Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. október (82. évfolyam, 223-249. szám)

1935-10-01 / 223. szám

PESTER LLOYD • 8 • Dienstag, 1. Oktober 1935 Die englische Antwortnote und die Deutschlandreise Gömhös’ in Genier Beleuchtung. Telegramm unserer Korrespondentin. — 1 Genf, 30. Sepefember. Im 'Mittelpunkte *des Interesses stehen in der gegenwärtigen Zwischenpause in Genf die Mitteilun­gen der britischen Delegation in bezug auf die diplo­matischen Schritte, die die britische Regierung in Rom seit Beginn des Jahres in bezug auf Ostafrika unternommen hat, sowie die Antwort der britischen Regierung an Paris. Zu dieser letzteren wird vielfach angenommen, daß die Note Sir Samuel Hoares nur einen Teil der englischen Antwort enthält. Gegen­fragen sollen von britischer Seite an Frankreich ge­richtet worden sein, und Frankreich soll ebenfalls weitere Fragen an England gestellt haben. Die An­nahme, daß weitere Präzisionen bevorstehen, wird durch den ersten offiziösen Kommentar der französi­schen Presse bestätigt, wonach für Frankreich die britische Note als Antwort auf die allgemeinen Fragen der französischen Regierung völlig zufrieden­stellen sei. Weitere Präzisionen dürften wahrschein­lich viel später, wenn überhaupt, in die Öffentlichkeit gelangen. Gewisse Anhaltspunkte bietet allerdings be­reits die gegenwärtige Note Sir Samuel Hoares. Für Laval, der die politischen Probleme mit viel größerer Geschmeidigkeit handhabt und mehr Verständnis für idie englische Scheu vor allzu isteif abgefaßten For­meln hat als die meisten französischen Staatsmän­ner, dürfte die gegenwärtige englische Antwort und die darin angekündigte Tendenz im großen und ganzen zufriedenstellend sein. Hingegen fällt es in Genf nicht schwer, festzustellen, daß andere Länder, in erster Reihe die der Kleinen Entente und unter disen wieder in erster Reifte die Tschechoslowakei, in Anbetracht der veränderten mitteleuropäischen Lage auf Frankreich und durch Frankreich auf Eng­land einen Druck auszuüben sucht. Die Minister der Kleinen Entente-Staaten haben !m Laufe der letzten Tage mehrer Beratungen abge­halten, die letzte am Sonntag nachmittag, voraus­sichtlich schon im Besitz der britischen Antwortnote. Auch sie scheinen sie als sicher anzunehmen, daß weitere wichtige Präzisionen noch ausstehen und ihre Bemühungen dürften darauf abzielen, die westlichen Großmächte rechtzeitig auf die mitteleuropäischen Schwierigkeiten Vom Standpunkte ,der Kleinen •Entente-Staaten aufmerksam zu machen und den In­halt der noch ausstehenden Note in diesem Sinne zu beeinflussen. r Die Kiemen Entente-Staaten haben außerdem ausführlich über den Besuch des ungarischen Mini­­mterPräsidenten in Berlin beraten. Von ihrer ur­sprünglichen Absicht, die Benes zugeschrieben wird, tu dieser Frage in einem Kommunique Stellung zu jdaß er unter diesen Möbeln, in diesen Zimmern Blicht weiter bleiben könne, sonst müßte er er­sticken. Offenen Auges durchwachte er die Nacht, 'in deren beängstigender Stille bloß hie und da ein Möbelstück unheimlich knackte. Und spätabends, als die Kleinstadt sich bereits anschickte zu Bett zu gehen, reichte er Käthe die Hand, gab dem Mädchen Geld, legte ihr ans Herz, auch weiterhin Acht auf das Haus zu haben, strei­chelte seinen Hund und ging nach der Bahnstation hinaus. Keine Seele gab ihm das Geleite, bloß seine Sporen klirrten ihm weinend nach auf dem Asphalt, inmitten der traumversunkenen kleinen Häuser. ,. * Eine Woche lang lungerte und strich er umher. Dann trug er den quälenden Schmerz des Alleinseins nicht länger. Er lag auf den feuchten Kissen des Hotelbettes wie auf einer Bahre da. Am achten Tage hielt er’s nicht länger aus. Er sah im Fahrplan nach. Sechs Tage blieben ihm noch geschenkt, sechsmal vierundzwanzig Stunden. Eines Seufzers Dauer für Glückliche; für ihn eine Ewigkeit. Er ging zur Bahnstation hinaus und setzte sich in ein zerschlissenes und schäbiges Abteil des Bras­­sóer Zuges. Stellte den Kragen seines Mantels auf, schloß die Augen und lauschte dem Geratter der Zugsräder, — es klang wie der Trommelschlag einer Militärkapelle, die einen Trauermarsch intoniert. In Brassó goß es in Strömen. Und der Regen be­gleitete ihn treulich bis zur Endstation, wo kleine Troßpferde den unwegigen Dreck durchwateten und aus der Feme schon dumpfer Kanonendonner zu vernehmen war. — Der Vorhof des Todes, — sagte er laut vor sich hin, als er sich durch den Schlamm hindurch­­kämpfte und in der schwarzen Nacht ein einziges fahlgelbes Pünktchen flimmerte, ein matter Licht­schein, der ihn anzog und lockte. Es war eine Kantine für durchziehende Offiziere. Hauptmann Zsámboky ließ sich an einem Tisch nieder und bestellte eine Flasche Wein. Schänkte sich ein und trank. Nach dem zweiten Glas hob er den Kopf und blickte umher. Über ihm tubelte eine trübe Öllampe, in einer Ecke schlief ein rosig ange­nehmen, scheinen sie abgekommen zu sein und zei­gen sich gegenwärtig reserviert. In diplomatischen Kreisen wurde die Reise Gömbös’ selbstverständlich ebenfalls vielfach kommentiert, und im allgemeinen wurde die Fühlungsnahme des ungarischen Mini­sterpräsidenten mit der deutschen Regierung als selbstverständlich aufgenommen. Den tendenziösen Nachrichten, daß Ungarn eine Vermittlerrolle zu spielen gedenke, wurde in maßgebenden Kreisen we­nig Beachtung geschenkt. Ebenso wenig befaßten sich diese Kreise mit der anderen tendenziösen Nachricht über den angeblichen Plan eines trilate­­ralen Luftabkommens. Hingegen wurde mehrfach bemerkt, daß eine engere Fühlungnahme zwischen Deutschland, Ungarn und Polen als durchaus na­türlich und auch als begrüßenswert zu betrachten sei, wofern diese Haltung der drei Staaten dazu bei­tragen soll, Deutschland zu einer vorsichtigen Poli­tik zu bewegen und jede übereilte Handlung zu ver­hüten. , Paris, 30. September. (Inf.) Eden ist heute hier eingetroffen und wird in Paris übernachten. Man nimmt an, daß er Dienstag eine Unterredung mit Lavat haben wird. Der französische Mi­nisterpräsident ist in den Abendstunden vom Lande nach Paris zurückgekehrt. Die Unterredung wird sich in erster Linie um die im Gang befindliche französisch-englische Unterhaltung über die Organisation der Kollektivsicher­­heit in Europa durch die beiden Mächte drehen. Paris, 30. September. (DNB) In der Montagspresse kommt eine gewisse Unzufriedenheit mit der englischen Antwort zum Aus­druck. Das Interesse richtet sich fast ausschließlich auf den Hinweis des englischen Schriftstückes, daß nur ein nicht herausgeforderter Angriff die Treue Englands zu seinen Verpflichtungen als Völkerbundsmitglied zur Grundlage halben könne. L’Intransigeant meint, Sir Samuel Hoare bestehe weiterhin auf dem Begriff des nichtherausgeforderten An­griffs und das gebe Frankreich zu denken. Man solle es ruhig sagen, daß eine andere Antwort notwendig gewesen wäre, wenn man Frankreich Sicherheit hätte geben wollen. j Liberté schreibt, d’e Londoner Antwort sei eine bit­tere Ernüchterung,«nd stdHiie die Behauptung auf, daß sie den Deutschen freie Rand lasse. Die Tatsache, daß die französische Anfrage nicht gleichzeitig mit der eng­lischen Antwort der Öffentlichkeit übergeben worden sei, sei etwas beunruhigend, Ob man wohl befürchte, so fragt das Blatt, das ein Vergleich zwischen beiden Schriftstücken die iSpanne verdeutliche, die zwischen der Auffassung beider Völker vorhanden sei? Die von Eng­hauchter, großer blonder Junge, wohl Sr. Majestät jüngster Kadett-Offiziersstellvertreter, den Kopf auf die Brust gesenkt, in einen gesunden Schnarchtraum versunken, und lächelte im Schlaf. Hauptmann Zsámboky füllte sich noch ein Glas und leerte es. Da trat ein Mädchen aus der Küche. Er blickte sie an, sie lächelte ihm zu. Sie war hüftenstark, hoch, blond, eine welkende, erschöpfte, müde Jugend, ein zu frühem Untergang verdammtes Ge­schöpf, das in Märtyrerdemut, in der Selbstlosigkeit der Bekehrer und mit der fürstlichen Freigiebigkeit einer Märchenkaiserin den Todgeweihten die Küsse ihrer Lippen bot. Ein blonder Fetzen in dem schmie­rigen kleinen Dorf, ein verquälter warmer Frauen­leib, ein gepeinigter Weiberschoß, in den der Moriturus des Kaisers betrunken den Kopf, mit den blutunterlaufenen Augen legt. ... Das Mädchen saß bereits am Tisch, als Hauptmann Zsámboky die zweite Flasche bestellte, darauf auch eine dritte. Und aus voller Kehle schmetterte er: „Ihr seid Äser, Äser seid ihr!“ Dann ließ er Sekt kommen. Das Mädchen kreischte lachend, der Kadett in der Ecke fuhr aus dem Schlaf empor und leistete entsetzt die Ehren­bezeigung. Zsámboky winkte ihm matt ab, der blonde Riesenklos setzte sich und schnarchte alsbald weiter. Der Hauptmann bestellte abermals Sekt, riß, bereits betrunken, das Mädchen an sich, seine Augen waren blutunterlaufen: — Weißt du, daß ich seit anderthalb Jahren kein Weib geküßt habe? Sie schmiegte sich an ihn. ... Es war schon früher Morgen, als er auf die Straße hinaustrat Ein paar Minuten lang blickte er umdüsterten Auges und mit geballten Fäusten nach der Richtung, in der er sich eine wohlriechende, schöne Frau in leichten weißen Kleidern umher­gehend vorstellte, dann holte er tief Atem und empfand eine Art Erleichterung, denn der Kanonen­donner dröhnte ihm unheimlich wie ein gemischtes Himmel*- und Höllenorchester zu. Zum ersten Male nach anderthalb Jahren pfiff er sich wieder eins und, eine Zigarette im Munde, schritt er dem Orchestergebrüll entgegen. Bei verdorbenem Magen — bringt rasche Hilfe ein halbes g«--g Wirkung schon nach Glas F I.TlirAll'M 2-3 Stunden **• ri“t 3maligenH-fffftH land geforderte Dehnbarkeit rechtfertige bereits im voraus d:e Möglichkeit, daß England im Falle eines europäischen Streites nicht immer auf der Seite Frankreichs stehen werde. Das sei der Inhalt der „Garantien“, um derent­willen die Londoner Regierung Frankreich mit einer Maßnahme gegen Rom auf ihrer Seite zu finden hoffe. Le Temps hat an der englischen Antwort ausizu­­setzen, daß der Hinweis auf die Dehnbarkeit den Stand­punkt von der kollektiven Sicherheit nicht festige. Es sei zu befürchten, daß die Anhänger der Vertragsrevision darin eine Ermutigung sehen würde, die man ihnen sicherlich nicht habe geben wollen. Der DcutscMandbesudi des Ministerpräsidenten Gombos. Berlin, 30. September. (U. T.-K.-B.) Der ungarische Ministerpräsident Gömbös stattete heute vormittag dem Stellvertreer des Führers, Rudolf Hess, einen längeren Besuch ab. An der Unterredung nahm der außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter des Deutschen Reiches Ribbentrop teil. Vorher hatte der ungarische Minister­präsident bereits Botschafter Ribbentrop aufgesucht. In seiner Begleitung befanden sich der Leiter der Pressealbteilung des ungarischen Außenministeriums Legationsrat Dr. Mengele und der persönliche Re­ferent des preußischen Ministerpräsidenten Ministe­rialrat Gritzbach. Mittags besuchte Ministerpräsident Gömbös den beauftragten Reichswirtschaftsminister Reichsbank­präsidenten Dr. Schacht. Anschließend stattete er Reichstninister Dr. Goebbels einen längeren Be­such ab. Im Hause des Reichsministers des Auswärtigen Freiherrn v. Heurath fand um 13.30 Uhr zu Ehren des hohen ungarischen Gastes ein Frühstück statt, an dem der ungarische Ministerpräsident mit den Herren seiner Begleitung und der ungarische Ge­schäftsträger v. Bobrik teilnahmen. Von deutscher Seite waren zugegen: Ministerpräsident General Göring und Frau, Dr. Schacht und Frau, Staats­sekretär Meissner und eine Reihe weiterer Herren des Auswärtigen Amtes und der Reicsbehörden. London, 30. September. Reuter meldet aus Beilin: Ministerpräsident Gömbös hat mit Dr. Schacht über den Handelsver­trag zwischen beiden Staaten, die eingefrorenen Kredite und sonstige Finanzfragen beraten. Berlin, 30. September. (Inf.) Der ungarische Ministerpräsident Gömbös begab sich heute nachmittag mit Ministerpräsident Göring in das 50 Kilometer von Berlin entfernt liegende Jagdgebiet Schorf beide > von wp er morgen vormittag wieder nach Berlin zurückzukehren ge­denkt. Der Rückflug nach Budapest ist für morgen nachmittag in Aussicht genommen. Berlin, 30. September. ('U. T.-K.-B.) Die Mitglieder der ungarischen Ge­sandtschaft haben heute vormittag unter Führung des Legationsrates Bobrik dem Ministerpräsidenten Gömbös ihre Aufwartung gemacht. Legationsrat Bobrik richtete an den Ministerpräsidenten eine Ansprache, in der er ihn anläßlich der vierten Jahreis/wende seines Amtantrittei begrüßte. Paris, 30. September. (U. T.-K.-B.) Ministerpräsident Gömbös bat sich zum Berliner Vertreter der Agence Havas fol­gendermaßen geäußert: — Alles, was über meine Reise gefaselt worden ist, ist nichts als leeres Geschwätz. Der Umstand, daß ich im Flugzeug nach Deutschland gekommen bin, wenn auch bei schlechtem Wetter, reicht noch nicht hin, um behaupten zu können, daß ich zum Abschluß eines Luftfahrtabkommens nach Berlin gekommen wäre. Ein Mitglied des Gefolges Gömbös’ wiederholte diese Erklärung des Ministerpräsidenten und gab auf die Frage, ob tatsächlich eine sowjetfeindliche Front im Werden begriffen sei, folgende Antwort: — Ungarn unterhält gute Beziehungen zu Sow­jetrußland. Unser Land befolgt seit fünfzehn Jahren das Grundprinzip, mit niemand und gegen niemand Bündnisverträge abzuschließen. Wir haben durchaus keinen Anlaß, diese Politik zu ändern. Die Militär­verträge, die Sowjetrußland mit der Tschecho­slowakei und Rumänien abgeschlossen hat, bzw. absohließen wird, bedeuten für uns keine Än­derung der tatsächlichen Lage. Wir sind lediglich durch Konsultativabkommen an Italien, bzw. Öster­reich gebunden. Der Ministerpräsident erklärte dem Ha vas- Korrespondenten auch noch folgendes: — Meine Reise nach Berlin hat keine geheimnis­vollen Ziele. Besuche von Staatsmännern im Ausland können nicht als etwas Außerordentliches aufgefaßt werden. Ich war schon wiederholt in Rom und reiste häufig nach Wien. Seitdem das nationalsozialistische Regime die Zügel führt, bin ich nur einmal in Berlin gewesen. Auch ich bin rechtsseitig gesinnt, wenn auch die Verhältnisse, unter denen ich regiere, an-

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