Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. július (82. évfolyam, 147-172. szám)

1935-07-02 / 147. szám

FESTER LLOYD thoden weiter hergestellt, die dann in den Vereinig­ten Staaten einen sicheren Absatzmarkt finden. Zur Zeit der Opiumkonferenz 1925 hat es der Vertreter einer Großmacht, die ich aus Respekt nicht nennen möchte, sich zur Pflicht gemacht, den Leiter der internationalen Schmuggelorganisation, der während der Sitzungen in den Wandelgängen herumlungerte, über die einzelnen Phasen der Verhandlungen in Kenntnis zu setzen. Dieser Grad von Zynismus scho­­kiert selbst einen veteránén Konferenzbesucher, wie meine Kleinigkeit, i— Wissen Sie endlich, welche Rolle im Völker­bund dem Staatenblock der südamerikanischen Län­der zugedacht ist? Sie sind zahlreich, versagen aber jedesmal, wenn die Zahlungsfrist ihrer Mitgliedsbei­träge heranrückt. Umso besser kann man sie bei den Abstimmungen gebrauchen. Ihr Einfluß macht sich bei jedem Beschluß geltend, aber Europa wird sofort von ihnen hinäuskömplirtientieft, sollte es 6dch ein­mal herausnehmen, in südamerikanische Fragen dreinzureden. Sie sprechen umso ungehemmter in den europäischen Fragen mit, weil sie ohnehin keine Verantwortung tragen, gleichgültig, ob es sich um dat Sicherheitsproblem oder um Sanktionen handelt. Salvador gilt dennoch als ebenbürtiger Partner Groß­britanniens. Stellen wir fest, daß das, miilde gesagt, idiotisch ist, und gehen wir weiter. — Verschwendung, mein Herr, Verschwendung! Das ruiniert uns oder richtiger, paralysiert unsere Anstrengungen. Mädchen für alles wollten wir sein, universell wollten wir seht; dem Größenwahn sind wir, anheimgefall^n. Wäre es nicht klüger und schlauer gewesen, einige Fragen auszusuchen und sie hübsch sauber zu lösen. Und zum Anfang zumin­dest hätte. Europa vollauf genügt. So sprach der Delegierte. Er sagte laut und deutlich, was — ich will es im Interesse des nor­malen Menschenverstandes hoffen — jedermann für sich denkt, den sympathischen Herrn Greswell nicht ausgenommen, der liebenswürdig und gewandt den Vorsitz in der diesjährigen Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation führte. Dann verabschiedete er sich, nachdem er mir ans Herz gebunden, seine vertraulichen Bemerkungen für mich zu behalten! Wer an meiner Stelle hätte aber das über sich gebracht?. * 2 • Das britische Angebot Im obesslnlschen Konflikt Erklärungen Sir Samuel Hoares und Edens im englischen Unterhause. London, i, Juli, I (Inf.) Im Unterhaus gaben heute nachmittag | [Außenminister Sir Samuel Hoare und der Minister für Völkerbundangelegenheiten Eden die in politi­schen Kreisen mit Spannung erwarteten Erklärungen über die gegenwärtig schwebenden politischen Pro­bleme ab. Auf mehrere Anfragen des Abgeordneten der Arbeiterpartei Cox, der wissen wollte, ob der west­europäische Luftpakt nur im Rahmen des in der Londoner Erklärung vom 3. Februar erwähnten allgemeinen Sicherheitssystems abgeschlossen wer­den soll, und über die Verbindung des Luftpaktes mit der Sicherheitsfrage im Osten Aufklärung ver­langte, entgegnete der Außenminister, diese Fragen pollen ihm schriftlich vorgelegt werden. Der Abgeordnete Cox unternahm dann einen scharfen Vorstoß gegen das deutsch-englische Flot­tenabkommen, das er als einen Bruch des Versailler Vertrages bezeichnete und das im Auslande als ein Akt der Böswilligkeit betrachtet werde. Sir Samuel Hoare antwortete, juristisch gesehen sei die Lage so, daß durch das Abkommen .zwischen England und Deutschland die Rechte anderer, nicht daran beteiligter Länder,, ob si,e sich aus' dem Teil V des Versailler Vertrages oder aus anderen Verträgen ergäben, in, keiner Weise berührt werden. Ebenso­wenig würden die Rechte Englands aus dem Teil V beeinträchtigt, soweit sie sich auf die im deutsch­englischen Abkommen geregelten Fragen erstreckten. Der Labour-Abgeordnete Morgan John verlangte Aufkhärungen darüber, welche Fortschritte das Ver­söhnungsverfahren zwischen Abessinien und Italien gemacht habe, ob der Schichtungsausschuß gegen­wärtig tage und ob die englische Regierung darin durch einen Beobachter vertreten sei. Außenminister Sir Samuel Hoare erwiderte, die ilalienisch-abessinische Kommission habe vom 25. bis zum 28. Juni getagt, aber nur Vorarbeiten erle­digt. Die nächste Vollsitzung werde voraussichtlich am 2. Juli stattfinden. Ein englischer Beobachter wohne den Sitzungen nicht bei, denn da der Aus­schuß nach den Bestimmungen des- italienisch­­abessinischen Freundschaftsvertrages gebildet wor­den sei, habe die englische Regierung kein Recht, in irgendeiner Weise darin vertreten zu sein. Der sozialistische Abgeordnete Lansburg stellte nun an den Außenminister die Frage, ob er in der Lage sei, über die Besuche Edens in Rom und Paris Mitteilungen zu machen. ,, Eden, der diese Anfrage persönlich beantwor­tete, erklärte, er habe mit -seihenr Besuch in Paris zwei Ziele verfolgt. Zunächst habe die englische Re­gierung die erste Gelegenheit wahrnehmen wollen, um der französischen Regierung offen und rückhalt­los Aufklärungen über das deirtsch-englische Flotten­­abkomméh ' zn geben. FemdP ’habe' sie mit der fran­zösischen Regierung -über die Mittel und Wege be­raten wollen, rim so schnell wie' möglich die Ver­handlungen über die jn der Erklärung vom 3. Februar niedergeregten Fragen vorwärtszubringen. Hinsichtlich des deutsch-englischen Flottenabkom­mens habe er dem französischen Ministerpräsidenten Laval einen Abriß des Inhalts gegeben, ihm die Um­stände dargelegt, unter denen die. Verhandlungen vor sich gegangen seien, und die Gründe, die die englische Regierung zum Abschluß des Abkommens bewogen haben. Laval habe mit gleicher Offenheit den Standpunkt der französischen Regierung gegen­über dem Abkommen und seine Ansicht über die Auswirkungen des Abkommens auf die verschiedenen europäischen Probleme auseinandergesetzt. Im Laufe der Besprechungen sei vereinbart worden, daß zur Regelung dieser Fragen, wie beispielsweise des Lgft­­paktes, der Begrenzung der Luftrüstungen, des Olt­paktes, des mitteleuropäischen Paktes und des Ab­kommens über die Landrüstungen die engste Zu­­sammenarbeit zwischen Frankreich und Großbri­tannien notwendig sei. Es gebe jedoch notwendiger­weise Fragen, die Frankreich und Großbritannien nicht allein angehen. Die englische Regierung suche daher im Einvernehmen mit der französischen Re­gierung gegenwärtig eine Form der Zusammen­arbeit durch die man so schnell und vollständig wie nur möglich die Erfüllung des im Kommunique vom 3. Februar enthaltenen Programms durch die beiden Länder erreichen könne. Am Schlüsse der Besprechungen über diese Gegenstände, die er spä­ter mit dem italienischen Regierungschef Mussolini in Rom gehabt halbe, sei man in der Lage gewesen, ein Einvernehmen hinsichtlich der Möglichkeit, das europäische Friedenswerk fortzusetzen, festzustellen. Es bestehe daher gegenwärtig Grund zu der Hoff­nung, daß in Kürze die beste Linie für die Verhand­lungen gefunden werde. Ferner könne er nicht da­ran zweifeln, daß, obwohl die drei Regierungen den beiden Problemen des Programms nicht den gleichen Wert und die gleiche Wichtigkeit beilegten, es mög­lich sein müsse, sich auf eine Methode zu einigen, durch die in freien und gleichen Verhandlungen mit anderen Regierungen ein gemeinschaftlicher Beitrag zur Lösung dieser Probleme gefunden werden könne, — Ich komme nunmehr zu dem Streit zwischen Itulien and Abessinien, fuhr Eden dann fort, über, den ich mit Mussolini am 24. und 25. Juni Be­sprechungen hatte. Ich drückte dem italienischen Ministerpräsidenten die ernste Sorge der englischen Regierung aus über die Wendung, die die Ereignisse zwischen Italien und Abessinien nehmen. Unsere Methoden sind weder egoistisch noch durch' die eng­lischen Interessen in Afrika diktiert, sondern durch die Mitgliedschaft im Völkerbund. Eden erklärte, die englische Außenpolitik séí auf den Völkerbund aufgebaut. Die englische Regie­rung könne daher nicht gleichgültig den Ereignissen Zusehen, die die Zukunft des Völkerbundes tief be­rührten. In England gehe die öffentliche Meinung in weitem Maße dahin, daß nur durch eine kollektive. Sicherheit der Friede gewahrt werden und England nur durch den Völkerbund seine Rolle in Europa vollständig spielen könne. Aus diesem Grunde habe die englische Regierung eingehend die Frage geprüft, ob, sie einen konstruktiven Beitrag zu einer Lösung leisten könne. Er habe dann Mussolini dargelegt, welchen Beitrag die englische Regierung plane. Der Vorschlag habe sich in großen Linien wie folgt dar­geboten: Um eine abschließende Regelung des Strei­tes zwischen Italien und Abessinien zu erleichtern, sei die englische Regierung bereit, Abessinien einen Streifen Landes in Britisch-Somaliland anzubieten und Abessinien dadurch, einen Zugang zum Meere i Um vieles besser haben es wir, die wir in Ungarn nicht erst zu den Mitteln des Mr. Wrigley greifen müssen, um den Fremden ethnographische Sehens­würdigkeiten zu bieten, und einfach Ortschaften,, in denen noch die prachtvolle Bauemtraciht, die Lieder und Tänze des Volkes, die Béla Paulini in seiner herrlichen „Gyöngyösbokréta“ nach Budapest zu bringen pflegt, den Reisenden zugänglich zu machen. Nach Catalina kann man durch zweierlei Ver­kehrsmittel gelangen: durch Wasserflugzeuge, die Herrn Wrigley gehören oder mit den kleinen, beque­men Dampfern, die, samt der ganzen Schiffahrt­gesellschaft, den Docks und dem Hafenplatz, der Riesengarage, in der man seinen Wagen in Los Angeles z-urückläßt, ebenfalls sein Eigentum sind. Ihn bereichern wir mit dem Preis der Sandwiches und der Getränke, die wir während der zweieinhalbstün: digen Fährt verzehren, er läßt die ’ Ansichtskarten und sonstige „Andenken an Catalina“ fabrizieren, die auf dem Dampfer zum Kauf angeboten werden. Man kann sich an Bord kombinierte Karten kaufen, nach Belieben zusammengestellt, zu Fahrten an der Küste der Insel mit kleineren Schiffen, durch deren Glasboden man das Lében der Fische und sonstigen Seetiere unter Wasser beobachten kann, — zu nächtlichen Ausflügen zur Besichtigung der flie­genden Fische, oder zu Autotouren zu den inter­essanteren Punkten der Insel, in eleganten „sigth­­seeingcars“. Und alle diese Fahrzeuge gehören eben­falls Mr. Wrigley. Die ausgesucht hübschen Mäd­chen, die in operettenhaften Ffadfinderuniformen auf dem Dampfer dem Reisenden mit Auskunft dienen, sind ebenfalls von dem Kaugummikönig an­­gestellte Fremdenführer. Dä, wie gesagt, die Insel an sich den Besuchern nichts bieten konnte, erdächte der Schlaue Mr. [Wrigley etwas funkelnagelneues, um sie interessant zu machen: er griff zurück zur Periode der spanisch­­mexikanischen Herrschaft in Kalifornien und erschuf künstlich eine Rekonstruktion jener malerischen ver­schollenen Welt, ein Riesen-Ösbudavära, ein gigan­tisches „Venedig in Wien“! Er steckte seine Unter­tanen in Kostüme und konstruierte Lokalkolorit „en gros“. Legt der Dampfer im azurblauen Hafen der einzigen Stadt der Insel, in Avalon, an, werden seine Seile am Molo von schmucken Piraten aus dem sieb­zehnten Jahrhundert, mit roten Tüchern um den Kopf, befestigt.; -— romantische Filmhelden in schwarzsamtenen, oben sehr engen, unten breitflat­ternden Beinkleidern, mit breiten Sombrerohüten und roten Seidengürteln, verkaufen Ansichtskarten; eine altspanische Musikkapelle spielt Rumbas auf, und auf dem Hauptplatz neben der Landpngsbrücke überreicht eine fesche Carmen kleine Blumensträuße, als Gruß der Insel, gratis den Ankommenden, die jedoch charakteristischerweise, da man heutzu­tage nichts geschenkt zu bekommen pflegt, irgend­eine hinterlistig versteckte,, drohende Erpressung be­fürchtend, fast ausnahmslos die höfliche Gabe zurück­­weisen! Was aber, die schwarzhaarige Schöne um dem roten Séidenröck, dem- gestickten Seidens-diel und dem hohen Kamin nicht besonders betrübt: sie ist sich dessen bewußt, daß sie ihr Monatsgehalt niu bezahlt bekommt, um als „Lokalkolorit“ zu wirken. Oben auf dem Hügel, steht eine hübsche kleine Kapelle, daraus Glockenspiel erklingt, das aber son­derbarerweise nicht Kirchenmusik, sondern — die letzten Schlagerlieder bimmelt! (Auch das ist nicht ganz „echt“: unten im Bureau des Verwaltungs­gebäudes spielt ein Fräulein auf einer Klaviatur, und eine elektrische Leitung trägt die Musik zu einem Mikrophon auf den Hügel hinauf, woher es dann „Stimmung“ verbreiten soll.) Fast alle - Grundstücke des Städtchens Avalon gehören Mr. Wrigley und die ungefähr zweitausend Einwohner des breiten, amphdtheatralisch, sich auf hohe Berge auftürmenden Halbkreises am Hufen mieten sie nur von ihm ; ihre Häuser müssen sie a >cr nach Plänen seiner Architekten malerisch und bunt übereinander bauen — womit eine ganz entzük­­kende, fast italienisch anmutende Landschaft erzitit wurde. Ganz hoch oben auf einem Berge herrscht über Avalon die schloßartige „Kaugummi-Residenz“, darin jetzt die Wi twe;Wcigifeys wohnt :— rings herum noch einige Herrensitze auf den Hügeln, die dem „Hofstaat“, den höheren Beamten des Kiu­­gummiunternehmens gehören. In- der Hauptstraße verkaufen die Läden aus­schließlich Ware, die von Herrn Wrigley fabriziert, oder von ihm importiert wird. Lebensmittel und alles, was man sonst braucht, müssen vom Festland durch seine Dampfer herübergeschifl't werden. Es gibt aber auch zwei Industrieanlagen auf der Insel. Mr. Wrigleys Eigentum: man verkauft überall sehr schöne Schmuckstücke, für die die seltsamen Stein­arten, die auf Catalina gefunden werden, darunter die kornblumenblauen, fein opalisierenden „Mond­steine“, die äußerst geschickt und geschmackvoll verarbeitet werden — und es gibt spottbillige und entzückende Keramik, aus der Tonerde, die man auf der Insel findet, verfertigt. Das Klima ist immer warm, die hohen kahlen Berge schützen Avalon vor dem Wind, und so ge­deihen die von Wrigley importierten Palmen und sonstigen prächtigen Südpflanzen den prachtrail parkierten Strandweg entlang ganz ausgezeichnet. Es gibt fünf Hotels, vom Luxushotel Saint Catherine hinunter bis zu billigeren und noch billigeren, für jedes Portemonnaie geeigneten. Ein Toreador mit unzähligen Goldknöpfchen am schwarz samtenen Gewand empfängt den Fremden in der hochelegan­ten Halle und übergibt sein Gepäck einem Piccadoi- Lohndiener — eine hübsche Micaela erscheint als Stubenmädchen, betritt man das Schlafzimmer, das selbstverständlich mit einem Bad versehen ist. (I» den Vereinigten Staaten sind Schlaf- und selbst Dienstbotenzimmer, wie bekannt, stets niit eigenem Bad verbunden, sogar in kleinbürgerlichen Woh­nungen.) Resultat dieses konsequent durchgeführten ewi­gen Kostümfestes ist, daß die Gäste unwillkürlich von der Minute ihrer Ankunft an in eine Art von Faschingsstininning versetzt werden, die sie aus ihrem Alltagsleben gründlich und erfrischend aus­­schaltet. Man läuft in den Straßen halbnackt herum, bebrillte dickbäuchige Familienväter tragen Som­brerohüte zu ihren mikroskopischen Badehöschen und zu ihrer behaarten Deeolletage, junge und alte Damen spazieren herum oder sitzen in „shorts“, in Pyjamas oder in kaum vorhandenen Trikots im Restaurant. Und legt der Dampfer an, so drängt sich groß und, klein zum Landungsplatz, phantastisch sonnenverbrannte Gestalten kauern auf Mauern und Dächern, hängen in dem Geäst der Bäume, und alles singt, lacht und brüllt aus Leibeskräften, die Dienstag, 2. Juli 1336

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