Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. október (81. évfolyam, 222-246. szám)

1934-10-02 / 222. szám

Einzelnummer an Wochentagen MO, an Sonntagen 32 Heller. •f— ft I fi Abonnement: f l e > inseratenautnannic * Für Budapest: mit täglich zweimaliger "-1 " Budapest, in der Administration des Zustellung und iilr das Inland Morgen- _________ _ ____ Pester Lloyd und in den Annoneen­und Abendblatt: ffiKSRSS jBHnfflB RMBx HraiJ HSRI dUAK, HEBJS HSP Bureaus: Balogh Sándor, j.Blookner, J. Blau, Vierteljährlich IS P. monatlich 6.40 P. EfWl Hr! Hi» |fij a&J SBWt. TSR fHT« Boro«, Braun. Josaf Erdos, Hyori 4 Nagy, Für das Morgenblatt allein vierteljährlich gif gM ffiS fflft fj Bf g* jf BBM ® SS» | S8 MSä W& M ■ Harsányt. Haasenstem 4 Vogler, Cornel II P, monatlich 4 P. Für dae Abendblatt gf-* Hg? fSV n ■ HSg TM ggBi SS SB Í9H I«8 BB Oa [Hg mH Leopold, Julius Leopold Nagy. blrdeto. allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P WZSJBjf dHEgtu. £E£ Witf.Bm HBSäK ffflB «3 W3& Kf$ «B "-oda, "«sse Rudolf A.-8„ Julius Tenzer, Für die separate Zusendung des Abend- ffijfflSÍ3*' t$Kp< ESP 8|WpH gBPSffix «El ägä g£| gg» TOB g» KgE Uray. Generalvertretung des Pester Lloyl blattes nach der Provinz ist viertel- ratet Sas ‘T4BSa MSjfí Sj8|- SbH (gw K© BflB lür Oesterreich: ■. Oukaa Naehf. A.-ÍL. jährlich 1 Pengő zu entrichten. «33 ffifj BS SB » W& H H 18 MSB S ® Elf üg Wien. VVollzeile 1b. für Wien auch durch Morawa 4 Co., I, £$5 Sgä Jä gk M gSS «fl M MH iSl SOS? M §35 M, wL jsP ££§ «KW 3BB Bl:oieioammor Mir Budapest und I Ir Wollzeile 11. Für das Auslanu mit direk- A jffShgffiF mäSSm JSSjjre VS» lUiffiM» IWnffffiBl ■*»*■ fflStäMBr ?ieProvinz: Worsra«»«TMWochentagen ter Kreuzbandsendung vierteljährlich: Für W. „?n nifci iimi0?*1 n?.8in?TMinf* Oosterreloh und Polen *0 Pengő, für alle 'tn*r!7 übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements __ _ _ Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr-, an werden auch bei sämtlichen ausländlsohen Tl/T A /T TA TBJ TT T k f 111 EB S°JIlS!en Í j Gr'uUn«i^b1To? att 20 Postämtern entgegengenommen. 171 II lT Ju iT JT Jj A I I 19 Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéna-uoca la Nicht verlangte Manuskripte werden . ÄiIell^h0,,S«nh N»t»ro«nh<a weder aufbewahrt noch zurückgestcllt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet 848—26. Administration. 849-09. 81. Jahrgang. Budapest, Dienstag, 2, Oktober 1934. Nr. 222 Ministerpräsident Gömbös an die ungarische Nation. Rechenschaft und Ausblick. fíitdapest, 1. Oktober. Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Julius Gömbös in schwerer Stunde die Führung dei1 Ge­schäfte des ungarischen Staates übernahm. Den An­laß der zweiten Jahreswende seines Regierungs­antritts hat der Ministerpräsident heute abend dazu benützt, in einer Rundfunkrede vor der Offen llich­­keit der Nation über die Ergebnisse dieser Regie­rungstätigkeit auf innen- und außenpolitischem, so­wie auf finanziellem und wirtschaftlichem Gebiet Rechenschaft abzulegen und die Zielsetzungen der Regierungspolitik für die Zukunft zu beleuchten. Die Hunderttausende, die heute abend vor dem Lautsprecher saßen und den festen und ruhigen Sätzen des führenden verantwortlichen Staats­mannes der Nation lauschten, hatten den Eindruck, daß der Mann, der da um das spontane Vertrauen aller Gesellschaftsschichten des ungarischen Volkes warb, dieses Vertrauen auch wirklich verdient. Dies lag nicht nur an den einzelnen Tatsachen und Feststellungen, auf die der gewandte Redner seinen Rundfunkbericht auf'baute, sondern vor allem an der seelischen Atmosphäre, die er bereits mit den ersten Sätzen seiner Rede heraufzubeschwören wußte, an jenem mitschwingenden Tone tiefer Zu­versicht und Entschlossenheit, der in der Seele der Zuhörer willigen Anklang fand und der in allen das Bewußtsein erweckte, Mitträger an einer schweren, aber erhabenen und zum Aufstieg und Erfolg vor­­foestimmten Sache zu sein. Ministerpräsident Gömbös sprach, wie er es immer zu tun pflegt, mit dem Einsatz seiner vollen Persönlichkeit. Er Webt seine Sätze nicht im kalten, blutleeren Raum staatspolitischer Abstraktion, son­dern aus dem lebendigen Stoff eigenen und national­kollektiven Erlebens. Er gewährt dem Zuhörer Ein­blick in die Werkstatt seiner politischen Ent­schlüsse: wie man seine Rede verfolgt, kann man mitfühlend beobachten, wie ein kampffroher, vor­wärtsdrängender, impulsiver Charakter sich, vom ehernen Gesetz staatsmännischer Verantwortung geleitet, zur systematischen, langsam und bedäch­tig aufbauenden, mit den Gegebenheiten der harten Realität rechnenden Politik bekennt. Nichts ist menschlich bezeichnender, als jene Sätze, in denen ■Ministerpräsident Gömbös mit jenen Theoretikern abrechnet, die der Wirklichkeit ihre politischen Fieberträume einer plötzlichen Weltveränderung umzustülpen trachten. Ministerpräsident Gömbös weiß mit dem ganzen Pflichtgefühl, mit denl ganzen vernünftigen Realismus, die den ungarischen Men­schen kennzeichnen, daß kein Baustein der Wirk­lichkeit zu gering ist, um vom verantwortlichen Staatsmann in seinen Zielsetzungen berücksichtigt zu werden. Dabei, kennt er auch die höhere poli­tische Kunst, sich durch die Wirklichkeit nicht in Fesseln schlagen zu lassen, sondern sie durch An­passung zu meistern, ihr in zäher, geduldiger Arbeit seinen von den großen nationalen Zielsetzungen be­stimmten Willen aufzuzwingen. Seine Realpolitik ist keine Politik der Entsagung, . ... , Heute, nach zwei Jahren einer Regierungstätig­keit, die anfangs mit den größten Schwierigkeiten politischer und wirtschaftlicher Natur zu kämpfen hatte, konnte er mit fester Zuversicht von der glück­lichen Überwindung der ersten und schwierigsten Etappe sprechen. Um sein eigenes Bild zu ge­brauchen, konnte unser Staatswesen auf der schiefen Ebene, auf der es sich vor zwei Jahren befand, zum Stehen gebracht, ja, wieder aufgerichtet werden; unser nationaler Wertbestand ist gerettet, der Geist des Verzägens gebannt, die Krise, Obwohl mit schwe­ren Opfern, eingedämmt. Jetzt geht es wieder auf­wärts. Der Ministerpräsident ließ, um zu . beweisen, daß ihm kein leerer Optimismus diese, Gewißheit gibt, Tatsachen und Zahlen sprechen: sie bestätigen, daß die schweren Opfer, die in zwei Jahren allen Gesell­schaftsschichten einer schwer heimgesuchten Nation aufgebürdet worden sind, nicht vergeblich waren. Die Defizit- und Währungssorgen, zwei gewaltige Probleme, mit denen die ungarische Regierung in diesen beiden Jahren zu ringen hatte, zeigen heute ein weit weniger bedrohliches Bild als vor zwei Jah­ren; es ist gelungen, den landwirtschaftlichen Export durch staatlichen Eingriff in hohem Maße zu för­dern und die sozialen Gefahren, die intolge der in­neren Krise gedroht haben, zu bannen; auch die Schuldenlast der krisenleidenden ungarischen Land­wirtschaft konnte wesentlich gesenkt werden. Diese günstigen Symptome ergeben von sich selbst die Schlußfolgerung, die der Ministerpräsident an sie knüpfte: daß wir das Schlimmste bereits überstanden haben. Der Grundgedanke der innerpolitischen Ausfü­llungen des Ministerpräsidenten war das bekannte Axiom seiner politischen Weltanschauung: die natio­nale Einheit. Eine tatkräftige und einsatzfähige na­tionale Gemeinschaft, die die in ihr ruhenden auf­­bauenden Energien nicht vergeudet, sondern im Dienste der nationalen Zielsetzungen zusammenfaßt: dies ist das politische Ideal des Ministerpräsidenten, ein Ideal, das er im Sinne des „fortschrittlichen Kon­servatismus“, zu dem er sich bekennt, nicht mit Gewalt- und Zwangsmitteln, sondern durch Stärkung und Zusammenfassung spontaner nationaler Kräfte zu verwirklichen sucht. Im Sinne dieser Auffassung lehnte der Ministerpräsident jene Form des Paria- J mentarismus ab, die in der Zersplitterung der Par­teien und im Leerlauf der parlamentarischen Ma­schine in Erscheinung tritt; gleichzeitig aber schöpft er aus dem historisch gefestigten Weltanschauungs­gut des ungarischen Konstitutionalismus, den er mit moderner sozialer Einsicht paart. Hieraus erklärt sich seine Stellungnahme zur Wahlrechtsreform. Allen leeren Kombinationen vorgreifend, bekannte er sich zu einem neuen Wahlrecht, das auf der ge­heimen Abstimmung beruhen, dabei aber auch der Notwendigkeit der Geltendmachung übergreifender nationaler Interessen Rechnung tragen — und für keinen Fall reaktionär gefärbt sein wird. Auch sonst zeigt der programmatische Teil der Rede des Mi­nisterpräsidenten, daß er von der Notwendigkeit zeitgemäßer Reformen durchdrungen ist. Von beson­derer Wichtigkeit ist in dieser Hinsicht die Siedlungs­frage, deren Lösung mit der Zeit eine neue, breite und tragfähige agrarische Mittelschicht schaffen und zur Gesundung der sozialen Gliederung unseres Vol­kes beitragen soll. Zu diesem Gedankenkreis gehört noch die ebenfalls angekündigte zeitgemäße Reform des Fideikommißwesens. Der finanz- und wirtschaftspolitischc Teil der Rundfunkrede des Ministerpräsidenten zeigt beson­ders kilar, mit welcher Genauigkeit er der wirklichen Lage und den Forderungen des Tages Rechnung trägt. Die Kreise der Privatwirtschaft können die Rede mit Beruhigung aufnehmen, da sie darin eine weitere Bestätigung der Tatsache finden, daß die Regierung Gömbös gefährlichen Experimenten nach wie vor abhold ist und sich zur Überzeugung be­kennt, daß die Hebung des allgemeinen Lebens­niveaus einzig von der Erstarkung der privatwirt­schaftlichen Tätigkeit erwartet werden kann. Ein besonders einprägsamer Teil der Gömbös- rede war der. Ab&chnit über Außenpolitik. Der Ministerpräsident hat Gewicht darauf gelegt, nach einer bewegten Saison der Weltpolitik die öffentliche Meinung des In- xmd Auslandes über Ziele und Methoden der ungarischen Außenpolitik ofjfen und aufrichtig aufzuklären. Er empfand es hoch an der Zeit, eine authentische und verantwortliche Zusam­menfassung der Zielsetzungen der ungarischen Außenpolitik zu geben, denn wir leben in einer be­wegten Zeit, die leicht zu den abenteuerlichsten Kombinationen neigt; viele solche Gerüchte und Kombinationen sind in letzter Zeit verbreitet worden, und .viele davon geben von der ungarischen Außenpolitik ein verdrehtes Bild. Außerdem haben sich kürzlich auch gewichtige Stimmen der in- und ausländischen Politik zu den Problemen Ungarns und der ungarischen Außenpolitik geäußert, so daß die Rede des Ministerpräsidenten, die in allen dies­bezüglichen Fragen Klarheit schuf, höchst will­kommen und zeitgemäß erscheint. Von den allgemeinen Zielen der ungarischen Außenpolitik sprechend, legte Gömbös seine Karten offen auf den Tisch, er sprach ohne Hintergedanken und Retinenzen. Er sagte offen aus, daß eine Revision der ungerechten Bestimmungen des Friedens Vertrags mit friedlichen Mitteln nach wie vor ein ebenso wich­tiges Hauptziel der ungarischen Politik bildet, wie die Sicherung besserer und gerechterer Lebensbedin­gungen für unsere unter Fremdherrschaft lebenden Volksgenossen. Daß die Verfolgung des erstgenannten Zieles gegenwärtig auf Schwierigkeiten stößt, veran­laßt die ungarische Politik nicht dazu, diese Ziel­setzung hintanzusetzen; die letzten Debatten in Genf haben übrigens gezeigt, daß der gerechte ungarische Standpunkt auch in der Minderheitenfrage auf die­selben auswärtigen Hindernisse stößt, wie in der Frage der Revision. Auf die Einzelaspekte der ungarischen Außen­politik übergehend, betonte der Ministerpräsident gleich eingangs die Tatsache, daß die ungarisch­italienische Freundschaft auch weiterhin einen zen­tralen Platz in unserer außenpolitischen Aktivität ein nimmt Der diesbezügliche Teil der Rede des Mini­sterpräsidenten war ein warmes Bekenntnis zur be­freundeten großen italienischen Nation und zu ihrem auch in Ungarn hochverehrten führenden Staats­mann Mussolini. Diese offene, gefühlswarme Freund­schaftserklärung genügt, um alle tendenziösen Ge­rüchte, die über dieses Thema in letzter Zeit in übel­wollender Abtsicht in Umlauf gesetzt worden sind, mit einem Schlage zu widerlegen. Dasselbe läßt sich auch von der ebenso warmen Freundschaftserklärung sagen, die der Ministerpräsident an die Adresse Österreichs richtete. Auch aus diesem Abschnitt, der noch einen persönlichen Tribut an das Andenken Dollfuß’ und an den gegenwärtigen- Bundeskanzler Schuschnigg enthielt, mag die Welt sehen, daß die römischen Protokolle nach wie vor die Grundlage der ungarischen Außenpolitik bilden. Auch die Sympathien Ungarns für Deutschland hat Gömbös in seiner Rede betont. In Anbetracht der geopölitischen Lage Ungarns und der bedeuten­den Rolle, die das deutsche 65 Millionen-Reich in diesem Teil des Kontinents spielt, könnte keine un­garische Politik, die sich Realpolitik nennt, Deutsch­land gegenüber eine andere Linie einschlagen. Schon Gründe der wägenden Vernunft schreiben es der ungarischen Politik gebieterisch vor, das Deutsche Reich, dieses große Kraftzentrum, bei allen ihren Zielsetzungen zu berücksichtigen. Wir wissen wohl, daß Deutschland inmitten der „ersten Schwie­rigkeiten der inneren Neuordnung“, von denen der Ministerpräsident sprach, gegenwärtig in geringerem Maße als mitbestimmender Faktor der europäischen Politik in Betracht kommt, als es sonst der Fall wäre, wenn diese Schwierigkeiten nicht mitspielten. Doch selbst in dieser Lage muß das kleine Neun­millionenland der Ungarn das deutsche 65 Millionen- Reich als einen der größten Kraftfaktoren in unserer Nähe mit berücksichtigen, wie ja auch die Politik der Großmacht Frankreich die Wandlungen der deutschen Außenpolitik stets genau in Betracht zieht. Solange Deutschland sich als möglicher Fak­tor der Förderung unserer nationalen Ziele nicht ausschaltet, wäre es schlechte Politik, unsererseits den Faden zwischen uns und diesem großen Lande, von dem wir in derVergangenheit so vielebefruchtende Impulse erhalten haben, abreißen zu lassen. Es kann uns nicht gleichgültig sein, ob Deutschland unsere Bestrebungen unterstützt oder sich der Gruppe un­serer Gegner anschließt. Freilich ging unsere Außen­politik auch in dieser Richtung keine Bindung ein, die ihre Handlungsfreiheit irgendwie beeinträchtigen würde. Mit der Betonung der polnisch-ungarischen Freundschaft hat der Ministerpräsident eine Saite berührt, die in allen ungarischen Herzen anklingt. Die bevorstehende Warschauer Reise des Minister­präsidenten, die diesem Thema Aktualität verleiht, hat in der internationalen Öffentlichkeit auch viel Staub aufgewirbelt und auch zu unhaltbaren Kombi­nationen geführt. Insbesondere wurde der angebliche Plan einer gemeinsamen ungarisch-polnischen Grenze vielfach besprochen. Wir glauben nicht, daß die Erörterung dieses Themas aktuell oder auch poli­tisch opportun wäre. Wie sich die polnische Politik zu dieser Frage stellt, wissen wir nicht; von ungari­scher Seite handelt es sich höchstens um einen Wunschtraum, und schon dieses Wort zeigt, daß der Gedanke, eine gemeinsame Grenze mit Polen zu haben, ein alter Wunsch der ungarischen Volksseele ist — aber leider ein Wunsch, der gegenwärtig nur als Traum bezeichnet werden muß. Freilich: Träume sind nicht immer Schäume; es gibt auch wahr­sagende Träume. Zum Schluß kam der Ministerpräsident auf eine dornige Frage ungarischer Außenpolitik: auf unsere Beziehungen zu Frankreich und zur Kleinen En-

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