Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. november (81. évfolyam, 247-271. szám)

1934-11-02 / 247. szám

Freitag, 2. November 1934 . . , . - - -- - ------ • 0 • - — ;•----- --­­ Baron Julius Madarassy-Beck wiederholte auch vor ihm seine'früheren Äußerungen und trachtete sie zu begrün­den. Tiszas Antlitz verdüsterte sich, als ob er die furcht­bare Zukunft geschaut hätte. Seine Antwort glaube ich wörtlich wiedergeben zu können- Sie laurtete: „Gott be­wahre uns davor, daß wir uns wehrlos ergeben. Habt Ihr eine Ahnung davon, was für haßerfüllten, grausamen Feinden wir gegenüber stehend Man würde uns ausplün­dern, den Körper der Nation zerstückeln; weder Gerech­tigkeit noch Erbarmen können wir von denen erwarten. Darum müssen wir um jeden Breis die militärische Front, Sowohl wie die innere Front zu halten trachten. Einzig mit Waffen in der Hand, als einheitliche Nation, haben wir Aussicht, einen ehrbaren Frieden schließen zu können, denn derjenige, der Kraft besitzt, wird geehrt, seine Freundschaft und sein Bündnis werden gesucht, der Schwache hingegen wird verachtet und zerschmettert.“ — Was sterblich an unserem großen Führer war, Zerfällt in Asche. Seimen Leib hat- die Kugel der Mörder getötet, aber' unsterblich ist seine Seele, die siegreich ein­gezogen ist in das Leben der Nation. Der tote Tisza kann dem lebenden und dem künftigen Geschlecht noch viel geben. Er gibt ihnen das glorreiche Andenken seines Le­bens und seines Märtyrertodes, er gibt ihnen das Vorbild von Glauben und Hoffnung. Stefan Tisza ist auch heute noch ein. Künder der ungarischen Gerechtigkeit, berufener als die Überlebenden, denn er hat seine Nation von der furchtbaren Anklage der Verantwortlichkeit für den Krieg erlöst. — So wollen wir denn dem ungarischein Vaterland würdige Nachfolger Stefan Tiszas erziehen, puritanische, tapfere, arbeitsame Ungarn, die zu leben wissen für das Wohl ihrer Brüder und zu sterben dafür, daß ihre Nation gedeihe. "> 0 Nach dem Marseiller Königsmord. Amtlicher Bericht über die Sicherheits­maßnahmen. Paris, 2. November. (iDNiB.) Beim Innenministerium ist der erste Bericht Über die Sicherheitsmaßnahmen edngelangf, die anläßlich des Besuches des Königs Alexander von Südslawien ge­troffen worden waren. Der Bericht bezieht sich auf die Vorkehrungen in Marseille. Ein zweiter Bericht wird die in Paris getroffenen Maßnahmen darlegcn. In desm vorlie­genden Bericht wird erklärt, daß die Marseiller Polizei keine Schuld treffe, dagegen trage der (inzwischen seines Postens enthobene Präfekt des Departements Rhone- Mündung, Jouhahnaud, die Verantwortung. Er habe sich von den aus Paris gekommenen Sicherheitsbeamten An­ordnungen auferlegen lassen, anstatt im Gegenteil den 'pariser Beamten Anweisungen zu erteilen. Außerdem habe der Präfekt nicht genügend Truppen angefordert. Zur Bewachung der Straßen wären an sich 5000 Mann notwendig gewesen, in Wirklichkeit habe man aber nur 600 Mann als Ehrengarde eingesetzt. Stockla an Südslawien ausgeliefert. - Berlin, 2. November. Wie dem DNB aus Wien gemeldet wird, wurde der In Salzburg verhaftete südslawische Paßfälscher Stockla, der behauptete, über die Vorgeschichte des Märseiller Anschlages zu wissen, den südslawischen Behörden über­geben, die ein Ausliefer.ungsbegehren gestellt hatten. Michailow nicht verhaftet. Istanbul, 2. November. (DNB.) Wie aus Ankara aus zuverlässiger Quelle ge­kleidet wird, ist die im Auslande verbreitete Meldung 'der Verhaftung Iwan Michailows falsch. Sie entbehrt jeder Begründung. Iwan Michailow befindet sich nach wie vor in völliger Freiheit und auf eigenen Wunsch aus Gründen persönlicher Sicherheit in Kastamuni, Phantastischer Bericht des Paris Soir über ein neues Emigrantenlager in Surdapuszta. Das Ung. Tel.-Korr.-Bureau veröffentlicht das folgende Telegramm aus Paris: Charles Rebcr, Mitarbeiter des Paris Soir, hat Seinem Blatte aus Murakeresztur, dem ungarischen Grenzort an der jugoslawischen Grenze, einen län­geren Bericht zugeschickt, den das Blatt mit dem folgenden Titel veröffentlicht: „Unser Sonder­berichterstatter hat in Surdapuszta einen Teil der Ustasi von Jankapuszta entdeckt“ und als Untertitel folgt: „Die dem Lager benachbarten Dörfer wer­den durch diese geheimnisvollen und gefährlichen Gäste in ständiger Panik gehalten“. Der Artikel des Paris Soir ist ein Schulbeispiel der auf Hirngespinsten und böswilligen Unterstel­lungen aufgebauten Darstellungen und lautet wie folgt: — Die vor mir .gemachten Erklärungen der Jelka Pogo­­relec bewogen die ungarische Regierung, mich nach Ungarn einzuladen und mir im Wege eines Beauftragten der ungarischen Gesandtschaft in Belgrad ein Auto­mobil, einen Chauffeur und einen Fremdenführer anzii­­bjeten, damit ich mich persönlich in Jankapuszta davon überzeugen könne, daß die gegen Ungarn erhobenen Beschuldigungen bloß Verleumdungen sind. Dieses An­gebot habe ich jedoch nicht angenommen, sondern selber mir einen Kraftwagen und einen Fremdenführer ge­mietet. — Die Grenze wurde bei Letenye überschritten. Auf der Fahrt nach Jankapuszta verlangte der Bericht­erstatter. von drei des Weges kommenden Bauern Finger­zeige über ■ die Fahrtrichtung, die sie e'inzuschlagen hät­ten. Die Bauern meinten, mit einem Auto könne man nicht dahinkommen, weil die Straßen durch militärische Kraftwagen zugrunde gerichtet wären. Einer der Bauern erklärte, die Kroaten und die Mazedonier waren aus Jankapuszta seit etwa zehn Tagen nach Surdapuszta um­gezogen. Der Wagen fuhr weiter nach Surdapuszta, dort stfeß man im dichten Nebel auf eine niedrige, -lange, gelbe Häusergruppe. Die Tore standen offen, alles schien öde und verlassen, die Stallungen waren leer. Der Chauffeur hatte jedoch während der Fahrt in Somogy­­szentmiklós eine Adresse in Erfahrung gebracht und so wußte er,, an wen er sich zu wenden habe. Hier ver­schwand er alsbald und der Berichterstatter mußte lange auf ihn warten. An dieser Stelle unterbricht der Berichterstatter seine unmittelbaren Ausführungen und fährt fort: — Ich will nicht die Möglichkeit schaffen, daß gegen einen Menschen, der die Wahrheit sprach, Strafsanktionen angewendet werden. So will ich denn bloß trocken die Daten wiedergeben, die unser Mann mir zur Verfügung stellte. In Surdapuszta halten sich in einem kleinen Ge­bäude mit vier Fenstern 15 Ustasi auf, die aus Janka­­püszta gekommen sind. Es sind Kroaten, doch unter­stehen sie dem Befehl eines Ungarn, der sie gleichzeitig militärisch unterweist. Sie sind alle mit Gewehren be­waffnet, und im Hause befindet sich auch ein Munitions­lager. Die Leute verlassen allabendlich das Haus und machen auf den Feldern bis Tagesanbruch militärische Übungen. Eben kurz vor unserem dortigen Eintreffen wa­ren sie von einer solchen Übung heimgekehrt. —; Seit 18 Monaten wissen wrr schon, daß in Surda­puszta sich Ustasi auif'halten, aber diese Gruppe ist nach der Ermordung des Königs Alexander von Jankapuszta hiehergekommen. Der Berichterstatter erzählt dann, daß nach der .Ab­fahrt von Surdapuszta sein Wagen im Straßensohlamm stecken blieb. Da ließ er sich mit zwei Holzfällern in ein Gespräch ein. Er fragte, üb Jankapuszta noch weit ent­fernt wäre? Der eine Bauer antwortete: „Jankapuszta? Das ist ein sehr gefährlicher Ort. Voll von Serben, die so­fort schießen, sobald sich einer ihnen nähert.“ Mein Fremdenführer entgegnete, das sei ja unmöglich, weil ja die Ustasi Jankapuszta bereits geräumt hätten. Der Bauer aber erwiderte: „Auch im Frühjahr ist uns das gesagt worden, aber alle kehren sie dorthin zurück, und man hört das Schie­ßen bis zum Morgen. Es ist sehr gefährlich, dem Lager na hez uk ommem. Die Gendarmen (haben uns verboten, uns in diese Gegend zu -begeben, und sie ermahnten uns auch, daß sie nichts für uns tun könnten, wenn wir angesohossen wür­den. Wer trotz dieser Ermahnung sich dem Lager zu sehr annäherte, wurde von den Gendarmen verhaftet und nach dem Gendarmerieposten in Nagykanizsa eskortiert, wo sie abermals streng ermahnt wurden, sich nicht dort­hin zu wagen, weil sie widrigenfalls in den Kerker ge­steckt würden. /) :iL* ‘ Der Berichterstatter .versprach nunmehr einem der Bauern fünf Pengő, wofern er’ das Automobil besteige und ihrp nach .Jankapuszta gleite. Der Bauer stieg auf den Wagen, war aber auf dem ganzen Wege sehr ängst­lich und sagte: „Ihnen kann ja nichts passieren, aber was geschieht mit mir,. wenn ich erwischt werde? Die Gendarmen haben uns ja verboten, uns in jener Gegend zu zeigen.“ Nach alldem fragt der Berichterstatter: Was für einen Terror mögen die Gendarmen in Jankapuszta ent­falten, wenn die ganze Bevölkerung unter so furchtbarem Angstdruck steht? Und im Anschluß daran reproduziert er die Worte, die der Beauftragte der Belgrader Gesandt­schaft bei Überreichung der Einladung an ihn gerichtet hat: „Wenn Sie mit der Bevölkerung sprechen könnten, würde man Ihnen überall nur sagen, daß in dieser Ge­gend niemals Terroristen, Kroaten oder Ustasi gesehen worden sind.“ Schon daraus, daß das Ung. Tel.-Korr.-Bureau, diese halbamtliche Nachrichtenquelle der ungari­schen Regierung, den abenteuerlichen Bericht des französischen Journalisten wörtlich wiedergibt, läßt sich ersehen, daß es sich da um eine Rriuher­­geschichte handelt, die einfach aus der Luft gegriffen ist. Welchen Anspruch auf Glaubwürdigkeit die obi­gen Mitteilungen über Surdapuszta erheben können, mag man daraus ermessen) daß nach dieser Dar­stellung das angebliche Lager in Jankapuszta nur zum Schein aufgelöst ist, in Wirklichkeit aber wei­terbesteht, weil die Insassen des Lagers allmählich dorthin zurückkehren und jede Nacht bis Tages­anbruch Schießereien veranstalten. Nun haben jedoch einwandfreie ausländische Zeugen, darunter auch angesehene französische Zeitungsberichterstatter, sich in Jankapuszta eingefunden, um sich dort vom richtigen Sachverhalt zu überzeugen, und sie. alle haben übereinstimmend bestätigt, daß von der frü­heren Emigrantensiedlung, die schon im April von der ungarischen Regierung aufgelöst worden ist, gegenwärtig keine Spur mehr besteht. Der Völkerbund» Die Abrüstungskonferenz, London, 2. November. (Inf.) Im Außeriamt in der Downing-Street fand am Donnerstag eine längere Konferenz über das Schicksal der Abrüstungskonferenz statt. Die Teilnehmer an der Konferenz waren Außenminister Sir John Simon, Lord­siegelbewahrer Eden, Henderscn, Norman Davis, Wilson und der Generalsekretär des Völkerbundes, Avenol, der sich seit einigen Tagen in London) befindet. Wie verlautet, sprach sich Henderson wie Avenol dagegen aus, die Ab­rüstungskonferenz stillschweigend einscMafen zu lassen. Vielmehr soll beschlossen worden sein, die Konferenz bis zürn nächsten Sommer zu vertagen und inzwischen die Ausschußarbeiten „nach Möglichkeit‘‘ zu fördern. Ein amtliches Kommiuniqué über das Ergebnis der Konferenz liegt noch nicht vor. PESTER LLOYD KlIRIIOTfl (Gegründet 1902), geöffnet vom Oktober bis August. mm (bei Kairo) Trockenes, warmes Wüstenklima, Salz- und Schwefel­quellen. Bekannt beste Erfolge bei Nieren-, Rheuma-, Katarrh- und Asthmäleiden. — Prospekte u. zeitgemässe Pauschalangebote zur Verfügung. i68i Der Vizepräsident der Mandatskommission gestorben. Genf, 2. November. (Inf.) Der Vizepräsident der Mandatskommission des Völkerbundes, der. Holländer Daniel Francois Willem vani Rees ist heute früh in Montreux gestorben, wo er sich in den letzten Monaten krankheitshalber aufgehalten hatte., Van Rees konnte wegen seines Leidens an der gegenwär­tigen Tagung der Mandatskommission in Genf nicht mehr teiinebmen. Früher hatte er mehrfach die Mandatskom­mission im Völkerbundrat vertreten. Die heutige Sitzung der Mandatskommission in Gern" wurde mit einer Trauerknndgehung für den verstorbenen Vizepräsidenten eingeleitet. Die Balkankonferenz, Ankara, 2. November. Über die Beratungen der Balkankonferenz wird mit­geteilt, daß vor allem die Frage des Statuts des Balkan­­paktes, ferner Wirtschafts- und Verkehrsfragen, Ange­legenheiten des Fremdenverkehrs sowie die Frage der Vereinheitlichung der Gesetzgebung der Mitgliedstaaten be­sprochen wurden. Die Verhandlungen sollen einen sehr günstigen Verlauf nehmen. Im Namen der Konferenz richtete der griechische Außenminister Maximos an den tscheoho-slowakischen Außenminister Benes ein Telegramm, in dem er für die herizlichen Wünsche Benes’ dankt und versichert, daß di® Konferenz alle Anstrengungen im Dienste des Friedens mache. Nervenleidenden und Gemütskranken schafft das überaus milde, natürliche „Franz-Josef‘‘-Bitterwasser regelmäßigen. Stuhlgang, gute Verdauung und erhöhte Eßlust. Nach Er-' fahrungen berühmter Nervenärzte ist der Gebrauch des Franz-Josef-Wassers auch bei Erkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks aufs angelegentlichste zu empfehlen. GROSSBRITANNIEN. Die Flottenvcrhandlungen. "in • ' • Washington, 2. November. (Inf.) Der hiesige japanische Botschafter Saito hat Journalisten erklärt, daß Japan die Flottenparität mit England und den Vereinigten Staaten fordere. Diese Pa­­rität müsse Japan grundsätzlich zugestanden werden, könne aber erst im Verlaufe einiger Jahre erreicht werden. Der japanische Diplomat begründete diese Forde­rung nicht nur mit außenpolitischen, sondern auch mit innerpolitischen Notwendigkeiten, indem er betonte, daß die gegenwärtige Unterlegenheit Japans die nationalen Gefühle des japanischen Volkes verletze und in Leiden­schaften auf peitsche und darum nicht länger geduldet werden könne. In den amerikanischen Kreisen werden die Nach­richten aus London über die dortigen Flottenverhand­lungen ohne großen Optimismus aufgenommen, obgleich man sich in den offiziösen Kreisen weigert, irgendwelche Voraussagen zu machen, wird doch angekündigt, daß im Falle eines Mißerfolges der Verhandlungen und der Kün­digung der gegenwärtigen Flottenverträge die Vereinig­ten Staaten ihre Kriegshäfen im Pazifischen Ozean aus­bauen würden. London, 2. November. (Inf.) Dienstag nachmittag hatte Außenminister Simon eine längere Unterredung mit einem Führer der ja­panischen Flottendelegation, dem Botschafter Matsudeira. Die Besprechung ging unter vier Augen vor sich. Man nimmt an, daß in der Unterhaltung auch die Frage des japanischen Petroleummonopols erörtert wurde und daß England-versuche, auf Japan-einen Druck in der Richtung der Abänderung der japanischen Monopol­gesetze auszuühen. durch die die englischen Interessen beeinträchtigt werden. Obstruktion im Unterhaus? London, 2. November. Die erste Unterhaussitzung nach den Ferien dauerte bis.nach Mitternacht und stand im Zeichen einer obstruk­­üonsähnlichen Taktik der Opposition. Einen breiten Raum in der Debatte nahmen die Anseinandersetzungen über den Gesetzentwurf der Regierung gegen umstürzlerische Um­triebe ein. Die Opposition brachte immer neue Amende­ments ein, mit der offenkundigen Tendenz, den Gesetzent­wurf so zu Fäll zu bringen. Die Debatte mußte schließ­lich vertagt werden. Ein Verteidigungsplan für die Kronkolonien. London, 2. November. (U. T. K.-B.) Sunday Dispatch meldet, daß die Bri­tische Reichswehrkommission einen großzügigen Verteidi­gungsplan sämtlichen Kronkolonien unterbreitet habe. Die wesentlichen Punkte dieses Planes sind die folgenden: 1. Bau neuer moderner und bei dem Stande der mo­dernen; Kriegstechhik uneinehmbarer Befestigungen an den wichtigsten strategischen Punkten der Verbindungs­wege zwischen einzelnen Teilen des Reichs; wie in Gib­raltar, Malta, -Port Said, -Aden, Colombo, Singapore und Honkong, .

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