Pester Lloyd - esti kiadás, 1936. november (83. évfolyam, 250-274. szám)

1936-11-02 / 250. szám

PESTER LLOYD Montag, 2. November 1936 mus bedeuten heute den staatlichen Superkapitalis­mus, der das kapitalistische System nicht verneint, sondern erhöht. Es wäre an der Zeit, den Gegensatz zwischen Faszismus und Demokratie aus der Welt zu schaffen. Der Faszismuswill dieVergangenheitnicht mumifizieren, er richtet sich vielmehr ganz auf das Ziel, an der besseren Zukunft zu arbeiten. Die Ita­liener sind nicht an das Joch des unmenschlichen Kapitalismus gefesselt. Der Faszismus verwirklicht tjen Frieden und die wahre Zivilisation, Die Mittelineerfrage und die Beziehun­gen zu England. Italien ist eine Halbinsel des Mittelmeeres und seine Bevölkerung ist notwendigerweise von der Denkart der Inselbewohner durchdrungen. Dieses Meer — und ich wende mich jetzt mit meinen Worten an die Engländer, die vielleicht in diesem Augenblicke meine Rede im Rundfunk anhören — ist für England eine Straße nebem den vielen Stra­ßen, die das Mutterland mit seinen fernen Besitzun­gen verbinden. Wir haben es tausendmal erklärt und jetzt betone ich von neuem, daß wir nicht die Ab­sicht hegen, diese Straße zu bedrohen, aber wir for­dern, daß man unsere Rechte und unsere lebens­wichtigen Interessen achtet. Es gibt keine andere Wahl, und die denkenden Köpfe des britischen Reichs müssen verstehen, daß die vollendete Tat­sache uriwidéfruflieh besteht. Man kann sich kei­nen bilateralen Konflikt vorstellen, der sich nicht sofort zunt europäischen Streit weiten würde. Es gibt nur einen Weg dér Lösung: die offene, rasche und vollständige Einigung bei Anerkennung der gegenseitigen Interessen, doch wenn diese Lösung nicht erzielt werden könnte, was ich für ausge­schlossen halte, und wenn man das italienische Volk im Meere ersäufen wofflte, dann möge man zur Kenntnis nehmen, daß das italienische Volk wie ein Mann an diesem Meere Widerstand leisten würde, das einst das Meer Roms war, mit einer Entschlos­senheit, die nicht ihresgleichen in der Welt­geschichte haben würde. Die faszistische Parole: Friede mit allen, aber bewaffneter Friede! Mailänder Kameraden! Schwarzhemden! Unser Kurs ist das nächste Jahr, das 12. Jahr des Faszis­mus, unsere Parole: „Friede mit allen, mit denen, die sich uns nähern, und auch mit denen, die sich von uns entfernen! Friede, aber bewaffneter Friede!“ Wir werden also unser Rüstungsprogramm in der Luft, zur See und zu Lande systematisch weiter­entwickeln, wir werden dié gesamte Produktions­kraft der Nation auf landwirtschaftlichem und indu­striellem Gebiete gleichermaßen steigern. Wir wer­den das korporative System der endgültigen Ver­wirklichung näherführen. Dies ist mein Befehl, und ich vertraue diesen Befehl Euch Mailändern1 an, von denen ich weiß, daß Ihr ihn als Eure Pflicht be­trachtet. Ihr müßt beim Ausbau des Imperiums und in der Schaffung der Wohlfahrt, dey Macht und des Ruhmes des Vaterlandes in der ersten Reihe stehen. Der Jubel der Menge. Die Zustimmung der Riesenmenge hat die Rede des Duce mehrmals unterbrochen] und Mussolini blieb nach Beendigung seiner Rede noch zehn Minuten lang auf der Tribüne und schaute der Menge zu, in dér überall Fahnen geschwenkt wurden und deren 250.000 Menschen ihm ununterbrochen zujubelten und ihn, das Vaterland und den König und Kaiser hochJefoen ließen. Mussolini hob mehrmals den Arm zum römischen Gruß, um die unbändige Äußerung des Jubels zu dämpfen. Der Generalsekretär der Partei Starace hielt eine kurze Rade und ließ zum Schluß Mussolini hoch­­lefcen. • Sein Ruf wurde von den 250.000 Menschen einstimmig beantwortet. Nachher kehrte Mussolini durch den Dom in den Gouverneurpalast zurück. Im Dom wurde er durch den Erzbischof von Mailand Kardinal Schuster begrüßt. Besonders lebhafte Evvivarufe waren ertönt, als Mussolini Ungarns gedachte. Auch die anwesenden Vertreter Deutschlands wurden warm gefeiert. Die Rede des Duce wurde in ganz Italien im Rundfunk Überträgen und auf allen Hauptplätzen waren Lautsprecher aufgestellt, um der Bevölkerung das Anhören der historischen Ansprache zu ermög­lichen. Der Standpunkt Ungarns. Zu der gestrigen Rede des Duce wird von einge­­weihter Seite folgendes erklärt: — Die Rede des Duce, besonders die Ungarn betreffenden Ausfüh­rungen, haben im ganzen Lande ungeteilte . Freude hervorgerüfen. Die Deklaration Mussolinis ist eine konsequente Formulierung des Standpunktes, den der italienische Ministerpräsident in der mitteleuro­päischen Frage seit Jahren eingenommen hatte. Zweifellos ist, daß in einer so entschlossenen Form und so nachdrücklich in den Kreis der realpolitischen Probleme gestellt, bisher noch kein ausländischer Staatsmann sich für die gerechten Forderungen Un­garns eingesetzt hat. Im übrigen dient die ganze Rede Mussolinis der europäischen Friedenspolitik und eben aus diesem Grunde gebührt erhöhte Bedeu­tung dem Umstande, daß der italienische Minister­präsident die Befriedigung der ungarischen For­derungen als eines der wichtigsten Postulate der praktischen Friedenspolitik betrachtet. Das Echo der Rede im Ausland. Paris. Paris, 2. November. (Inf.) Der Will®rlialL der gestrigen Rode Mussolinis in Paris ist weniger stark als man erwarten konnte. Die Rede wird mit großer Zurückhaltung besprochen, was darauf zuriiekzuführen zu sein scheint, daß der Presse­dienst des Quai d'Orsay infolge des Sonntag noch keine Richtlinien für die Behandlung dieses politischen Ereig­nisses ausgegßben hat. Die Radio-Agentur, die die ersten Eiinidrücke in den französischen diplomat sehen Kreisen wied-rgibt, sagt: Man beurteile die Rede Mussolinis mit Kaltblütigkeit, vor allem deshalb, weil die Ausführungen des Duce sich we­niger mit dem französisch-italienischen Verhältnis als viel­mehr mit den Beziehungen Italiens zu den anderen Län­dern beschäftigen. Erst nach getniaUer Prüfung dey von Mussolini angles dinit lenen Fragen sei man in der Lage, eine autorisierte Meinung zu veröffentlichen. In Pariser Krfiaam bemüht man sich, die Bedeutung dey Redo dies Duce zu schmälern »agunisteii der Erklärungen, in dienen der tscheoho-slowakisehe Außenminister Krofla erklärte, daß die Freundschaft der Tschechoslowakei zu Frankreich die Grundlage der Außenpolitik der Kleinen Entente bleiben werde. Diese Versicherung — so erklärt die Radio-Agentur — werde in zuständigen Kreise» als Stärkung des für die Ruhe Europas so notwendigen „Stabililätsele ments“ be­­t: a eiltet, das d'e Kleine, Entente dirstellr. Die Blätter heben in ihren Überschriften die wichtig­sten, Steifem' der Mussolini-Rede hervor, vor allem die, in denen Italiens aburarlende Haltung gegenüber Frankreich, se'ne Gleichgültigkeit gegenüber dein Völkerbund und das Einvernehmen zwischen Berlin und Rom als Achse der Zusammenarbeit der frieidliebend;» Länder betont wird. Von einer eigenem Stelluingniaihaue zu den Ausführungen des Duce sehen zahlreiche Blätter noch ab. Der rechtsstehende Jour unterstreicht, daß Mussolini tu seiner Rede weder Sowjetrußland noch S[Minien er­wähnt hatbe. Die Anspielungen aiif Frankreich seien fast vollständig von einem Rückblick auf die Sanktionen aus­­gc füllt gewesen und hätten keinen genügenden Unterschied gemacht zwischen der Haltung der französischen Volks­fron Iregierung und der großmütigen und edlen Seele des fira ntz ö si s chen V olkes. Paris, 2. November. (Inf.) Der Außenpolitikei des Journal, St. Brice, be­­zeichnete die gestrige Rede Mussolinis als eine „Explosion des Realismus“. Wenn Mussolini sich mit der Feststellung des Zusammenbruchs der „Wilson-Ideologie“ begnügt hälfe, könnte man ihm Beifall spenden. Aber er habe sich mit der Forderung nach Gerechtigkeit für Ungarn und nach den notwendigen Revisionen gegen die Kleine En­tente gewendet, und das sei beunruhigend, noch beun­ruhigender als sein Versuch^ dem neuen Europa die Linie Rom—Berlin als Achse äüfzuzeigen. Das radikale Oeuvre erklärt: Rom und Berlin lehn­ten, gestützt auf Wien und Budapest, alle die Grundsätze ab, auf denen man seit 15 Jahren einen dauernden Frie­den aufzubauen versucht habe. Demgegenüber fordert das Blatt, daß sich Frankreich uild England aüfraffeix und den kleinen und mittleren Völkern des Völkerbundes das verlorene Vertrauen in die Genfer Friedensorganisation wiedergeben müßten. Das Echo de Paris sagt voraus, daß Mussolinis Rede einen großen Widerhall linden werde, was nach der Reise des Grafen Ciano nach Berlin nicht überraschen könne. Die Forderungen des Duce nach einer Revision zugunsten Ungarns würde die Alliierten Frankreichs, die in der letzten Zeit unsicher geworden seien und die ihren Blick nach Rom oder Berlin gerichtet hätten, wieder zum Zusammenschluß bewegen. In der Sicherheitsfrage habe Mussolini sich der deutschen Auffassung von der Lokali­sierung der Konflikte angeschlossen. Zu den Ausführun­gen des italienischen Regierungschefs über den Völker­bund erklärt das Blatt, für Frankreich sei der Bund nur noch die Plattform für seine Bündnisse. Dem Wunsch nach einer Verständigung im Mittelmeer habe Mussolini eine beinahe drohende Form gegeben. Der Figaro west i'n diesem Zusammenhang darauf­hin, daß eine italienisch-englische Verständigung über das Mittelmeer nicht ohne die. Mitwirkung Frankreichs zu­stande kommen könne. Der PetH Párisién wendet sieh gegen die Ausfülhrun­­isle.n Mussolinis über das Verhalten Frankreichs in der abemnischCn Angelegenheit, die weder der Gerechtigkeit noch der Wahrheit entspräche». Der Duce erinnere sich offenbar nicht mehr der Bremstätigkeit, die die franzö­sischen Delegierten in Genf Italien zu Liebe ausgeübt hätten. Hätte Falién seine Eroberungen durchführen können — fragt das Blatt —, wenn die französischen Minister nicht den übermäßig großen Eifer des Völker­bundes gedämpft hätten? Die Ausführungen Mussolinis über die Revision des Trianonvertrages zugunsten Un­garns würden ei ne allgemeine Bestürzung bei allen Ver­bündeten Frankreichs hervor rufen. Koch nie habe der Duce dem ungarischen Revisionismus eine solche Ermu­tigung zuteil werden lassen. Schließlich werde die deutsch-italienische Achse, eine Frucht der Besprechun­gen von Berchtesgaden, um die Mussolini die andern Länder gruppieren möchte, kaum d'e großem und star­ken Nationen entzücken, die keinem Wunsch hätten, sich an irgend jemand anderen anzuschließen. London. London, 2. November. (Inf.) Die Mailänder Rede des Duce wird in politi­schen Kreisen als neue versöhnliche Geste gegenüber England aufgefaßt und hat ganz allgemein einen guten Eindruck gemacht. Sie wird in ider diplomatischen Welt lebhaft besprochen, und man rechnet damit, daß diese neue eindringliche Mahnung an England die Möglichkeit gc-ben wird, doch noch in absehbarer Zeit V erstündigungs­­verhandlungen herbeiz uführen. Einen starken Eindruck machte auch die Erklärung über Ungarn, das Mussolini als den größten Verstümmel­ten bezeichnet. Allerdings fragt man sich, wie es ohne neue Verstimmungen der Kleinen Entente möglich sein sollte, Ungarn Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ohne die es nach den Erklärungen Mussolinis keine endgültige Regelung der Interessen im Donauraum gellen könne. Sehr gespannt ist man ferner auf die in Aussicht ge­stellte dauerhafte Versühnung mit Jugoslawien, da Mus­solini alle Voraussetzungen für gegeben hält, um die Be­ziehungen zu dem östlichen Nachbarn auf die neue Grundlage einer aufrichtigen Freundschaft zu stellen. London, 2. November. (U. T.-K.-B.) Die englischen Blätter folgern auf Grund der Rede Mussolinis 'darauf, daß das Haupt der italienischen Regierung sich Großbritannien nähern wolle. Times begrüßen die auf die Besserung der britisch­italienischen Beziehungen abzielende Absicht mit Freuden und stellen fest, daß Großbritannien die Mittelmcerintcr­­essen Italiens nicht gefährde. Morning Post zufolge stellt die Rede Mussolinis den ernsten Versuch zur Überbrückung der zwischen Italien und Großbritannien eingetretenen Zerklüftung dar, der eventuell sehr interessante Entwicklungen mit sich brin­gen kann. Daily Mail bricht für den Gedanken der englisch­­italienisch-deutschen Kooperation eine Lanze und schreibt, daß diese Zusammenarbeit den endgültigen Zer­fall der Zivilisation verhindern könne. Bern—Berlin—Rom. Rom, 2. November. (U. T.-K.-B.) Big l.Agenzia Stefan» hat über die Wir­kung, die die Rede 'des Duce im Auslände erweckt hat, die folgenden Berichts erhalten: Bern: Die Rede, die von den Blättern unmittelbar nachdem s:e gehalten worden ist, veröffentlicht wurde, hat wegen ihrer freundschaftlichen Erklärungen über dia Schweiz eine ausgezeichnete Wirkung ausgelöst. Berlin: Die Rede des Duce wurde von vielen Millio­nen Rundfunkhürern »«gehört. Besonders der auf Deutschland bezügliche Teil der Rede Irat in deutschen Kreisen die größte Befriedigung her.vorgeruifen. 'A\iu> York: Auch in Amerika wurde idte Rede des Duce im Rundfunk .angehört. Besonders stark war d-js Interesse in deutschen und spanischen Kreisen. Auch Präsident Roosevelt hat in seiner Wohnung im Hyde- Park fJ.e Rede des Duos angehört. • 2 * Vom Tage* Die Einberufung des Abgeordnetenhauses. Dos Abgeordnetenhaus wird für den 10. November, zu seiner nächste» Sitzung ernberufen werden. Bis dahin Werden sämtliche, in der ersten Sitzung ei nge,reich ten. Gesetzentwürfe durch di© Ausschüsse verabschiedet sein. Die Einladungen zur Wahircehtskonferenz. Die Einladungen zur Interparteiilicben Konferenz über die Wahlrechtsreform wird der Präsident des Ab­­ge ordnet: oha use s Dr. Sztranyavszky im Laufe der näch­ste» Woche an die Parteien aussenden. Einstimmige Wahl in Abádszalók. Um das durch das Ablab;,» Julius Gömbös' erledigte Mandat von Abádszalók bewarben sich bekanntlich der Kan­didat der Partei der Nationalen Einheit Stefan Losonczg unid der PlfeMIkreuizler Zoltán Meskó. Der Prösklienit der Wahilikonimission nahm die Empfehlungsliste Losowozys ä», forderte dagegen Meskó auf,, dlie eiligereichte Enrp­­fehliMigslisfe mit 335 Unterschriften zu ergänzen. Da aber Mosikö bis zur festgesetzte» Frist die erforderlichen Unter­schriften nicht 'unterbreitete, wird Stefan Losonczg ein­stimmig zum Abgeordneten des Bezirkes Abádszalók ge­wählt werden. Die Überreichung des Mandrils wird Dienstag, vormittags 9 Uhr, im Gemeindehaus von AMd­­szalók erfolgen. Eine Rede des Abgeordneten Dr. Vázsonyi. Abgeordneter Dr. Vázsonyi hielt .im Elisabetstädter Bemckratenikluib eine Rode, an der er sehr scharf gegen das System des Scheinparlamentarismus und gegen di? systematische Verhehlung der freien bürgerliche!» Er­­wcT.bsmög'lichkeiilen Stellung nahm. Schärfste Kritik üble Abgeordneter Vázsonyi an dem Entwürfe der neuen Axtvcikateuyord nu mg und wies besonders darauf hin, daß diese Vorlage auch die bisher freie Advokatur vor der Jugend verriegle. Er forderte dann den Abbau der Dumpingpreise und die Wiederherstellung der Freiheiits­­presse. Nach ihm sprach Abgeordneter Dinnyés, der ebenfalls in leidenschaftlichen Ausführungen die politischen Nutz­nießer des Schein christen turns geißelte und die Wieder­herstellung der ehrliche» und menschlichen Lobonv niöglioheiten fordert. Das Zahntcchnikergcwcrbc und das Gesetz über die Ärztekammern. Professor Verebéig ersucht uns um die Veröffent­lichung folgender Erklärung: Die am 31. Oktober erschienenen Blättermeldungen haben meine in dieser Frage abgegebene Erklärung in irriger Fassung und irriger Auslegung veröffentlicht, denn ich habe nicht behauptet, daß ,,die Zahntechniker auch io der Zukunft die in ihren Beschäftigungskreis gehörenden Arbeiten im Munde fortsetzen, im Munde Prothesen an­­foringen können und1 nur keine Wunden verursachen dürfen". Idh halbe vielmehr erklärt, daß idäs Gesetz über die Ärztekammern keinerlei Rechtsraub gegenüber den bisherigen Rechten der das Zahntechnikergeweri>e Be­treibenden enthält, sondern nur jenen Zustand1 legalisiert.

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