Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. február (83. évfolyam, 26-50. szám)
1936-02-01 / 26. szám
PESTER LLOYD • 2i Távbeszélő: 87-9-65. A ML kir. postatakarékpénztár 50 éves fennállása alkalmából rendezett Jubiláns Művészeti Aukció. MEGNYITÁS: 1936 február l én, déli 12 órakor. KIÁLLÍTÁS: február 2-án, d. e. 10—V2S, február 3-án, 4-én és 5-én, d. e. 10—722, d. u. 4—Vs8 órák között. ÁRVERÉSEK: február 6-tól 13-ig, hétköznapokon délután Ya4 órától. Ezen az aukciónkon hagyatékból és magángyűjteményekből származó válogatott műtárgyakat és néhai janovai és zsombolyai Csekonits Endre gróf klr. főasztalnokmesfer könyvtárát árverezzük. 2112 sondern gleich eine konkrete Lösung vorgeschlagen. Sein Ausgangspunkt war, daß die Landwirtschaft »Mein erfahrungsgemäß nicht mehr ausreicht, um das ungarische Volk in seiner Gänze z-u ernähren. Die Abhilfe, für die «• ein trat, läßt sich mit einem einzigen Wort charakterisieren: Industrialisierung» Nach seiner Konzeption soll der Staat die freie Veräußerung der Fideikommisse gestatten, sie jedoch an die Bedingung knüpfen, daß der Erlös aus dérit Verkauf der Güter in Industrien angelegt werden muß. Das sieht auf den ersten Anblick sehr einleuchtend und auch sehr einfach aus. Graf Bethlen erwartet von seiner Konzeption, daß durch sie ein starker Teil der heimischen Industrie in christliche Hände gelangen und dadurch dem Antisemitismus der Wind ans den Segeln genommen werden wird, und daß nebstbei auch die Frage der Unterbringung der christlichen Jugend in der Privatwirtschaft ihre Lösung finden würde. Hier aber gilt das Dichtenvort, daß die Gedanken zwar frei schweben, aber die Sachen sich hart im Raume stoßen; Zunächst wirft sich eine sehr baachtliche Frage auf : Wer soll der Abnehmer für die Produkte dieser neu zu schaffenden Industrien sein? Soll es der Binnenmarkt sein, dessen Importbedürfnis sich ohnehin dank der kräftigen industriellen Entwicklung des Landes Tag um Tag verringert? Oder soll der Absatz auf den Awslandmärkten gesucht werden? Wenn es bloß auf das Suchen ankäme, so wäre ja die Sache so weit in Ordnung. Aber werden sich Absatzmärkte im Auslande auch finden lassen? So lange überall in der Welt die Autarkie vorherrschend ist, kann dieser ausländische Absatz, wenn überhaupt erreichbar, nur äußerst karg auisfalfen. Daß einzelne ungarische Industriezweige für ihre Erzeugnisse auch im Auslände Abnehmer findeh, ist leider eine exzeptionelle Erscheinung und lediglich darauf zurückzuführen, daß diese wenigen ungarischen Industrien sich auf Qualitätswaren spezialisiert haben, die ihnen das Ausland nicht nachmachen kann. Aber auch wenn man davon ahsieht, wirft sich die Frage auf, oh das Ausland die neue ungarische Industrialisierung, die ihren Export nach unserem. Lande zu verdrängen droht, mit verschränkten Armen hinnehmen, oder ob es nicht Retorsionsmaßnahmen zur Drosselung des ungarischen Ausfuhrhandels ergreifen wird? Und noch eins dürfte Graf Bethlen übersehen haben, dies nämlich, daß zur Industrialisierung nicht bloß Kapital, sondern auch ein geistiger Habitus erforderlich ist, der sich nicht über Nacht erwerben läßt, der vielmehr erst durch langwierige spezielle Erziehung, praktische Erfahrung und Geschäftsroutine erworben werden muß. In der Zwischenzeit aber muß das in neue Industrieanlagen hineingesteckte Kapital erfahrungsgemäß Lehrgeld zahlen. Es muß das Risiko auf sich nehmen, eine Zeitlang mit Verlust arbeiten zu müssen, bis es den Vollkommenheitsgrad der Erzeugungstechnik erlangt, bei dem es im Ausland absatzfähig und auch auf dem Binnenmarkt konkurrenzfähig geworden ist. Wird den neuen Industrie- Unternehmern nicht der Atem ausgehen, ehe sie diese unerläßlichen Kinderkrankheiten üb erstanden haben? Graf Bethlen seihst scheint gefühlt zu halben, daß die jungen Industrien, die aus dem Erlös des Verkaufs der Fideikommisse ins Leben gerufen werden sollen, auf eine Krücke angewiesen sein werden, um nicht schon bei den ersten Gehversuchen umzufallen. Er sieht für diesen Zweck die Gründung einer beratschlagenden Körperschaft vor, zusammengesetzt aus Männern von praktischer Erfahrung, die dem neuen Industriekapital mit Rat und Tat beizustehen haben würden. Ob das ein gangbarer Weg wäre, ist aber eine Frage, für die sich eine beruhigende Antwort schwer wird ausfindig machen lassen. Erstens fragt es sich, ob und woher die geeigneten Männer zu holen seih werden. Die wirklich fähigen und erprobten Fachkräfte befinden sich ja bereits bei den schon bestehenden Industrien in mehr oder weniger führenden Stellungen, von denen sie' sich um eines Experiments von fraglichem Ausgang willen kaum zu trennen wünschen werden. Oder sollen etwa die Berater der neuen Industrien, diesen Beruf in unbesoldetem Ehrenamte ausüben? Auf dem Papier mag eine solche Anregung praktisch verwendbar dünken. Aber eben nur auf dem Papier. Ein tüchtiger und erprobter Fachmann wird sich schwerlich zu dem Berufe hergehen, sein bestes Können und Wissen einer Sache zu widmen, von der einzig der aristokratische Fideikoinmiß-Grandseigneur den Nutzen haben könntp. A'ís sfübstverständlich betrachtet es Graf Bethlen, daß diesen neuen Industrien entsprechende Steuerbegünstigungen zuerkannt werden. Doch fragt es sich, ob diese Steuerbegünstigungen über das bisherige gesetzliche Maß der für die Zwecke der Industrieförderung bestimmten Steuerbegünstigungen hklausgehen würden. Wenn nein, so wäre den neuen Industrien damit nicht gedient’, denn die alteil Fabriken, die in ihren Bilanzen ihre Anlagen bereits ztfcn Teil oder ganz abgeschrieben haben, würden ihre bisherige Wettbewerbsfähigkeit auch weiterhin behalten. Weün ahér Steuetbegünstigungen für die neuen Industrien über das bisherige gesetzliche Maß hinausgehen sollten, so würde damit den bereits bestehenden und bewährten Fabriken vorn Staate ein sozusagen unlauterer Wettbewerb gemacht werden. Dieser Gedanke erweist sich bei näherer Prüfung als zu absurd, um nicht vorweg von der Hand gewiesen werden zu müssen. Wir haben mit dieser Kritik der vom Grafen Bethlen gebotenen Anregungen nicht zurückhalten zu sollen geglaubt, weil die Hochschätzung, die wir der staatsmännischen Persönlichkeit des Grafen Bethlen entgegenbringen, uns geradezu die Pflicht Vorschreibt, Ideen, die von einer mit Recht so angesehenen Persönlichkeit ausgehen, einer unvoreingenommenen sachlichen Prüfung zu unterziehen. Noch sei zum Schluß festgestellt, daß die Ausführungen des illustren Redners vom ganzen Abgeordnetem hause, audh von der Mehrheitspartei, mit achtungsvollem Interesse aüfgenommen worden sind. Wenn Graf Bethlen spricht, ist aber nicht bloß das Parlament, sondern auch das ganze Land seine Zuhörerschaft. Man muß nicht mit jedem Worte des Grafen Bethlen einverstanden sein, und muß ihm doch die Bedeutung zuerkennen, die seinen positiven Ideen und seinen kritischen Bemerkungen immer zukommt. Er ist und bleibt eine Größe unseres zeitgenössischen Ungarn, und, wie man nach der Aufnahme seiner heutigen Rede feststellen darf: eine trotz allem noch immer nicht völlig verbrauchte Größe, der auch die politischen Gegner ihre vollste Achtung entgegenbringen.* Das Ereignis der heutigen Sitzung war die große, über anderthalb Stunden währende Rede dies Grafen Stefan Bethlen, der man schon seit einigen Tagen mit großem Interesse entgegensah und die demnach auf alten Seiten des Hauses mit gespannter Aufmerksamkeit ange» hört wurde. Die Rede des ehemaligen Ministerpräsidenten kommentieren wir an anderer Stelle des Blattes. Nach dem Grafen Bethlen nahm Abgeordneter Némethi/ von der Untabhängigiem Klfeirilandlwirtepartei in einer kürzeren Rede gegen die Vorlage Stellung, während der letzte Redner der heutigen Sitzung, Abgeordneter Dr. Rajniss, sich diesmal eines jede Übertreibung vermeidenden ernsten Tones befleißigte und den Gesetzentwurf annahm. Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Präsident Sztranyavszky eröffnete die Sitzung des Abgeordnetenhauses um 4 Uhr nachmittag und teilte mit, daß das Komitat Gsotigrád in einem Memorandum idtas 'Abgeordnetenhaus um drin» ge wie Notstandsmaßnahmen ersucht. Das Memorandum werde dem PletitionsaiiSBchuß zage wiesen. Sodann folgte idiiie Tagesordnung: Fortsetzung der Debatte über die F idei kammiß reform. Abg. Graf Stefan Bethlen (Parteilos): Cer Herr Min.isterprä&idient hat vor einigen Monaten erklärt, er könne sich hei der Durchführung seines Retbmprogiriamms nicht mit hundertprozentiger Sicher» heit auf sietne eigene Partei verlassen, da hinter seinem Rücken Leute sitzen, die seine großen Reformpläne zu hintertrei'ben versuchen. Ich habe anich damals auf das ihm verhaßt, das Dorf ist ihm nicht Dorf genug. Entsetzlich! Es gibt sogar ein Telegraphenamt, als könnten einen die schlimmen Nachrichten nicht rasch genug ereilen. „Ach, die sogenannte Zivilisation steigt einem bis zum Hals, man erstickt darin,“ klagt er. Und so flieht er 'denn tiefer hinein in die Puszta. „Ich werfe mich ins Gras,“ schreibt er, „und schaue empor zu den ewigen Sternen. Wie schön ist es, „Wilder“ zu sein; also: nur das zu denken, was einem wohltut, nur zu schlafen, wenn man müde, nur zu essen, wenn man hungrig ist —, und wenn man sich weder um Sitten,- noch Menschen, noch um die Zeit und die Zeiten kümmern muß. Hier bin ich allein; hier bin ich daheim. Ein kleines Königreich ist mein eigen. Ich hin ein Fürst...“ Jawohl, fern vom Getriebe der Großstadt suchte der Künstler Ruh’ und Rast, und fast an Tolstoi erinnern die Schilderungen der von ihm geradezu verehrten Bauern... „Die Nächte, die ich am Hirtenfeuer verbrachte,“ gesteht er, „brachten mir die ruhigsten und glücklichsten Stunden. Hieher, zu diesen Naturmenschen pilgere ich, um zu gesunden. Das ist meine Heimat, meine Welt. Schätze sammelte ich hier, denn das Feuer, das Wasser, die Erde und der Himmel gaben mir all das wieder, was ich im Trubel und Lärm der Stadt vergeudete an Seelenruhe und Menschenliebe.“ Und philosophierend setzt der Städtmüde hinzu: „Habe ich die Erde unter und den Himmel über mir, was kann ich dann noch wünschen? Die Erde ist das einzige, das der Mensch besitzen, und der Himmel das einzige, das er ersehnen kann.“ Von seiner Insel heimkehrend, arbeitete er mit Feuereifer, malte und schrieb vom Morgen bis zum Abend. Er erwarb ansehnliche Summen, doch er war, wie schon gesagt, häufig von finanziellen Sorgen bedrückt. Denn als wahrer Boheme hatte er ein weiches Herz und eine leichte Hand. Jeder arme Künstler durfte auf seine Hilfe zählen. Er hatte oft und oft kein Geld für sich, aber immer noch für andere. An seinem Stammtisch im Gasthaus, wo er einige Male in der Woche hervorragende Freunde, Politiker, Gelehrte, Künstler und Schriftsteller begrüßte, war jeder von Not und Hunger heimgesuchte Künstler sein liebevoll begrüßter Gast. Feszty präsidierte dieser Tafelrunde und alle, die hieher pilgerten, die Mächtigen und die Bescheidenen, die Arrivierten und die Verunglückten, , die Reichen und die Armen lauschten seinen Worten. Denn er war nicht bloß Maler und Schriftsteller, sondern auch Redner. Er sprach meisterhaft. Vom Pathos bis zur Ironie beherrschte er alle Register der Beredsamkeit. Es war ein Genuß, seine Entscheidungen in'Streitfragen der Boheme zu vernehmen, und in der lustigen Welt fröhlicher Gesellen gab es keine höhere Instanz als den j,Fürsten“. Entstand ein Zwist, so wurde der Fall devot vorgetragen., Der Feszty-Tisch im Stadtwäld'chen wurde zum Gerichtsforum, die Szene ward zum TribunaL Feierlich, würdevoll, den weißen Patriarchenbart streichelnd, die klugen schwarzen Augen rollend, das unentbehrliche Glas Rotwein in der Hand, gab der Fürst seine Urteilssprüche kund. Seinen Sentenzen gingen indes stets Betrachtungen über künstlerische, politische und soziale Probleme voraus und seine kritischen Ausfälle und witzigen Bemerkungen entzückten alle Zuhörer. Sein Auditorium war keineswegs alltäglich und konnte nicht mit rednerischen Floskeln und Gemeinplätzen abgespeist werden. An der Tafel saßen fast immer die Abgeordneten Szivük, Holló, Visontai, Molnár, durchaus geschulte Redner, die jedoch von Feszty noch lernei konnten. Auch Schriftsteller wie Mikszáth und Pósa erschienen von Zeit zu Zeit, Humoristen ersten Ranges, die an dem Witzfeuerwerk Fesztys ihre Freude hatten. Doch den größten Teil der Tischgesellschaft bildeten Maler und Bildhauer, die Vertreter der ungarischen Boheme, die gehorsam und ergeben den Verfügungen des Fürsten Folge leisteten, wie übrigens auch die sich reicherer Barbestände erfreuenden Gäste. So durfte am Feszty-Tisch nur ungarischer Champagner getrunken werden, denn der Fürst liebte wohl die Franzen, doch ihre Weine ließ er nicht gelten. Er war ein fanatischer Ungar. Trug nur Kleider aus ungarischen Geweben, Hüte, die in ungarischen Fabriken erzeugt oder von ungarischen Bäuerinnen geflochten wurden. Er schätzte und schützte alles Ungarische. Selbstverständlich, daß er paprizierte ungarische Speisen liebte. Feszty war nicht eitel, jedoch auf seine Kochkunst tat er sich viel zugute, und wenn er auch niemals eines seiner Bilder oder eines seiner Bücher rühmte, sein Halászlé pries er gern. Den Gipfelpunkt der Bohemeabende unter dem Vorsitz des Fürsten bildete denn auch jederzeit ein nach seinem Rezept und unter seiner Aufsicht bereitetes Gericht, das geradezu eine Paprika-Apotheose war. Er entdeckte dann und wann Wirtshäuser in den Vorstädten, wo ungarische Spezialitäten gekocht werden. Einmal machte er sich uim Mitternacht mit zwei Poeten und zwei Zigeunemiusikanten in einem sogenannten „Komfortable“ auf den Weg, um in einer Csárda in der Umgehung der Hauptstadt ein neuartiges Paprikás kennenzulemen. Es soll ein kulinarisches Wunder gewesen sein. Der Fürst und seine Vasallen konnten lange Zeit nicht ermüden im Loh des Wirtes Wundermild, seiner schönen Frau, seiner noch schöneren Töchter und der allerschönsten Nationalspeise. Freilich haben alle geistigen und leiblichen Genüsse ihre Nachteile. Krankheiten überfielen plötzlich den lebenskräftigen und lebensfrohen Feszty und es kann der Tag, an dem er weder den Pinsel noch die Feder führen konnte. Er erschien allerdings noch hie und da an seinem Stammtisch, ein Schatten seiner selbst, ein plötzlich zum Greis gewordener Miami, der nicht mehr essen, nicht mehr trinken, nicht mehr rauchen wollte, aber mit «einet schwach und dünn gewordenen Stimme sein Ungarn und seine Nation liebevoll verherrlichte. Manchmal schloß er die Augen und er schien zu träumen. Er dachte sicherlich an Frau und Kind, an «eine Erfolge, seine Freunde und vor allem an sein Vaterland, das er vergötterte. Jetzt, wo man seine tragisch verstorbene Gattin zu Grabe trug, wo von seinen Freunden nur noch ganz wenige im Licht des Tages wandeln, wo vom Haus des „Fürsten“ nichts übrig blieb als Leid und Trauer, möge man des eigenartigen Künstlers, aufopferungsbereiten Freundes und idealen Patrioten sich erinnern, der mit seinem Geistesadel, seiner Kunstbegabung, seiner Ritterlichkeit und seiner Vaterlandsliebe ein kleines Symbol des großen Ungarvolkes sein kann, ein Symbol, das Genugtuung für die Vergangenheit, Trost für die Gegenwart und Hoffnung für die Zukunft bedeuten darf. Samstag, i. Fébruár 1936