Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. március (82. évfolyam, 50-73. szám)
1935-03-01 / 50. szám
PESTER LLOYD • $ ® voo denen die deutschen Plaggen wehen. An allen wichtigem Straßenkreuzungen sind Lautsprecher auf gestellt, durch die die heutigen Staatsakte und Kundgebungen übertragen werden. In den Restaurants herrschte die ganze Nacht hindurch riesiger Betrieb, der auch beute «ununterbrochen an halten wird. Zweibrücken, 1. März. (ÓNIB.) Auf allen Zufallsstraßen nach Zweibrücken érfolgte beute der Einmarsch reichsdmtscher SA und SS kt das Saargebiet in geschlossenen Kolonnen. Berlin, 1. März. (;DNiB) Festtagsstimmung liegt schon am frühen Morgen über der Reichshauptstadt. Über Nacht sind viele .Häuser mit Tannengrün bekränzt und zahlreiche Spruchbänder mit Begrüßungsiworten an die Volksgenossen der Baar über die Straßen und an den Häuserfronten entlang gespannt worden. Schon um acht Uhr geben die Poliizei- Ikapellen auif den verschiedenen Plätzen der Reichshauptstadt ihr Frühkonzert. Überall, wo ein Lautsprecher auf ‘der- Straße zu hören ist, lauschen zahlreiche Volksgenossen auf die Übertragung der Ereignisse an der Saar. Sämtliche öffentliche und viele private Fahrzeuge sind mit trim und Wimpeln ausgeschmückt. London, 1. März, (Inf.) Der König bat dem ehemaligen Präsidenten der Regierungiskommission des Saarigebietes den Orden vorn Heiligen Michael und Heiligen Georg verliehen. Mit der Verleihung ist der persönliche Adel verbunden, so daß nunmehr Knox den Namen Sir Geoffrey George Knox tühren wird. Auslandschau. — 1. März. — Die Pfundbaisse-Sachverständige in allen Ländern der Welt haben seit längerer Zeit die Position des Pfund Sterling als außerordentlich fest bezeichnet. Man wies auf die erfolgreiche Abwertung der englischen Währung hin, die die Außenhandelslage Englands /stark verbessert hatte, auf die Konsolidierung der Staatsfinanzen, die anderen Ländern als eine unerreichbare und unnachahmliche Tat erschien, auf die Festigung des Vertrauens und schließlich auf die starke innere Belebung in der englischen Wirtschaft. Die Entwicklung hat dieses Urteil Lügen gestraft, im Laufe der letzten zwölf' Monate ist das Pfund Sterling um über 6 Prozent gesunken, und die Hälfte dieses Kurs Verlustes ist seit Beginn des neuen Jahres eingetreten. Besonders rapid war die Kurssenkung in den letzten Tagen, der Wert des Franc hat an der Londoner Börse eine Rekordhöhe erreicht und auch der Goldpreis und mit ihm die Aktien der Goldminen sind rasch in die Höhe geschnellt. Diese Wertminderung des englischen Geldes ist nicht mit der gleichen stoischen Ruhe in England aufgenommen worden, die das Inselreich sonst bei ähnlichen Gelegenheiten zeigt, und von der es hei dem Abgang Englands von der Goldwährung im Jahre 1931 ein Musterbeispiel lieferte. Der liberale Abgeordnete Mason hat gestern im Unterhause sehr erregte Fragen an die Regierung gerichtet. Er ging so weit, eine Gefahr des völligen Kursverfalls des Pfundes an die Wand zu malen und sprach davon, daß das Pfund dem Schicksal der deutschen Reichsmark folgen werde. Der Ton, in dem sich diese Interpellation abspielte, entsprach wenig den Gepflogenheiten des englischen Parlaments und die Abgeordneten schienen die Aufregung ihres Kollegen Mason nicht zu teilen. Sicher mit gutem Grund. Denn versucht man, den Ursachen der Pfundbaisse nachzugehen, so kommt man um die Feststellung nicht herum, daß von einer wirklichen Bedrohung der englischen Währung keine Rede sein kann. Die scharfe Baisse der letzten Tage hat wohl in erster Linie Gründe von kurzer Wirkungsdauer gehabt. Es ist bekannt, daß der Londoner Devisenmarkt das Zentrum der internationalen Devisenspekulation ist, und alle Vorgänge, die die Stimmungen der Devisenhändler in der ganzen Welt bestimmen, kommen dort verstärkt zur Geltung. Im Augenblick scheinen auf dem Kontinent, besonders in Paris, Gerüchte verbreitet zu sein, daß der englische Währungsausgleichsfonds keine Goldreserven mehr besitze und darum nicht mehr in der Lage sei, einer Baissespekulation in Pfund entgegenzutreten. Ob die Behauptung stimmt, kann bei dem strengen Dunkel, das die Operationen dieses Fonds umhüllt, keineswegs nachgeprüft werden. Solange aber das Gegenteil nicht bewiesen ist, ziehen ausländische Besitzer von Londoner Guthaben ihr Geld von dort ab und treiben den Franckurs in die Höhe. Daß die maßgebenden Kreise der Londoner City sich durch diese Vorgänge nicht beunruhigt zeigen, ersieht man am besten aus der Tatsache, daß die führende Finanzzeitung Londons am Tage der stärksten Pfundbaisse für eine Herabsetzung der Zinsen für kurzfristiges Geld eintritt, mit der ausdrücklichen Begründung, dadurch die unruhestiftenden „vagabundierenden“ Kapitalien zur Emigration zu zwingen. Nicht die starke Baisse der letzten Tage, die ohne Zweifel von einer spekulativen Welle bestimmt war, kann als eine ernste Tatsache für die englische Wirtschaft betrachtet werden, sondern viel eher schon die langsame Tendenz zur Kurssenkung des Pfundes, die sich seit einem Jahre bemerkbar macht. Hier scheinen langfristige Tendenzen am (Werke zu sein, die um so beachtenswerter sind, als auch in der Jahreszeit, in der normalerweise der Pfundkurs zu steigen pflegt, die neuen depressiven Kräfte stärker waren als die normalen Auftriebstendenzen. Man ist geneigt, in London diesen Umstand auf die Unterbewertung des Dollars zurückzuführen, die die ersten Erfolge der Pfundabwertung empfindlich geschwächt hat. Ob die Diagnose richtig ist, scheint im Augenblick nicht ganz übersehbar zu sein; das abgelaufene Jahr hat neben den Wirkungen der Außenhandlesbilanz allzu viel Prozesse im Gefolge der vorangegangenen Dollarkrise und der europäischen Währungsunsicherheit mit sich gebracht. Die überraschende Baisse des Pfundes beweist jedenfalls, daß selbst die bestfundierten Papierwährungen immer wieder Unruhe in der Weltwirtschaft schaffen. Sir John Simon in Paris1 Im Vordergründe des internationalen Interesses stehen heute die Pariser Verhandlungen des englischen Außenministers Sir John Simon. Diese Verhandlungen sind notwendig geworden, weil die in der englisch-französischen Februarerklärung behandelten Fragen so umfangreiche Beratungen notwendig machen, daß die Methode und die Reihenfolge dieser Verhandlungen zunächst zwischen England und Frankreich geklärt werden mußte. Im Mittelpunkte der englisch-französischen Aussprache dürften die in Aussicht genommenen Berliner Besprechungen Sir John Simons, wie die geplante Reise des englischen Außenministers nach Moskau stehen. Das englische Kabinett hat den endgültigen Beschluß über den Zeitpunkt und die Richtlinien des Moskauer Besuchs angeblich noch immer nicht gefaßt, so daß diesbezüglich als wahrscheinlich erscheint, daß Laval bei Sir John Simon im Interesse Moskaus interveniert hat. Die Mission Sir John Simons in Berlin soll vier Hauptwünsche der englischen Diplomatie zum Ziele haben: erstens sollen die Gegensätze, die zwischen Deutschland, Polen und der Sowjetunion in Verbindung mit dem geplanten Ostpakt entstanden sind, geklärt werden; zweitens soll der englische Außenminister sondieren, welche Forderungen Reichskanzler Hitler hinsichtlich der deutschen effektiven Heeresstärke und dem Rüstungsstandard des Reiches stellt; drittens wird England in der Zwischenzeit sich um eine eindeutige Erklärung Frankreichs zur deutschen Rüstungsfrage bemühen und viertens soll England bestrebt sein, von der Sowjetunion die Zustimmung zu einer Herabsetzung ihrer Armee und ihrer Luftflotte zu erreichen, deren ständiges Wachsen als einer der Hauptfaktoren für den Wunsch Deutschlands nach Erhöhung seiner Rüstung betrachtet wird. Nach dem Pariser Korrespondenten der Times wurde bei den gestrigen Beratungen Sir John Simons mit Laval der geplante Berliner Besuch des englischen Außenministers besprochen. Das französische Außenministerium teilt die Besorgnisse nicht, wonach der Besuch Sir John Simons in Moskau mißverstanden werden könnte. Es handelt sich zwar nicht darum, daß Simon gleichzeitig auch nach Warschau und Prag fahren soll, doch teilte er der französischen Regierung mit, daß er auf diesen Plan noch nicht verzichtet habe. Er fahre nur aus dem Grunde zuerst nach Berlin, weil er nicht lange von London fernbleiben könne. Es wurden Einwendungen dagegen laut, daß die französische Regierung mit der Sowjetregierung engere politische Beziehungen angeknüpft habe, doch werde jetzt eingesehen, daß die Sowjetunion bei den europäischen Befriedungsplänen eine wichtige Rolle spielen könne. Nach dem Pariser Korrespondenten des Daily Telegraph betrachtet die französische Regierung den Ostpakt als die richtige Sicherheitsgarantie. Laval soll gestern den Sowjetbotscbafter empfangen haben, was ziemliches Aufsehen erregte. Auf französischer Seite herrscht der Eindruck vor, daß der Besuch Sir John Simons in Moskau bedeutend hinausgeschoben winde. In den Kommentaren der französischen Presse wird im Unterschied zu den englischen Kommentaren die völlige Übereinstimmung von London und Paris betont. Matin schreibt, daß das Programm der Februardeklaration Englands und Frankreichs sich in keinem Punkte verändert habe, es müsse nur festgestellt werden, welche Methode und Reihenfolge beobachtet werden soll. Echo de Paris meint, die englisch-französischen Beratungen in Paris haben bewiesen, daß beide Re« gierungen nach wie vor an dem Prinzip der Unteil* barkeit der Februarvorsohläge festhalten. Auch Petit Párisién schreibt, daß die beiden Außenminister hinsichtlich des unteilbaren Zusammenhangs der Februarvorschläge übereinstimmen-, Die französische Regierung sieht der heiklen Mission des englischen Außenministers in Berlin mit vollem Vertrauen entgegen, doch behält sie sich hinsichb lieh der Bewertung der Berliner Ergebnisse freie Hand vor. PEST! LLOYD ^ lg társulat W fi NYOMDÁJA H BUDAPEST 6a egyéb jpg» V, Mária Valéria* nyomtatvány^ ffjj ueca 12. EzSni készítését Mip vállalja I Telefon: Aul. 825-04 Freitag, L Mhez 1935 Der „Numerus Valachicus“. Von unserem Korrespondenten • Bukarest, 27. Februar. Die Erfindung ist nicht neu. Schon seit Jahren' behauptet die Eiserne Garde, daß die Sonne in Rumänien nur auf die echten Rumänen scheinen sollte.. Daß es in Rumänien laut der Volkszählung von 1930, somit nach einer Statistik, die durch Rumänen zusammengestellt wurde, unter 18 Millionen Einwohnern 4 Millionen Minderheiten gibt, das übersieht die Eiserne Garde. Sie übersieht nicht nur dies» Tatsache, sie übersieht auch die rechtliche Seite der Frage, daß nämlich diese 4 Millionen Minderheiten durchaus nicht aus eigenem Willen zu Minderheiten geworden sind, denn weder die Ungarn in den abgetrennten Gebieten, noch die Deutschen in der Bukowina, noch die Russen in Bessarabien, noch auch die Bulgaren in der Dobrudscha, wurden jemals gefragt, ob sie mit den Grenzziehungen von Trianon, Saint-Germain und Neuilly, bzw. mit der Annexion Bessarafoiens einverstanden waren. Die Eiserne Garde ist aber eine Organisation, die ganz rind gar auf Demagogie eingestellt ist und glücklicherweise in Rumänien selber durch besonnene Elemente nicht ernst genommen wird. Bedauerlich ist aber, daß ein Programmpunkt aus dem Wust des Ideengutes der Eisernen Garde allmählich in die Zielsetzungen einiger rechtsstehender Politiker übergegangen und dadurch einigermaßen parlamentsfähig geworden ist. Es gibt bereits drei Politiker von Ruf und zwei parlamentarische Parteien, die für das systematische Verdrängen der Minderheiten unter staatlicher Mithilfe eintreten: die Partei Octavian Gogas und Gheorghe Bratianus und der frühere Ministerpräsident Vaida-Voevod, dem allerdings seine Parteileitung in dieser Frage eine scharfe Abfuhr erteilt hat. Die Gefahr liegt aber darin, daß dieses Losungswort eine Massenbewegung entfachen könnte. Die Not ist in Rumänien groß, und das Elend tritt in der Mittelklasse besonders hervor. Da ist es recht bequem, die Abhilfe kurzerhand dadurch zu versuchen, daß man dem anderen das Brot wegnimmt und sich den Rechtstitel dazu schafft, indem man erklärt, daß in Rumänien vor allem die Rumänen satt werden sollen. Die Agitation beginnt bereits Früchte zu tragen. Die Vereinigung christlicher Advokaten in Bukarest hielt vor kurzem ©ine Sitzung ah, in der einmütig der Beschluß gefaßt wurde, die Advokatenkammer der Hauptstadt zu ersuchen, für den Numeros Valachious Stellung zu nehmen. Dabei wurden merkwürdige Argumente ins Treffen geführt, deren Absonderlichkeit noch durch die Rolle der Redner im öffentlichen Leben unterstrichen wird. Hanibal Teodorescu, ein früherer Bürgermeister von Bukarest, Professor des Verlassungsrechtes an der Bukarestéi- Universität, erklärte, daß die Minderheiten in diesem Lande den Rumänen den Platz räumen müssen, denn sie verdanken ihre Rechte den Verträgen, wohingegen die Rechte der Rumänen älter sind, als diese Verträge, und „wenn die Minderheitsbestimmungen der Friedens vertrage ein Eingreifen des Staates verbieten, so würde man sich über diese Verträge hinwegsetzen, wie man dies auch in der Vergangenheit bereits getan hat“, Diese Rechtsauffasßunig darf weder vom Standpunkt der Minderheiten noch vom allgemein menschlichen Standpunkte unerwidert bleiben. Unsere gesamte Rechtsordnung, in weiterem Sinne auch die gesamte Zivilisation, beruhen auf der Heiligkeit des gegebenen Wortes. Wozu ist denn der vielumstrittene Paragraph 19 des Völkerhundstatuts überhaupt entstanden, wenn nicht zum Schutze • dieses Grundsatzes? Da eben jedem menschlichen Werke die Unvolikommenheit anbiaftet, besteht bei jeder eingegangenen Verpflichtung von Anfang an die Möglichkeit, daß sich nachträglich Abänderungen notwendig erweisen, und daß dabei zwei entgegengesetzte Kräfte aneiinanderprallen: der Wunsch des Benachteiligten nach Umgestaltung und der Wim sch des Begünstigten nach Aufrechthaltung der Verpflichtungen. Um diesen Kampf in geregelte Bahnen zu lenken, enthält das moderne Privat- und Handelsrecht verschiedener Länder zahlreiche Bestimmungen (Schuldnerschutz, Zwangsausgleich, loi de l’imprévu); in den Beziehungen zwischen Staaten wurde vorerst durch den obgenannten Paragraphen ein erster, schüchterner Versuch unternommen, um notwendig gewordene Abänderungöl wohl nicht zu erzwingen, aber zu empfehlen. Auch Ungarn steht seit Abschluß des Vertrages von Trianon auf dem Standpunkte- daß dieses: K»«