Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. szeptember (82. évfolyam, 198-222. szám)

1935-09-01 / 198. szám

PESTER LLOYD • 4 • Sonntag, 1. September 1935 |^r Das voralpine Knabeninstitut ^ „Fel sen egg“ Zugerberg (Schweiz) erzieht in herrlicher Höhenlandschaft (1000 m ü. M.) in weltbürgerlichem Geiste lebenstüch­tige Söhne. Staatliches Handels- n. Sprachdiplom. Abitur. A Nähere Details: Budapest, IV., Béosi-u. 5,1. Tel.: 82-4-68. JW ' 71 ’ ii r. T * ’ . t wußt werdep zu eirier '»Zeit, als es nichts mehr half; während des'~Krieges machte aách er ausschließlich Kriegspolitik. ÍNpcfr’*Trianon aber steckte er dem verstümmelten 'Ungarn neue Zielender Jugend, die unversehrt vön den Frönten zurückströmte und der jüngsten Generation wies er großartige Aufgaben; die größte: die Wiedererwerbung des alten tausend' jährigen Reiches. Leeren Illusionen gab er sich in diesem Belange nicht hin. Vor gefährlichen Aben­teuern warnte er mit dem hellen Blick des erfahre­nen Staatsmannes, mit dem besorgten Herzen des Patrioten. Wo sollen wir die Kraft suchen, auf die wir uns in unserer tragischen Lage stützen kön­nen? Wo die Sicherheiten für unseren nationalen Bestand, für unsere einer Nation würdige Existenz? Nur in uns selbst. Wir müssen die Quantität durch Qualität ersetzen: unsere kulturelle Superiorität müssen wir nicht nur vom wissenschaftlichen und ästhetischen, sondern auch vom Gesichtspunkte der sittlichen Kräftekonzentration auffassen und ver­wirklichen. In der Kultur erblickte er die histo­rische Mission des unsterblichen Ungarvolkes. Sei­nen Glauben an unsere Zukunft hat er in der Idee des verfassungsmäßigen Königtums verankert. Er glaubte unerschütterlich an die nationale Meta­physik der heiligen Krone. An den vornehmsten Vertretern der mensch­lichen Geistigkeit läßt sich bezwingend demonstrie­­k ren, daß sich starkes Nationalgefühl und allumfas­sender Humanismus sehr gut vertragen. „Der Wert des wahrhaftig großen Mannes besteht darin, daß er den Wert der ganzen Menschheit vergrößert. ‘ Der Erfüllung seiner Sehnsucht nach der Ver­brüderung aller Völker, dem Streben nach gegen­seitigem Verständnis, nach Annäherung und Be­freundung schien der Gedanke des Völkerbundes fast restlos zu entsprechen. Daß er sich auch hierin bitter getäuscht hat, war eines seiner schmerzlich­sten Erlebnisse. Im Laufe seiner ungewöhnlich langen politi­schen Karriere ließ sich Apponyi von zwei, schein­bar gegensätzlichen, sich stets befehdenden Prin­zipien leiten und beeinflussen: er war konservativ und liberal. Konservativ der Geburt, der ererbten - Traditionen nach; und liberal, weil sich sein wacher, stets in Entwicklung begriffener Geist keiner neuen Strömung, keinem Fortschritt im Guten, keiner Errungenschaft des modernen Den­kens verschließen konnte und wollte. Als Konserva­tiver hielt er die Reinheit des Familienlebens, den Adel der Gesinnung für die wertvollsten Schätze des Gemeinwesens; als Liberaler kämpfte er für die Gleichberechtigung der Konfessionen, für die Rechtsgleichheit der Nationalitäten, für die Freiheit der Versammlung, der Vereinigung und der Presse. An dem Zustandekommen der kirchenpolitischen Reformen hatte er, der treue Sohn seiner katholi­schen Kirche, den größten, initiativen Anteil. Es ist nur logisch und liegt in der Entwicklungslinie Apponyis, daß er, der Aristokrat der Geburt und des Geistes, in gewissem Sinne auch Demokrat war. Aúf sein Betreiben nahm die Koalitionsregierung das allgemeine Wahlrecht in ihr Programm auf. Auch während des Weltkrieges und nachher hielt er am allgemeinen geheimen Wahlrecht fest. Kornis widmet in seiner Monographie umfang­reiche Abschnitte den ästhetischen, kunstphiloso-, pbischen Elementen der Apponyischen Welt­anschauung, in der sich die drei Grundwerte Wahrheit, Güte und Schönheit organisch ver­schmelzen. Auch die metaphysische Kraft des vier­ten Grundwertes, des religiösen, bringt er in Bezie­hung zu der Kunst. In diesem Belange sind seine Reisebriefe, die teils im Pester Lloyd erschienen sind, äußerst lehrreich, für sein Denken charakte­ristisch. Die Königin aller Künste war aber in sei­nen Augen die Musik, die er nicht nur zu genießen und zu. verstehen, sondern auch würdigen, fein analysieren und philosophisch-metaphysisch zu be­leuchten wußte. Die Seele des Pythagoras wohnte in ihm. Für ihn versinnlichte die Musik die harmoni­schen Verhältnisse der Erscheinungen, die Welt­ordnung, das seelische, soziale und politische Gleich­gewicht. Ihm war die Musik auf höherer Ebene ein kosmisches Erlebnis; aus den klassischen Kom­positionen hörte er die Musik der Sphären heraus ... Sehr ergreifend ist die Parallele, die Kornis zwischen den Weltanschauungen von |Franz Rákóczi IL, Széchenyi und Apponyi zieht. Alle drei hielten ihr irdisches Dasein bloß für eine Vor­bereitung zum ewigen Leben. Gottes Gebot ist ihnen höchste Norm. Alle drei denken auf philosophische Art. Der letzte Schluß, der abschließende Satz, in dem das Höchste, Wichtigste, Bezeichnendste von Apponyi gesagt werden soll: er war ein Staatsmann im Geiste der Gotik. Mit seinem hochemporstreben­­den Idealismus und seinen Prinzipien erweckte er Verehrung, sogar Andacht; er riß die Seelen in die geheimnisvollen Höhen der Wölbungen der Ideale empor; eine zum Handeln inspirierende Kraft indes entströmte ihm nicht. Er ist und bleibt die Verkör­perung des erlösenden Eeidens. Über die» historische Bedeutung Apponyis ist ebensowenig ein Zweifel zulässig wie über die immanente Größe seines ganzen Wesens, über die erhebende Reinheit seiner Gesinnung und Gesittung. Dem Denker, dem Geschichtsphilosophen Komis gelang es restlos, dem ganzen. Apponyi in dessen ganzen Reichtum an Beziehungen gerecht zu wer­den. Der Stilkünstler schuf ein meisterhaftes Bild seines »großen Modells. Der edle und gute Mensch aber erlebte und gab wieder, was an Apponyi edel und gut war und sein Andenken in späten ungari­schen Generationen ewig frisch und ewiger Dank­barkeit wert erhalten wird. Der Raum als Waüe. (Bl.) Die Nächweltkriegsepoche steht vor zahl­reichen Fragen, die der Vorkriegszeit unbekannt waren. Neue Ideen und Aufgaben, neue Methoden und Formen der Politik und des Wehrwesens drän­gen zur Verwirklichung, Anwendung und Voll­endung. Ein neues Weltbild ist im Werden, das sich von dem der Zeit vor 1914 in allem unterscheidet. Das im Berliner Runge-Verlag soeben erschienene, aus der Feder des in Fachkreisen als Autorität gelten­den Militärschriftstellers Rupert v. Schumacher stam­mende Buch „Der Raum als Waffe“ beleuchtet in neuartiger, hochinteressanter Weise diese grund­stürzenden Änderungen auf allen Gebieten der Menschheitseinrichtungen und stellt somit die Basis zu einer aktuellen raumpolitischen Strategie dar. Das Raumproblem ist allen wirtschaftlichen, wehrpolitischen, territorialen und bevölkerungs­politischen Fragen Mittel und Werkzeug, seine Lö­sung ist die erste Aufgabe, die sich aus der Aus­einandersetzung der Politik mit der Materie ergibt. Die Verkleinerung der Räume infolge ihrer immer leichter weidenden technischen Überwindung ist eine der Hauptursachen der Raumpolitik in ihrer modernen Form. An der Verengung des Raumes sind hauptsächlich zwei technische’ Arbeitsgebiete beteiligt: die Verkehrstechnik und die Wehrtechnik. Mit elementarer Wucht hat der moderne Verkehr die Räume iiberbrückt und die Länder einander nähergebracht. Welche ungeheure politische Bedeu­tung liegt darin, daß noch 1840 der Verkehr von England nach Indien 160 Tage benötigte, während der britische Indienweg 1914 in 25 Tagen, heute so­gar in 3 Tagen bewältigt werden kann. Eine eigenartige Form der Raumüberwindung hat die Wehrtechnik entwickelt. Die neuzeitliche Schuß- und Luftwaffe, die Motorisierung der Heere trachtet deshalb, die Massen unmittelbar an das Luftwesen heranzubringen, indem er ganze Fabriken und Dörfer im Fliegen und Fallschirmabsprung schult. Dadurch soll jedermann aus eigener Er­fahrung und eigenem Erleben mit dem Wesen des neuen Lebensraumes vertraut werden. Nur auf diese Weise wird der Luftkrieg seine Schrecken zum großen Teile verlieren, wird er aus der Sphäre des unbekannten Unheimlichen herauswachsen. Eine Reihe von raumpolitischen Aufgaben grup­piert sich um die künstliche Gestaltung der Land­schaft zu Verteidigungszwecken. Unter dem Einfluß des technischen Fortschritts sind die landschaftlichen Mittel der Strategie ziemlich in Vergessenheit geraten und erst die praktischen Erfahrungen des Weltkrieges haben gelehrt, daß dem Ausbau der Landschaft, oder, wie man militärisch richtiger sagen würde, des Ge­ländes, heute eine noch viel größere Bedeutung zu­kommt als früher. Die Ursache hiefür ist der Um­stand, daß die technischen Armeen, insbesondere aber die Verkehrstechnik des Krieges eine gründliche Vor­bereitung des Geländes brauchen, um sich schlag­kräftig bewegen zu können. Überblickt man die Ursachen der neuzeitlichen Raumpolitik in ihrer weltweiten und epochalen Aus­dehnung und führt man sich die Theorie und die Praxis der einzelnen raumpolitischen Mittel vor Augen, so kommt man zunächst zu dem Schluß, daß die Raumstrategie, der Kampf mit räumlichen Mitteln nichts anderes als die Äußerung eines gewissen Ren­tabilitätsstandpunktes hinsichtlich des Kriegswesens, gewissermaßen ein Ausweichen vor dem Gesetz der großen Räume ist. Man kann aber auch ein psycho­logisches Moment gelten lassen. Guadagnini, der ita­lienische Anhänger der Überrumpelungsstrategie, sagt: „Auch muß der Krieg — wie übrigens immer — durch den Willen eines einzigen der Gegner entfesselt werden.“ Wer besitzt aber auf dieser Erde die see­lische Kraft, gewissermaßen durch den Druck auf einen Taster einen Weltbrand zu entflammen, der Millionen von Menschen vernichten muß und so gi­gantische Zerstörungen im Gefolge haben würde, daß — wie ja schon im Weltkrieg — eigentlich keiner der Teilnehmer als Sieger aus einem solchen Ringen hervorgehen kann? NftlVfC fal ISI azonnal száraz 1 «új«! W vtf ÄwillJesz. JVeisz L. mérnök, Izabella­é6. Tel. 208-64. 5150 trägt die Kriegswirkung über riesige Entfernungen. Was soll man noch mit den alten völkerrechtlichen Begriffen anfangen, wenn man über Geschütze ver­fügt, die heute 130 Kilometer weit tragen; morgen mit Raketenantrieb vielleicht 300 oder 400 Kilo­meter tragen werden? Was für Räume sind einer Luftflotte angemessen, die mit einem Aktionsradius von 1000 Kilometer und einer Stundengeschwindig­keit von 300 bis 400 Kilometer dahinbraust? Die Ausdehnung der Riesenstaaten wird da plötzlich zu einem Faktor von hervorragender Bedeutung, dessen unüberbietbare Gunst alle anderen Länder schwer ins Hintertreffen bringt. Die Verengung der Räume wird indessen auch durch andere Gebiete der Technik subjektiv und objektiv gefördert. Die Kartographie, der Film zum Beispiel sind Mittel, die psychologisch die Räume verkleinern. Objektiv trägt nicht wenig die Meliora­­tiopstechnik, die Erschließung von unbesiedelten Territorien ebenso zur Raumverkleinerung bei, wie zum Beispiel die Erfindung des Fernrohres oder der Fernphotographie, die auf die Entfernungen von 200 Kilometer noch brauchbare Bilder herstellt, raumpolitisch das ganze Wehrwesen ändern. Was nützen denn »in kleinräumigen Gebieten noch die so beliebten Photographieverbote, wenn vom Flugzeug aus mit Hilfe der ultraroten Strahlen ohne Grenz­verletzung 200 Kilometer tief ins fremde Land hinein photographiert werden kann? Seit dem französischen Luftangriff auf Freiburg im Dezember 1914, durch den zum erstenmal der Krieg auch auf die Zivilbevölkerung ausgedehnt wurde, hat eine unheimliche Angst die Menschheit ergriffen. Überall hat man erkannt, daß die Eroberung der Luft, die Erweiterung des Lehens­raumes keineswegs mit der technischen Erfindung abgeschlossen ist, sondern daß die Technik auch eine neue Gefühlswelt erschlossen hat, in die das menschliche Denken und Handeln möglicherweise unter großen Opfern erst langsam hineinwaohsen muß. In allen Ländern organisieren sich heute die Luftschutzbewegungen, allenthalben beschäftigt man sich heute mit der Anpassung der menschlichen Lebensweise an die friedlichen und kriegerischen Veränderungen, die im Gefolge der Lufterschließung auftreten, Architekten und Wehrpolitiker, Siedlungs­fachleute und Verkehrstechniker sind bemüht, den Umbau unseres zivilisatorischen Apparats den An­forderungen des dreidimensionalen Lebensraumes entsprechend umzubauen. Sehr interessant sind die Arbeiten des russischen Luftverhandes Ossowiachim, der von dem Gedanken ausgeht, daß der Mensch in das „räumliche Empfinden“ nur hineinwachsen kann, wenn ec es. aus eigener Erfahrung 'kennt. Er Fö-uccában rendkívüli adókedvezménnyel 2 bfrházfelek eladó (89.80 és 106.40 G-öl) Parkváros r.-t. Wurm-ucca 3 Telefon: 802—76 és 862—80. Dichterdämmerung. Von HUGO IGNOTUS. Die schlechten Zeiten, die über die Intellektuel­len, vornehmlich über die Dichter nicht nur in be­wußt geistfeindlich eingestellten, sondern auch in Ländern gekommen sind, wo man den Absichten nach an Geistigem nachzuhängen vermeint, geben den von der Zeitwende in ihrer Person Betroffenen mehr als lyrisch zu denken. In »sozialer Herrschafts- Verkleidung wie zum Antisozialismus kommandiert, ist in den Staaten überall in irgendeiner Form der kleine Mann zur Geltung gekommen — und man kann es ihm, auch wenn man »selber daran glauben muß, nicht verdenken, wenn er, von Brotsorgen ein­genommen, andere Sorgen hat, als sich von den Dichtern aufspielen zu lassen. Ist doch das Verhältnis des Künstlers »seinerzeit auch zur Bürgerschaft, obwohl er dieser entstammt war, nie bis zur Neige ohne Hefe gewesen. Das Mäzenat der Kaiser, der Päpste und all der großen Herren hatte vorher dem Künstler mit dem Brot wie selbstverständlich auch Fron und Demütigung ge­bracht. Viel besser wurde es aber auch dann nicht, als der Bürger es war, der zum Mäzen, sogar zum Publikum des Künstlers, mithin zu seinem Erhalter auf der Grundlage des Menschenrechte verleihenden do ut des wurde. Die Rechnung des Künstlers ging auch da nur auf, sofern er selbst ebenso Handwer­ker war und es in seinem Handwerk zum Meister gebracht hatte, wie die Bürgersleute, deren Heim und Werk es zu schmücken hieß, Sogar Rubens war, wiewohl »er es zum höchsten Ansehen gebracht und mit diplomatischen Betrauungen ausgezeichnet wurde, eigentlich Chef einer Bilder-Grossistenfirma, und Rembrandt, der sich nicht so in Szene zu setzen verstand, war auf die Weise lebensfremd und. unbe­holfen, wie es auch Schuster und Schneider gibt, die an Schuhen und Gewändern Meisterwerke schaf­fen, aber nicht Händler genug sind, um dem eigenen Nutzen nachgehen zu wissen. Immerhin hatten es Maler, Baumeister, Musiker noch gut, denn Kirchen, Schlösser und Wohnhäuser brauchte es ständig, für die Kirchen und Bauten Bilder, für den Gottesdienst wie für Gelage Musik. Dichter und Gelehrte hin­gegen konnten am Hungertuch nagen, wenn sie sich auf nichts als auf Dichten und Wissen, und nicht auch auf die Schlauheit verstanden, mit Zueignun­gen und Lobgesängen ebenso Geld aus den Leuten herauszulocken, wie andere Marktschreier mit Glückszahlen oder Schönheitswässern. Es-war schon das Höchste an Kultur und Entwicklung, als, im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts, den Dichtern Brot, Ehre und Obdach, wenn auch nur ein Eck­chen, zuteil ward, auch wenn sie keine gerissenen Geschäftsleute waren, »Die Karriere eines Lord »Ten-»

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