Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. február (82. évfolyam, 27-49. szám)
1935-02-01 / 27. szám
PESTER LLOYD • a® satz des Teils V des Versailler Vertrages, durch eine Vereinbarung über Rüstungsgleichheit viel mehr für den Frieden und das Gleichgewicht Europas tun, als alle neuen Pakte gegenseitigen Beistandes. Füir eine Riüstungs* Konvention schlägt Lord Lothian vor, daß sich die Vertragsunterzedchner verpflichten sollen, im Falle einer Vertragsverletzung dluirdh eine andere Macht ihre eigenen Rüstungen mehr zu verstärken, als die schuldige Macht. Eie vorgeschl-agene Begrenzung der Gültigkeitsdauer einer Vereinbarung auf zehn Jahre begründet der Verfasser wie folgt: Keine politische Abmachung dieser Art könne für ewige Zeiten abgeschlossen werden. Krieg entstehe häutiger aus der Unfähigkeit, veraltete politische -Abmachungen rechtzeitig abz in ändern, als aus direkten Angriffen. Wenn nicht Artikel 19 wirksam gemacht werden könne, werde die ganze Völkerbundsatzung verschwinden. Die Probleme Europas würden entsprechend ahgeänderi werden müssen. Über den Nationalsozialismus schreibt Lothian, der Nationalsozialismus erkenne das Selbstbestimmungsredht der anderen Nationen Europas an, auch wenn er wegen der Ziehung gewisser Grenzen unzufrieden sei. Er könne sehr gefährlich werden, weil er hart und .militärisch sei, aber er werde noch härter und militärischer werden, wenn Deutschland isoliert und von einem Bunde mißtrauischer Feinde umgeben werde. Infolgedessen Sollte ein Versuch gemacht werden, Europa für zehn Jahre zu stabilisieren. Dann könne man auf eine baldige Rückkehr Deutschlands zum Völkerbund rechnen, besonders, wenn die Völkerbundsatzung vom Versailler Vertrag getrennt werde. Der Gedanke einer europäischen Gemeinschaft werde aber niemals daraus erwachsen, daß versucht werde, Deutschland in den Völkerbund ziu zwingen. , . 'London, T. Februar, (Urig. T.-K.-B.)1 Im Hause des englischen Ministerpräsidenten wurden heute vormittags 10 Uhr 30 Minuten westeuropäischer Zeit die englisch-französischen Verhandlungen eröffnet. In dieser offiziellen Sitzung, die sich bis in die Mittagsstunden hinzog, wurden die Abrüstungs- und die Sicherheitsfrage nach allen Richtungen geprüft. Im Mittelpunkte der heutigen Beratungen stand, wie verlautet, die mehr militärische Frage der Außerkrqftsetzung gewisser Versailler Bestimmungen. Kríegschemísche Ausbildung der Truppen und Bevölkerung in Sowjetrußland. (BL) Das amtliche Militärblatt des russischen Volkskommissariats für Kriegswesen Woina i Technika bringt in seinem ersten Helft für 1935 unter dem Titel „Das kriegschemische Städtchen im Lager“ einen ausführlichen Jahresbericht über die praktische Ausbildung im Gasdienst, mit dem sich die ausländische Militär, und bürgerliche Presse eingehend beschäftigt und der in Ungarn um so größeres Interesse verdient, als bei uns in diesem Belange inf olge des Friedensdiktats, eine Truppenausbildung unmöglich ist und infolge.der Unbekümmertheit der Behörden und privaten Kreise — im bedauerlichen Gegensatz zu beinahe allen Staaten des Auslandes >— für den Gasschutz der Bevölkerung bisher noch überhaupt nicht vorgesorgt wurde. Vor allem konstatiert der Bericht, daß, was im Winter in zivilen und Heeresgasschulen — intelligente Schüler vorausgesetzt — in drei bis vier Stunden gelehrt worden war, ihnen das im kriegschemischen Städtchen in kaum einer Stunde beigebracht wurde. Dies konnte erreicht werden, weil hier nebst theoretischem Unterricht überwiegend praktische Übungen mit wirklichen Gaskampfstoffen stattfinden. Die Baulichkeiten im „Städtchen“ sind, dem Übungszweck entsprechend, von mannigfaltigster Natur. Es gibt Lagerschuppen zür Aufbewahrung der Gaskampfstoffe (Fenster und Türen alle nach Norden, damit innen nicht zu hohe Temperaturen entstehen); Gaszufluchtstätten besonders gegen Senfgas; Gaskammern zur Erprobung der Wirkung verschiedener Gase; gasdichte Unterstände mit Schützengräben (für Gasabblasübungen), in deren Deckungen sich Nischen für die Sprengung von Gasgranaten befinden; ganz abgesonderte Versuchsplätze für Übungen, mit Senfgas. Zum Zwecke der Warnung sind auf erhöhten Punkten Laulsignalposten angeordnet; außerdem viele Alamisignalposten auf dem ganzen Gelände. Hiezu kommen Nachtlaternen zur sichtbaren Begrenzung des Terrains in der Dunkelheit; bei Tag rote Patinen, wenn nicht mit Gas gearbeitet wird, und schwarze, wenn derartige Versuche stattfinden. Für die Bestimmung der Stärke und Richtung des Windes sind Windmesser und Wimpel vorhanden; meteorologische Apparate können nicht verwendet werden, weil das Gas diese angreifen. und unbrauchbar' machen würde. Die Übungsplätze dürfen nicht zu nahe des „Städtchens“ sein, die nur von Personen betreten werden können, die angepaßte Gasmasken haben. Die Beschäftigung der Truppen, und Zivilpersonen im „Städtchen“ ist so organisiert, daß alle theoretischen Erklärungen von Demonstrationen und praktischen Übungen begleitet werden. Auf diese Weise weiden anschaulich unterrichtet: in Kampfstoff lagern die Vorsichtsmaßnahmen, in den Gaszufluchtsstäften die erste Hilfe gegen Vergiftungen; in den Gaskammern wird gezeigt die Wirkung auf Tiere, Wasser, Lebens- und Futtermittel, sowie — in schwachen Konzentrationen — auf Menschen. Die Schützengräben und gasdichten Unterstände dienen zur Erklärung und praktischen Übung von Entgasung und I Entgiftung, die Sprengnisclhen zu jener der Sprengregeln, des Aussehens und des Schalles der Gasgranatexplosion, der Wofkenbildung, sowie der Farbe und des Geruches der Kampjfgaswolken. i Im Versuchsgelände für Senfgas („Yperite“, genannt nach der Stadt Ypern, wo es die Deutschen zuerst als Gelhkreuz bezeichnten) wird geübt die erste Hilfe für Vergiftete und der Schutz gegen Senfgas mit Kampfartziigen, da dieses ja den ganzen Körper angreift. Die Größen ausdeihnung der „chemischen Städtchen“ ist eine derartige, daß zu gleicher Zeit drei militärische Kompagnien und eine Zivil-abteüung — Männer und Frauen — verschieden«» Übungen ausführen können. Vor jeder Übung erfolgt die Prüfung aller Gasmasken, um die Leute dime jede Gefahr in sämtliche Anlagen und in das ganze Gasterrain zu führen. Mit welcher Vorsicht hier gearbeitet wird, beweist der Umstand, daß nicht bloß die bürgerlichen Formationen, sondern auch Infanterie, Artillerie und Kavallerie, ja .sogar technische Truppen ausschließlich unter der Oberaufsicht des Chemischen Leiters der Truppenteile üben dürfen. Bei jedem Truppenkörper ist ein Chemischer Regimentszug aufgestellt, der allein befugt ist, gewisse gefährliche Manipulationen, wie Sprengen von Geschossen, Entnähme von Chlor aus den Behältern usw. durcbzUführén. Vorstehendes ist ein Beweis dafür, daß die sowjetrussische Rote Armee mit großem Eifer und unter Aufwendung von bedeutenden finanziellen Opfern für die geistige und praktische Befähigung ihres militärischen Nachwuchses sorgt und unablässig bemüht ist, den Begriff und die Benützung neuzeitiger Waffen und Kampf - mitteel nicht nur in die Truppe, sondern auch in die Zivilbevölkerung beiderlei Geschlechts hineinzutragen. • Sollten angesichts dieser Tatsachen und des Umstandes, daß in den meisten Staaten des Auslandes. Behördenund private Vereinigungen für Gasausbildung und Gasschutz der Einwohner schon seit vielen Jahren sorgen, nicht endlich auch hierzulande offizielle und private Kreise die Zeit für gekommen erachten, wenigstens entsprechende Maßnahmen für den Gasschutz der Bevölkerung zu treffen? ' . Vom Tage. Die ungarische Minderheitsfrage. Wie aus London gemeldet wird, hat der bekannte Journalist R. T. Wißhardt in einem Vortrag über Ungarn im Edinburger Verein „Tvpogräphia“ erklärt, daß die ungarische Minderheilsfrage daraus stamme, daß das durch die türkischen Kämpfe entvölkerte Ungarn fremden Einwanderern ein Gastrecht gewährte, die dort Minderheitengruppen gebildet haben. Im Endresultate war dies der Ursprung der Aufteilung Ungarns und des Trianonvertrages, der ein Drittel der Ungarn unter Fremdherrschaft gezwungen habe. Solange der Trianonvertrag nicht einer Revision unterzogen werde, werde Ungarn unaufhörlich diese Revision fordern. Diese Grenzen zerschneiden Städte, Dörfer und Gehöfte und trennen Mitglieder derselben Familie durch Drahtverhaue voneinander, ___________ GROSSBRITANNIEN. Loslösung Westausl' liens vom Bundesstaat Australien? : London, 31. Januar. '(DNB) Das Oberhaus stimmte heute einem Antrag des Kriegsministers Lord Hailsham auf Einsetzung eines gemeinsamen Ausschusses der beiden Häuser des Parlaments zu. der das Gesuch Westaustraliens auf Loslösunq dieses Staates vom Bundesstaat Australien prüfen soll. Es handelt sich um eine wichtige verfassungsrechtliche Frage, die in der bisherigen Geschichte des britischen Reiches keinen Präzedenzfall hat. FRANKREICH. Der Fall Renoult. Paris, 1. Februar. Der mit dem Fall des früheren Abgeordneten René Renoult beauftragte Untersuchungsrichter hat der Anklagekammer seine Schlußfolgerungen übermittelt, die dahin lauten, daß Renoult in seiner Eigenschaft als politischer Vertreter Geschenke angenommen habe, um Staviskg bei verschiedenen amtlichen Stellen Vergünstigungen zu schaffen. Renoult wird also der Bestechung angeklagt und sich deshalb vor dem Schwurgericht zu verantworten haben. Nachklänge zum Marseiller Attentat. Paris, 1. Februar. (Inf.) Innenminister Régnier hat durch Rundschreiben an die Präfekten angeordnet, daß am 7, April ein Nationaltag zur Sammlung von Spenden veranstaltet wird, die zur Errichtung eines Denkmals für König Peter I. von Serbien und für König Alexander von Jugoslawien bestimmt sind. Paris, 1, Februar. (Inf.) Nach einer Meldung von L’Oeuvre hat der Außenausschuß der Kummer beschlossen, die Regierung um Aufklärung über die Umstände zu ersuchen, die unmittelbar nach dem Marseiller Attentat zr Verhaftung des ehemaligen jugoslawischen Innenministers Pribicsevics, der Kommandeur der Ehrenlegion .ist, geführt haben. Pribicsevics sei, Obwohl er sich,auf 'seine Freundschaft mit Herriot berufen habe, schwer mißhandelt worden. Die Ausweisung polnischer Arbeiter. Warschau, 1. Februar. Nach polnischen Meldungen sind im Jahre 1934 rund 5000 polnische Arbeiter mit ihren Familien, insgesamt etwa über 10.000 Personen, aus Frankreich ausgewiesen und nach Polen zurückbefördert worden. DEUTSCHLAND. Göring wieder in Berlin. Berlin, 1. Februar. (DNB) Ministerpräsident Göring ist heute früh 8 Uhr 4 Minuten mit dem fahrplanmäßigen Zuge von Warschau wieder in Berlin eingetroffen. Freitag, L Februar 1935 RUSSLAND. Eine Antwort Molotows an Hirota. Moskau, 1. Februar. (United Press.) Der Präsident des Rates der Voük«beauftraigten, Molotow, nahm heute auf dem seit Montag tagenden Rätekongreß neuerlich das Wort. Seine Äußerungen waren an die Adresse Japans gerichtet und stellten eine Antwort auf die kürzlich gehaltene Rede Hirotag dar. Zuerst warf Molotow den Japanern vor, die Bestimmungen des Vertrages von Portsmouth, durch den 1905' der russisch-japanische Krieg beendet wurde, nicht eingehalten zu haben. Dann ging er auf den Vorschlag Hirolas ein, wonach die Vertragsbestimmungien über die Entmilitarisierung der Grenzen auf Korea und zwischen Rußland und Japan auf der Insel Sachalin auch auf die Grenzen zwischen Rußland und Mandschukuo ausgedehnt werden sollen. Als Gegenvorschlag erklärte Molotow, daß sich Japan an andere Vertragsbestimmungen des Vertrages von Portsmouth halten solle, u. a. an die Bestimmung, durch die Japan und Rußland verpflichtet wurden, die Truppen aus der Mandschurei zurückzuziehen, mit Ausnahme von 15 Mann pro Kilometer den der chinesischen Ostbahn. Rußland habe nach der Revolution alle Truppen aus der Mandschurei zurückgezogen — und Japan? Außerdem wies Molotow in diesem Zusammenhang auf die Bestimmungen des Vertrages von Portsmouth hin, die die Wahrung der Selbständigkeit Chinas betreffen, i Neue Hinrichtungen. Moskau, i. Februar. In Tj.umen sind vier Genossenschaftsbeamte wegen Spekulationen mit Lebensmitteln zum Tode durch Erschießen verurteilt worden. Die Urteile wurden bereits vollstreckt. SPANIEN. Eine Skandalszenc in der Kammer. Madrid, 1. Februar. In der Donnerstag-Nachmittagsitzung des Parlaments kam es während einer Gedächtnisfeier für . den am vergangenen Samstag verstorbenen ehemaligen konservativen Ministerpräsidenten Sanchez Guerra zu einer wüsten Priigelszene. Diese wurde von einem Abgeordneten der katalanischen Linken hervorgerufen, der sich in beleidigender Weise über die frühere Amtstätigkeit des Verstorbenen äußerte und ihn Aibeitermörder schimpfte. RUMÄNIEN. Wechsel auf dem Finanz- und dem Justizministerposten. Bukarest, Í. Februar. (Orient Radio.) König Carol hat die Demission des Finanzministers Slavescu angenommen und den bisherigen Justizininister Antonescu zium Finanzminister ernannt. Zum Justizminisfer wurde der bisherige Minister ohne Pprtefeuille Valer Pop ernannt. Bei Asthma und Herzkrankheiten, Brust- und Lungen-Iciden, Skrofulöse und Rachitis, Furunkulose und Ekzemen ist die Regelung der Dármtütigkéit durch zeitweisen Gebrauch des natürlichen „Franz-Josef‘‘-Bitterwassers von großer Wichtigkeit. Altberühmte Kliniker sahen bei Schwindsüchtigen die im Beginn der Krankheit sich bildenden Verstopfungen durch das Franz-Josef-Wasser weichen, ohne daß sich die gefürchteten Durchfälle einstellten. VEREINIGTE STAATEN. Verlängerung der Amtsdauer des Finanzamtes für Wirtschaftsbelebnng. Washington, 31. Januar. (DNB) Der Kongreß nahm heute die revidierte Regierungsvorlage an, durch die die Amtsdauer des Bundcsfinanzamtes für Wirtschaftsbelebung bis zum 1. Februar 1937 verlängert wird. Erhöhung der Luftstreitkräfte. London, 1. Februar. (U. T.-K.-B.) Aus Waslrington wird gemeldet: Der Bericht dös Luftfahrtausschusses, den Präsident Roosevelt im Zusammenhang mit einer außerordentlichen Botschaft der Gesetzgebung unterbreitet hat, enthält folgende hauptsächliche Vorschläge: 1, Bau von zwei Riesenluftschiffen zum Zwecke der Schaffung einer ständigen Fluglinie über den Atlantischen Ozean; 2. Bau von 2220 Militärflugzeugen für die Landarmee; 3. Bau von 1910 Ilydroplanen für die Seestreitkräfte. Diese insgesamt 4230 neuen Flugzeuge werden die Luftstreitkräfle dter Vereinigten Staaten um 80 Prozent erhöhen. Die Untersuchung der privaten Kriegsindustrie. London, .1. Februar. (U. T.K.-B.) Im amerikanischen Senat zur Untersuchung der privaten Kriegsindustrie enthüllte der Generalsekretär der Metallsektion des amerikanischen Gewerkschaft sverbandes William Calvin einen aufsehenerregenden Versuch des Präsidenten der Schiffswerfte Hull L. R. Wilder. Dieser soll ihm 250.000 Dollar für die Erwerbung eines Schiffsauftrnges von 10 Millionen Dollar versprochen haben. Die russischen Schulden. London, Í, Februar. (U. T.-K.-B.) Aus Washington wind gemeldet: Der (Sowjetbotschafter in Washington Trojanowskg entfernte sich von seiner kurzen Beratung mit dem Staatssekretär Hull, in der über die Regelung der Sowjetschulden gesprochen wurde, in auffallend deprimierter Stimmung. Nach der Beratung erklärte Hull, daß er tief enttäuscht mitteilen müsse, daß es infolge der Haltung der Sowjetregierung keine Hoffnung auf eine Regelung der russischen Schulden an die Vereinigten Staaten gehe. Wir, müssen den amerikanischen Industriellen und Farmern, die den Sowjets kreditiert haben, sowie den amerikanischen Bürgern, deren Eigentum von der Sowjetregierung beschlagnahmt wurde, unser aufrichtiges Mitgefühl aussprechen, setzte er fort. Die Verhandlungen sind zweifellos abgeschlossen. Jetzt müssen wir