Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1936. november (83. évfolyam, 251-274. szám)

1936-11-03 / 251. szám

Die Anefkenung der Annexion Abessiniens ist itn gegebenen Augeriblidk keine praktische Politik, «über man betont, daß England diie Annexion eigentlich schon aner­kannt bat, denn die Gesandtschaft von Addis Abeba stehe in Verbindung mit Graziani. Jener Teil der Bade des Duoe, der sich mit den an Ungarn 'begangenem Ungerechtigkeiten befaßt, wird die Annäherung Roms an Belgrad wohl nicht erleichtern. Enttäuschung in Frankreich. Paris, 2. November. (Inf.) In den Wandelgängen der Kammer und des Senats war die Rede Mussolinis Gegenstand leb­hafter Gespräche. Im allgemeinen bemerkt man große Zurückhaltung bei den Äußerungen der Politi­ker. Paris Soir hat einige namhafte Parlamentarier über ihre Ansichten befragt. Der Vizepräsident des Außenausschusses des Senats Lucien Hubert erklärte, daß Frankreich mehr denn je eine vorsichtige und kaltblütige Politik be­treiben müsse. Die französische Auffassung über die Friedenspolitik würde durch die Rede Mussolinis nicht leichter durchführbar sein. Der ReChtsaihgeordnetc Suitier warf der franzö­sischen Regierung vor, daß sie in Addis Abeba einen Gesandten unterhalte und gerade in einem Augen­blick, da die Anerkennung des italienischen Kolonial­reiches akut worden sei, den Botschafter in Rom ge­wechselt habe. Die wenig freundlichen Worte Mussolinis Frankreich gegenüber seien dadurch be­greiflich. Der sozialistische Abgeordnete Crumbach er­klärte, daß alle Punkte der großen Rede Mussolinis in schroffem Gegensatz zur französischen Politik, wie sie seit Kriegsende proklamiert worden sei, stünden. Paris, 2. November. (tU. T.-K.-R.) Auch die Abendblätter befassen sich au leitender Stelle mit der Mailänder Rede Mussolinis. Lc Temps schreibt, es wäre ein Fehler, zu verschweigen, wieviel Enttäuschung die Rede Mussolinis Frankreich ver­ursacht halbe. Diese Rede beweise zur Genüge, daß der Weg der internationalen Polili'k von Ruin#n verbarrika­diert sei, aber für die Zukunft biete diese Rede eben kein bestimmtes Programún. Die Worte des Duce üibsr den be­waffneten Frieden könne man nur mit Vorbehalt auf­­nehmen. Mussolini spreche vom einer Achse Rom—Berlin, ran die sich die gesamte europäische Zusammenarbeit organisch entwickeln könnte. Dies würde aber eine deutsch-italienische Hegemonie bedeuten, mit der man sich kaum abfindien, würde. Aus der Rede gehe hervor, daß Deutschland in vollem Maße die vertrauensvolle Freundschaft Italiens gewonnen habe. Über Frankreich ®pröche der Duce alber mit einer gewisser»Kühle, die be­rechnet »tt sein scheine. Der Grund hiefür bestehe darin, daß Frankreich das ostafrikanische italienische Imperium nicht anerkannt habe. Auf alle Fälle wirke eis abeT merk­würdig, daß diese Frage, die ja nichts anderes als eine bloße Äußerlirhlkeil sei, Italien die Dienste vergessen lasset die es der französischen Diplomatie verdanke, Befriedigung in Deutschland. Berlin, 2. November. ’(DNB) Die Deutsche Diplomatisch-Politische Korrespondenz befaßt sich aus Anlaß der gestrigen Mussolini-Rede mit der Abrüstung, der kollektiven Sicherheit, sowie mit den Völkerbundproblemen und schreibt u. a.: Es liegt nur im Sinne eines gesunden Aufbaues, wenn Mussolini Illusionen zerstört hat, denn mit brüchigen Steinen ist kein dauerhafter und solider Aufbau möglich. Er hat auf die realpoliti­schen Methoden hingewiesen, mit denen durch ge­genseitige Anerkennung der Lebensnotwendigkeiten eine feste Grundlage für freundschaftliche und fruchtbare Beziehungen zwischen den Völkern ge­schaffen werden kann. Deutschland hat bereits zu verschiedenen Malen den Wert gerade dieser natür­lichen Methoden erkannt und bewiesen, daß in di­rekter Aussprache der Beteiligten selbst schwierige Probleme gelöst und Gefahrenpunkte der europäi­schen Politik lauszuräumen sind. Berlin, 2. November. (DNB) Die Blätter beschäftigen sich ausführlich mit der gestrigen Mussolini-Rede in Mailand. Berliner Tageblatt schreibt u. a.: Was die prin­zipiellen Fragen, die der „Organisation des Frie­dens“, angeht, da hat Mussolini ein unmittelbares Problem festgestellt, das in den nächsten Monaten schon in strke Bewegung greatem muß. Ein neues Europa, so könnte man dieses Thema auch benen­nen, ein Europa, von dem wir bisher geringe an­schauliche Vorstellung haben, aber das wir gemein­sam mit allen anderen Staaten aus jener Achse und ohne alle „Hegemonie“-Phantasien zu entwickeln hoffen. Germania sagt u. a.: Mussolinis Rede war eine schneidend scharfe Absage an die Illusionen von Versailles und Genf, an das ganze wilsonschc Europa. Niemals bisher ist von dem Sprecher eines ehemali­gen Siegerstaates ein so scharfer Trennungsstrich zum europäischen Nachkriegssystem gezogen wor­den. Der Revisionismus aufstrebender Länder hat sich abgewohnt, auf ein Echo aus der Genfer Kollek­tivität zu warten. Berliner Börsenzeitung schreibt u. a.t Die Grundlagen der Beurteilung Mussolinis für die italie­nischen Beziehungen zur Außenwelt sind Wirklich­keitsnahe und Weltanschauung, • 4 • rxraiisK LLOYD Dienstag, 3. November 1936 Pessimismus in Völkerbundkreisen. Genf, 2. November. (Havas.) In Völkerbundkreisen hat Mussolinis Rede großes Interesse erweckt- Die gegenwärtige Be­ziehung Italiens zum Völkerbund sieht man in Genf folgendermaßen Nachdem die Sanktionsmaß­nahmen auf gehört hatten, bekam der Generalsekre­tär des Völkerbundes Avenol in Rom das Ver­sprechen, daß Italien die Zusammenarbeit mit dem Völkerbund in vollem Maße wieder aufnehmen werde. Die italienische Regierung hatte sogar die Absicht, im neuen Gebäude des Völkerbundes eine ständige italienische Delegation zu errichten. Dazwi­schen kam jedoch die Assemblée, die die Delegierten des Negus zugelassen hatte. Fast wäre es zum Aus­tritt Italiens aus dem Völkerbund gekommen und wenngleich das nicht geschehen ist, legt Italien völlige Gleichgültigkeit der Génfer Institution gegen­über an den Tag. Mussolinis Mailänder Rede wird die Lage kaum sofort ändern. Mussolini steht auf dem Standpunkt des Zuwartens, verhehlt aber nicht seine Verachtung demVölkerbund gegenüberr. In Genf wiegt sich niemand in der Hoffnung, die Situation könnte von heute auf morgen anders werden. Am 7. Dezem­ber wird die Tagung des. Komitees beginnen, dessen Aufgabe es sein wird, die Anwendung der Grund­prinzipien des Völkerbundpaktes zu studieren- Im allgemeinen nimmt man an, daß Italien an diesen Tagungen nicht teilnehmpn wild. Die Mailänder Rede des Duce, sagt man in Völkerbundkreisen, be­deutet für den Völkerbund und alle die Völkerbund­idee schützenden Staaten den Anbruch schwerer Zeiten. Volle .Anerkennung in Österreich. Wien, 2. November. (Ü. T.-K.-B. Seit gestern nachmittag steht die Rede Mussolinis im Vordergründe des öffentlichen Interesses in Österreich. Die Blätter betonen, daß die harte Sprache des Duce, notwendig war. um die ernste und unerfreuliche Lage Europas klarzustellen, die verschönernden Illusionen zu zerstreuen und da­durch erst recht die Entwirrung zu ermöglichen. Reichspost nennt die Mailänder Rede eine zu­­sammenfassende Darstellung der positiven Friedens­arbeit der italienischen Regierung. Das offiziöse Weltblatt sagt; Man kann die programmatischen Grundsätze, die Mussolini aufge­stellt hat, in Wahrheit als aktiven Versuch einer friedlichen Neuformung der europäischen Politik betrachten.. ..... Die Erklärungen Mussolinis über Ungarn finden in Wien große Beachtung ünd die Blätter heben diesen Teil der Rede in ihren Berichten besonders hervor. Echo schreibt im Leitartikel hiezu: Daß der Duce mit einer Qflenheif glich ^uif das schwere Un­recht verwies, das dein ungarischen Volke angetan worden war und das einer vemunftmäßigen Ord­nung der Lage im Donauraume heute — achtzehn Jahre nach Abschluß des Weltkrieges — noch im­mer im Wege steht, wird nicht allein in Ungarn mit tiefster Befriedigung und Dankbarkeit zur Kenntnis genommen werden. Dieser Hinweis muß auch in anderen Ländern, überall dort, wo das Gefühl für Gerechtigkeit und der real politische Sinn lebendig sind, volle Anerkennung linden; vor allein also bei uns Österreichern, die wir uns mit Ungarn nicht allein durch jahrhundertealte Traditionen, sondern auch durch die Bande herzlichster Freundschaft ver­bunden fühlen. ' Aufregung in Prag Prag, 2. November. (UTK'B.j Die Mailänder Rede Mussolinis hat in Prag großes Aufsehen erregt. ^ Ceske Slovo schreibt, daß Mussolini über den Völker­bund sowie die Gleichberechtigung der Völker dm Todesurteil gesprochen habe und' für die Grenzrevision zu­gunsten Ungarns einige treten sei. Lediglich an England richtete er Cin unmittelbares Friedensangebot. Pravo Lidu erblickt im freundsahaflticben Angebot Mussolinis an die Adresse Jugoslawiens einen Versuch, die Kleine Entente zu torpedieren. Dais gerade Gegenteil des Gewünschten werde der Fall stehn: die Kleine Entente werde noch stärker :usammcpsiehen. Die tschechische Rechtspresse führt eine etwas» zurückhaltendere Spräche, 'S áradni bist y geben der Hoff­nung Ausdruck, daß die Kleine Entente dem ungarischen Revisionismus gegenüber ihren abweisenden Standpunkt wiederholen werde. Es 1st die Pflicht einer jeden Frau, durch täglichen' Ge­brauch einer kleinen Menge natürlichen „Franz-Josef“-Bitter­­wassers, für regelmäßigen Stuhlgang zu sorgen! Befremden in Bukarest. Paris, 2. November. (UTIvB.) Die Agcoce Havas läßt sich aus Bukarest meldlen, daß die Ausführung! n Mussolinis zugunsten dies ungarischen Revisionismus in politischen Kreisen großes Befremden hervorgerufen haben. Auch in offiziellen Kreisen wird nicht verschwiegen, daß die Rede Mussolinis besonders nach den friedfertigen Erklärungen, die in Prag gegenüber den Mächten der römischen Protokolle gemacht worden waren, peinliches Befremden hervor­rief. Trotz allém stellt man sich in offiziellen Kreisen auf einen sehr zurückhaltenden Standpunkt. Um so grö­ßer ist die Aufregung in Rechtskreisen, wo die Neigung zur Unterstützung der faszistischen Politik recht groß gewesen ist. In diesen Kreisen rief die Rede Mussolinis geradezu Empörung hervor, Ruhige Aufnahme in Belgrad. Belgrad, 2, November. (Inf.) Eie bout igen Morgenblätter bringen vorläufig noch keine Kommentare zu der Rede Mussolinis und be­gnügen sich damit, in ihren Überschriften die Bereit­schaft Italiens zu einer Annäherung an Jugoslawien zu unterstreichen. Diese Annäherungsbereilschaft kommt der jugoslawischen Öffentlichkeit nicht überraschend, da die jugoslawische Presse in den letzten Wochen ausführliche Presseslimmen aus Rom veröffentlichte, in denen sich die italienischen Zeitungen für eine Verständigung mit Jugo­slawien eingesetzt haben. Vom Tage« Konferenz des Verbandes für Sozialhygiene und Arbcitersehutz. Der Verband für Sozialhggiene und Arbeiterschutz hat dieser Tage eine sehr besuchte Konferenz zur Fest­setzung seines nächsten Arbeitsprograinnis aibgehaltem. Die Konferenz nahm den Bericht des Präsidenten des Verbandes dies Geheimen Rates Kultusminister a. D. Dr. Georg v. Lukács über die drei im Vorjahre abgehaltenen Ausstellungen zur Kenntnis, in deinen der Verband seine Sammlungen ausstellte und mit den ungarischen land­­wiirltscihiaft'licfhm und industriellen Arbeiterwohlfairtl'inisti­­tulionen bekannfmachte. Dir. Lukács teilte mit, daß das Internationale Arbeitsamt in Genf sich lebhaft für die Arbeiten des Verbandes interessiere und dabei mitwirke, daß die Sammlung des Verbandes durch das lehrreiche Material der ausländischen Institute bereichert werde. Die Konferenz beschloß in Arbeiterschutz- und in sozial­­hggienischen Fragen eine noch ausgedehntere Arbeit zu entfalten; zu diesem Zweck wurde die Frage der Ent­schädigung für die Berufskrankheiten auf die Tages­ordnung gesetzt und als Referent Dr. Martin Pálgi, der bekannte induslriehygieniische Fachmann, bestellt. Die Konferenz beschloß endlich dem Re chslagsabgeordnetra Dt. Julius Komis für sein« ständige Arbeit im Interesse des Verhandle« in einer Zuschrift den Dank zum Aus­druck' zu ‘bringen. BRITISCHES REICH. Mißvergnügen über die Ereignisse im Irak. London, 2. November. (Inf.) Die vom kurdischen General Bekr Sidki im Irak errichtete Militärdiktatur erregt in London zwar keine Besorgnisse, aber doch offensichtliches Mißver­gnügen, das sich deutlich in den Evening News äußert. Das Blatt bezweifelt die Eignung des Kurdenführers für die Rolle eines Diktators und bezeichnet statt dessen Ibn Saud als den Mann, der im Falle der Not mit allen sol­chen Unternehmungen kurzen Prozeß machen könnte. DEUTSCHLAND. Hitler über die „Eroberung Berlins“. Berlin, 2. November. (DNB) Im Sportpalast hielt der Roichskotnizler und Führen- Hitler eine Rede, in der er dein Siegeszug der natio­nalsozialistischen Bewegung durch Deutschland von ihren kleinsten Anfängen an schilderte. Besonders eindrucks­voll war seine Schilderung der Kämpfe um Berlin, um die Stadt mit dem größten Widersacher der Nationalsozia­listen, dem internationalen Bolschewismus. Mag der Bol­schewismus einmal versuchen, rief der Führer aus, unser Deutschland zu bedrohen, im Zeichen unserer Sturm­fahnen, dm Zeichen unserer neuem Reichs- und National­flagge wenden wir ihn auch dann würdig empfangfn. Afghanischer Ministerbesuch. Berlin, 2. November. (DNB.) Der afghanische Ministerpräsident Mohammed Haschini Khan traf heute vormittag in Begleitung des afghanischen Außenministers, von Paris kommend, zu einem Besuche in der Reichshauptstadt ein, FRANKREICH. Eine Rede Blums. Paris, 1. November. (Havas.) Ministerpräsident Blum hielt anläßlich eines Banketts der volkssozialistischen Presse eine Rede, in der er einleitend der Zuversicht Ausdruck Verlieh, daß seine Regierung von langer Dauer sein werde. — Wenngleich ihr Sturz schon mehrmals prophezeit wurde, fuhr der Regierungschef fort, ist er dennoch nicht erfolgt. Bereits am 17. Juli, dann am 15. August war er­­. klärt w'orden, die Regierung verfüge nicht über die erfor­derliche finanzielle Deckrung und müsse daher zurück­­treten. Heute las ich in einigen Blättern, die vorgestrige Rede unseres Genossen Thorec habe dem Kabinett einen tödlichen Schlag versetzt. Ich bin der Ansicht, die Regie­rung der Volksfront würde an jenem Tage ihre Existenz­berechtigung verlieren, an dem sic das Abkommen nicht respektierte, dem sie ihr Zustandekommen verdankt. Ich bin überzeugt, daß wir die Hindernisse auch weiterhin ebenso überwinden werden, wie dies bis jetzt der Fall w-ar, und daß die kommunistische. Partei uns ihre vor­behaltlose Unterstützung nicht entziehen wird, die sie feierlich gelobt hat. Ich beurteile die Lage mit vollster Zuversicht, trage aber dér Tatsache Rechnung, daß der Bestand der Regierung von der Aufrechterhaltung der sozialistischen Richtung abbängt. Die sozialistische Presse muß der Regierung gegenüber ihre volle Freiheit be­wahren. Wir sind Sozialisten und werden es auch bleiben! Der Ministerpräsident streifte dann die Presse interr cssierende Fragen und betonte, die Regierung werde es nicht dulden, daß wer immer grundlos in den Kot gezerrt werde und werde dafür sorgen, daß die Verleumder die ge,­­bührendc Satisfaktion leisten. Im Zusammenhang mit der gegen Innenminister Salengro gerichteten Pressekampagne verwies Blum auf die rasche Prozedur des englischen

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