Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. november (81. évfolyam, 247-270. szám)

1934-11-03 / 247. szám

PREIS 16 HELLER Abonnement: - Inseraten aufn ahme: Für Budapest: mit täglich zweimaliger In Budapest, in der Administration des Zustellung und tür das Inland Morgen- Pester Lloyd und in den Annoncen­und Abendblatt: iWTTprcjro HMMK8B Kgf£ HM »wa «HEga WnHk Bureaus: Balogh Sándor, J.BIookner, 1. Blau, Vierteljährlich 1.8 H, monatlich (j.40 P. Kaff Mi »gi WB tff M m HM ül HflHwl WT jitBKSSwM Boros, Braun, loset Erdős, Győri & Nagy, Für das Morgenalatt allein vierteljährlich eBm MBl iaSäl H ÜB. M Bf WM 9 HM fj BM Hl Hfl HM Btt (Sn H ttf SO H hiarsányi, Nassenstein & Vogler, Cornel II P, monatlich 4 P. Für dos Abendblatt tlfjS wf HM NySäfr, BUB ** HH MH BK Mra HS Bh HM wa« K§jg Hfl Leopold. Julius Leopold, Magy. hirdető­allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Vralagfet. Ha« BKBtims HH BBS ge» flS3 RHBf BpSl HBl roda. Iflosse Rudolf A.-G., Julius Tenzer. Für die separate Zusendung des Abend- ' MBL HM Bttp» «Mk ggf SRI SBH üg? ajgS Rr« K Generalvertretung des Pester Lloyd Plattes nach der Provinz ist viertel- itäB gd£| _ _ gM Sg§§ B3S VH| KJ _ HH mHÉ! PSt Sül fc« BR liir Oesterreich: M. Oukes Nacht. A.-0, iährlich 1 Pengő zu entrichten. I3H Sg® jffi «ä 08 Hl fl j&fl SBä 199 H ä§3 «SB Hgf H g*§I HS* Wien. Wollzeile 16. Für Wien auch durch Morawa & Co., L, H fsSs JH MÜL JfS BMI ragsi AS Bj3 flfif £jm B£fig jfl rat JjS7 MB «Erna Sk Kinzolnummer tür Budapest und tür Wollzeile 11. Für das Auslano mil direk- gHKn iHRRr ■Rgghg duR »ArVia» HU BjjH&HB fRkRjz y.rci'vün! KÜ&aktwsr die Provinz: Morsenblatt an Wochentagen ter Kreuzbandsendung viertel jährlich: Für 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, tlesterreich und Polen 20 Pengő, für alle Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreloh: übrigen Staaten 30 Pengő. 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Diese Idee, die mit der Per­sönlichkeit und dem politischen Werk des Märtyrer­kanzlers Dr. Engelbert Dollfuß unzertrennlich ver­bunden ist, wurde bekanntlich am 1. Mai des Vor­jahres in der neuen ständischen Verfassung prokla­miert, für ihre Verwirklichung bestimmte jedoch diese Verfassung mehrere Phasen. In der jetzt be­ginnenden Phase hat Bundeskanzler Dr. Schuschnigg ganz im Geiste des Märtyrerkanzlers den Faden der Verfassung weitergesponnen und die Mitglieder der drei beratenden Organe der neuen ständischen Ord­nung: des Staatsrats, des Bundeskulturrats und des Bundeswirtschaftsrats ernannt. Die Funktionen dieser Organe weichen von denen des alten National­rats wesentlich ab, alle drei zusammen haben noch keine legislative, sondern nur eine vorberatende Be­fugnis; ihres Amtes ist, die ihnen zugewiesenen Ge­setzentwürfe zu begutachten und der Regierung diesbezügliche Vorschläge zu erstatten. Selbst der Bundestag, der aus je zwanzig Abgeordneten des Staatsrats und des Wirtschaftsrats, zehn Abgeord­neten des Kulturrats und neun Mitgliedern des noch zu konstituierenden Länderrats bestehen wird, kann die Gesetzesvorlagen nur annehmen oder ablehnen, aber nicht verändern. Das Recht der Gesetzes­­initiative aber steht allein der Regierung zu. Die autoritäre Regierung hat im Sinne der neuen Ver­fassung Recht und Macht der freien Bestimmung der politischen Linie das Landes, worin sie durch die Tätigkeit der neuen konsultativen Organe der Gesetzgebung in keiner Hinsicht beschränkt sein wird. Die Regierung muß in Zeiten der Not die Frei­­heit besitzen, rasch, initiativ und verantwortungs­freudig, der Sphäre der Demagogie und des Schlag Wortes entrückt, handeln können, — das ist der Grundgedanke, auf dem nach Bundcskanzlei Di. Schuschnigg der autoritäre Staat beruht,. Die jetzt ernannten Körperschaften sind freilich als gewählte Organe der Verfassung gedacht, die durch ihre Be­ratung gerade die Tätigkeit der Regierung durch die demokratische Kontrolle der Stände und der Lander, also von unter her erleichtern sollen. Ihre Ernen­nung ist daher als ein Provisorium anzusehen, „weil — wie Dr. Schuschnigg in seiner gestrigen Radio­rede ausführte — die berufständische Gliederung der einzelnen Stände noch nicht soweit ist und noch nicht soweit sein kann, daß durch Fürwahl aus diesen Ständen, also durch direkte Wahl von unten herauf die Körperschaften, die die Verfassung liie­­für vorsieht, beschickt werden könnten.“ In Hin­kunft soll die Beschickung des Kultur- und des Wirtschaftsrates ebenso wie der Landtage auf Grund von noch zu erlassenden Wahlgesetzen er­folgen, während die Ernennung des Staatsrats im Sinne der Verfassung für zehn Jahre erfolgte. Sobald diese Wahlgesetze verabschiedet sein werden, wird also der autoritäre Ständestaat errich­tet sein. Obwohl in dieser neuen Ordnung Gesetz­gebung wie Exekutive in der Hand der Regierung vereinigt sind, bleiben auch die Rechte der Ge­meindeautonomie unangetastet, ja sie werden sogar dadurch verstärkt, daß die Bürgermeister der Ge­meinden den jeweiligen Bundespräsidenten aus der Mitte der drei Kandidaten wählen, die der Bundes­tag hiefiir in Vorschlag bringen wird. Die neue auto­ritäre Ständeordnung soll indessen durch eine wei­tere völkische Macht demokratisch untermauert werden: durch die Vaterländische Front. Bundes­kanzler Dr. Schuschnigg betonte in seiner erwähnten Rede, daß der Staat und die Vaterländische Front den Gliedern eines und desselben Organismus glei­chen. Die Vaterländische Front unterscheidet sich gerade darin von einer Partei, daß sie die verschie­densten Organisationen und Männer verschiedenster Auffassungen ohne Rücksicht auf ihre politische Ver­gangenheit in dem Bekenntnis für ein „unabhängi­ges, christliches, deutsches, ständisch gegliedertes Österreich“ zu vereinigen trachtet. Durch dieses Fun­dament soll die neue autoritäre Ständeordnung jenen breiten demokratischen Charakter erhalten, .ohne den heute keine staatliche Macht zu gedeihen ver­mag. Die Frage ist nun, wie dieses Novum der auto­ritären Ständeordnung sich im praktischen Leben bewähren wird. Zunächst ist festzustellen, daß es sich im Grunde vorerst nur um ein sehr interessantes, den außerordentlichen Zeitumständen angepaßtes Experiment handelt. Wie der neue Apparat sich im Laufe der Zeiten einspielen wird, wie seine Organe funktionieren werden, kann heute noch von nie­mand vorausgesaigt werden. Es wäre selbstverständ­lich verfehlt, an die neue Verfassung die Maßstäbe der früheren parlamentarischen Ordnung anlegen zu wollen. Ohne die Verdienste der politischen Parteien i von ehedem schmälern zu wollen, hat Dr. Schusch­nigg die Notwendigkeit festgestellt, daß eine Zeit kommen mußte, wo die bisherigen Methoden sich als unzulänglich erwiesen haben. Denn diese Metho­den führten dazu, daß die Parteien und das Parla­ment sich selbst ausgeschaltet haben, so daß die neue Ordnung als notwendige Folge gedacht war, das Vacuum der staats- und verfassungsrechtlichen Entwicklung auszufüllen, das durch diese Selbst­ausschaltung des Nationalrats entstanden ist. Wenn man da und dort den autoritären Ständestaat als ein Geschöpf der Willkür empfinden wollte, muß daran erinnert werden, daß der österreichische Nationalrat hätte regieren können, wenn er nur hätte regieren wollen, und daß er wie das italienische Parlament nach dem Exodus der Opposition auf den Aventin sich selbst von der Führung der Staatsgeschäfte aus­geschaltet hat. Nach diesem Akte war der Zwang zur Schaffung einer neuen Verfassung da, weil eben irgendwie regiert werden mußte, auch wenn der Na­tionalrat und seine Parteien das normale Regieren unmöglich gemacht hatten. Nun ist die neue Verfassung in die Wirklich­keit umgesetzt. Sie stellt nicht das letzte Wprt dar und ist keine Heilige Schrift, an der in der Zukunft einmal nicht gerüttelt werden dürfte. Man wird jetzt ihr Funktionieren in der harten Arbeit der täglichen Erfahrung beobachten, ihre Unebenheiten auszu­gleichen und ihre eventuellen Konstruktionsfehler nach den Geboten der Wirklichkeit zu korrigieren trachten. In diesem Europa, in dem eben jetzt auch an den Grundrechten des französischen Parlamenta­rismus gerade im Interesse der Erhaltung der parla­mentarischen Ordnung gerüttelt wird, hat man ge­lernt, die Verfassungen so .zu reformieren, daß sie das werdende, neue Leben nicht erdrücken, sondern es zu formen und mitzugestalten helfen. In einem Zeitalter des Übergangs, in dem wir leben, kann man von Verfassungen nicht die gleichen Funktionen er­fordern. wie sie in langen Perioden der friedlichen Entwicklung besitzen. In letzteren tritt mehr das for­male Element, in unserer gehetzten wirren Zeit mehr das gegenständliche, sachliche Bedürfnis der Volks­gemeinschaft in den Vordergrund. Im Zeichen dieser Volksgemeinschaft, der Volksgemeinschaft eines freien und unabhängigen Österreichs steht auch der autmitäre Ständestaat und alle Freunde des österrei­chischen Volkes können nur wünschen, daß er die künftige Staatsentwicklung unseres Nachbarlandes in ruhige Bahnen zu leiten möge. Feuilleton» „Das unbekannte Mädchen.“ Von FRANZ MOLNÁR. Im Lustspiel theater steht die ungarische Uraufführung des neuen Bühnenwerkes von Franz Molnár „Das unbekannte Mädchen“ un­mittelbar bevor. Erhöhtes Interesse verleiht dieser Molnár-Premiere der Umstand, daß die Titelrolle von der Gattin des Künstlers Lilli Darvas dargestelllt wird. „Das unbekannte Mädchen“ spielt in der italienischen .Hafenstadt Pola, in einer verrufenen Bar. In dieser Um­gebung lernt ein italienischer Aristokrat aus uraltem Adelsgesohlecht das Animiermädohen Anni kennen. Er befreit sie mit Hülfe seiner Freunde ans dem Sumpf und führt sic in eine höhere reine Atmosphäre. Da taucht eines Tages ein Mann auf, der Anni, das Barmädc'hen, und ihre Vergangenheit kennt. Anni, die nicht mehr in den Sumpf der Hafenstadt zurückkehren will und die Drohungen dieses Mannes fürchtet, wählt den einzigen Ausweg, der ihr bleibt: den Freitod. Das ist der ungefähre Inhalt des neuen Molnär-Stüokes. Der illustre Autor hatte die Freundlichkeit, uns das Manuskript seines neuesten Bühnenwerkes zur Verfügung zu stellen, aus dem wir einige Teile des ersten Aktes veröffentlichen. Graf: Deine Eltern wohnen hier? Anni: Nein. Graf: Von wo bist du? Anni: Ich bin in Pola geboren. Graf: Welche Becshäftigung hat dein Vater? Anni: leb hab keinen Vater. Meine Mutter ist Musi kan tin in einer Damenkapelle. St eff: Du hast keinen Vater? Anni: Sie sollen mich nicht duzen. Ich hab keinen Vater. Steff: Pardon. Graf: Wieso haben Sic keinen Vater? Anni: Sie können mich ruhig duzen. Ich hab keinen Vater ... Ich bin ein ... natürliches Kind. Graf: Ganz bestimmt ist Ihr Vater ein großer Herr, irgendein Aristokrat. Anni: Ei, wie mich die Herren sezieren. So oft ein besserer Mensch an einen so elenden Ort kommt, gleich seziert er die Mädchen. Wie der Arzt in der Klinik die Hasen. Sie studieren an uns das weibliche Elend. Da ist der Tischler da drüben schon besser. Der seziert nicht. Graf: Was macht er denn? Anni: Er maciit Konversation, wie sich das unter Menschen geziemt. Graf: Du brauchst das nicht mißzuverstehen, du zorniges kleines Mädchen. Bei uns ist das nicht Neugierde, sondern Interesse. Sogenanntes liebens­würdiges Interesse. Denn du bist uns sympathisch. Darum laß ich es auch nicht sein. Mit einem Wort, du weißt nicht, wer dein Vater war. Anni: Nein. Graf: Du bist in Pola geboren. Anni: Ja. Graf: Pola, Pola. Ein Kriegshafen, war er nicht Marineoffizier? Anni: Möglich. Ich hah ihn nicht gekannt. Er ist tot. (Pause.) Steff: Hätten Sie nicht Lust, etwas zu essen? (Darauf tritt der Eigentümer hin.) Anni: Doch. Steff: Was befehlen Sie? Annie: Ein Butterbrot. Steff: Nicht lieber Kaviar? Anni Nein. Stefft Ein Butterbrot, Herr Chef, aber das allerschönste. (Der Eigentümer geht und macht das Butterbrot zurecht.) ;Zwei Matrosen kommen, aus dem rückwärtigen Teil und gehen zur Eingangstür. Sie gehen nach Hause. Unterdessen ruft 4er eine Anni zu.) Matrose: A rividerla, Anni! Anni: (winkt ihm mit der Hand zum Abschied?* (Die beiden Matrosen gehen fort.) Steff: Freunde? Anni: Nein. Nur gute Bekannte. (Zum Grafen)?: Was schauen Sie so? Graf: Ihre Augen. Sie haben so kluge Augen. Anni: Danke. Obwohl man das eher von Hündchen zu sagen pflegt. Graf: Sie sind etwas empfindlich. Aber intel­ligent empfindlich. Anni: Verstand hab ich. Besser wärs, ich hätte keinen. Graf: Und wie schön sie auf den Stuhl sitzen kann. Unter hundert Weibern gibt es keine zehn, die schön sitzen können. Schlaf nicht, Carlo, eine Dame sitzt an unserem Tisch. Carlo (schrickt auf) : Küß die Hand. Steff: Wie ernst sie liier unter uns geworden ist. Wenn wir sie nicht fragen, spricht sie gar nicht Und wenn wir sie fragen, anwortet sic im strengsten Telegrammstil. Sind wir nicht sympathisch? (Der Eigentümer legt das Butterbrot vor Anni hin.)] Anni: (anstatt zu antworten, ißt sie das Butter­brot, fein, mit Messer und Gabel). Graf: Und sie ißt auch schön. Unter hundert Weibern gibt es keine 2ß, die das Problem des Butterbrotes mit so viel Grazie lösen können. Steff: Bring sie nicht in Verlegenheit. Anni: Mich bringt er nicht in Verlegenheit. (Sie ißt.) Graf: Wahrhaftig, unter uns ist sie ernst gewor­den. Vorhin, mit dem Kunsttischler hat sie sich fast zügellos benommen. Anni: Das hängt davon ab, in wessen Gesell­schaft ich mich befinde. Graf: Eine ziemlich treffende Antwort. (Der Eigentümer stellt besorgt da.) Steff: Jedenfalls zeugt es von liebenswürdiger, Bescheidenheit. Eigentümer: Bitte um Verzeihung, al>er ich bitte

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