Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. július (81. évfolyam, 146-171. szám)

1934-07-01 / 146. szám

Sonntag, 1. Juli 1934 BESTES EDP PEN SOOTIER! Franklin D. Roosevelt: Unser Weg Wolfgang Sorge: Krieg entbrennt am Pazifik T. Tschernawin: Mit Mann und Kind der GPU entflohen! J, Winckler: Ein König in Westfalen (Jerome Napoleon) Roda Roda: Schenk ein, Roda! (Aus slawischen Quellen) Tom Mix: Mein Leben—meine Abenteuer imWildenWesten William Mowery: Das verbotene Tal Edmund Sabott: Das letzte Abenteuer Ludwig von Wohl: Die englische Heirat Ada Fischmann: Die arbeitende Frau in Palästina Maurice Dekobra: Confucius en pull over Pearl Buck: The mother Ugo Daretti: II veleno azzurro usw. usw. Leihbibliothek Dr. Norbert Langer Andrässy-ut 58. Telephon 277-83. l¥lonatlich nur^DjBO. 829 Zustellung in Stadt- und Sommerwohnung! Die vorstehende Beurteilung der Lage am Vor­mittage des 25. Juli wurde bestätigt durch eine Mit­teilung des Ministerpräsidenten Pasics an die in Belgrad weilenden fremden Journalisten, denen Pasics um die Mittagsstunde erklärte: „Serbien nähme die österreichisch-ungarischen Forderungen an, und die Kriegsgefahr sei nunmehr beseitigt!“ (Ein Schlußartikel folgt.) „Malentendu cordial.“ Das französisch-englische Verhältnis. — Von unserem Korrespondenten. — London, Jusni. Von der alten und vielzitierten Entente cordiale zwischen den beiden einstigen Verbündeten diesseits und jenseits des Kanals ist, so findet man hei Be­suchen in ihren beiden Ländern immer deutlicher, höchstens noch das Eigenschaftswort übrig geblie­ben: eine gewisse Sentimentalität, die eine immer wachsende Reihe von kaum überbrückbaren Inter­essen- und Meinungsgegensätzen soweit abschleift, daß die Verkehrstonart im allgemeinen verbindlich bleibt. Im allgemeinen — denn es sind auch schon recht harte Worte dann und wann gefallen. Und die englische Luftrüstung, die bis in das Lager der Labour-Party hinein auffallend populär geworden scheint, richtet sich bestimmt nicht gegen exotische Mächte... Die scharfe Abfuhr, die Winston Chur­chills jüngster innenpolitischer Vorstoß gegen die Konzentrationsregierung Macdonald—'Baldwin im Parlament erfuhr und die ihn vielleicht zu seiner auf Sensation berechneten Rede gegen Deutschland, gegen dessen angebliches „Evangelium der Blutlust“ trieb, ist von den leitenden Männern geschickt unter- m Glänzend renoviert. ■ fä P? j»*** Erstklassige SALON-JAZZ BJP gT _ Gefrorenes und Bäckerei von Lg» Vt' GERBEAUD Schönstes * MLcf «. <4 344 Garten-Café-Restaurant gM Budakeszi-ut 10. Telephon: 64-0-75. Autobus- und Elektrische-Haltestelle Budagyöngye. strichen und zu einer Absage an die Vorkriegsdiplo­­malie benutzt worden, unter der. mau schlechter­dings nichtg anderes als die Bündnispolitik der En­tente verstehen kann. Ob mit dieser neuerdings immer stärker beton­ten englischen Haltung der Besuch des französischen Generalissimus Weygand unmittelbar zusammen­hängt, kann man offen lassen. Sicher war es denkbar unwirksam und hat der englischen Presse allerhand Stoff zu satirischen Anmerkungen gegeben, daß man in Paris den rein privaten Charakter dieser Reise, die durchaus persönliche, freundschaftliche Einladung Weygands durch den englischen General Grant so geflissentlich betonte: denn der oberste Chef der französischen Armee dürfte für private Kollegen­besuche nicht seinen Stabschef, zwei andere Stabs­offiziere und einen Dolmetscher notwendig gehabt haben; und seihst so hohe Gäste werden bei privaten Reisen nicht schon, wie es hier geschah, bei der Lan­dung von drei Repräsentanten der obersten Militär­behörden eingeholt und in der Hauptstadt noch ein­mal bewillkommnet. Daß das drei Tage nach dem Be­such des deutschen Sonderbeauftragten für Ab­­rüstungsfragen beim französischen Außenminster Barthou —• eben zurück von einer trostlos ver­laufenen Genfer Tagung und auf dem Sprunge, eine große Propagandareise durch den Balkan, in die Gefilde der unbequem selbständig werdenden Traban­ten von vorgestern, durchzuführen — in Szene ge­setzt wird, zeigt auch dem politisch instinktbegabten Man-in-the-Street Englands, was in Paris gespielt wird. Er regt sich freilich nicht sonderlich darüber auf. Die anhaltende, in solcher Hartnäckigkeit seit über hundert Jahren nicht beobachtete Dürre mit ihren Folgeerscheinungen, Teuerung, Mangel, Heide­­bränden usw., die großen Rennen von Ascot, die An­kunft des neuen deutschen HeinkeTSchnellflugzeuges in Croydon, ein neuer Koffermord scheinen ihm wesent­lich interessanter; und ein namhafter englischer Poli­tiker gibt uns die Begründung dafür mit der etwas bissigen Wendung: „Wir haben den Großen Zau­ber der Medizinmänner schon zu oft gesehen, um ihn noch ernst zu nehmen; in der Wirklichkeit kommt es doch immer anders, als sie mit Stirnrun­zeln prophezeien.“ Die Konsequenz dieser Auffassung ist natürlich ein wachsendes Verständnis für die Lebensbedürfnisse anderer, weniger mit England „verbündeter“, aber vielleicht um so ehrlicher mit ihm befreundeter Völker. Das zeigt sich seit Jahren gegenüber Ungarn, mit leichten Einschränkungen gegenüber Italien und nicht zuletzt auch gegenüber Deutschland. Und in einer gewissen Parallele zu der englischen Wandlung gegenüber Frankreich steht zugleich die gegenüber Amerika. Denn hier geht es um eine besonders empfindliche Stelle im Nerven­system des Briten, um den Geiiäbeutel. Mit wachsen­der Schärfe wird der Entschluß der Regierung unterstützt, keine Kriegsschuldenzahlungen, auch keine sogenannten Anerkennungzahlungen mehr zu leisten; und die Begründung tjafür, die auch nicht frei von Seitenhiefoen auf Frankreich ist, klingt nicht unplauisibel: „England hat den Verbündeten im Kriege weit mehr geliehen, als es selbst von Amerika borgte; und England ist nur deshalb als Schuldner für diese Summen verpflichtet worden, weil die Amerikaner seine Unterschrift für sicherer hielten, als die der eigentlichen Geldnehmer; Eng­land hat mittlerweile 2 Milliarden Pfund auf diese Außenstände abaohreiben müssen, die in einem Kriege entstanden sind, an dem Amerika genau so gut beteiligt war, wie das Britische Reich, und jeder Penny dieser Schuld ist in Amerika für Waren aus­­gegeben worden. Trotzdem hat England seit Kriegs­ende 2025 Millionen Döllar abgezahlt, mit dem gro­tesken Endeffekt, daß England den Vereinigten Staaten heute auf dem Papier 4713 Millionen Dollar, gegen 4.277 Milliarden bei Kriegsende schuldet. Die­ser Tatbestand ist,“ so folgert die öffentliche Mei­nung hier, „zu grotesk, als daß er nicht durch einen völligen Strich unter das unglückselige Kapitel be­reinigt werden müßte.“ Aus der gleichen Logik heraus kann man freilich die offiziell kundgegebene Entrüstung über den deut­schen Transferstop für die Young- und Dawesanlei­­•hen nicht ganz ernstnehmen; die Androhung eines Clairings zur Nutzbarmachung deutscher Warenliefe­rungen für die zwangsweise Herbeiführung eines Transfers ist, wie die englischen Wirtschaftler mit einem gewissen Aufatmen feststellten, mit den nötigen Herr Hauslehrer — nunmehr ist ihm der Titel eines Erziehers taxfrei verliehen — schreitet neben Herrn Gutssohreiber langausholend dahin, er ist der Flügelmann, so daß es nun die Reihenfolge: klein, größer, größter ergibt. Herr Erzieher hat Schuhe an, er trägt jenes einläufige Etwas, das vor ein paar Jahren einem Wildschützen abgenommen wurde; auf eine Art trägt er’s, als hätte er’s einem illustrier­ten Jagdroman, sagen wir: des Löwenjägers Bon­­bonnel, abgeluchst. Beide Hände hinten den Gewehr­lauf umspannend, légerement, zerstreut. Auch im Munde des Herrn Erziehers qualmt Eigenfüllung, Siebener- und Dreizehnergemisch, — aber da ich keine Geheimnisse zu hüten brauche, will ich ver­raten, daß, als Herr Verwalter Herrn Hauslehrer fragte, ob er jemals schon auf der Jagd gewesen sei- Herr Hauslehrer künstliche Würde aufsetzte und er­widerte: „.. .zzz! Wie denn nicht, bitte?“ Herr Verwalter und Herr Gutsschreiber be­sprachen sich miteinander über die landwirtschaft­liche Arbeit; zwischendurch erging sich Herr Guts­schreiber in minutenlangen Schweigen; offenbar in­folge heftiger Lektionen, die ihm seitens Herrn Ver­walters zuteil geworden waren. Herr Verwalter bückte sich hie und da, hob vom Boden Rüben auf, Kartoffeln, Pfeifendeckel, Nägel, und warf sie so­dann in die Anbaufläche. Herr Gutsschreiber tat, als mache er Ordnung auf dem Rainpfade, stieß mit der Stiefelspitze Lattenstücke hin und her, halbe Huf­eisen, verfaulte Rübenstrünke, Plätschen Rinder­­inistes und ähnliches. Herr Hauslehrer — Herr Er­zieher! — hatte nicht die leiseste Ahnung von Land­wirtschaft; indessen hob er sichtend die Hand flach vor die Augen und hielt offenbar Ausschau nach Löwen, Eisbären und, Gott verzeih, Walrossen, die offenbar am Horizont auftauchen sollten ... Na! Und da riß Herr Verwalter urplötzlich den Kolben an die Backe und pfefferte eins in die Rich­tung des Zwiebelhauser Turms, — prsohü Gradaus hinein! In der Tat: ein beleibter alter Lampe, so was wie ein einheimisches Kenguruh, beginnt einen trägen Galopp, völlig lautlos, als wollte er die ver­schossenen Schrotkörner Herrn Verwalters cinsam­­melh. Plötzlich erwacht indes noch ein anderes solches graues Kenguruh oder Faultier irgendwoher unter der Erde, und beginnt gleichfalls nach der Richtung der Ackerflächen dahinzugondeln, doch nach einer ganz verschiedenen Richtung von der, die der Vorhase eingoschlagen hatte. Herr Verwalter tut sich nun mit dem Herrn Gutsschreiber zu einem rapiden Kriegsrat zusam­men, ganz leise, raunend, damit es diese wilden Bestien nur ja nicht hören. Den Herrn Hauslehrer ließen sie an dem Rain des Rübenackers stehen. Herr Gutsverwalter ging der Ackerfurchung zu, voran; in­dessen trabte Herr Gutsschreiber dem ferneren Rübenfeld zu. Herr Hauslehrer hob sein Gewehr von der Schulter: da stand er nun in den Schollen, den zerstampften; er vermeinte, ringsum donnere Krieg, davon er keinen Ton vernehmen könne, so frech hochlautend hämmerte und pochte sein Herz. Er lugte aus, wohin der Herr Gutsschreiber wohl gegan­gen sein mochte. Herr Gutsschreiiber blieb stehen, so stand er nun da, das Gewehr in der Hand, er ließ den Doppellauf hinab, guckte mit gesenktem Kopf von oben in beide Läufe hinein; und ließ rasche Zigarettendampfwötken aufsteigen. Ein Mann erschien da, stolperte jenseits des Rübenackers dahin; Herr Gutsschreiber riß den Kolben hoch; der Mann erschien ganz winzig, klein, der Büchsenlauf richtete sich auf ihn ... Herr Haus­lehrer hob das Gewehr ebenfalls hoch ... Sollte etwa der Herr Gutsschreiber dem Mann da vorn eins auf den Pelz brennen wollen . . .? Das schießfreundliche Publikum wird wobt die törichte Voraussetzung Herrn Hauslehrers verzeihen, der Herr Hauslehrer werde also jetzt etwa auf diesen Mann schießen... Das schießfreundliche Publikum mag über den Herrn Hauslehrer ins reine kommen: der weiß ganz gut, der Jagdschein berechtige nicht dazu, auf Menschen zu schießen; wohingegen das schießfreundliche Publi­kum die Sportsohwärmerei des Herrn Gutsschreibers sympathisch begrüßen dürfte, in welcher Schwär­merei befangen er erwog, ob er den Mann treffen könnte, der da drüben seines Weges geht, — nämlich aus solcher Entfernung treffen .... Herr Hauslehrer, der noch sehr, sehr weit vom Menschenabsohiuß war, hatte er doch nie im Leben, wie gesagt, auf seiner bisherigen Laufbahn auch nur eine Taube abgeschossen, — Herr Hauslehrer also ging in Ermangelung einer lebenden Zielscheibe bloß so weit, daß er das Gewehr rechtsseits an die Nase drückte und ein nettes, rosafarbenes Wildiwöikchen aufs Korn nahm. Das Wölkchen gastierte sok> an dem tegettihoffblauen Himmel, — das kleine neugierige Ding —, und schien geeignet genug, in dem Herrn Hauslehrer günstigen Eindruck hinsichtlich der Treffbarkeit zu erwecken. — Brumm, brumm! — oder wie gebe ich den Ton des Schusses onomatopoetisch wieder, den der Herr Gutsverwulter hinsichtlich irgend welcher Hasen wieder abgab, — irgendwelcher Hasen, die wohl auf dieses Signal warten mochten, sofort nach der Salve des Herrn Verwalters jedoch dienstfertig einer gewissen Richtung zusteuerten, einer hinter dem anderen, irgendwohin. Sie waren weit genug entfernt, — Herr Hauslehrer ließ den Mund offen, als er ihnen nachstarrte, — fand es jedoch ord­nungsgemäß, natürlicherweise ganz in Ordnung, daß die Hasen derart genau Bescheid darüber wuß­ten, was sie zu tun hatten. Lebten sie doch schon weit länger auf dem Landgut, als Herr Hauslehrer, der da erst ein Neuankömmling war. Ja, aber nach den Schüssen des Herrn Verwal­ters, etwa zwanzig Schritt von Herrn Hauslehrer entfernt, stieg plötzlich — frrr! — eine kleine Kette Rebhühner in die Luft. Ich weiß nicht mehr, wie der Herr Hauslehrer es zustande brachte, das Ge­wehr gehörig anzulegen, zu zielen und loszudrücken — welch verzwickte Transaktion! —, gewiß ist nur, daß er in die Rebhühnerkette so genau und sicher hineinschoß, wie etwa Teil in den Apfel auf dem Scheitel seines Söhnchens. Zwar, während der Schuß knallte, hatte Herr Hauslehrer die deutliche Empfindung, da sei einem irgendwo, irgendwie, eine beträchtliche Backpfeife heruntergehauen wor­den, indes sah er nichts, höchstens, daß der Herr Gutsschreiber unmittelbar vor dem Schuß seinen • 3 • PESTER LLOYD

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