Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. augusztus (82. évfolyam, 173-197. szám)

1935-08-01 / 173. szám

PREIS 16 HELLER Abonnement: Für Budapest: mit täglich zweimalige» Zustellung und für das Inland Morgen­­und Abendblatt: Vierteljährlich IB P, monatlich 6 40 P. Für das Mi rgeiblatt allein vierteljährlich 11 P. monatlich 4 P. Für das Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­­jählich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Morawa * * Co., I., Wollzeile 11. Für das Ausland mit direk­ter Kreutzbandsendung vierteljährlich: Für Österreich und Polen 30 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtllohen ausländischen Postämtern entgegengenommen. Nicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet.PESTER LLOYD MORGENBLATT B Inseratenaufnabme: In Budapest, in der Administration dM Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blookner, J. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Oyöri & Nagy, Harsányi, Haasenstein i Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Messe Rudolf A.-8., Julius Tenzer. Klnzelnuuimer für Budapest und für dieProvinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 33 Heller, Abendblatt 10 Heller. Für Oesterreich: Morgenblatt au Wochen­tagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. Redaktion u. Administration: V., MÁRIA VALÉR ÍA-UCCA VS. Telephone : Redaktion: 848—20. Nach Mitternacht: 848—36. Administration: 849—09. 82. Jahrgang. Budapest, Donnerstag, 1. August 1935. Nr. 173 Der neue Donaupaktplan. Budapest. 31. Juli. '( = )' In der Weltpresse wird seit einigen Tagen viel von einem neuen Plan geschrieben, der das Ziel verfolgt, dom seit Anfang dieses Jahres in ver­schiedenen internationalen Abmachungen erwähnten Pakt zwischen den Donaustaaten konkrete Gestalt zu verleihen und die darüber im Gange befindlichen Verhandlungen ihrer entscheidenden Phase zuzu­­führen. Obwohl gegenwärtig der italienisch-abessi­­xiische Konflikt das Interesse der internationalen öffentlichen Meinung fast restlos in Anspruch nimmt, müssen wir unsere Aufmerksamkeit dennoch auch dieser Frage zuwenden, die die politische Entwick­lung im Donautale und damit auch die internationale Stellung Ungarns nahe berührt. Der neue Plan, der in der Weltpresse in den letzten Tagen vielfach erörtert wurde, ist nichts anderes als ein weiterer Beitrag zu den internationa­len Besprechungen, die über diese Frage seit Mona­ten stattfinden.. Es handelt sich nicht um den Donaupakt schlechthin, sondern um eine neue, von Frankreich ausgehende Initiative zur Verwirk­lichung dieses Paktes.. Die Initiative ging, wie gesagt, von der französischen Regierung aus, die auf die früheren, von ihr selbst mit angeregten Beschlüsse über die Donaufrage zurückgriff und gewisse tra­gende Gedanken eines zwischen den Donaustaaten und anderen interessierten Mächten abzuschließen­den Paktes in eine Form zu kleiden trachtete, die ihrer Auffassung nach Aussicht haben könnte, von allen interessierten Staaten als Grundlage der weite­ren Verhandlungen /angenommen zu werden. Als Ergebnis dieser Bemühungen liegt jetzt ein Doku­ment vor, das zuerst zwischen der französischen und der italienischen Regierung besprochen und dann den übrigen an der Donaufrage interessierten Mäch­ten mitgeteilt wurde. Es handelt sich nicht um einen eigentlichen Paktentwurf, sondern bldß um Punkta­tionen, die die Grundprinzipien eines später auszu­arbeitenden Paktes aufzählen; zu diesen Punktatio­nen müsen nun die interessierten Regierungen Stel­lung nehmen, ehe die weiteren Verhandlungen über den endgültigen Pakt angeknüpft werden. Selbstverständlich wird auch die ungarische Regierung über die französischen Anregungen zum Donaupakt ihre Meinung zu formulieren haben; es wird heute von keiner Seite mehr bestritten, daß ohne die Mitwirkung Ungarns keine Regelung im Donautale getroffen werden kann. Diese Anerken-nung der positiven, aufbauenden Rolle Ungarns in der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Donaugebietes ist eine Frucht der zielbewußten Politik der Zusammenarbeit, die die Unterzeichnerstaaten der römischen Dreierproto­­kolle Italien, Ungarn und Österreich seit längerer Zeit befolgen und in deren Richtung auch die vene­zianischen Besprechungen zwischen dem Staats­sekretär Suvicli und den Außenministern Kánya und Berger-Waldenegg im Mai d. J. lagen, bei denen ein gemeinsamer Standpunkt der drei Staa­ten bezüglich der Frage des Donanpaktes erzielt worden ist. Der jetzt den interessierten Regierungen vorliegende französische Vorentwurf zeigt, daß bei seiner Abfassung auch die von Italien, Ungarn und Österreich in Venedig vereinbarten Gesichtspunkte berücksichtigt worden sind, was als wichtige Tat­sache bereits jetzt festgehalten werden muß. Da es sich jedoch einerseits nicht unreinen fertigen Ent­wurf, sondern bloß um Punktationen handelt, die einem solchen zugrundegelegt werden könnten, und andererseits die einzelnen Staatskanzleien die Prü­fung des Dokumentes noch nicht beendet haben, wäre es eigentlich verfrüht, jetzt schon dazu meri­­torisch Stellung nehmen zu wollen. Heute können wir bloß die allgemeine Bedeutung des ganzen Pakt­planes und gewisse damit zusammenhängende Grundsätze der ungarischen Außenpolitik hervor­­. heben. Wie bekannt, gehen die gegenwärtigen Donau­­. paktverhandlungen, in deren Rahmen sich auch die neue französische Initiative einfügt, auf das römische italienisch-französische Protokoll vom 7. Januar d. J. zurück. Diese Abmachung enthielt auch einen Punkt, .wonach die beiden Signatarstaaten zum Zwecke der Sicherung der Unabhängigkeit Österreichs den Ab­schluß eines Nichtinterventionspaktes empfehlen, dessen Unterzeichner sich’ verpflichten sollen, sich in keiner Weise in die inneren Angelegenheiten von­einander einzumischen und sich jeder Aktion zu enthalten, die die gewaltsame Änderung des territorialen Status oder der staatlichen Ord­nung der Mitunterzeichner zum Zwecke haben würde. Als Unterzeichner diese Paktes wurden in erster Reihe die Nachbarstaaten Österreichs und Österreich selbst in Aussicht genommen, als Nachbarn also Italien, Ungarn, Deutsch­land, die Tschecho-Slowakei und Jugoslawien; außer diesen Staaten sollte aber der Pakt auch Frankreich, Polen und Rumänien zum Beitritt offen­stehen. Dieser Plan wurde um einen Schritt weiter­gebracht auf der Stresaer Konferenz, wo der rö­mische Beschluß erneuert und der Wunsch aus­gesprochen wurde, die interessierten Staaten mög­­liehst bald zu einer Konferenz einzuberufen, um den Pakt endgültig unter Dach und Fach zu bringen. Die Stresaer Konferenz leistete noch einen außerordent­lich wichtigen Beitrag zum Donaupaktproblem, in­dem in ihre Beschlüsse auch ein Punkt aufgenom­­men wurde, der den Wünschen der kleinen einseitig abgerüsteten Staaten nach militärischer Gleichberech­tigung Rechnung trägt und die Einleitung von diplo­matischen Besprechungen zur Lösung dieser Frage m Aussicht stellt. Damit waren zugleich die Ver­handlungen über den Donaupakt auf eine breitere prinzipielle Grundlage gestellt, die auch die Frage der Rüstungsgleichheit in sich schließt. In den seit der Stresaer Konferenz verflossenen Monaten wurden in dieser Frage — außer der er­wähnten venezianischen Konferenz, bei der die Standpunkte Italiens, Ungarns und Österreichs mit­einander in Einklang gebracht wurden — keine greifbaien Fortschritte erzielt. Vielmehr erschien die ganze Frage etwas komplizierter dadurch, daß ver­schiedene Staaten, die weder an der Unabhängigkeit Österreichs, noch an den Beziehungen im Donau­­geibiet überhaupt interessiert sind, vermöge ihrer be­sonderen Bindungen an unmittelbar interessierte Staaten sich in die Verhandlungen einzuschalten suchten. Andererseits blieb einer der wichtigsten Faktoren der ganzen Frage, nämlich die Stellung­nahme Deutschlands, im wesentlichen unbekannt; auch Frankreich ließ sich lange Zeit hindurch nicht vernehmen, bis jetzt endlich auch seine Stellung­nahme bekanntgeworden ist. Die inhaltlichen Grundzüge des französischen Voreptwurfeis sind aus verschiedenen Blättermeldun­gen ziemlich wohl bekannt. Er beruht auf der vier­fachen Verpflichtung des Nichtangriffs, der Nicht­­.einnaischung in die gegenseitigen inneren Ange­legenheiten, der gemeinsamen Konsultation im Falle von Meinungsverschiedenheiten und der Nichtunter­stützung der paktbrüchigen Staaten. Ein Negatívum, das vom ungarischen Standpunkt besonders wichtig ist, besteht darin, daß aus den französischen Vor­schlägen die Idee einer gegenseitigen Hilfeleistung fehlt. Die Verpflichtungen, die die einzelnen Unter­zeichnerstaaten im Sinne der französischen Anregung auf sich nehmen müßten, enthalten also nichts, was mit der ungarischen Auffassung eines billigen und gerechten Inter aasen ausgüeiebs unvereinbar wäre. Da Ungarn den Gedanken einer gewaltsamen Umwäl­zung der bestehenden Zustände stetis perhorresziert Feuilleton. Theater. Von JOSEF BÉKEFFI. Zwei Posten aus der Buchhaltung des Theaters; Parkett, fünfte Reihe, Sitz Nr. 3. Pächter: Ilona Sárkány. Parkett, fünfte Reihe, Sitz Nr. 4. Pächter: Dr. Friedrich Huszár. Fräulein Sárkány war Sekretärin einer großen Versicherungsgesellschaft. Den dreißig näher, als den fünfundzwanzig. Ihr Äußeres alltäglich. Nicht häß­lich, nicht schön. Von etwas mehr als durchschnitt­licher Körperhöhe. Augen und Haar braun. Der Mund groß. Sie geht allein ins Theater. Hat nie­manden. Dr. Huszár ist Rechtsanwalt. Gut über die vierzig. Pünktlich und exakt. Sitzt fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung auf seinem Platz. Anständig ange­zogen, aber nicht elegant. Nichtssagendes Gesicht. Applaudiert selten, langweilt sich aber nie. Abonniert nur einen Sitz, ist also ledig. Wählend der ersten drei Vorstellungen hatten sie einander gar nicht bemerkt. Am vierten Abend gab man ein Lustspiel. Das Fräulein lachte ein paarmal hell auf. Der Rechtsanwalt wendete den Kopf ein wenig nach links und besah sich die Nachbarin. Das war der Anfang gewesen. Am folgenden- Abonnementsabend hatte er sie gefragt: „Sie sind ebenfalls Sitzpächterin?“ „Ja,“ hatte sie geantwortet. Im Zwischenakt waren sie im Couloir umher­spaziert. Sie hatte sich von seinem Namen bloß das Wort Doktor gemerkt. Ihr Vorname war leicht zu behalten: Ilona. Der war ihm denn auch im Ge­dächtnis geblieben. Sie hatte sich gefreut, daß sie fortan nicht mehr vereinsamt im Theater dasitzen und jemanden haben werde, mit dem sie sich über das Gesehene und Ge­hörte würde unterhalten können. Auch der Doktor hatte sich über die angenehme Sitznachbarin gefreut; er würde in den Zwischenakten eine Gesprächs­partnerin haben. Nach ein paar Theaterabenden hatten sic ein­ander in der Kleiderablage bereits erwartet und das Theater zu zweit verlassen. Er hatte sie bis zur Halte­stelle der Elektrischen begleitet und sich dort von ihr verabschiedet. Das hatte sich zwischen ihnen binnen eines halben Jahres zugetragen.* Es war ein Abonnementsabend. Ilona hätte ins Theater gehen sollen. Vormittag hatte sie sich im Bureau unwohl gefühlt. Gegen Mittag meldete sie sich krank und ging nach Hause. Am Nachmittag fehlte ihr nichts mehr, dennoch konnte sie es nicht aufs Spiel setzen, ins Theater zu gehen. Wie, wenn Vorgesetzte oder Kollegen sie dort erblickten? Aber das Abonnement durfte nicht ungenützt bleiben. Sie schickte also ihr Billett einer Freundin, die den gleichen Vornamen wie sie selber führte, und schrieb ihr: „Leider kann ich heute abend nicht ins Theater gehen, liebste Ilona. Da hast du mein Billett, unterhalte dich gut. Sollte dich das Stück langweilen, so kannst du mit deinem rechten Sitznachbar plaudern. Ein alter Bekannter, Abonnementsfreundschaft. 1st Doktor und höchst korrekt. Bloß ein bißchen fad.“ An diesem Tage bekam der Rechtsanwalt Be­such vom Lande. Verwandter aus einer Provinz­­stadt, Konimunalbeamter. Gesunder, rotbackiger jun­ger Mensch, leicht entflammbar, Doktor der Staats­­wisseiLschaften. Hatte einen Rutscher nach. Pest ge­macht, um sich hier ein wenig zu zerstreuen. Dem Rechtsanwalt tat es sehr leid, daß er nicht mithalten konnte, aber für ihn hatte die Pester Nacht keine - Anziehungskraft mehr. Auch stand ihm morgen vor­­j mittag eine schwierige Gerichtstagfahrt bevor, so j daß er die halbe Nacht werde durcharbeiten müssen, j Dagegen jedoch . . . ! „Weißt du was? Da hast du meine Abonnement­­j karte. Das Stück soll ausgezeichnet sein, heißt es. Das könntest du dir einmal an.sehen. Kostet dir nicht i einmal Geld. Du, Junge,“ trachtete er ihm Lnst zu I machen, „du wirst eine scharmante Nachbarin , haben, Sitz Nr. 3, linker Seite. Ebenfalls Abonnen- i tin. Eine Person zum Fressen, sag’ ich dir, eine ; echte Großstädterin, gerade etwas für dich. Wirst dich mit ihr ganz ausgezeichnet unterhalten können,. Ilona heißt sie.“ Der Rechtsanwalt lachte bei sich im vorhinein über die Enttäuschung des Vetters vom Lande. So waren sie nebeneinander geraten, „Ilona“ #und „der Doktor“. Die Ilona der zweiten Garnitur war blond, ; frisch, gesund, rot. lebendig und frohsinnig. Genau so, wie sich sie der Herr Konzipist in der Amtsstube des Provinz« tadt.h auses erträumt hatte. i * i „Guten Abend, liebe Ilona,“ begrüßte er sie. „Den ganzen Nachmittag über habe ich kaum er­warten können, Sie zu sehen.“ Sie stellte bei sich fest, er sei ein hübscher und fescher Kerl. „Sie sind wiirklich zu nett,“ schloß sie ihrerseits Bekanntschaft mit ihm. „Wie befinden Sie sich, Herr Doktor?“ Er legte ihr eine Düte Bonbons auf den Schoß: „Nehmen Sie diese Kleinigkeit freundlichst an... Wir müssen uns das Leben versüßen, wie es eben geht “ Er neigte sich ihrem Ohr näher. „Es ginge wohl auch anders, aber freilich nicht gerade hier.“ Sie lächelte. Ihre Lippen waren rot. Rot gestri­chen. Tut nichts. Die Zähne aber, die lassen sich schon nicht anstreichen. Dennoch schimmerten sie weiß, wie frisch gefallener Schnee.

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