Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. január (81. évfolyam, 2-25. szám)

1934-01-03 / 2. szám

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Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsányt, Haasensteln & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető* iroda, Mosse Rudolf A.-Q., Julius Tenzer, Gray. Generalvertretung des Pester Lloyd tür Oesterreich: M. Dukes Nachf. A.-G., Wien, Wollzeile id Einzelnummer iür Budapest und tür die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt io Heller. — Für Oösterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u.Adm.: V., MáriaValória-uooalS. Telephon der Administration: 849-09. 81. Jahrgang» Budapest, Mittwoch, 3. Januar 1934. Nr. 2 Die Großmächiebesprechungen über die Abrüstungsfrage. Der neueste Stand der Abrüstungsverhandtungen der europäischen Großmächte ist von ziemlich viel Geheimnissen umgeben. Diese Geheimnisse gruppie­ren sich jetzt'vor allem um zwei Ereignisse, über deren wirkliche Tragweite in der Weltpresse vorerst bloß Kombinationen aufgestellt werden; diese Er­eignisse sind die Überreichung der französischen Antwortdenkschrift in Berlin und die Begegnung Sir John Simons mit Mussolini in Rom. Da man weder den Text des französischen Aide-memoire, noch den Eindruck, den er in deutschen Regierungskreisen er­weckt hat, genau kennt, — und da man über den Inhalt der heute einsetzenden Besprechungen zwi­schen Sir John Simon und dem Duce noch weniger informiert ist, läßt sich über die Erwartungen, die man an diese neue Phase der Fühlungnahme zwi­schen den Mächten knüpfen kann, wenig Zwingendes aussagep. Die bisherigen Kombinationen der inter­nationalen Presse scheinen sich indessen zu folgenden wellt plausiblen Annahmen zu verdichten: Der Übergabe des französischen Aide-memoire in Berlin ging ein diplomatischer Gedankenaustausch zwischen Paris, London und Rom voraus. In letzter Stunde haben die Engländer, die durch gewissp Thesen der französischen Denkschrift ihre Vermitl­­lungsárbeit als gefährdet ansahen, in Paris angeraten, der fraglichen Stelle ihres Aide-mémoire eine andere Fassung zu geben. Diese Stelle soll sicli auf die Ver­wirklichung der Gleichberechtigung durch Vermeh­rung der. deutschen Rüstungen beziehen, ein Punkt, in dem Frankreich noch immer an der starren These forsthält, daß das AbrüstUngsprohlem lediglich .durch Mtrrúindcrung der bestehenden Rüstungen zu lösen sei. England und Italien nehmen in dieser Frage eine realistischere Haltung ein; sie sehen wöhl, daß eine endlosé Wiederholung des französischen Stand­punktes vom Oktober nicht dazu beitragen kann, die stockenden Abrüstungsverhandlungen wieder flottzu­machen. Die französische Regierung fand es aller­dings unmöglich, den ursprünglichen Text des Aide­­tjftémoire den englischen Wünschen gemäß abzu­ändern; es hieß, der Ministerrat habe sich endgültig für die vorliegende Fassung ausgesprochen. Trotz­dem sieht man, daß Frankreich großes Gewicht darauf legt, die Besprechungen mit Deutschland auf Grund des bis jetzt gewonnenen Materials wei­terzuführen. In Paris weist man mit besonderem Nachdruck auf den versöhnlichen Ton der französi­schen Denkschrift hin, der übrigens in Berlin nach eine' dortigen Meldung entsprechend gewertet wurde. Ohne das Prinzip einer regelrechten deutsch­­französischen Sohderahssprache zuzugeben, ver­schließt man sich auch in Paris vor einer diplomati­schen Klärung der gegenseitigen Standpunkte nicht. Es ist bemerkenswert, daß nicht nur England, son­dern auch das mit Frankreich verbündete Belgien seinen Einfluß in Paris im Interesse einer direkten Aussprache mit Deutschland geltend gemacht hat. Sogar im französischen Kabinett hat diese Ansicht einen Fürsprecher gefunden: den Kriegsminister ' Daludier, der im entscheidenden Ministerrat über diese Frage sogar in einen ziemlich heftigen Konflikt mit seinen Ministerkollegen geraten ist. Man sieht nicht klar, inwiefern die französische Denkschrift, deren meritorische Vorschläge zur Lö­sung der Abrüstungsfrage noch immer auf dem von Deutschland bereits als unannehmbar bezeichneten Projekt vom 14. Oktober beruhen, zu einer Grund­lage aussichtsreicher Verhandlungen werden könnte. Gerade deshalb kommt den Beratungen zwischen Mussolini und Sir John Simon eine besondere Bedeu­tung zu. Diese Beratungen werden sich, wie wohl­unterrichtete Pressekorrespondenten annehmen, auf ein weites Feld der internationalen Probleme er­strecken und außer dem Abrüstungsproblem im en­geren Sinne namentlich die Frage der Völkerbund­­reform, die wirtschaftliche Sanierung der Donaulän­der, die Sicherung der Unabhängigkeit Österreichs itnd gewisse wichtige Fragen der Weltwirtschaft,-so eine gemeinsame Bekämpfung des Warendumpings umfassen. Mussolinis Vorschläge. Ein römischer Bericht des Daily Telegraph sägt diesbezüglich folgendes aus: Nach italienischer Ansicht habe die Überreichung der französischen Denkschrift in Berlin ein neues Ele­ment in die Besprechungen, hineingetragen. Mussolini sei iberejt, seinen Einfluß in Berlin einzusetzen,' um eine ent­gegenkommendere Haltung Deutschlands .gegenüber.] Frankreich hertxäzufiihren. Ferner sei Mussolini ent­schlossen, dem englischen Außenminister greifbare \'or­­schlügc einer Vülkerbundreform zu machen. Mussolini werde anregen: 1. die Trennung der Friedensverträge vom Völker­­bund pakt, 2. den Neuaufbau des Völkerbundrates auf breiterer Grundlage, * 3. die Änderung des Artikels 10, der die territoriale Unverletzlichkeit jedes Staates garantiert, 4. die Revision des Systems des gleichen Stimm­rechts - für die kleinen und die Großmächte, ö. Vereinfachung des Verfahrens, 6. eine Bestimmung, durch die Staaten, die, wie zum Beispiel Italien, arm an Rohstoffen sind, in die Lage versetzt werden, sich diese Rohstoffe im Frieden und im Kriege zu vernünftigen Preisen zu verschaffen. Der Duce werde ferner mit Sir John Simon über die besten Mittel zur Erhaltung der Unabhängigkeit Öster­reichs beraten. Mussolini glaube, daß dies am besten ge­schehen könne, wenn Italien, England, Frankreich und Deutschland seinen Vorschlägen zustimmen, den öster­reichischen industriellen und den ungarischen landwirt­schaftlichen Erzeugnissen eine Vorzugsbehandlung ge­währen. Nach dem außenpolitischen Redakteur des Dailg Expreß wird Mussolini bei seiner Zusammenkunft mit Sir John Simon den Vorschlag machen, eine gemeinsame europäische Aktion zur Eindämmung des Warendumpings einzuleiten. Der japanische Wettbewerb beginne sich für Italien auf dem Balkan und in Nordafrika schädlich ausznwirken. Besondei’s hätten die vor kurzem zwischen Japan und Abes­sinien geführten Verhandlungen über die Gewährung einer Baumwollanbaukonzession an Japan in Italien große Beun­ruhigung hervorgerufen iáiul Mussolini séi entschlossen, wenn irgend möglich, <f:- l utérzelrtmung des Abkom­mens durch die beiden Länder zu verhindern. Zu diesem Zwecke werde sich Mussolini- auf-den ♦ zwischen Italien, England und Frankreich im Jahre 1906 abgeschlossenen Vertrag berufen, durch den die drei Länder ihre Inter­­cssenzone in Nordafrika begrenzt lind die Unabhängig­keit Abessiniens garantiert haben. Bezüglich des weiteren Programms des englischen Außenministers meldet das Blatt, Sir John Simon werde voraussichtlich auf der Rückreise nach London in Paris haltmachen. um die französische Regierung zu diesen Plänen zu hören, während Mussolini die Mitarbeit Hitlers ; suchen werde. Das liberale * News-Chronicle läßt sich von seinem : Berliner Korrespondenten berichten, daß man dort einen Besuch Sir John Simons auf seiner Rückreise von Rom begrüßen würde, da dadurch die Kluft zwischen dem deutschen und dem französischen Standpunkt üiberbrückt werden .könnte. Das Blatt befürwortet eifrig eine Reise .Simons nach Berlin. Über die Stimmung der römischen politischen Kreise am Vorabend des Simon-Besuches liegt uns der folgende Bericht unseres römischen Korrespon­denten vor: Rom, Ende Dezember. Mit der doppelten Niederlage des Jahres 33, vernichtend geschlagen auf dem Felde der Wirt­schaftskonferenz und der Abrüstungskonferenz, ist die in den Gräben, Sappen und Schleichwegen von Genf erstarrte Diplomatie wieder in Bewegung ge­raten: der einzige Erfolg von Bedeutung. Erinnert man sich noch der großen Hoffnungen, die um die vorige Jahreswende an die eben genannten Schlach­ten geknüpft wurden? Statt dessen hat die wirt­schaftliche Verwüstung einen Umfang angenommen, wie sie dem Ausmaß von Sinnlosigkeit der Kriegs­verträge entspricht, und statt von Abrüstung spricht man jetzt nur noch von Aufrüstung. Alles dreht sicli um die Frage, wieviel davon den abgerüsteten Staa­ten wieder zugestanden werden soll. Es hieße also den Kopf in den Sand stecken, wollfe man leugnen, daß Frankreichs gerade Politik den Sieg davongetragen hat. Den Sieg über den Frie­densgedanken, den Mussolini wie Hitler in das Ver­sprechen kleideten, bis zum letzten Maschinengewehr abrüsten zu wollen, wenn es auch die anderen tun würden. Immer hat man Frankreich vorgeworfen» vor allem in Deutschland,-es treibe eine Politik mit doppeltem Boden, es trage eine Maske, es sei ein. Wolf im Schafskleid. Wo sind die Beweise für eine solche Anschuldigung? Hat es währpnd des . Völker­ringens nicht vielmehr immer wieder sein Kriegsziel „jusquau bout“-betont? Wie antwortete Clemeneeau auf das deutsche Friedensangebot? „Ich führe Krieg, Krieg, nichts als Krieg!“ Deutlicher kann man doch wohl nicht sein. Und nach dem Kriege gründete es zur'Durchführung der Diktate den Völkerbund j— sein einziger Zweck; wie nun auch Lloyd George, „der Alaun, der den Krieg gewann“, zugab. Später, als Revisionsäbsichten auftauchten, antwortete es: Niemals! Und nicht minder klar war und blieb seine Ablehnung des Abrüstungsgedankens. Das ist gerade Politik. Frankreich will und wird nicht abrüsten. Damit ist der Ausgangspunkt für das neue Jahr gegeben, nachdem man im alten um den Kern der Sache mit bemerkenswertem, aber fruchtlosem Eifer herum­gerodet hat. Wgs also nun? Es bleibt nichts anderes übrig, als sich mit Deutschland und Ungarn, über eine mäßige Aufrüstung zu verständigen. Und das ist gar nicht so kompliziert, wie man nun, um das Gesicht zu wahren, mancherorts tut. Zwar hat Herr Tilulescu die echte Balkangleichung Revision-Krieg aufgestellt und je kleiner der Staat und je größer die Kriegsbeute, um so lauter das Geschrei. Aber Lon­don, Rom und Berlin sind im wesentlichen schon einig. Das darf man sagen, ohne das Caprigeheimnis des britischen Unterhändlers zu verraten. Nur das ist noch das Schwierige: Wie sage ich’s meinem Kinde? Es gibt so vieje Kinder, die an ihrem Spielzeug hän­gen, vor allem im nahen Osten, um Ungarn herum. Unterstellt man die Hauptforderungen und -Zu­geständnisse Deutschlands, wie sie aus der Presse be­kannt sind, also ein Heer so stark wie ungefähr das der Schweiz und eine zehnjährige Friedensgarantie, als richtig, so ergibt sich eine derartige Kongruenz mit den Plänen Mussolinis, daß England eigentlich nur noch die Rolle des ehrlichen Maklers übrig­bleibt — wenn es nach dem gesunden Menschenver­stand geht. Und Simon ist des auch zufrieden. Er will jetzt mit Mussolini gemeinsam die Formel zustande bringen, die Frankreich annehmen kann,- ohne sei­ner Meinung nach an Prestige ehrzubüßen. Und diese scheinbar belanglose Prestigefrage ist es, die gegenwärtig die höbe Pol'r'k beherrscht! Denn sir wird in Paris mit dem Prestige des Völkerbundes verknüpft. Ein litTereSSfäiltes, s leider auch gefähr liches Manöver, weil es zum Genfer Stellungskrieg zu­rückführen kaim. Und das will Italien um jeden Preis verhüten. An der Prestigepolitik können die Hoffnungen des neuen Jahres scheitern, wie die des vergangenen an dem Versteifen auf die überlebten Grundsätze der Versailler Weltordnung. Henderson über die Frieden,sreden Roosevelts und Moiotows. London, 3. Januar. (Inf.) Unter der Überschrift „Zwei wirkliche Vcr* bündete des Friedens“ drückt der Vorsitzende der Ab­rüstungskonferenz Henderson in einem in der Dailg Mail veröffentlichten Artikel seine Befriedigung über die Reden aus, in denen Präsident Roosevelt und Ministerpräsident Molotow unlängst dem wohltätigen Einfluß des Völker­bundes eine, wenn auch nicht ganz uneingeschränkte An­erkennung gezollt haben. Im Geiste hätten die Vereinig­ten Staaten und Sowjetrußland mit dem Bunde hei dem Versuche zusammengearbeitet, eine internationale Ver­sündigung über die, die ganze Welt angehenden Probleme herbeizuführen. Die Zukunft des Bundes hänge von dem Erfolg oder Mißerfolg der Abrüstungskonferenz ah. Die Konferenz müßte nicht abgebrochen werden, solange die an ihr teilnehmenden Regierungen von dem klaren Wil­len ihrer Völker gezwungen würden, zu weiteren Bera­tungen zusammen zu bleiben. Er (Henderson) beabsichtige nicht, von seinem Posten als Präsident der Abrüstungs­konferenz zurückzutretcn. Er befürchte auch nicht, daß er vom Völkerbund abberufen werde, solange nicht end­gültig bewiesen sei, daß die Völker ein Regime des natio­nalen Egoismus, der Unsicherheit des Wettrüstens und der ständigen Kriegsdrohung einem kollektiven Friedens­system der allmählichen Abrüstung und der Souveränität des internationalen Rechts vorziehen. 0» Die Lage in Ägypten. (Von unserem Korrespondenten.) Kqiro, im Dezember. Als Sedky Pascha im Monate September 1932 der ungarischen Regierung seinen offiziellen Besuch abstattele, da stand er auf der Höhe seiner Macht, genoß das volle Vertrauen des Königs, der englischen Regierung, und be­saß nach der Revision der Konstitution und des Wahlrechts eine fast hundertprozentige Parlamentsmajorität. Die Op­position, die hauptsächlich durch die Partei der Wafd re­präsentiert. war, ist durch die harte Hand Sedky Paschas vernichtet worden. Von diesem Zeitpunkte an beging Sedky Pascha eine Reihe von Fehlern, die infolge seiner Krank­heit sich noch schwerer auswirkten und schließlich auch seinen .Sturz herbeiftthrteu. Der erste dieser Fehler, den seit 1922 auch alle Vorgänger Sedky Paschas begangen haben, bestand darin, daß er sich genügend stark hielt, um mit England den in Schwebe befindlichen Vertrag ab­zuschließen. Zu diesem Zwecke fuhr, er von Budapest nach Lausanne, um mit dem dort weilenden englischen Außen­minister Sir John Simon eine Begegnung zu suchen. Diese Begegnung hat wohl stattgefunden, eine meritorische Aus-

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