Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. szeptember (83. évfolyam, 199-223. szám)

1936-09-01 / 199. szám

PREIS 16 HELLER Abonnement: Inseratenaofnahme: fDr Budapest! mit täglich rweimalig« m Budapest ia der Administration des Zustellung und tür aas In and Morgen- — ___ __ _____________________Pester Lloyd und in den Annoncen-Uhndii^pend0^BIHBK MBMKHB IMflBBBs&l MBüHSB HH Bureaus: Balogh Sándor, Btockner.J.BIau, Vierteljährlich lö äÖKjiSa ShitS Mm gaäT THp IBIT Boros, Braun, Josef Erdos, Oyorl 4 Nagy, FOr dos Morgenblattallein vierteljährlich fl fl ff ES PH B iS fffi ÜB 91 Jff B| M flff sjfl Harsanyi, Haasenstein 4 Vogler, Cornel II monatlich *P. Für das Abendblatt jjjjpj £§jft SSfeh-® » Sjjft M ,3* iS3B B» H MH 8B9 eopold, Julius Leopold, Hagy. hirdeti). Für "di e^separate'zusendurigdes Abend! WbW? IPI fff ü» ü H ü Ü ü St rod., Messe Rudolf A.-Q Julius Teozer. blattes nach der Provinz ist viertel. «lg KV flip SU fM fzß 85$' ’S® »8 9ff Kínzóin,immer Ihr Budapest und Klr 9 i|0 I Ijill ijfijli 9 if ssÄfflr» iHä Jul JL JMiELW JUJU V JL JUr Österreich vierteljährlich ö.Sch. 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Was in Rumänien heute geschieht, ist wichtig für die Gesamtstruktur der europäischen Politik, und die Gegensätze, deren lan­ger und zäher Kampf zur überraschenden Umbil­dung der Regierung Tatarescu geführt hat, ist gewis­sermaßen ein verkleinertes Abbild der politischen Kämpfe, die Europa immer augenscheinlicher in zwei gegnerische Lager zerreißen. In Rumänien stehen einander zwei Weltanachauungisl’ronten schroff gegenüber. Die nach außen hin noch intakte Herrschaft der demokratisch und parlamentarisch denkenden Schichten wird von den aufstrebenden Kräften der ultranationalistischen Rechtsdiktatur immer entschiedener gefährdet. Der fremde Zu­schauer kann kaum umhin, die am Samstag über­raschend erfolgte Umbildung des Kabinetts Tata­rescu als eine Episode dieses Kampfes, als einen Sieg einer der genannten Strömungen zu interpretieren!. Die Frage, wer wen im plötzlichen Coup de theatre vom Samstag besiegt hat, muß unbedingt gestellt werden. Auf den ersten Blick läßt die neue Regierungs­liste einen Besiegten erkennen: Titulescu. Dieser Mann des Schicksals in der neurumänischen Politik, der Mann, der — zwar nicht ohne Unterbrechung — siebzehn Jahre lang die Außenpolitik und meistens auch die Innenpolitik Rumäniens beherrscht hfet, wurde bei der Zusammensetzung des neuen Kabi­netts Tatarescu ostentativ übergangen: er ist der ein­zige wichtige Name des früheren Kabinetts, der in die neue Kombination nicht aufgenommen wurde. Die näheren Umstände der Kabinettsumbildung, die putschnrtig während des Rivieraaufenthalts des Außenministers erfolgt ist, lassen geradezu anneh­men, daß es sich beim ganzen raschen Szenenwech­sel der rumänischen Politik in erster Reihe um die Beseitigung Titulescus gehandelt hat. Diesmal scheint es sich also — wenn der am Samstag einge­­echlagcne Kurs beibehalten wird — nicht um einen temporären Rückzug Titulescus zu handeln., sondern um seine dauernde Ausschaltung aus der rumäni­schen Politik. Rumänien ist zwar wie kaum ein an­deres das Land der politischen Überraschungen — die plötzliche Bildung eines Kabinetts ohne Titulescu ist an und für sich eine der gewaltigsten —, doch kann wenigstens in der heutigen Situation von einem end­gültigen Sturz Titulescus gesprochen werden. Daß dieser zähe und temperamentvolle Kämpfer die Partie noch nicht verloren gibt und seine Gegner über kurz oder lang unterzukriegen hofft, ist seine Sache und eine Sache der Zukunft. Einstweilen ist er der einzige, der die Kosten der politischen Rich­tungsänderung zu tragen hat. Was bedeutet dies für Rumänien, was für ganz Europa? Die Politik Titulescus. die bei der Regierungs­umbildung eine so eklatante Niederlage erlitten hat, war nach allen Richtungen hin klar ausgeprägt. In der Außenpolitik vertrat Titulescu das absolute und dogmatische Festhalten am französischen Bündnis mit allen Konsequenzen, die es für das Land mit sich bringen konnte. Da es zugleich das Bündnis der Kleinen Entente und den Balkanbund bedeutete, machte Rumänien unter Titulescu diese Bündnisse mit absoluter Dogmentreue mit. Nachdem Frank­reich eine enge militärische Bindung mit Sowjet­rußland eingegangen war, gab es auch für Titu­lescu nur eine einzige Ostpolitik, die dér vorbehalt­losen Annäherung an Sowjefrußland. Da an Frank­reich eine Linkskoalition die Regierung übernom­men hatte, galt es für Titulescu in erster Reihe, die ultranationaiistischen Strömungen in Rumänien zu unterdrücken oder wenigstens dafür zu sorgen, daß sie den außenpolitischen Kurs nicht durchkreuzen. Der entschlossene Kampf, den Titulescu in letzter Zeit gegen die Eiserne Garde, gegen alle terroristi­schen Bestrebungen des extremen Nationalismus führte, entsprang keiner prinzipiellen Stellung­nahme; Titulescu stand einmal schon in der Rechts­opposition gegen eine Urnksrcgierung der Nationalen Bauernpartei, als in Frankreich die Rechte regierte, und seine intimen Beziehungen zum extremnationa­­listischen Blatte Universal sind bis in die Gegen­wart, bis nach seinem Sturze, ungestört geblieben. Für Titulescu ist eben die ganze Politik Rumäniens eine Funktion der außenpolitischen Notwendigkeiten. Deshalb kämpfte er bis zuletzt gegen die Rchtsver­­bände. den Stuidententerror, die außenpolitisch ge­fährlichen Äußerungsformen eines verwilderten Na­tionalismus. und nicht wie etwa Maniu aus demo­kratischer Überzeugung. Der Kampf, den er führte und zumindest für den Augenblick verlor, galt in erster Reihe den Gegnern der französisch-russischen Bündnispolitik. Man kann die Lage in Rumänien, wie gesagt, nur nach der Konstellation des Augenblicks beurteil kn; und wenn man die neueste Wendung in diesem Lichte betrachtet, so kann man nicht umhin, fest­zustellen, daß die dogmatische französisch-russische Bündnispolitik eine Niederlage erlitten hat. Mini­sterpräsident Tatarescu hat zwar energisch betont, daß sich an der rumänischen Außenpolitik nichts geändert hat, daß insbesondere am Bündnis mit Frankreich ohne die geringste Änderung festgehal­­ten wird; ist dies aber wirklich ohne jegliche Ein­schränkung wahr, so versteht man kaum, warum der Vertreter der französisch-russischen Orien­tierung. Titulescu, so ostentativ beseitigt wer­den mußte. Selbst wenn man nicht so weit geht, zu behaupten, daß in Rumänien die Eiserne Garde und' überhaupt die Anhänger einer deutschen Orientie­rung nahe daran wären, die Macht zu übernehmen, so ist es doch unverkennbar, daß diesen Elementen eine wichtige und auffallende Konzession gemacht wurde, und daß die Fortsetzung einer Politik, die den inneren Kurs den Erfordernissen der auswärti­gen Situation unterordnet, für die nächste. Zukunft unmöglich geworden ist. Bedeutet also der Richtungswechsel einen neuen" Raumgewinn des terroristischen Rechtsextrems? Die Ausbootung Titulescus, die Ernennung des früheren- Innenministers Inculet, der als Förderer der zum Schein aufgelösten und dann als politische Partei wieder zugelassenen Eisernen Garde galt, zum stell­vertretenden Ministerpräsidenten (falls es sich dabei-! nicht um einen „Sturz nach oben“ handelt, wie es vielfach gémünkéit wird), ist in der Tat geeignet, diesen Eindruck zu erwecken; andererseits kündigt aber Ministerpräsident Tatarescu einen energischeren Kampf gegen das Rechtsextrem, die bewaffneten und militärisch organisierten Verbände und gegen die Studentenausschreitungen an. Bei der Regierungs­umbildung mußten gerade die exponiertesten Förderer der Eisernen Garde, Innenminister Inculet und Justiz­minister Pop, ihre Posten verlassen und neutralerej Ressorts übernehmen. Dieser Umstand scheint die Annahme zu bestätigen, daß die Regierung vor dem Rechtsterrorismus doch nicht zu kapitulieren ge­denkt. Doch kann die Frage des innenpolitischen' Kurses nur die Zukunft klären. Feuilleton«i Italien von oben. Von CLARA LAKNER. „Abfahrt ins heilige Land um 12 Uhr mittags, Flugplatz Mátyásföld.“ So ungefähr, nicht ganz so grotesk, aber ganz wie ein Eu-Angelion, eine aller­­schönste Botschaft für unsere Ohren lautete die freundliche Nachricht der. Luftfahrtgesellschaft. Oft und oft haben wir Italien durchmessen, mit der Bahn, mit dem Wagen, zu Land und zu Wasser, gehend, schwimmend und fahrend, — fliegend noch nie! Und doch war dies immer schon unser sehn­süchtigster Wunsch; diese schöngeformte Halb­insel, das geliebte Meer zu beiden Seiten und die korallen farbene Bergkette in der Mitte, mit allen Inseln und Städten so zu sehen, wie es nur Götter und Piloten zu sehen bekommen; von oben herab, geneigten Gesichtes und darüber schwebend, wie jene großen Wolken, die ich so oft gegen Abend, in der römischen Campagna liegend, beneidet hatte. Der Mensch kann zwei Heimaten haben: eine, wo er geboren ist und eine, in der er ein Mensch ge­worden ist. Heimat und Wahlheimat. Diese zweite wollte ich Wiedersehen und kein Mensch kann sich mein. Herzklopfen vorstellen, mit dem ich das große, weißglänzende, dreimotorige Flugzeug „Pisa“ belsltieg. Budapest)—Rom, fast 1500 Kilometer, in sieben Stunden! Statt zwei bis drei Tage lang mit dem Zug zu bummeln und sich tot zu sehnen! Früh­stück in Budapest, Mittagessen in Wien und Jause in Venedig- Und abends: Gnocchi álla romana und Vino dei* Castelli hei Federigo, auf der Piazza St. Ignazio in Rom! Ich liebte diesen Schönen, schlan­ken Vogel, der sich da auf dem grünen Rasen sonnte und uns hmtragen sollte in den römischen Sommer und weiter, bis nach Neapéj! * *■’ ’ Die erste Sehenswürdigkeit auf unserem Flug von Budapest war Budapest selbst. Es ist eine der wenigen Städte, die auch von oben gesehen schön sind; gut konzentriert um die eigene landschaftliche Schönheit, nicht unübersichtlich und zu grauem Brei zerflossen, wie etwa Berlin oder andere, in der Ebene liegenden Städte. Unser weißer Vogel hebt sich blitzend und brausend leicht in die Höhe, eine Weile noch glitzert das helle Band der Donau unter uns, dann gehen wir hoch hinein, in die Wolken. Ich weiß nicht, warum man die Strecke Wien—Budapest so hoch befliegen muß; es soll eine aviatorisch keineswegs leichte Strecke sein. Nichts merkt man davon im hellen Passagierräum des modernen Riesenflugzeugs. Unter uns türmt sich das helle Wattemeer der Wolken. Es weckt Ver­suchungen, wie das Meer, es bat Wellen und unbe­kannte, leckende Tiefen, man möchte ganz gern einmal versuchen, leise mit der nackten Fußsohle himeinzütreten in dieses gleitende, unheimlich laut­lose, weiße Wogen. „Die Luft ist doch das sanf­teste Element.“ denke ich, und bekomme sofort den Gegenbeweis geliefert. Denn kaum haben wir Wien, das leider fast unsichtbar weit ab von Aspern liegen bleibt, passiert, beginnt ein seltsames Pfeifen und Singen um uns in der Luft. Schon haben wir uns an das gleichmäßige Brummen der drei Motoren gewöhnt, sicher und beruhigend, wie unser Herzschlag hämmern sie ihren kraftvollen Takt in die blitzende Luft, schon haben wir uns mit Gegenständen und Leuten in der Kajüte angefreundet, und schon hat sich das freu­dig-erregte Herzklopfen der ersten halben Stunde gelegt. Dieser neue Ton unter all den neuen Tönen des Äthers läßt uns weiter aufhorchen. Sollte er von den geballten Wolkenmassen kommen, die südlich vom Semmering drohend auf uns zustürzen? Ich weiß bis heute nicht, warum wir diesen Wolken nicht ausweichen konnten oder durften: Tatsache ist, daß wir in den nächsten zwei Stunden der .Alpenstrecke den furchtbarsten Sturm be- I kamen. Jetzt erst zeigte das „sanfte“ Element Luft, I was es konnte! Aus dem singenden Pfeifen wurde langsam ein Donnern und aus dem beginnenden Schnürlregen Kaskaden von Wasser, die sich über die weißen Flügel unseres Flugzeugs ergossen. Mit­ten in den Wolken, wie mir der italienische Pilot taktvollerweise erst in Venezia erklärte, waren wir zwischen zwei Gewitter geraten. Eins tobte über,./ das andere unter uns. Von der Gewalt des Windes, hatten wir Passagiere keine Ahnung: aber die drei Motoren hatten offenbar eine, denn das Flugzeug; bäumte sich hochauf, wie ein entsetztes Tier, um sich dann brüllend hundert Meter tief hinunter zu stürzen. Zerriß einmal diese oder jene Wolken­wand, raste eine nackte Felswand auf uns zu und man hatte das freundliche Gefühl binnen Minuten, an einer oder der anderen Spitze zu zerschellen. Der Höhenmesser zeigte 3500 Meter. Und immer noch Wolken! Acht Passagiere, hilflose arme Wür­mer, hockten wir in der Kajüte zwischen Himmel' und Erde. „Der Mensch ist nicht nur gut, der Mensch ist auch stark!“, klammerte ich mich mit schwindenden Sinnen an die großartige Tatsache, daß uns drei menschenerdachte, von Menschen ge­machte stählerne Herzen durch diesen fürchter­lichen. apokalyptischen Krieg der Elemente schleppten. Aber es war ein schwacher Trost! Nie noch hatte ich so sehr das Gefühl dér Lebendigkeit einer Maschine: unser weißer Vogel kämpfte aufbrüllend und manchmal laut keuchend mit dem Sturm, oft hatten wir das Gefühl, er suche verzweifelt seinen Weg, ringend und im Kreise flie-. gend, heraus aus dem Hexenkessel der Berge. Toten­stille herrschte im kleinen Flugzeugraum. Eine, Amerikanerin weinte. Nach endloser Zeit, in Wirk­lichkeit waren es zwei Stunden, , oder etwas mehr, schimmerte cs heller durch die Wolkenwand drau­ßen. Ein Sonnenstrahl, von dem wir alle nicht mehr gedacht hatten, ihn noch zu erblicken, zitterte auf der weißen Tragfläche draußen zu meiner Lin­ken, der Regen hörte auf, etwas Blaues schimmerte von unten, etwas, was ebenso glatt, friedlich und himmlisch war, wie die Berge wild und feindlich

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