Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. február (83. évfolyam, 26-50. szám)

1936-02-01 / 26. szám

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Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdető­­iroda, Mossa Rudolf A-Q., Julius lenzer« Kiuzelnummer für Budapest und für dieProvinz: Morgenblatt an Wochentagen IS Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt xo Heller. Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochen­tagen SO Or., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr Redaktion u. Administration i T„ MARIA VAlEKIA-UCCA 1*» Telephone: Redaktion: 848—20. Naoh Mitternacht: 848—28. Administration 849—09 83m Jahrgang. Budapest, Samstag, 1. Februar 1936. Nr. 26 Graf Bethlen über das Fideikommiß­­gesetz. Budapest, 31. Jarman In einer zweistündigen Rede hat sich Graf Stefan Bethlen in der heutigen Sitzung de« Abgeord­netenhauses zur Frage des Fidcikommißgesetzes ge­äußert. Das war nicht nur das parlamentarische Er­eignis des Tages, sondern auch der bedeutsamste Beitrag, den die bisherige Aussprache über diesen Gegenstand geliefert hat. Wieder einmal hat es sich gezeigt, wie klug Graf Bethlen nach seinem Bruch mit dem Regime Gömbös gehandelt hat, als er der von seinem engeren Freundeskreis ausgehenden An­regung gegenüber, eine besondere Partei in opposi­tioneller Stellung zu bilden, sich ablehnend verhielt und sich freiwillig mit dem Schicksal eines partei­politischen Einzelgängers abfand. Die Partei, die er um sich hätte versammeln können, wäre bestenfalls eine Zwergpartei gewesen, und es liegt schon in deT Natur des Parlamentarismus, daß Parteien ihre Kraft aus der Zahl ihrer Anhänger, nicht aber aus dem politischen Ansehen und Gewicht der an ihrer Spitze stehenden Persönlichkeiten schöpfen. Graf Bethlen, der nach zehnjähriger Ministerpräsident­­schaft in die Opposition überging, Inat durch die parteipolitische Vereinsamung, für die er sich ent­schied, in der Tat nur das Gewicht seines Worts und sein Ansehen gesteigert. Wenn auch nicht jeder Alleinstehende schon aus diesem Grunde stark ist, so ist doch Graf Stefan Bethlen zweifellos eine Per­sönlichkeit, von der man sagen darf, daß sie, auch auf sich allein gestellt, ein Faktor ist, mit dem in der Politik immer gerechnet werden muß. Was Graf Bethlen heute sagt, das sagt er bloß im eigenen Na­men, aber bei der stautsmännAschen Bedeutung, die ihm von Freund und Feind beigemessen wird, fällt sein Wort unter allen Umständen mit einem Gewicht in die Waagschale, das sonst allen oppositionellen Parteien insgesamt zukommen würde. Von selbst versteht es sich, daß die Rede, in der Graf Bethlen zum Fideikommißproblem Stellung nahm, vpm Streben nach größtmöglicher Sachlich­keit eingegeben war. Einen subjektiven Klang hatte immerhin sein Hinweis darauf, daß er es ist, von dem während seines Rogierungswaltens die Initia­tive zur Neuregelung der Fideikommisse ausgegan­gen war. Das kaim ihm in der Tat nicht abgestritten werden. Es ist männiglich bekannt, daß er manchen Sommer in seinem Tuskuhim zu Inkepuszta mit dem Studium dieser Frage verbracht und selber Hand an die Vorbereitung eines neuen Fideikommiß­gesetzes gelegt hat. Aber über diese Vorstudien ist er allerdings nicht hinausgekommen. Er hat über die­sem die wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Probleme berührenden und ungeheuer verwickelten Gegenstand gebrütet, gebrütet und immer fort ge­brütet, zu einem festen Entschluß hat er sich jedoch nicht durchringen können. Er wollte nichts über­hasten, sich nicht mit dem Odium eines gewagten Experiments belasten, und zur Tat wollte er erst schreiten, nachdem er jegliches Für und Wider.sorg - fältigst abgewogen haben wird. Darüber verging Jahr um Jahr, und als er seinen Abschied nahm, er­litt die Fideikommißreform das Schicksal eines Fötus im'toten Mutterleibe. Nichts wäre ungerech­ter, als dem Grafen Bethlen darob einen Vorwurf zu machen. Besser jedenfalls eine aus pflichtschuldiger Vorsicht unterbliebene Reformschöpfung, als eine übereilte Neuerung, deren Folgewirkungen nicht mit der erforderlichen Gewissenhaftigkeit und Gründ­lichkeit beizeiten erwogen worden sind. Das wichtigste Argument, das Graf Bethlen ge­gen den Reformplan der Regierung ins Treffen schickte, war die Feststellung, daß diese Reform an­gesichts ihres spärlichen Umfanges unwirksam zu bleiben droht. An Hand zahlenmäßiger Daten trach­tete Graf Bethlen nachzuweisen, daß selbst wenn alle Fideikommisse und dazu auch noch alle Lati­fundien zerschlagen würden, dies alles nicht hin­reichen könnte, um dem ganzen ungarischen Prole­tariat zu einer Ackerscholle zu verhelfen, von dessen Ertrag es den Lebensunterhailt für sich und die Fa­milienangehörigen herauszuholen vermöchte. Das Argument ist zutreffend, bloß sehen wir nicht, wie daraus auf Wert und Unwert des Regierungsentwur­fes gefolgert werden könnte. Die Vorlage der Regie­rung tritt ja nicht mit dem Anspruch auf, eine rest­lose Lösung der Frage einer gerechten und wirk­samen Bodenverteilung zu bringen und dem Pro­blem der Fideikommisse eine abschließende Rege­lung für immerwährende- Zeiten, oder auch nur auf lange Sicht zu sichern. . Was die Regierung mit ihrem Gesetzentwurf erreichen wollte, ist offensicht­lich bloß das Ziel, das Problem von dem toten Punkt auf dem es seit so langer Zeit beharrlich lag, endlich einmal wegzurücken. Die Schwierigkeiten einer ver­nünftigen und Dauer verheißenden Regelung waren in der Vergangenheit imnier derart groß, daß kein Verantwortlicher daran zu rühren wagte. Die Re­formära Gömbös sah aber ein, daß endlich einmal ein Anfang gemacht werden muß. Und das eben ist der Zweck der Vorlage: sie will ein Anfang sein- Wenn man die Konzeption der Regierung durchaus als ein bloßes Experiment einschätzen will, so ist immerhin zu sagen, daß man es hier mit einem über­aus vorsichtigen, keinerlei große Gefahren in sich schließenden Experiment zu tun hat. Die öffentliche Meinung hat jedenfalls zu bedenken, daß die öffent­liche Abstimmung bei den Parlamentswahlen in naher Zeit eingeführt werden wird und sogar einge­führt werden muß, und daß damit notwendigerweise ein Hineinströmen des extremen agrarpolitischen Radikalismus in. die Gesetzgebung verbunden sein wird. Hätte nun auch das Kabinett Gömbös, wie alle seine Vorgänger, die Frage der Fideikommisse nicht anzuschneiden gewagt, so würde die radikal­­agrarische Flut mit der ganzen Leidenschaft des Bo­­denh'ungers sich gegen die ganze Institution gewandt und grundsätzlich die Abschaffung aller Fideikom­misse gefordert haben. So aber hat das Regime Gömbös einen ersten Schritt zur Regelung dieser Frage unter­nommen und damit die Offensive der extremen Agrardemokratie schon im voraus jedenfalls abge­stumpft. Man wird im Parlament der öffentlichen Abstimmung nicht mehr sagen können, daß die Ge­setzgebung aus Liebedienerei gegen die feudale Bo­denaristokratie die Fideikommisse überhaupt nicht anzutasten gewagt habe; es wird höchstens Kritik an dem Umfang der Reform geübt und eine neuer­liche, ausgiebigere Regelung der Frage gefordert werden können. Gewiß, die Lösung, wie sie in der Regierungsvorlage vorgesehen ist, kann nicht das letzte Wort in dieser Sache sein. Aber man hat in der Regierungsvorlage die Frage zwar nicht endgültig gelöst, sie aber immerhin angeschnitten und damit für spätere Zeiten eine den wirklichen Bedürfnissen angemessenere endgültige Lösung vorbereitet. Das liegt durchaus in der Linie jener fortschrittlich-kon­servativen Politik, zu der sich Ministerpräsident Gömbös bekennt und die den durch den Zeitgeist geforderten Reformen im Wege vernünftiger und vorsichtiger Übergänge die Bahn ebnen will. Der wichtigste Teil dér Rede des Grafen Bethlen war aber der Frage gewidmet, wie das Land im Wege einer wirtschaftlichen Umgruppierung zu einer gesünderen Gestaltung seiner ökonomischen Grundlage gelangen soll. Graf Bethlen hat hier nicht bloß allgemeine Phrasen in die Debatte geworfen, Feuilleton. Der Fürst der ungarischen Boheme. Erinnerungen an Árpád Feszty. Von JULIAN WEISZ. Der tragische Tod der Witwe des Maters Árpád Feszty weckt Erinnerungen an ein schönes, im voll­sten Sirene des Wortes ungarisches Haus, Erinne­rungen, die fiir kurze Zeit wachgerufen und festge­halten werden, sollen, zumindest für die Dauer der flüchtigen Lektüre eines Zeitungsartikels. Wer tot ist, so sagt man in Frankreich, ist es zumeist gründ­lich. Das Haus Feszty sollte jedoch nicht ganz ver­gessen werden, war es doch vom Zauber der Kunst überglänzt. Der Großvater, unser großer Romancier Jókai, den man heute wohl weniger liest, als er es verdient, dessen Renaissance aber ebenso gewiß ist, wie die Thackerays in England und Zolas in Frank­reich, war die verkörperte Liebenswürdigkeit und Güte, stets erfüllt von einem erquickenden, wenn auch dann und wann ein wenig bitter-philosophi­schen Humor, daher immer imstande', kleine häus­liche Streitigkeiten zu schlichten. Deren gab es, so­lange seine erste Gattin, die berühmte Tragödin Rosa Laboi'ifalvi, lebte, wohil nicht allzu viele, aber immer­hin genug, denn in solchem Falle ist selbst das Wenigste zu viel. Die ehemalige Schauspielerin hatte im Atter die reizenden Fehler ihrer Bühnenkunst: die lächelnden Verstellungen und die schmeichelnden Redensarten von sich geworfen, wie die Kostüme der klassischen Heldinnen auf den Brettern. Sie ivar unangenehm wahrheitsliebend, oft hart und scharf, und darunter hatte ihr Enkelkind Rosa oft schwer zu leiden. Beglückt und begeistert folgte sie dem um sie werbenden stürmischen Künstler Feszty in sein Haus, dais . bald ein Tummelplatz der Freude und Heiterkeit wurde. Anfangs empfing man mit offenen Türen und gedeckten Tischen alte' Mitglieder der Budapester Boheme, darunter edle Freunde und auch weit weniger edle Schmarotzer, bis Schmalhans als Küchenmeister auftrat, Frohsinn und Übermut wie ungebetene Gäste aus dem schönen Künstlerheim entflöhen und die Türen hinter ihnen sich schlossen. Árpád Feszty konnte indes die Budapester Bo­heme ebensowenig entbehren wie sie ihn. Wohl empfing er seine Freunde nur mehr selten im eigenen Haus, doch um so häufiger im gemütlichen Gasthaus des damals noch jugendlichen Ehepaars Gundl im Stadtwäldchen. Hier konnte man Feszty, den ,.Für­sten“ — a fejedelem, wurde er genannt — kennen und schätzen lernen. Er war ein guter Maler, ein guter Schriftsteller, ein guter Mensch und, worauf er stets den größten Wert legte, ein guter Ungar. Er war ein Freund alles Tüchtigen, Kraftvollen und Schö­nen, eine interessante Persönlichkeit, ein sympathi­sches Original. Alle Eigenschaften des Magyaren, die herrlichen und die minder vortrefflichen, die Ritter­lichkeit, die Begabung, die Herzlichkeit und der Überschwang, alles, was in den Ungarn lebt und wirkt, webt und strebt, zeigte, sich bei ihm in präch­tigster Kristallisation. Man kannte sein eigenartig­­reizvolles Wesen jedoch nicht nur in der Heimat, sondern auch in der Fremde. In Wien, München, Pa­ris war er in Künstlerkreisen daheim, und wenn be­rühmte Maler oder Bildhauer nach Budapest kamen, suchten sie seine Gesellschaft, erfreuten sich an sei­nem urwüchsigen Wesen, seinem feinen Kunstver­ständnis, seiner vornehmen Gastfreundschaft und in dieser Verbindung von Natur und Kultur fanden sie in ihm die Verkörperung des Magyaren, den sie nach den Bildern ihrer oft von Petőfi und Jókai angereg­ten Phantasie hierzulande suchten. Der Fremde ver­mißt in Ungarn manchmal das Ungarische, zumal wenn er über das Weichbild Budapests nicht hmaus­­gelangt. Freilich alle, die Feszty und seinen Kreis kenhenlemten, wußten, daß keinerlei gleich­machende, um reicht zu sagen, gleichschaltende Zivi­lisation das echte Ungartum zu stören, geschweige denn zu zerstören imstande ist Es gibt einen un­garischen Aristokraten, der stolz tat, weil man ihn in Amerika für einen Engländer hielt. Feszty dagegen war stolz darauf; daß man in ihm, auch im Gewand des Globetrotters, stets den Magyaren erkannte, Er. war stolz auf sein Vaterland, und sein Vaterland darf stolz auf Söhne seiner Art sein. Sicherlich besaß und besitzt Ungarn größere, genialere Maler als Feszty. Es gab früher und auch jetzt manche, die besser zeichnen, besser malen und ■vor allem sich viel besser in Szene setzen können als er. Doch keiner seiner Meister und Schüler, Weg­genossen und Mitstreiter, Vorläufer und Nachläufer, hat in seinen Werken den nationalen Charakter deutlicher zum Ausdruck gebracht als Feszty. Das Wort Heimatkunst ist hier am richtigen Platz. Ob er Landschaften oder Stillehen, biblische oder histori­sche Gemälde malte, jeder Kunstkenner mußte beim Anblick dieser Werke, wie vor seinem Rundbild über die Landnahme, empfinden: das hat ein Ungar vollbracht! Selbst die strengsten Kritik ker, und er hatte deren die Fülle, die sich über die ihm verliehenen goldenen Medaillen kaum mehr ärgern konnten als er selbst, mußten immer bestätigen, daß dieser Meister tief im Heimat­­boden wurzelt und die nationale Kunst mit all sei­nen Kräften stärken und erhöhen will. Er machte der internationalen Mode niemals Konzessionen und war der kaufkräftigen Snobgemeinde daher unsym­pathisch. Kein Wunder, daß er, der als »Fürst der Boheme dem Geld nicht nachjagte und im Kniebeu­gen vor hochmütigen Mäzenen sich niemals produ­zierte, häufig mit kleinlichen, finanziellen Sorgen zu kämpfen hatte. Dann stellte er sich vor seine Staffelei und malte, setzte sich an seinen Schreibtisch und schrieb, legte sich ins Gras und sinnierte, und alle Miseren des Tages flogen dahin wie der Rauch sei­ner Tabakspfeife. Nicht nur als Maler, sondern, wie schon ange­deutet, auch als Schriftsteller gebührt Árpád Feszty ein Ehrenplatz im Geistesleben seiner Zeit. Er schrieb kernungarisch, wie nur wenige Autoren der Gegen­wart, und er kannte Land und Leute wie kaum ein anderer Künstler seiner Epoche. In einem seiner Bücher schildert er, ein moderner Robinson, seine armselige Holzhütte auf einer einsamen Insel in der Donau. Er schwelgt in der Betrachtung der einfachen • und dennoch wundervollen Landschaft. Die Stadt ist

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