Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1935. november (82. évfolyam, 250-273. szám)

1935-11-03 / 250. szám

PESTERLLOYP ~ • $8 • Darling Standard RADIO ■ * *«»«» A rádiókészüléket készségesen bemutatja; •miaamaft Magy. kir. udv. hangszergyár, VI:,, nákoczi-ut 60. muß geführt und pngeeifert werden durch die besten; Gestalten der ungarischen Kultur, denn auch darin; verfährt sie richtig* daß sie sich von allen Faktoren des öffentlichen Lebens nur den geistigen anver-jj traut. Der ungarische Geist um! die ungarische Ju­gend werden imihfftm unwiderstehlichen Bunde,' der .bisher schon das festeste Unterpfand ’der ungirt­*________' ______---------;r ~ v, ., a.: ; —^ • 1 -4 ,• Privatklinik für HERZKRANKHEITEN im SANATORIUM Dr. LÖW, WIEN, Spezialbehandlung sämtlicher Herz­­und Gefässerkrankungen Ärztliche Leitung: Universitäts-Dozent Dp. RICHARD SINGER Auskünfte erteilt Sanatoriumsleitung Wien, IX., ÜWarlannengasse 20. Telephon A 24-5-60 , 4821, gehen, verlieren ihre Kraft — über dieses Thema findest du zahlreiche Werke in meiner Bücherei — I (die Stimme des Sprechers wird ein wenig pathetisch): aber das Köstliche und Wertvolle, d ts sie bedeuten, bleibt bestehen und kann nicht ver­schwinden. Der Jüngere: Gut gebrüllt, Löwe! Du willst in die Ironie Valérys — er sitzt recht stilgemäß auf dem Fauteuil des Skeptikers Anatole France — noch Sentimentalität hineingeheimnissen. Und doch macht er sich über die Tugend oder richtiger die Tugenden mit ihren Wandlungen im Lauf der Zeiten lustig. Der Ältere: Tugenden? Meiner Meinung nach gibt es nur eine Tugend, wie es bloß eine Ehre, eine Freiheit, eine Liebe, eine Seele gibt..; Der Jüngere: Und jetzt zu Allerseelen solltest du noch hinzufügen: einen Tod. Der Ältere (sehr ernst): An den Tod soll man immer denken und nie davon reden, möchte ich mit freier Anwendung eines Ausspruches Gambettas be­merken ... Doch kehren wir zu unserem.,Thema zu­rück. Man hat in der modernen Gesellschaft eine zwiefache Ehre konstruiert, eine für die Reichen und eine für die Armen, man spricht von mehreren . Seelen — „zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“, deklamierte Faust, der jedoch, im heiligen Siinn des Wortes, keine einzige hatte, —, pennt Lieb-! schäften und Liebeleien Liebe, Verliert vor allzu- * vielen Freiheiten die Freiheit und auch bei der Tu­gend soll die Mehrzahl die Einzahl verdrängen oder, um im Sinn Valérys zu reden, kompromittieren, doch, wenn irgendwo so ist bei diesen hehren Din­gen weniger mehr*.., • . .5 . Der Jüngere (unterbrechend);,Verzeihe einen Einwurf. Die Tugend hat sich seit jeher in allerlei Tugenden aufgelöst. Du hast in deiner , Bücherei 1 allerlei philosophische Werke. (Er geht zu einem Schrank, hebt einen Band heraus und erklärt lächelnd): Hier die Beweise. Die alten Griechen, sie hatten stets Zeit, sich mit Philosophie zu beschäfti­gen, habon allerlei-Tugend-Systeme ersonnen-oder; um ein jetit viel geplagtes Wort anzuwenden, zahl­reiche Tugend-Komplexe aüfgestellt. Da behauptet der gute Sokrates, die au$ Weisheit erwachsende Tugend bedeute Glückseligkeit und das höchste Gut der Menschen. In ^seiném gegen die Sophisten ge­richteten Protagöras-Dialog spricht er von Gerech­tigkeit, Besonnenheit und Frömmigkeit, einer Drei­falt, die zusammen die Tugend bildet. Plato hin­gegen hat'schon vier Tugenden auf dem Lager. Da stehen sie hübsch a nein a n derge re iht: Weisheit, Tapferkeit, Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit. Aristoteles übertrumpft noch Platós Vierblatt, indem er elf Tugenden rühmt und wenn man die verschie­denen klassischen Philosophen Revue passieren läßt, sieht man erst, daß jeder einige spezielle Tugenden in seinem Weishedsköcher birgt. • Der Ältere: Da, kannst noch weiter gehen — wenn dich bei einem solchen hehren Thema die Lust anwandelt, zu höhnen—und behaupten, daß die eine Tugend die andere erschlägt und man vor lau­ter Tugenden die,,'Fugend -nicht sieht. Übrigens wäre ein Wort Flaubbrts auch auf die Tugend anwend­bar, denn der große Romancier, der Menschenken­ner und Weltweise schrieb einst: „Eine furchtbare Reaktion gegen das, was man Liebe nennt, vollzieht sich in den modernen Gewissen. Es fing mit einem Aufkreischen der Ironie an, und das ganze Jahrhun­dert betrachtet die kleine Blume, die ehemals noch so gut duftete, mit der Lupe und seziert sie auf dem Operationstisch.“ Dieses Zitat entnehme ich einem neuen soeben bei Paul Zsolnay in Wien er­schienenen Buch: „Dje; Sammellinse“, worin inan Ansprüche . 'aller Art und Unart findet, ein Buch, das gewissermaßen die Quintessenz «meiner Bibliothek darBietet. Hier ist es ... ■Der Jüngere fgreift; nach-dem Buch, schlägt es auf und ruft): „Ja, hier gibt es, wie ich sofort wahr­­pehnven kann, ein Kapitel über Tugend und La­ster ... (er liest einige Sekunden und sagt dann): Nun, mein Lieber, diese berühmten Männer hatten keinen sonderlichen Respekt vor der Tugend und den Tugenden. Da lese ich unter der Marke: La Roche­foucauld: „Die Laster bilden einen Bestandteil der Tilgenden, wie die Gifte einen Bestandteil der Heil­mittel“ ... Dann Nietzsche: „Die Tugend bleibt das kostspieligste Laster“ ... Taine: „Laster und Tu­gend sind Produkte wie Vitriol und Zucker“ . .. (la­chend) : Dabei ist es noch die Frage, ob nicht -das Laster der Zucker und die Tugend das Vitriol ist.“ Ferner: Balzac: „Die höchste Tugend ist nur denen möglich, die das Laster gekannt haben“ und selbst der fromme Thomas von Aquino tritt mit einem recht skeptischen Satz auf den Plan, mit der aus seinem Munde überaus überraschenden These: „Bei der Beurteilung von Tugendhandlungen sind die Menschen nicht einig: Dem einen ist nämlich etwas tugendhaft, was dem anderen lasterhaft ist. ..“ Ein recht interessantes Buch fürwahr diese „Sammel­linse“. Sie beweist dir, mein lieber Alter, wie frag­würdig seit jeher, und nicht erst seit der Rede Va­lérys, die Tugend und d% Tugenden waren. Der Ältere: Diese Aussprüche beweisen wenig oder eigentlich nichts. Ich war einmal Zeuge eines kleinen Wortgefechts zwischen zwei Goethe­­verehrern. Wenn der eine irgendeine Äußerung des deutschen Dichterfürsten anführte, wartete der an­dere sofort mit einem Zitat aus den Werken des Altmeisters auf, das die erste, Behauptung in Zweifel zog, wenn nicht gar das direkte Gegenteil kündete. So widerlegte er Goethe durch Goethe. Um bei den deutschen Klassikern zu bleiben: Ein bei Schiller ungewöhnlich krasser Vers lautet: „Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch.“ Viele, ja die meisten haben diesen Vers mißverstan­den oder doch als Malice gegen die Tugend betrach­ten wollen, in Wirklichkeit ist er aber nur eine an­dere Form der folgenden weniger zitierten schönen Worte dieses Dichters: „Etwas lebt in des Weibes Seele, das über allen Schein erhaben ist und über alle Lästerung, — es heißt: Weibliche Tugend.“ Und nun will ich darauf hinweisen, daß die alten Grie­chen mit ihren drei, vier oder elf Tugenden all diese Tugenden gleichsam für die Männer mit Be­schlag nahmen und derTugend der ehrbarenFrauen oft (allerdings nicht immer) keine sonderliche Achtung, geschweige denn Verehrung widmeten, Hatten sie sehen Zukunft ist, trotz allem und alledem den Weg zur Jugend und dem Geiste des Ungartums jenseits der Grenzen tod zur Jugend und zlim Geiste der Nachbarvölker finden. Die ungarische Literatur Siebenbürgens hat wegweisend in dieser Richtung gewirkt. Sie hat ge­rade in der -Zeit der tragischesten Periode des Ungar­tums in Siebenbürgen eine Blüte erlebt, die neue Brücken zwischen Ungarn und Siebenbürgen, zwi­schen Ungarn und Rumänen in Siebenbürgen und letzten Endes zwischen Rumänien und Europa schlagen half. Diese Literatur hat- Siebenbürgen im geistigen Leben Nachkriegsungarns eine ganz beson­dere Nöte verliehen.- und erweckte unsere Achtung, ja Bewunderung gegenüber einem nationalen Glau­ben und einer kulturellen Innerlichkeit, die sich stärker und schöpferischer erwiesen hat, als alle marktschreierischen Gewalten der nationalistischen Verhetzung. Die ungarische Jugend, die nun im Mutterland eihe * wissenschaftliche Erforschung des Donaubeckenis beginnt, sollte stets den heroischen Kampf dieser Ungarn' jenseits der Grenzen, ihren Glaal'ben und ihr Maß vor Augen halten. Und wenn sie die tiefe - Menschlichkeit, die ehrliche Duldsam­keit und <fie unerschütterliche innere Festigkeit die­ser' Siabenbürger stets beachten, wenn sie ihrem Losungswort des neuen Humanismus stets treu blei­ben wird, dann kann ihr keine Bureaükrafie der Welt den Erfolg' erwehren. World' Copyright 1935 Cooperation. Die eigentliche Frage. Von HENRY‘BÉRENGER, Vorsitzendem des Auswärtigen Ausschusses des Senats und Delegiertem beim Völkerbund. Die Ereignisse in Abessinien haben, so wichtig sie an sich auch séin mögen, die öffentliche Meinung dfer Welt schließlich* so in Anspruch genommen, daß sie die * eigentliche-' 'Frage, die " des europäischen und universellen Gleichgewichtes gegenüber der deutschen Aufrüstung, aus den Augen Verloren hat. Diese Aufrüstung ist heute durchgeführt. Deutschland,, verfügt 'über ein Landheer von über 800:000 - Männ, üfe'fer ein ultrantö'dernes Flugwesen von einigen tapsaid Apparaten,, über eine Kriegs­­' marine, die befeits die Ositsj|p beherrscht, sowie über eine Eisenindustrie und ch'élnische Arsenale, die allen anderen überlegen sind. Der Beweis dafür, der in Frankreich M worden ist, ist : soeben in England vön Winston' Ghurcintl im Unter­haus nochmats 'tuft äIlef!.DenÜMftkeit geführt worden. Diese Aufrüstung hat England mehr als jedes ayd$¥$- VolÜ dädnrpi| ad'ördefh -d#ß cs, 'dpn deutschen Vwíétiáifi^ái’'''" des '4*\^lfepr^un<ipa'k’tes--' mit ~ stets wachsender Nachsi^^^fnnherltand. Um festzu­stellen, wo die ‘ wahre', 'Verantwortlichkeit liegt, braucht mait'hür ä'rt: den vdn Macdonald auf der Konferenz in Lausanne im Jahre 1932 vorgescihlage­­nen Verzicht auf die Reparationen, sowie auf die in den Jahren 19$0 bis 1933 von England immer wie­der erbetene und dürchgeeetzte Zurückhaltung bezüg­lich der Öffnung der französischen Akten auf der Ab­rüstungskonferenz zu erinnern. Die jüngste, wenn auch nicht geringste Überraschung bestand im Be­suche der englischen Minister in Berlin, unmittelbar nachdem Deutschland zu Lande auf gerüstet batte. • Der Erfolg dieses Besuches War die deutsche Auf­rüstung zur See: man gestand Deutschland 35 Pro­zent der englischen Flotte zu. Diese Realitäten sind noch so gegenwärtig und so deutlich, daß nur die Tauben und Blinden sie nicht wahrzunehmen vermögen. Gegenüber Deutsch-. land hat in England niemals auch nur die geringste Mystik um den Völkerbundpakt existiert. Und dabei war die deutsche Aufrüstung eine drohendere und ge­fährlichere Aggression gegen den Völkerbundpakt als die italienische Expedition in Ostafrika! Aber die Sanktionsmystik wurde genau für den Augenblick aufgespart, wo sie mathematisch mit dem Punkt der Kolonial- und Flottenpolitik der britischen fAdmirali­tät und des India Office zusammenfiel. Das total aufgerüstete Deutschland ist eine ganz andere Macht, als das Deutschland vor seiner Auf­rüstung. Sein Heer, seine Flotte, seine Kriegsflugzeuge, seine Arsenale, seine soziale Disziplin, seine politische Einheitlichkeit und seine Zentralisation bedrohen die Donau, die Weichsel, die Nordsee, die Ostsee und so­gar den Dnjepr in viel beunruhigenderem Maße, als zu der Zeit, da es nur über ein Heer von 100.000 Mann, über ein paar Dutzend Flugzeuge, sowie über einen Taschenkreuzer und einige mehr oder minder altmodische Torpedoboote und Torpedobootzerstörer verfügte. Man muß wirklich überaus borniert sein, oder zu Illusionen neigen, um nicht die europäischen und asiatischen Folgen dieser Verlagerung des militäri­schen Gleichgewichtes zu Lande, zur See und in der Luft zugunsten Deutschlands zu erkennen. Es hat keinen Zweck, Deutschland Vorwürfe zu machen, denn man hat es gewähren lassen. Vorwürfe ziemen den Schwachen, namentlich wenn diese Schwachen gestern noch die Starken wa­ren! Deutschland bat getan, was in der ewigen Pragmatik seiner Geschichte liegt; muß man also ihm Vorwürfe deswegen machen, \Veil es gewagt und erreicht hát, was trotz bestehender Verträge niemand ihm hat verbieten Wollen uftd können? Müssen nicht Österreich, Jugoslawien, die Tschedio-blowakei, Pdfeir und Rumänien dem Ein­druck der Wiederäuferstmung dbs1 deutschen MiM- t,Trismus unterliegen, der bereits ethnographisch ühd auf dem Gebiete des Handels Wurzeln bei ihnen geschlagen hat? Es wäre wirklich gefährlich dumm, sich einreden zu wollen, daß dife Kleine Entente und die Entente der Rändstiaaten diesen Einfluß i nicht schon längst erkannt und abgewogen haben! Sonntag, 3. November 1935 Aut den Donaukorso hinaus gehen sämtliche Fenster der CASINO-PENSION „ Hohes Niveau Komfort Billige Preise im LSoyd-Paiais, Mária Vaiéria-ucca 12. Telephon 822-84

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