aber schließ­lich mußte Lohengrin doch unter dem weiß beflügel­ten Hehn einen halben Blick zur Seite getan haben, denn plötzlich hörte er auf, von seinem Vater Páréi­val zu trällern und gleich darauf legte der Schwan den Kopf nach links und begann, nach rechts zu drehen. Der Ufersand knirschte und blitzbeinig sprang der geharnischte Silber-Mann ans Land. Er kam auf Melusine zu, verneigte sich artig und saß bei ihr nieder. Aus dem Durstbrunnen be­gann Tee zu Hießen, wie immer in solchen Fällen, und es entwickelte sich das alte Spiel zwischen zwei wohlerzogenen Weltleuten. Lohengrin tat, als wäre er nur Melusines wegen die Schelde herauf­geschwommen und Melusine, als hätte sie seit fünf­undvierzig Jahren ausschließlich auf Lohengrin ge­wartet. Nun hielten sie einander bei der Hand, und das Leben ling neu an. Melusine tat wie gewöhnlich. Sie sagte „mein“ Lohengrin, sie betonte ihre christliche Abkunft, ge­brauchte das Wort „demnach“ und bestand auf Heirat. Lohengrin hörte ihr ruhig zu, nur bei dem Wort Heirat wurde er unruhig, und fragte mit einem Lächeln, das durch seinem Bart huschte, wie ein Vogel durch den Busch: „Wie ist das, Melusine? Du warst doch schon, wenn ich nicht irre, ver­heiratet.“ Du ja auch, mein Lohengrin!“ antwortete sie schlagfertig, die sich nun immer deutlicher an den Text der alten Oper zu erinnern begann: „Hieß sie nicht Elsa? Und hat sie dir nicht die Treue ge­brochen?“ „Das gerade nicht,“ erwiderte der aus Brabant kommende Ehemann mißvergnügt, „wenig­stens nicht in dem Sinne, in dem du es meinst, aber vielleicht lief, was sie tat, auf dasselbe hinaus, und jedenfalls gab es ernste Unstimmigkeiten zwischen uns...“ „Es ist übrigens merkwürdig,“ fuhr er nach einiger Zeit, sein goldenes Hüfthorn etwas verlegen betrachtend, nachdenklich fort, „daß man in solchen Fällen in der Gesellschaft immer nur das Aller­banalste von einander weiß. So zum Beispiel du von meiner Frau, daß sie treulos, war, und ich von dir, daß du einen Fiscbschwanz hast.“ „Glaubst du’s? fragte Melusine und schob ihren linken Fuß unter dem Kleide genäschig vor. Allein es stellte sich heraus, daß Lohengrin es nie geglaubt batte. Aller­dings, meinte er, hätte er den wahren Grund von Melusines Scheidung nie erfahren können, wie oft er auch schon die Schelde auf und ab gereist wäre. Er sagte das aber mehr zu sich, ohne zu fragen. Das war überhaupt so seine Aid: er fragte nicht, viel­leicht, weil auch er nicht gefragt sein wollte. Melu­sine aber antwortete grundsätzlich nur ungefragt. Infolgedessen sagte sie zutraulich: „Mein Mann, mußt du wissen, war ein wirk­licher Mann — leider. Das, was sie in Amerika einen hundertprozentigen nennen. Und als ein wirklicher Mann wollte er immer wissen, wonach er nie fragte.“ „Gerade das Gegenteil von meiner Frau,“ nickte Lohengrin lebhaft: „Die wollte wieder wissen, wo­nach ich nicht gefragt sein wollte.“ Und er ver­stummte. „Nie sollst du mich befragen,“ summte Melusine weltdamenhaft und geübt. Lohengrin senkte abweisend seinen blonden Opernbart, in den sich, wie sich jetzt zeigte, schon ein paar Silberfäden mischten. Und finster vor sich hinstarrend, brütete er über die Dummheit der Frauen, während Melusine heiter die der Männer in Betracht zog. Dann setzte sie sich näher an ihn heran und sagte, die Hand zärtlich auf seine bewölkte Stirne legend: „Eigentlich wären wir beide ein ideales Paar, mein Lohengrin.“ „Wir? Wieso?“ „Nun, weil es auf der ganzen Welt keine zwei Menschen gibt, die besser zueinander passen.“ „Wie meinst du das?“ „Ich meine,“ sagte sie, noch näher: „Wenn du beispielsweise als mein Mann zu mir ge­sagt hättest, .nie sollst du mich befragen“, so hätte ich dir zur Antwort gegeben: .Aber bitte, ich hab’ ja auch meine Samstagnachmittage.“ Und alles wäre in schönster Ordnung geblieben. Oder nicht, mein Lohengrin?“ „Kann sein,“ sagte Lohengrin zögernd und blickte besorgt durch die Dämmerung nach seinem Schwan hinüber. Der aber, besser unterrichtet über die Entwicklung solcher Geschichten als sein Fahr­gast,, hatte bereits den Kopf unter den Flügel ge­steckt. Offenbar bereitete er sich darauf vor, die Nacht hier zu verbringen. Lohengrin sah die noch immer schöne Melusine unschlüssig von der Seite an. Sie ist wirklich schön, dachte er, und ein feines Wesen. Darum ist sie auch so einsam. Ein schöner Mann, dachte gleichzeitig auch Melusine: wenn er sich den Bart ab nehmen ließe, wäre er vollkommen. Auch die reiche Rüstung und daß man sie not­falls würde versilbern können, beruhigte sie. Wenn Lohengrin sie abstreifte und zum Pfandleiher trüge, könnte man, berechnete sie, ganz bequem ein paar Jahre lang von dem Erlös leben. Laut sagte sie dann mit ihrer melodischen Melusinenstimme: „Der Schwan ist müde... Leg’ deine Rüstung ab. Mach dir’s bequem. Und bleib bei mir, mein Lohengrin. Wir wollen uns das Leben nicht schwer machen mit überflüssigen Erkundigungen und wechselseitigem Mißtrauen. Das ist ja auch gar nicht mehr modern. Wozu sich mit der Vergangenheit quälen? Versuchen wir doch lieber in der Gegenwart ein bißchen glücklich zu sein — was meinst du, mein Lohengrin?“ Lohengrin, nach seinen Brafoünter Erfahrungen, meinte im Grunde das gleiche. Er verkaufte die romantische Silberrüstung, ließ den Schwan aus­­slopfen und stellte den ausgestopften in Melusines entzaubertes Badezimmer. Und dann liebten sie einander, der unerlöste Lohengrin und die zum erstenmal von ihm erlöste Melusine, viele, viele, viele Jahre lang. Und wenn sie nicht geheiratet haben, so lieben sie sich noch heute. * Schöpfen Sie Sä Quelle des geistigen Lehens: SSS, guten Bische— 1 in ««* rÜNfSPRACKllOEN LEIHBIBLIOTHEK i Dr. MORDÉRT LANGER, ANDRÁSSY-UT 58 1 Einige Neuheiten dieser Woche: 4K6 1 (ungarisch, deutsch, französisch, englisch, italienisch) Oswald Spengler: Jahre der Entscheidung H. G. Wells: The shape of things to come Ernst Lothar: Die Mühle der Gerechtigkeit P. G. Wodehouse: Something fresh Richard Graf Du Moulin Eckart: Cösima Wagner Edith Wharton: Human nature Slerniyniii zur Mühlen: Nora hát eine famose Idee Maurice Bedel: Zigzags Friedet F. Kamm: Eva setzt sich durch Francis Careo: Palace Egypte ■ P. Elbogen: Kometen des Geldes (Löwenstein, Kreuger) Pierre Frondaie: De l’amour ä l’amour René L. Savillc: Ein Toter bietet „Schachmatt“ Maurice Rostand: La femme qui était en lui Hcrczeg Ferenc: Anci doktor lesz Giovanni Papini: Dante vivo Karinthy Frigyes: Még mindig (gy irtok ti F. T. Marinetti: II fascipo deli’ Egitto Sinclair Lewis: Szegény lány pénzt keres Ada Negri: Di giorno in giorno H. G. Wells: Mi lesz holnap (A jövő regénye) Virgilio Brocchi: II volo nuziale etc. etc. Telephon 27-7-83 aVSonsilich nur P 1.50 Zustellung ins Haus! p Ein Neutöner der GescMddswíssenschaít. Von KARL SEBESTYÉN. Wir alle, die wir uns an den Brüsten der deut­schen Alma Mater vollgesogen haben, schauen mit berechtigter Spannung dem Wandel entgegen, der sich am Geist des Dritten Reiches vollziehen soll. Insbesondere sind wir begierig zu sehen, wie sich in der nächsten Zukunft die deutsche Geschichtswissen­schaft und die deutsche Geschichtsphilosophie ge­stalten werden, zumal wir uns bis zur letzten Zeit von den großen Klassikern der Geschichtsscheibung des 19. Jahrhunderts, von Niebahr, Mommsen, Ranke, Ernst Curtius an bis Karl Lamprecht, Treitschke, Erich Mareks und den Jüngsten erziehen und belehren ließen. Jedermann ist sich klar dar­über, daß diese Klassiker nach der Wertung der gegenwärtigen Machtbesitzer in die Rumpelkammer gehören, wenn nicht zum Feuertode verurteilt wer­den sollen. Doch möchte jeder von uns wissen, wie die solcherart entstandene Lücke ausgefüllt werden soll? Einen Gerhart Hauptmann, einen Thomas Mann, einen-Wassermann; werden die „dii minorum gentium“ oder gar die Unbekannten, die Konjunktur­größen, die hemmungslos Emporstrebenden niemals ersetzen. Auf Machtgebot lassen sich keine Genies der Dramatik, der Romandichtung, der Lyrik aus dem Boden stampfen r ebensowenig wie Bühnen­künstler, Sänger, Dirigenten und Regisseure. Aber vielleicht verhält es sich mit der Forscherarbeit anders? Mag sein, daß die neu eingesetzten Lehr­kräfte, die von den Kathedern der vertriebenen Weltberühmtheiten Besitz ergriffen haben, in ihrer Eigenart ebenfalls zum Weltruhm gelangen werden. Sie werden sogar die Versäumnisse ihrer Vorgänger wettmachen, ihre Fehler und Irrtümer korrigieren und alles „besser machen“. Es wäre ganz gegen unsere wissenschaftliche Ethik, mit einer vorgefaßten Meinung die Möglichkeit einer neuen Ära im geisti­gen Leben des Dritten Reiches abzusprechen. Es heißt: ahwarten. Und jede Neuerscheinung ohne Vorurteile, ohne Voreingenommenheit prüfen und werten. Mit diesem Vorsatz haben wir das Buch eines neuen, wie es scheint, ganz jungen Autors, Walter Frank: „Nationalismus und Demokratie im Frankreich der dritten Republik 1871—1918“ (Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg) in die Hand genommen. Das Buch beginnt mit einem „Persönlichen Bekenntnis“ statt des üblichen Vor­worts. Im Sommer 1925 kam dem Verfasser der Gedanke, das Buch zu schreiben, ein Rückschlag N FROSTIGEN H ERBSTMORGE fi zaubert in Minuien angenehme Wärme in Ihr Heim! Für Ü Heller HEIZT ÖlfMAR D EM ON DER MODERNE PETROLGASOFEN. PESTER LLOYD

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