Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. október (82. évfolyam, 223-248. szám)

1935-10-01 / 223. szám

PESTER LLOYD • 3« gung der italienischen Truppen abzuschneiden, leicht zu einem militärischen Zusammenstoß mit Italien führen könnte. Für diesen Fall, der, wie in London betont wird, als hypothetische Möglichkeit betrachtet werden muß, möchte England die Unterstützung Frankreichs haben, und zwar sowohl der französi­schen Flotte, wie auch der Flottenbasen zwecks Ver­sorgung der englischen Kriegsschiffe. Die ganze Diskussion klingt etwas beunruhigen^, wenn man sich die Tatsachen ausmalt, deren Eintritt von der englischen Regierung für möglich gehalten wird. Allerdings darf man nicht vergessen, daß zwi­schen einer Annahme und der Wirklichkeit ein lan­ger Weg ist und daß es zu den Pflichten einer jeden Regierung gehört, sich auf alle Möglichkeiten, auch auf die unwahrscheinlichsten, einzurichten. Im übri­gen ist es nicht ausgeschlossen, daß dieser Teil der französisch-englischen Verhandlungen mit einer ge­wissen Absicht vor der breiten europäischen Öffent­lichkeit geführt wird. Vielleicht ist es der englischen Regierung gar nicht so sehr um die eigene Sicherheit für den Fall des Eintritts eines Konflikts zu tun als um den Eindruck, den solche Verhandlungen in Europa machen. London, 1. Oktober. Daily Telegraph berichtet aus Paris, in amtlichen französischen Kreisen sei zwar die Anfrage streng geheim­­gehalten worden, von zuverlässiger Seite verlaute aber, daß sie eine günstige Antwort der französischen Regierung erhalten werde. Die Mehrheit des französischen Kabinetts beharre auf engstem Einvernehmen mit Großbritannien. > Morning Post schreibt, in London werde binnen kur­zem ein Versprechen der französischen Regierung er­wartet, das sich auf Unterstützung der britischen Mittel­meerflotte durch französische Seestreitkräfte in dem Falle beziehe, daß ein Versuch, wirtschaftliche Sühnemaß­nahmen gegen Italien anzuwenden, zu Feindseligkeiten führen würde. Es bestehe Grund zur Annahme, daß die Franzosen einen solchen Fall um eine Zusicherung er­sucht worden seien, daß sie ihre Flottenstützpunkte im Mittelmeer der britischen Flotte zur Verfügung stellen würden und daß die britische Flotte sich nötigenfalls auf die aktive Unterstützung der französischen Flotte ver­lassen könne. Der Pariser Korrespondent der Times meldet: Es ist wichtig, sich darüber klar zu sein, daß die britische Frage keineswegs ein individuelles britisches Vorgehen im Miittelmeer oder sonstwo anmimmt. Der einzige Zweck der Anfrage ist eine Zusicherung, daß ein plötzlicher und nicht herausgeforderter Angriff Großbritannien nicht in einem isolierten Zustande treffen würde. Es ist möglich, daß Laval und seine Kollegen in ihre: Antwort darauf fhinweisen werden, daß sie sich durch Zustimmung zu dem britischen Ersuchen im voraus zu automatischer Ak­tion verpflichten würden. London, 1. Oktober. (UTKIB.) Nach einem Bericht des römischen Kor­respondenten des Daily Mail hat die englische Antwort an Frankreich den italienischen Erwartungen entspro­chen. Besonderen Eindruck habe .Art Rom der Passus ge­macht, daß die Welt nicht statisch sei. Dies stünde in vol­lem Einklang mit der italienischen Auffassung und wecke die Aussicht auf eine Einigung in der abessinischen Frage. Aueh die Feststellung, daß England keine Eimzelaktionen unternehmen wolle, habe beruhigend gewirkt. Washington, 30. September. Die britische Antwortnote an Frankreich hat hüer großes Aufsehen erregt. Washington Post weist darauf hin, daß die englische Regierung sich in den beiden wesentlichsten Grundlsätzen. der europäischen Politik gegen Frankreich erklärt habe, denn sie habe die beiden Forderungen Frankreichs nach einiem Statusquo und nach Sanktionen gegen Nichterfül­­ler der internationalen Verträge unzweideutig abgelehnt. Die neue Formulierung des britischen Standpunktes, der in einer Biegsamkeit der Verträge und in einer Zu­lassung von Sanktionen lediglich gegen Angreif erstaalen besteht, hat hier großen Eindruck gemacht. In amtlichen Kreisen erhofft man von der Note eine weitgehende Sta­bilisierung der Politik in Europa. I k/ofüc Ua&ett-O Sieluiec&sse- & i igjteS&k lies finden Sie unter de« „Klei­­wif nen Anzeigen“ im Pester Lloyd: ||Pj Ein vorteilhaftes Kauf-, Ver­­§S|j kaufsanbot, eine freie Stelle, oder sonstige Arbeitsmöglich­­keit, Bureau- u. Hauspersonal, TM eine gute Pension, passende Wohnung und -Einrichtung (Möbel, Lüs­ter, Teppiche), Unterrichtsstunden, Inter­nate (Erziehuugsinstitute), geschäftliche Beteiligungen, oder Vertretungen, Recher­chen oder auch einen Ehepartner nsw. täglich En lesen! Versäumen Sie also nicht, die „KLEINEN ANZEIGEN“ im PESTER LLOYD 93prozentige Wahlbeteiligung in Memel. Die Wahl im Memelgebiet ist bis auf einen Be­zirk, iit dem eine erregte Menge die Wahlurne zer­schmettert hat, so daß — am 6. Oktober — nach­gewählt werden muß, beendet. Ihr Verlauf hat das vollständige Fiasko des neuen Wahlgesetzes, das nach einer Erklärung der litauischen Regierung jetzt, nachdem es zu spät ist, abgeändert werden soll, erwiesen, und wenn es trotzdem überhaupt möglich war, die Wahl durchzuführen, so ist das der Opferwilligkeit und Disziplin der Wähler zu danken, die bis zu zwölf Stunden vor den Wahlloka­len anstehen mußten, ehe an sie die Reihe kam. Die Ausdauer und die große Wahlbeteiligung — unge­lähr 9'3 Prozent der Wahlberechtigten haben abge­stimmt — zeigt, wie klar sich die Bevölkerung des Memelgebietes darüber gewesen ist, von welcher Bedeutung der Ausgang der Wahl für ihr ganzes fer­neres Schicksal sein wird; und die im allgemeinen so vorbildlich gewahrte Disziplin, der zufolge es nur ganz vereinzelt zu Zusammenstößen gekommen ist, läßt den Wunsch der deutschen Bevölkerung des Gebietes erkennen, sich in keinem Falle durch über­eilte Handlungen ins Unrecht zu setzen und sich so der ausländischen Sympathien zu berauben, von denen man Abhilfe gegen die litauischen Terror­maßnahmen erhofft. Die Wahlergebnisse liegen zur Stunde noch nicht vor, da man bisher nur die ab­gegebenen Stimmen gezählt und den Prozentsatz der Wähler errechnet hat. Sollten sich nach der end­gültigen Auswertung der Wahl Unstimmigkeiten in bezug auf die Zahl der gewählten deutschen und litauischen Kandidaten ergeben, so ist mit nejicn und nachdrücklichen Protesten der deutschen Bevölke­rung zu rechnen, der man in der Tat- durch die Durchführung der Wahl, die von den zuständigen Behörden mit Waffengewalt erzwungene Ausstel­lung von Stimmscheinen und andere Unkorrekt­heiten genügend Material in die Hand gegeben hat- Die hier vorliegenden Meldungen lauten im ein­zelnen : Memelt 1. Oktober. (DtNB.) Obwohl die ;Wahl am Montag pünktlich um 18 Uhr abgeschlossen werden sollte, standen teilweise noch so zahlreiche Wähler an, daß in den großen Wahl­bezirken der Stadt Memel bis gegen 23 Uhr gewählt wer­den mußte. Auch das Auszählen der abgegebenen Stim­men nahm sehr große Zeit in Anspruch, so daß erst gegen 2 Uhr morgens am Dienstag die Zahl der abgegebenen Stimmen in der Stadt Memel festgestellt werden konnte. Sie liegt bei 22.457. Wenn man die Wahlberechtigten­­zahl von 24.273 zugrunde legt, die bisher feststeht, beträgt die Wahlbeteiligung etwa 92 Prozent. Ähnlich liegt es im Landkreis Memel, wo von 13.273 Wahlberechtigten 12.160 Stimmen abgegeben wurden, so daß die Beteiligung 91.7 Prozent beträgt. Im Kreise Heydekrug sind bis auf vier Bezirke alle Wahlstimmen bereits in Memel ein­gegangen. Von 14.722 erfaßten Wählern haben 13.578, d. h. fast 93 Prozent ihre Stimme abgegeben. Man kann damit rechnen, daß die Gesamtbeteiligung bei 92 bis 93 Prozent liegt, wenngleich der vierte Kreis Pogegen noch fast vollständig aussteht. Insgesamt wurden bisher die Wahlberechtigtenzahlen aus 59 von 81 Bezirken (ein­schließlich der Militärbezirke) zusammengezählt. Diese ergeben 57.208 Wahlberechtigte, von denen 52.816, d. h. über 92 Prozent gewählt haben. Berlin, 1. Oktober. (Inf.) Zu den Vorgängen im Memellan-d schreibt der Völkische Beobachter unter der Überschrift „Die Früchte das Unrechts“, was sich in den letzten Tagen im Memel- Gebiet abgespielt habe, habe das System des litauischen Betruges und iWahlterrors, das System der Willkür und der Gewalt der Welt in der denkbar grellsten Beleuch­tung aufgezeigt. Der vollständige Zusammenbruch der litauischen Wahltechnik habe erkennen lassen, daß hier mit allein Finessen ein Wahlsystem ausgeklügelt worden sei, das zwar nach außen hin den Schein erwecken wollte, Ls sei dadurch eine freie demokratische Meinungsäuße­rung der Bevölkerung garantiert, dais sich in Wirklichkeil aber als ein System erwiesen habe, das eine Willensbe­kundung der Bevölkerung überhaupt unmöglich mache. Das Bild, das sich der Welt im Memel-Gebiet geboten h be, werde sich nicht ändern, wenn auch die französische Presse fortfahre, die litauischen Gewaltmaßnahmen in Schutz zu nehmen und davon zu sprechen, daß die deutsche Bevölkerung die Schwierigkeiten des Wahl­systems für eiine Protestaktion ausgenützt hatte. Die Sign tarniächte würden nicht umhin können, unter dem Druck der Weltöffentlichkeit aus den Vorgängen im Memel-Gebiet die Konsequenzen zu ziehen, wenn sie ihr Ansehen nicht durch die fortgesetzten litauischen Heraus­forderungen heraibsetzen lassen wollen. Der Berliner Lokalanzeiger sagt: Noch ist das Ergeb­nis der Wahlen im Memel-Gebiet nicht bekannt, und doch haben die Memelländer durch ihre disziplinierte Haltung schon ein so klares Bild gezeichnet, daß niemand in der Welt über den deutschen Charakter des Landes, im Zweifel ist. London, 1. Oktober. (DN'B.) Der Sonderkorrespondent der Times in Memel berichtet, die Erklärung der litauischen Regierung über künftige Änderung des Wahlgesetzes werde die Ent­rüstung der Memel deutschen schwerlich besänftigen. Die Deutschen glauben, daß es ein Zufall sein werde, wenn das Wahlergebnis die Wünsche der Bevölkerung zum Ausdruck bringe. Auf jeden Fall werde es jetzt unmög­ Dienstag, 1. Oktober 1935 lich sein, falls die Wahl gegen die Einheitsliste ausfällt, die Memelländer zu überzeugen, daß das Ergebnis die Wünische der Bevölkerung zum Ausdrucke bringe. • Vom Tage. Landeskonferenz der Christlichsozialen Wirtschafts­partei. Die Christlichsoziale Wirtscliaftspartei hielt gestern eine Landeskonferenz ab, zu der die Mitglieder der Partei, darunter die Vertreter der Fraktion in beiden Häuser» der Gesetzgebung, in großer Zahl erschienen waren. Unter den Anwesenden bemerkte man auch den Prinzen La­dislaus Esterhazy und den Minister a. D. Cr. Tibor Kállay. Prinz Esterházy kündigte in der Konferenz sei­nen Eintritt in die Partei an. Die künftige Haltung der Fraktion faßte Dr. Alex­ander Ernszt in einer längeren Rede zusammen, in der er u. a. aus führte: Die Fraktion wurde näch links und rechts gelockt, widerstand aber allen diesen Lockungen, denn sie will den christlichen Gedanken unabhängig und selbständig vertreten. Die Partei wünscht eine Beschleuni­gung der Lösung der Landwirteschulden, und zwar mit Berücksichtigung der Gesichtspunkte der Billigkeit. In bezug auf die Siedlungsreform sind die Erfahrungen der jüngsten Bodenreform zu beachten. Auf verfassungs­rechtlichem Gebiete hegt die Partei gewisse Befürchtun­gen, die durch die wiederholten Erklärungen, daß zur Regierung nur ein führender Wille nötig sei, begründet erscheinen. In außenpolitischen Belangen entwickelte Dr. Ernszt mit großem Nachdruck den Standpunkt, daß Un­garn als kleines Land sein Schicksal an keine Großmacht binden könne und sich in der auswärtigen Politik unter allen Umständen freie Hand bewahren müsse. Es sprachen dann mehrere Mitglieder der Partei;’ Dr. Berény begrüßte besonders den Prinzen Esterházy als Vertreter der Jugend. Ahends fand ein Nachtmahl statt, bei dem Graf Jo­­hann Zichy erklärte, die Partei könne mit der Regierung nicht auf gemeinsamen Wegen wandeln, weil die Regie­rung die Rechte der Autonomie mit Füßen trete. Dr. Tibor Kállay begrüßte die neue Garde der Ju­gend, beschäftigte sich mit außenpolitischen und wirt­schaftlichen Problemen und erklärte, daß eine Neurege­lung der Lage im Donautale nur durch die Schaffung einer katholischen Donau-Großmacht durchgeführt wer­den könne. Rechenschaftsbericht des Abgeordneten Dr. Hegedüs. Abgeordneter Dr. Hegedüs erstattete Sonntag in zwei (Gemeinden seines Bezirks, in Jászapáti und Jászkisér, Rechenschaftsberichte, denen überaus zahlreiche Wähler beiwohnten. Dr. Hegedüs wies in seinem Rechenschafts­bericht auf die Ergebnisse der dreijährigen Regierungs- Tätigkeit des Kabinetts Gömbös hin, hob besonders die außenpolitische Tätigkeit des Ministerpräsidenten hervor und bekannte sich in der Königsfrage vorbehaltlos zu dem vom Ministerpräsidenten eingenommenen Standpunkt. Die Reden Dr. Hegedüs’ wurden mit großem Beifall auf­genommen. Vorbereitungen für die Wahl in Debrecen. Aus Debrecen meldet unser Korrespondent, daß die Kossuth-, die Nationalsozialistische und die Sozialdemo­kratische Partei sich gestern über ihre Listen geeinigt ha­ben. Die Kossuthpartei kandidiert Dr. Vinzenz Nagy und Dr. Andreas Bajcsy-ZsUinszky, die Sozialdemokraten Dr. Emmerich Györky und Franz Bárdos, die Pfeilkreuzler Grafen Alexander Festetics und Stefan Balogh. Sitzung des Landesrates der Partei der Nationalen Einheit. Die Sitzung des Landesrates der Partei der Natio­nalen Einheit findet nicht am 11., sondern Donnerstag, den 10. Oktober, statt. Union der Völkerbundligen. (UTKB.) In der heutigen Ratssitzung der Union der Völkerbundligen war Ungarn durch den Direktor der Ge­sellschaft für Auslandpolitik Pöka-Pivny und die ständige Genfer Korrespondentin der Gesellschaft Szekula vertre­ten. Der Rat der Union hat das Programm des im Jahre 1936 in Genf abzuhaltenden Weltkongresses der Jugend endgültig zur Kenntnis genommen. „Drei Jahre Regierung Gömbös.“ Das Neue Wiener Journal bringt unter dem Titel „Drei Jahre Regierung Gömbös‘‘ einen Artikel aus der Feder des Reichstagsabgeordneten Dr. Julius Lakatos, in dem es unter anderem heißt: Selbst die Gegner des ge­genwärtigen Regimes An Ungarn werden zugeben müssen, daß Ministerpräsident Gömbös und seine engeren Mit­arbeiter in den verflossenen drei Jahren nicht nur auf außenpolitischem, sondern auch auf wirtischaftspoliti­­sebem Gebiete sehr bedeutungsvolle Erfolge erzielt haben, Weiter wird im Artikel die Bedeutung des römischen Paktes vom außenpolitischen und wirtschaftspolitischen S t andtpunk t a usein andergesetz t. Der Artikelschreiber kommt dann auf das Verhältnis zwischen Österreich und Ungarn zu sprechen und sagt dabei: Österreich und Ungarn sind in wirtschaftlicher Beziehung so sehr aufeinander angewiesen!, daß das gegenwärtig zwischen ihnen bestehende wirtschaftliche Verhältnis weiter- entwickelt werden muß. Schon die Friedensverträge bieten die juridische Möglichkeit dazu, unter dein auf dem Gebiete der ehemaligen österreichisch­­ungarischen Monarchie liegenden Ländern Abmachungen auf Grund des Präferenzsystems abzuschließen, wodurch zahlreiche Krisenprobleme einer Lösung zugeführt wer­den könnten. Österreich und Ungarn sind gewissermaßen ein Schulbeispiel dafür, wie zwei Länder aufeinander angewiesen sind. „Der geschichtliche Dynamismus und der Völker­bund.“ Unter diesem Titel veröffentlicht die heute erschie­nene Oktöbernummer der Zeitschrift Nouvelle Revue de Hongrie eine interessante Studie ihres Chefredakteurs Georg v. Oltlik. Er führt darin den Nachweis, daß der Völkerbundmechanismus mit seinem Artikel 10, der die Gebiets Integrität und die politische Unabhängigkeit der

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