Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. február (83. évfolyam, 26-50. szám)

1936-02-01 / 26. szám

PESTER LLOYD • 3 • Samstag, 1, Februar 1936 Zur Frage der Operationen im Süden. — Von unserem militärischen Mitarbeiter, — Der italienische Heeresbericht beschränkt sich Üarauf, mitzuteilen, daß auf keinem der beiden Kriegsschauplätze etwas Nennenswertes vorgefallen sei. Es ist möglicherweise die Ruhe vor neuen Stür­men, — auf dem Somalikriegsschauplatz aber auch zweifellos die Notwendigkeit, die Etappcnlinie nach dem 300 km weit von Dolo liegenden Stützpunkt Neghelli auszubauen- Dér Weg Dolo—Neghelli führt über die Südabhänge eines breitrückigen Mittelge­birges, das sich dort nicht viel über 2000 m erhebt. Die zu überwindenden Höhenunterschiede sind nicht bedeutend, denn die größte Höhendifferenz beträgt beispielsweise auf einer zwischen Filta und Neghelli gelegenen Strecke auf 27 Kilometer nur etwa 600 Meter. Die größte Gefahr für den motorisierten Nachschub, für Panzerwagen und Tanks liegt hier in der schon einmal erwähnten „roten Erde“, die sich selbst bei geringfügigen Regenfällen in einen seifigen Brei verwandelt, in dem MotorfUhrwerke hilflos stecken bleiben. Der von Neghelli über Uar­­dara gegen Állata führende Weg hat unzählige kleine iWasserläufe zu passieren, die bei tropischem Regen derartig anschwellen, daß sie die gebauten Straßen total verschlammen und wegreißen. Die gleichen .Verhältnisse gelten für den sonst guten Weg, der zwischen den Seen von Állata nach Addis Abeba weiter führt, und natürlich auch für die Wege in den Tälern des Ganale Dórja, seines Zuflusses Mana und den Weg längs des Web Gestro. Überall sind auch bedeutende Entfernungen zu überwinden. Es wird daher nicht geringen Aufwand an Zeit, Mitteln und Arbeitskräften erfordern, ehe eine Operation von Neghelli gegen die Gebirgsstel­­lungen der Abessinier östlich Állata, oder gegen Magallo mit Aussicht auf einen raschen Erfolg vor­­getriefoen werden könnte. Die Ruhe auch im Süden kann aber ihren Grund auch drain haben, daß Armeegeneral Gra­ziam nunmehr stärkere Kräfte wieder in den Sektor Gorahi—Gerlogubi—Ado verschiebt, um sieh gegen die Streitkräfte Ras Nasdbus zu wenden- Es wurde an dieser Stelle bereits früher die Ansicht vertreten, daß man nicht annehmen könne, General Graziani würde seine Hauptoperationsrichtung vollkommen gegen Westen herumwerfen und den ganzen Appa­rat, den die Einrichtung einer neuen Operationsbasis erfordert, in dieser Richtung von neuem aufbauen. Bis Neghelli sind vorerst nur geringe, von Tanks, Panzerwagen und Flugzeugen reichlich unterstützte Streitkräfte vorgedrungen, die dort ziemlich isoliert stehen, da die Flügel weit zurückblieben. Die Situa­tion ähnelt also stark derjenigen, wie sie sich bei Makalie herausgebildet hat. Auf dem östlichen Teile des Soma 1 ikricgsschauplatzes hingegen finden wir eine von Daeane, über GabredaTe, Gerlogubi und Ualual, bis an die Grenze von Britisch-Soma 1 iland solid auf gebaute ausgeglichene Front, mit seit Mo­naten vorzüglich eingerichteten Etappeneinrichttun­­gen, von wo aus der Vormarsch gegen die abessini­­schen Stellungen bei Dagbur konzentrisch durchge­führt werden könnte. Nur noch etwas mehr als zwei­einhalb Monate währt es, bis die gefürchtete große Regenzeit eintritt und dieser Umstand drängt zur Anbahnung einer Entscheidung. Es ist anzunehmen, daß General Graziani sie in der kürzesten Richtung, gestützt auf die vorteilhaftesten Bedingungen, suchen wird. Die nächste Zukunft muß darüber Klarheit bringen, ob diese Ansicht zutrifft, oder ob sie ein Trugschluß ist. Da in letzter Zeit wieder Nachrichten über Unruhen in der Provinz Godjam und im Ge­biete der Arussistämme auftauchen, sei erwähnt, daß das Zentrum der ersteren Provinz etwa 250 km nordwestlich von Addis Abeba, südlich des Tana­sees im Bogen des blauen Nil liegt und sich das Arussigebiet vom Aussa-See (S- Skizze) über Ginir gegen den nördlichsten Bug des Webi Scebeli hinzieht. General v. Mierka. Makalie, 1. Februar. (Italienischer Ostafrikadienst.) Die italienischen Truppen dringen langsam in Tembien vorwärts, um ihre Stellungen gut befestigen zu können. Gegen­wärtig befinden sie sich im Vormarsche südlich Ma­kalie, im Gebiete von Selikot und Amba Aradam. Amba Aradam liegt hundert Meter hoch und be­herrscht das Tal des Gabat. Von den Hügelabhängen ksfhn man die Vormarschwege bis Amba Alagi gut kontrollieren. Seit der großen Schlacht im Tembien­­gebiet liegt Amba Aradam ständig im Feuerbereich der Italiener, Addis Abeba, 1. Februar. (Inf.) Nach Meldungen von der Südfront ist es den zur Entlastung der Truppen des Ras Desta auf­­gebotenen Verstärkungen angeblich gelungen, den Vormarsch der Italiener im Gebiet von Wadara, etwa 70 Kilometer nördlich Negelli, zum Stehen zu bringen. Die in diesem Gebiet geführten Kämpfe sind anscheinend noch nicht abgeschlossen, und es liegen nähere Meldungen darüber noch nicht vor. Unklar ist auch die Lage im östlichen Sektor der Südfront, wo die abessinischen Truppen sich anscheinend auf einen neuen italienischen Durch­bruchsversuch vorbereiten. Von der Nordfront werden neue Teilerfolge der Abessinier im Gebiet nördlich und westlich Makalie gemeldet. Gleichzeitig wird jedoch auch zugegeben, daß die italienischen Luftstreitkräfte wieder eine erhöhte Tätigkeit entfalten. Auch hierüber gibt die Heeresleitung jedoch keine Einzelheiten bekannt. Ras Desta abgesetzt? Addis Abeba, 1. Februar. (Havas.) Wie aus wohlinfomiierter, aber nicht­­offizieller Quelle mitgeteilt wird, wurde Ras Desta vom Kommando der an der Südfront kämpfenden Armeen enthoben. Es soll auch schon sein Nach­folger designiert sein. Politik zu tun habe. Verantwortlich dafür seien die Politiker, die Vertreter jenes Mutigen Imperialismus, der die amharischen Sklavenhalter unterstütze und mit Dum-Dum-Geschossen verseile, um die Sklaven­befreiung durch Italien zu verhindern. Der Krieg, zu dam die Sanktionen führen können, werde keine be­schränkten Sicherheitsmaßnahmen, sondern ein ver­heerender europäischer Krieg sein. Der in den Alpen und an verschiedenen europäischen Flüssen ausge­­foch lene Krieg würde den Untergang des alten Kon­tinents bedeuten. Es sei ein Irrtum, zu glauben, daß der Krieg der italienfeindlichen Koalition leicht sein würde. Italien habe sich von langer Hand vorbe­reitet, sich mit den Zähnen und Krallen zu ver­teidigen. Weiter wird im Aufruf ausgeführt, daß nicht Italien der Angreifer sei, sondern Abessinien, das seit Jahrzehnten die englischen, französischen und ita­lienischen Kolonien bedrohe, Europäer niedermetzeln lasse und fremde Stämme unter sein Joch bringe, um seine Sklavenmärkte zu alinientieren. Diesem Lande liefere Genf Waffen und moralische Unterstützung. Eis fragt sich, um welcher imperialistischer Inter­essen willen die Abessinier verteidigt werden müs­­sen- Es handle sich nicht um die Unabhängigkeit Abessiniens, es handle sich bloß um die Frage, ob das Mandat über das barbarische Land von Italien auisgeübt werden solle, dessen Priorität England und Frankreich anerkannt haben, oder ob ein ungerech­tes und rücksichtsloses Mandatssystem im Lande des Negus eingeführt werde. Dies seien die Ideen der Gerechtigkeit, um derentwillen Europa mit Feuer und Schwert zerstört werden müsse. Um diese Greuel zu vermeiden, müssen die europäischen Stu­denten sich gegen die Brandstifter und Ölhändler, die barbarischen Imperialisten und umstürzlerisdhen Bolschewisten zusammenfmden, die, kaum in Genf eingezogen, ischon die Katastrophe Europas herbei­geführt haben. Die europäische Jugend müsse sich gegen die Blutpropagandisten erheben, die Millionen von jungen Leuten und Arbeitern in den Tod hetzen wollen. Die Jugend müsse die Brücke der Befreiung schlagen und den entscheidenden Spruch über die Sanktionen fällen, die Europa in die wahnsinnigste brudermörderische Katastrophe stürzen wollen. Ein neues Staatsmonopol in Italien, Rom, 1. Februar.. (U. T.-K.-B.) Das Amtsblatt veröffentlicht eine Ver­ordnung, die den Verkauf von Zigarettenhülsen und -papier als Monopol deklariert. Der Fronthesuch der auswärtigen Militärmission. Asmara, 1. Februar. (Osfafrii recast.) Mie Mitglieder der auswärtigen Mi- Mtämiission, dier österreichische General Böhme, der alba­nische Oberst P-iÄci, der ungarische Oberst Németh, der amerikanische Major Fish und der japanische Hauptmann Seitse, besichtigten den Hafen von Massaua und Asmara. Sämtliche Mitglieder der Abordnung äußerten sich mit größter Anerkennung und Bewunderung über die vollkom­mene Etaippendienstversorgiung der italienischen Truppen. General Böhme erklärte, daß nur Soldaten die Kräften­­strengungen der Italiener richtig beurteilen können, die in der Militärgeschichte der weißen Völker beispiellos da­­siehen,, in Anbetracht der Tatsache, daß in Kolonial!art­icle rn eine ähnliche Armee von einer europäischen Macht noch nie auf gestellt-^worden sei. Oberst Németh äußerte sich mit großer Anerkennung über das Einquartierunigis­­system und die reichliche Ausstattung der Magazine. Er sagte, daß die Vorbereitungen Italiens auch einen länge­ren und schwierigeren Krieg ermöglichen. Major Fish äußerte sich dlahin, daß seit dem Eintritt der Vereinigten, Staaten in den Weltkrieg noch nie ein sc mächtiges Kolo­nial unternehmen in Angriff genommen worden sei. Hauptmann Seitsa verglich das abessinische Unternehmen Italiens mit der Aktion Japans in der Mandschurei. Ein italienischer Aufruf an die Studentenschaft der Welt. Rom, 1. Februar. (U. T.-K.-B.) Alle italienischen Blätter veröffent­lichen einen Aufruf an die Universitätsjugend aller Länder. Im Aufruf wird festgestellt, daß die Sank­­tionisten aller Länder den schrecklichsten Konflikt vorbereiten. Werden die Sanktionen erweitert, so siege der teuflische Druck der Imperialisten und der blutigen Sekten, und Europa stürze sich in den gräßlichsten und zwecklosesten Krieg, den die Menschheit je erlebt halbe. Da die Studenten an der Spitze der Bataillone in den Tod marschieren müßten, müssen sie das Blutvergießen verhindern. Die Erweiterung der Sanktionen könne zur Blockade führen, diese Blockade aber bedeute den Krieg. Für diesen Krieg sei nicht Italien verantwortlich, dessen Kolonialuntemehmen nichts mit der europäischen Vom Tage. Abreise des Außenministers Kánya aus London* Eine U. T.-K.-B.-Depesche aus London meldet: Der ungarische Außenminister Kánya, sowie Lega­tionsrat Graf Stefan Csäkg und General Ludwig vitéz Keresztes-Fischcr, die Ungarn bei den Bei­setzungsfeierlichkeiten vertraten, haben heute die Heimreise angetreten. Auf dem Victoria-Bahnhof verabschiedeten sich im Namen des englischen Hofies General Mackenzie, im Aufträge der engli­schen Regierung Legationsrat Howard Smith und von seiten des Außenministeriums Harwey, erster Privatsekretär des Außenministers Eden, von den Mitgliedern der ungarischen Abordnung, die vom ungarischen Geschäftsträger in London Kiräldy- Lukäcs und vom Militärattache Átgya-Papp bis Dover begleitet wurden. Von einer dem Außenminister Kánya nahe­stehenden Persönlichkeit erhielt der Londoner Be­richterstatter des U. T.-K.-B. die Information, daß auf den Außenminister und überhaupt auf die unga­rische Abordnung tiefen Eindruck gemacht haben die offensichtlich aufrichtige und tiefe Trauer und der Schmerz, den aus Anlaß des Todes und der Bei­setzung des Königs Georg V. alle Völker, Rassen, Klassen und Schichten sämtlicher Teile des britischen Reiches in so ergreifender Weise kundgegeben haben. Diese Trauer, der auch nur der leiseste Verdacht der künstlichen Mache oder der Heuchelei fern lag, be­weise in unzweifelhafter Weise die unwandelbare, unverbrüchliche und einheitliche Anhänglichkeit der viele hundert Millionen zählenden Bevölkerung an die die Reichseinheit versinnbildlichende königliche Familie, und sei daher eine nicht zu mißdeutende senheit des Empires. Diese für die persönlichen Eindrücke der ungarischen Abordnung maßgebende In­formation betont in entschiedenster Weise, daß so­wohl dem ungarischen Außenminister, wie den Mit­gliedern der Abordnung die offiziellen Kreise ebenso wie das Publikum eine aufrichtig warme, herzliche und entgegenkommende Aufnahme bereitet haben, die weit über das Maß dessen hinausgeht, was ein’ kleines Land von seiten des größten Weltreiches er­warten konnte. Bezeichnend für die spontane Sym­pathien des Publikums ist die Tatsache, daß der mit der Aufschrift „Hungary“ versehene Kraftwagen der ungarischen Abordnung in den Straßen Londons zu wiederholten Malen mit herzlichen Zurufen begrüßt worden ist. Ernennung Franz Keresztes-Fisehcrs zum Ober­hausmitglied. Der Reiclisverweescr hat, wie wir erfahren, den. Innen­minister a. D. und Präsidenten der Geld im ü tu tszen träte Franz Kereszt es* Fischer an Stelle des verstorbenen Ba­­ronis Friedrich Korányi zum Mitglied des Oberhauses er­nannt. Das Handlscbreiben des Reichsverwesens wird in der morgigen Ausgabe des Amtsblattes erscheinen, j

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