Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. június (81. évfolyam, 122-145. szám)

1934-06-02 / 122. szám

Samstag, 2. Juni 1934 machten Vorschlägen der sechs neutralen Staaten Stel­lung zu nehmen. Litwinow begrüßte den guten Willen, von dem diese Vorschläge diktiert worden seien, gab aber zu bedenken, daß die Einzelheiten, die in ihnen enthalten, bereits in den früheren Diskussionen der Abrüstungs­konferenz besprochen worden seien, ohne daß diese De­batte größere Ergebnisse gehabt hätte. Er bedauere sehr, daß keiner der Redner und keiner der von ihnen unter­breiteten Vorschläge — mit Ausnahme des Planes Sir John Simons, eine ständige Abrüstungskommission einzu­setzen— sich mit dem russischen Vorschlag der Umwand­lung der Abrüstungskonferenz in eine Friedenskonferenz auseinandergesetzt habe. Er wiederhole deshalb diesen Vorschlag, denn es sei notwendig, daß die Abrüstungs­konferenz aus dem Zustande der permanenten Untätig­keit in denjenigen der permanenten Tätigkeit trete. Nach der Intervention Litwinows meldete sich der türkische Außenminister Tewfik Rüschdi Bei zu Wort, um nach einer kurzen Einleitung eine Entschließung zu unterbreiten, die im wesentlichen folgende drei Vor­schläge enthält: 1. Nach dem Vorschlag des englischen Außenministers Sir John Simon in seiner Rede vom 30. Mai. soll die Ab­rüstungskonferenz Protokolle zu den von Sir John .Simon berührten Fragen — chemischer Krieg, Öffentlichkeit. und Begrenzung der Miiitärhaushalte und Einrichtung einer ständigen Abrüstungskommission — au&arbeite.n, wobei Wert darauf zu legen ist, daß die zu schaffen/de ständige Abrüstungskommission sich mit den Fragen der Kontrolle und der Sicherheit zu beschäftigen habe. 2. Soil die politische Kommission der Abrüstungs­konferenz die Frage der Sicherheit im allgemeinen und insbesondere mit dem Ziele des Abschlusses eines allge­meinen europäischen oder mehrerer regionalen Sicher­heitspakte bearbeiten, wobei sie sich vön den Grund­sätzen des Locarno-Vertrages und' des kürzlich abge­schlossenen Balkanpaktes leiten lassen möge. 3. Soll das Bureau der Abrüstungskonferenz einen besonderen Ausschuß ernennen, in dem alle direkt an der Sicherheit und Abrüstung interessierten Staaten vertreten wären, die auch noch die Möglichkeit hätten, andere Staaten zu dieser Arbeit einzuladen. Nach den Erklärungen des türkischen Außenmini­sters gab der griechische Außenminister Maximos in wenigen Worten seine Zustimmung zu dem Vorschlag des türkischen Außenministers bekannt. Auch vom : rumänischen Außenminister Titulcscu ■ wurde der Vorschlag Tewfik Rüschdi Reis im Namen der Kleinen Entente begrüßt. Präsident Henderson erklärte in einem Schlußwort an die Konferenz, daß im Laufe der heutigen Nachmit­­tagssitzung so wiele Entschließungscntwiirfe und Anre­gungen eingebracht worden seien, daß er fürchte, der Termin für das Bureau, das am Montag zusammentreten und nach seinem ersten Antrag bis Dienstag seinen Arbeitsplan für die Konferenz entwerfen soll, sei zu kurz gefaßt. Deshalb schlage er vor, daß das Bureau sich \am Montag und auch am Dienstag versammeln und der fl-auptausschuß erst Mittwoch zur Beschlußfassung über die weiteren Arbeiten zusammentreten solle. Dieser Vorschlag Hendersons wurde angenommen und der Hauptausschuß der Konferenz damit auf Mitt­woch, 6. Juni vertagt. : Genf, 1. Juni, (Inf.) Die Abreise des englischen Außenministers Sir John Simon aus Genf wird in den meisten Delega­tionen als ein Zeichen dafür angesehen, daß England die Hoffnung auf Erfolg der Abrüstungskonferenz im Genfer Rahmen endgültig aufgegeben habe. Die große Zahl der liöute eingebraebten Entschließungsanträge und Vor­schläge hat den Eindruck der Unorientiertheit der Konfe­renzarbeiten und des Mangels an Ziel und Führung bei den meisten Delegationen nur noch verstärkt. Allgemein ist man der Auffassung, daß die Vorschläge der sechs neutralen Mächte, in deren Namen heule der schwedische Außenminister Sandler sprach, wohl die Sympathien der Mehrzahl der Komferenzdelegierten finden würden, daß man aber befürchte, ihre Durchführung werde an dem Widerstand der französischen Gruppe auf der Konferenz sclieitern. Im übrigen haben die heutigen Ausführungen Litwinows und der Mitglieder der durch den Balkanpakt zusammengesohlossenen Staaten erwiesen, daß von die­ser Seite her gemeinsam mit Frankreich das Sicherheits­­argument mehr und mehr in den kommenden Debatten in den Vordergrund geschoben werden wird, und daß man in diesen Delegationen die Vorschläge der sechs Neutralen mit dem Hinweis darauf ablehnen dürfte, der Zeitpunkt für praktische Abrüstungsmaßnahmen sei nicht gegeben. Deshalb herrschte auch heute abend in Genfer Kreisen keine optimistischere Stimmung als in den letzten T agen. Paris, 1. Juni. Wie die ganze übrige Presse, so unterstreicht auch besonders Le Temps, daß man jetzt-die Abrüstungskon­ferenz in eine Sicherheitskonferenz uniwandeln müsse. Der Augenblick sei gekommen, neue Anstrengungen zu machen. Diese neuen Anstrengungen können nur durch enge Zusammenarbeit Frankreichs mit England zu be­deutenden Ergebnissen führen. Auch die anderen Blätter haben die Hoffnung, England doch noch in die franzö­sische Sicherheitspolitik einspannen zu können, npeh nicht gänzlich aufgegehep.- Die Blätter machen aber kein Hehl daraus, daß" es gegenwärtig in Genf weniger darupi gehe, eine Verständigung über die Abrüstung zu. erzielen, als vielmehr Zeit zu gewinnen, . um den Schein zu wahren. London, 1. Juni. -(Wie Reuter aus •Genf meldet, ist der britische Staats­sekretär für Auswärtiges, Sir John Simon, heute von dort abgereist. Er wird morgen in London eintreffen. Konferenzen des Generats Tänczos und des Gesandten Barcza. Genf, 1. Juni. ('Ung. Tel.-'Korr.-Bureau.) Der Leiter der ungari­schen Abrüstungsdelegation General Tänczos halte gestern eine längere Unterredung mit dem türkischen Außenminister Tewfik Büschdi Bei. Der Gesandte am Vatikan, Georg Barcza, pflog einen längeren Gedanken­austausch mit Marquis Snrogna, mit dem bulgarischen Delegierten Mikow und dem österreichischen Delegierten Baron Pflügt. stehenden Augenzwinkern auf den zweiten leeren Sessel an seinem Tisch. Aber die Goldblonde schüttelte leise den Kopf. Na, denn nicht, dachte Ben. Wetten, daß du mir noch dein kleines weiches Patschhändchen geben wirst, bevor Du das Lokal verläßt...? Ja, Ben war an diesem Vormittag ein Profét von geradezu phänomenalen Fähigkeiten. Noch hatte er diesen Gedanken nicht zu Ende gedacht, da rief die Dame mit leiser melodischer Stimme: „Herr Ober... zahlen...!“ Oha... jetzt bin ich aber neugierig. Ben setzte sich in Positur. Das heißt, er lehnte sich tief in den Sessel zurück, streckte die Beine weit von sich und entnahm seinem Etui eine Zigarette. Auf seinem Gesicht spiegelte sich in diesem Augenblick absolute Gleichgültigkeit und Weltverachtung. Ein leiser unterdrückter Schrei... so kläg­lich ... so herzergreifend,. wie das Piepsen eines aus dem Nest gefallenen Vögelchens. „Mein Geld.o Gott.,* mein Geldtäschchen ist fort...!“ Der Dicke, der eben den Ausgang erreicht hatte, hörte den Schrei noch. Er wandte sich, zögerte zwei Sekunden, schon zuckte seine Hand nach der Brieftasche — er ließ sie wieder sinken. Auf sein feistes Gesicht legte sich höhnisches Grinsen. Halb­laut sagte er zu dem Kellner, der dienernd die Drehtür in Bewegung setzte: „Schwindel.., ! Lassen Sie sich nichts vor­machen. Übergeben. Sie das Frauenzimmer der Po­lizei.“ Wenn Ben jetzt nicht andere Pflichten gehabt hätte, er wäre dem Kerl nachgestürzt und hätte ihm mitten in sein freches, aufgeschwemmtes Frosch­gesicht einen Hieb versetzt. Aber die Dame, für die er einzustehen hatte, war jetzt wichtiger. Sie saß aufrecht, wie versteinert, in ihrem Sessel. Nur ihre schlanken, weißen Finger bewegten sich. Sie kram­ten ípit entsetzter Hast in dem weit geöffneten Sil­bertäschchen. Spitzentüchlein — S.chminkedöschen — ein Notizbüchilein — Schlüssel — ein winziger Füllhalter kamen zum Vorschein. Von einem Geld­täschchen keine Spur. Der Kellner stand mit ironisch lächelnder Visage daneben und feixte zu seinem Kollegen hinüber. Rufe den Wirt, sagte diese Grimasse. Bens großer Augenblick war gekommen. Er er­hob sich. Mit zwei Schritten war er am Neben­tisch — mit einem Blick hatte er den schmalen Goldreif am rechten Ringfinger der Fassungslosen erspäht. „Ich stehe selbstverständlich zur Verfügung, gnädige Frau. Sie gestatten, daß ich die Kleinigkeit verauslage.“. Ohne eine Erwiderung abzuwarten, warf er einen Geldschein auf den Tisch. Er selbst legte Tüchlein und den übrigen Krimskrams wieder in das Täschchen. Er war ganz Aufopferung — ganz aufmerksame Zärtlichkeit. Wie ein liebevoller Vater, der für ein hilfloses Kind zu sorgen hat. „Sie haben Ihr Geld vergessen, gnädige Frau. Das kann Vorkommen. Schöne Frauen haben das Privileg, vergeßlich zu sein.“ „Aber nein, ich habe das Geld vor einer Stunde noch gehabt, das weiß ich genau. Ich muß es ver­loren haben.“ „Oder es ist Ihnen gestohlen worden,“ meinte Ben. „Es treibt sich so. viel Gesindel auf den Straßen umher. Und auf schöne junge Damen, die nicht acht geben auf ihre Siebensachen, hat man es ganz be­sonders abgesehen.“ Ben legte sein wohlfrisiertes Haupt lächelnd auf die Seite. Dann zog er sich einen Sessel heran und nahm die warmen weichen Patschhändchen der nun leise Schluchzenden zwischen seine Tatzen. Sie waren jetzt die einzigen Gäste im Restaurant. Der Kellner hatte sich in eine Ecke zurückgezogen. „Da ist die kleine Frau spazieren gegangen, hat sich die Auslagen beguckt, die modernen Kleider — oder die Pelze — und an gar nichts anderes hat die kleine Frau gedacht, als wie sie sich noch schöner machen kann, als sie es schon ist — und da ist so ein frecher Langfinger gekommen und hat ihr das Geld­täschchen gemaust Ben sprach mit der milden, besänftigenden Stimme eines guten Onkel Doktors, der ein krankes Kind tröstet. Ein leises, aber verzweifeltes Schluchzen antwortete ihm. Die kleinen Finger in seiner Hand zitterten, aber sie machten keinen Versuch, sich ihm zu entziehen. „Das Geld ... ich muß das Geld wiederhaben ...‘‘ „Nun ... nun ..Ben war so bewegt, daß er eine Sekunde lang überlegte, ob er nicht unter den Tisch greifen und das vermißte Täschchen als „gefunden“ zimi Vorschein bringen sollte. Aber er verwarf diesen Plan ebenso rasch. Man soll nichts übertreiben, auch den Edelmut nicht, dachte er. Er schenkte mit der Linken ein Glas voll und hielt es der Weinenden an die Lippen. „Nun stärken Sie sich mal erst, gnädige Frau, und dann wollen wir weiter sehen, Verfügen Sie über mich.“ Sie nippte gehorsam an dem Glase. Und dann — Ben sah — wie sie unter Tränen lächelte. Sie seufzte, ihre Finger klammerten sich hilfesuchend noch fester um seine Hand. Er goß ein großes, volles Glas hin­unter. Es wurde ihm auf einmal siedend heiß. Sie fing an zu sprechen. Ben hätte sich gar zu gern eine Zigarette angesteokt. Aber er wagte nicht, seine Hand von dem sanften Druck der weichen Fingerehen zu lösen. „Ich muß Ihnen etwas anvertrauen. Ich bin durch den Verlust des Geldes in eine völlige hilflose Lage geraten. Ich befand mich auf dem Wege zum Bahnhof. Ich wollte nach München. In einer halben Stunde geht mein Zug. Mein Mann ...“ Sie stockte, Ihre Augen füllten sich aufs Neue mit dicken Tränen. Langsam rannen sie über ihre Wangen. Ben verstand. „Ah — Sie wollten nach. München? Ihr Gatte erwartet Sie dort? Selbstverständlich werde ich für die Fahrkarte sorgen.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, mein Mann erwartet mich nicht... im (Gegenteil, ich werde .von • 3 * PESTER LLOYD Vom Tage. Bevorstehende Reise des Ministerpräsidenten Gömbös nach Győr, Ministerpräsident Julius Gömbös trifft Dunerstag, den 7. Juni, in Győr ein, lim das Ehrenbürgerdiplom der Stadt zu übernehmen, das ihm in feierlicher Sitzung des Muni­zipalausschusses durch Bürgermeister Franz Szauter über­reicht wird. In Beantwortung der Begrüßungsrede des Bürgermeister® wird* der Ministerpräsident eine längere Rede halten. Das Programm umfaßt einen Tee beim "Bischof Breger,. eine Sitzung der Györer Organisation der Einheitspartei, wo der Ministerpräsident sprechen wird, und ein Souper im engeren Kreise, In den Abendstunden kehrt der Ministerpräsident nach Budapest zurück. Einigung in der Frage der Saar­abstimmung. ■— Telegramm unserer Sonderberichterstatterin. — Genf, 1. Juni-Dank der aktiven und mit außerordentlichem diplomatischen Geschick geführten Vermittlungs­aktion des Barons Aloisi, des Vorsitzenden des Dreier­ausschusses, konnten die Verhandlungen in der Saar­frage heute nachmittag abgeschlossen werden. Die Einigung, die dem Völkerbundrat zwecks Annahme am Montag vorgelegt wird, ist auf Grund gegenseitiger Konzessionen zustande gekommen. Der wichtigsten Forderung Deutschlands: nämlich der unverzüglichen Festsetzung des Abstimmungstermins, wurde Rech­nung getragen und der Tag der Abstimmung im Sinne des Versailler Vertrages auf den 13. Januar 1935 fest­gelegt. Eine Abstimmungskommission soll in einer späteren Sitzung durch den Rat ernannt werden, um die mit dér Abstimmung zusammenhängenden Maß­nahmen an Ort und Stelle zu treffen. Für die Verwal­tung bleibt auch weiterhin die Regierungskommission zuständig. Zur Entscheidung in Streitigkeiten und Aburteilung der Verstöße gegen die Abstimmungs­­ordnung werden lokale Abstimmungsgerichtc geschaf­fen, die mit Neutralen besetzt werden und deren Zu­ständigkeit für die Dauer eines Jahres nach erfolgter Abstimmung festgesetzt wurde. In bezug auf die Ver­stärkung der Polizei wurde bestimmt, daß die Regie­rungskommission sich nur im Notfälle und nur nach vorheriger Zustimmung des Dreierausschusses und des Völkerbundrates an ausländische Regierungen wenden kann. .: ; / Herr Piro, der in Genf anwesende Führer der deutschen Front, hat hierzu erneut erklärt, seine Par­tei werde für die strengste Disziplin Sorge tragen, so daß voraussichtlich die Frage der Verstärkung der Polizei überhaupt keine praktische Rolle spielen werde. Schließlich wurde in der heiklen Frage der Ga­rantien beschlossen, daß die Freiheit und Unabhän­gigkeit der Abstimmung durch entsprechende Maß­nahmen der französischen und der deutschen Regie­rung gesichert werden. Nach erfolgter Abstimmung wird der gesamten Bevölkerung das Petitionsrecht auf unbegrenzte Zeit­dauer zuerkannt, jedoch abweichend vön dem stren­geren oberschlesischen Regime, werden die Beschwer­den nicht unmittelbar an den Rat zu richten sein, son­dern zwecks Weiterleitung an eines der Ratsmitglicder. Die Deutschen in Genf haben sich über die Ver­mittlungstätigkeit des Barons Aloisi mit größter An­erkennung geäußert. RUMÄNIEN. Ein Gesetz gegen Stellungsanhäufung. Bukarest, 1. Juni. (®ud. Korr.) Eine von der Regierung entsandte Kommission bat die Grundlinien für ein Gesetz gegen Vielverdiener ausge arbeitet. Danach soll öffentlichen Angestellten die Besetzung von zwei Stellen verboten werden. Ausnahmsweise soll eine Kategorie (Abgeordne­ten, Senatoren, Militärs, Priestern) gestattet werden, auch eine Hochschulprofessur zu bekleiden. Ein Panama beim Amtsblatt. Bukarest, 1. Juni. (Bud. Korr.) Die offizielle 'Untersuchung der Miß­bräuche in der Leitung des Amtlichen Blattes ergab An­

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