Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. március (84. évfolyam, 48-71. szám)

1937-03-01 / 48. szám

JIoöJag, 1. März 1937 verwirklicht werden kann, weun in der Vollzugsa rbeit der Verwaltung der stets in immer erfreulicherem Maße zunehmende Gedanke der natoinalen Solidarität zum Gemeingut wird. Der Vortrag des Industrieministers löste stürmischen Beifall aus. Dann hielt Staatssekretär Dr. Mikecz einen Vortrag unter dem Titel „Die Führer des Dorfes“. Wir werden die Ausführungen Dr. Mikecz’ im Morgenblatt veröffent­lichen. Versammlungen der Ärztekammern. Die Landes-Ärztekammer hielt Sonntag ihre erste Generalversammlung seit der vor vier Monaten erfolgten Konstituierung. Die 133 Mitglieder der Landeskammer, Funktionäre der acht Ärztekammern, waren nahezu voll­zählig eTiSicbieinen. Präsident Professor Tibor v. Verebclij eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, in der er die Mitglieder ersuchte, ihn zu unterstützen, wenn er kn Interesse wichtiger ärztlichen Fragen den Kampf aufnehmen müsse. Dr. Georg Bakács unter­breitete den Sdkretariatsbiericiht ülber die Schaffung der Ka mmerorgímfisabion und das Wirken der Kammer für ■die ärztlichen Staindesinterefesen. Ein Vertreter der ge­­»undih eitäpoü bi sehen Äretepartei (EPOL) versuchte sodann die Verhandlung der auf der Tagesordnung stehenden Entwürfe: des Disziplinarverfall rens und der Geschäfts­­ßrdimumg der Landeskammer, sowie 'des Budlgetivorau­­sohlLags durch den Verschleppungsaintrag .zu obstruieren, daß seine Partei nicht in der Lage war, die Unterbreitun­­gen zu studieren, weshalb diese von der Tagesordnung aibgesetet werden sollen. Demgegenüber betonte der Präsident der Szegeder Ärztekammer Zoltán Mesüó, diese Einwendungen seien absolut unbegründet, weil die, Ent­würfe öffentlich und im Landesausschuß eingehend, duröhbexaten worden vyiaxen. Er. vonsfes. auch. auf die beträchtlichen Kosten, die durch eine nochmalige Ein­­berufimg der General Versammlung zur Erledigung der Entwürfe; für die Pröyinztmitglieder erwachsen würden. Die Generalversammlung IbesOhloß mit S3 gegen) 31 Stim­men, die Entwürfe und den Bnd|getvoran»chiiag sofort zu beraten. Über die für den Äriziestand iiochwichtigc Disziplinarordnung und die Gieschäftsordnungisstatüten der Landes- und der ProviinzkammeiTi entwickelte sich eine lebhafte Debatte, die bis in die Nachmittaigsstuinden dauerte. Schließlich wuirdeu sämtliche 'Vontagen sowie der Budigetvoxanscblag angenommen und der Leitung Vertrauen votiert. Am Sonntag vormittag fand auch eine außerordent­liche Generalversammlung der Budapestet Ärztekammer zur Wahl der Delegierten in die Generalversammlung und für die Stelle eines Generalsekretärs statt. Die Abstim­mung erfolgte im Gymnasium in der Reáltanoda-ucca. ln die Generalversammlung wurden 222 Delegierte ge­wählt. Zur Wahl gelangten die Kandidaten von drei Parteien. Das in den Nachtstunden durchgeführte Sikru­­tinium ergab, daß von der Partei der freiwählenden Ärzte, deren Listenführer Julius Bence und Géiza Lob­mayer sind, 92 Delegierte, von der Partei des National­­veribandes der Arzte (Mone) mit den Listenführern Franz Orsós und Josef Barla-Szabö 86 und von der gesund­heitspolitischen Partei (Epol) mit den Listenführern Josef Born und Josef Végváry 44 Delegierte in die Gene­ralversammlung entsendet wurden. Generalsekretär wurde der Kandidat der gesundheitspolitischen Partei Johann Gyertyamosy mit 1998 iStimmen gegen den Kan­­' didaten der Partei des National Verbandes der Ärzte Josef Keleti, der 1570 Stimmen erhielt. Damit ist die Konsti- 1 tuierung der Budapestéi- Ärztekammer durchgeführt worden. Dr. B. A. • 8 • Keine Arbeitsaufnahme in Pécs. Belegschaft protestiert gegen die Entlassungen und verweigert größtenteils die Arbeitsaufnahme. — Telegramm unseres Sonderberichterstatters. — Pécs, 1. März. Die Bergarbeiter haben das Angebot der Donau- D ampf schiffahrt- Gesellschaft nicht angenommen und gestern in mehreren Versammlungen beschlos­sen, gegen die Entlassung der 146 Arbeiter, denen die achtprozentige Lohnverbesserung zu verdanken ist, zn protestieren und heute früh die Arbeit nicht aufznnehmcn. Dieser Beschluß bezieht sich indessen, wie der sozialdemokratische Parteisekretär Toi nag Ihrem Korrespondenten mitteilte, nur auf die sozialdemokratischen Arbeiter, deren Handlungs­weise demnach von der Gewerkschaft unterstützt wird. Doch auch die christlichsozialen Bergarbeiter haben sich nicht vollzählig zur Arbeit eingefunden: ön Pécsbámyatelep waren es 103, in Vasas 8, im St. -Stefans-Schacht 11, im Franz Josefs-Schacht 10. Eine Anzahl von. Arbeitern, die sahen, wie spärlich die Kameraden sich zum Dienst melden, überlegten sich die Sache und kehrten zu ihren Familien zurück. Niobtdestoweniger hat die Bergwerksdirektion der D. D. S. G. nicht die Absicht, gegen die neue Streikbewegung besondere Rctorsionesmaßnahmen zn ergreifen; nur der Lebensmittel kr edi t wird den Arbeitern entzogen. Die Belegschaft, die heute früh einfuhr, genügt nach Ansicht der Bergwerksleitung, um die Betriebssicherung durchzuführen; teilweise kann auch die Produktion wieder auf genommen werden. Die Direktion steht übrigens auf dem Stand­punkt, die Entlassungen unter keinen Umständen rückgängig machen zu können. Die 11 Agitatoren werden fristlos entlassen; die 138 Bergarbeiter er­lhalten bis zum 15. März ihre Löhne. Die Kündi­gungsbriefe sind gestern bereits zugestellt worden. Das Sekretairiat der sozialdemokratischen Ge­werkschaft nimmt heute vormittag die Fäden der Verhandlungen mit dem Obergespan und der Berg­werksdirektion auf, um zu erwirken, daß die Ange­legenheit der Entlassungen einer Revision unter­zogen werde. Im übrigen herrschen im Revier überall größte Ordnung und Disziplin. Wir Ihr Korrespondent aus zuverlässiger Quelle erfährt, hat die Pécser Staatsanwaltschaft im eige­nen Wirkungskreis die Erhebungen in der Richtung eingeleitet, ob die Streikbewegung nicht auf den Einfluß ausländischer politischer Agitatoren zurück­zuführen ist. Eine Solidaritätserklärung der christlich­sozialen Gewerkschaft. Pécs, 1. März. (Lug. Tel.-Korr.-Bureau.) Der in der ohristjich­­»ozialen Gewerkschaft und im nationalen Arbeits- Zentrum organisierte Teil der Pécser Grubenarbei­terschaft hat Montag vormittag eine Versammlung abgehalten, in der sie sich mit den sozialdemokrati­schen Grubenarbeitern, die im Streik stehen, soli­darisch erklären. Eine Erklärung des Ministers Bornemisza. Industrie- und Handelsminister Bornemisza hat heute für die Presse die folgende Erklärung abge­geben: —Wenngleich der Streik ausgesprochen wurde, hat doch ein Teil der Arbeiterschaft heute früh die Arbeit aufgenommen. Wir hoffen, daß um 2 Uhr nachmittags, wenn die Gendarmerie alle Wege kon­trolliert, eine größere Belegschaft einfahren kann. Der partielle Streik wird von den sozialdemokrati­schen Arbeitern damit begründet, daß 96 Prozent der entlassenen Bergleute der Gewerkschaft ange­hören und daß sie das Versprechen erhalten hätten, es würden keine Entlassungen erfolgen. Dies ent­spricht nicht den Tatsachen. Ich konnte eine der­artige Zusage schon deshalb nicht machen, weil es souveränes Recht der Bergwerksunternehmung ist, die Kündigungen nach eigenem Ermessen vorzu­nehmen. Im übrigen hat sich die Bergwerksleitung darauf berufen, daß die achtprozentige Lohnerhö­hung eine Mehrausgabe von 350.000 Pengő bedeutet, die bei den heutigen schlechten Kohlenabsatzver­hältnissen nur dann getragen werden könne, wenn gewisse Entlassungen erfolgen. Die Direktion hatte ursprünglich 500 Arbeiter entlassen wollen, jedoch auf meine Intervention diese Zahl wesentlich herab­gesetzt. — Ich hoffe, daß die Arbeiterschaft einsehen wird, daß mit Streikaktionen die Schwierigkeiten nicht behoben werden können, und daß binnen kur­zem die volle Ordnung eintreten wird. Was aber die Ereignisse der letzten Tagé betrifft, so bin ich nicht geneigt, die Straflosigkeit jener Agitatoren zu befür­worten, die ihre Arbeiterkameraden in den Hunger­streik gezwungen haben. Ich nehme an, daß auch die nüchterne Arbeiterschaft mit ihnen keine Solida­rität üben wird. Sollte diese meine Hoffnung schei­­! tern, so wird die Regierung die energischesten Ver­­! fügugnen zur Sicherung der Ruhe und Ordnung er­greifen. Wenn übrigens in den Schächten im Zusam­menhänge mit der Streikaktion Schäden festgestellt werden sollten, wird die Staatsanwaltschaft wegen Beschädigung fremden Eigentums das gesetzliche Verfahren einleiten. Wir leben in einem Rechts­staate: die Schuldigen müssen ihr Strafe entgegen­nehmen. Beratungen im Industrieminisferium. Im Industrieministerium haben heute vormittag fortlaufende Beratungen stattgefunden, deren Gegen­stand die von Stunde zu Stunde eintreffenden Be­richte über die Streikbewegung im Pécser Revier bildeten. Zur Vorgeschichte über die Ursachen der Heute ausgebrochenen neuen Arbeitseinstellung wird von informierter Seite folgendes mitgeteilt: „Gestern nachmittag wurden die Grubenarbeiter des Pécser Reviers vom örtlichen ’ Sekretär der Sozialdemokratischen Partei zu einer Versamnffung einberuten. Zu dieser Versammlung, die von der Verwaltungsbehörde gestattet wurde, sind nach­mittags 4 Uihr ungefähr 1000 Arbeiter erschienen. Parteisekretär Tolnai erstattete in einer ungefähr einstündigen Rede Bericht über die Streikbewegung und stellte die Lage in einem Lichte dar, daß der Untertag,sstreik durch ein Mißverständnis entstanden sei, das ein Re vier insp ek tor der Vasa ser Grube her­vorgerufen habe. Nach dem Bericht Tolnays seien die 11 Arbeiter, die angeblich den Untertagsstreik initiiert hätten, vollkommen schuldlos. Ebenso schuldlos seien die 135 Arbeiter, die die Donau- Dampf sohifTahrt-Gesellschaft zu entlassen wünscht. Er richtete an die erschienenen Arbeiter die Auf­forderung, ihre Genossen zu schützen. Diese Auf­forderung war eigentlich nichts anderes, als eine Aufforderung zur Arbeitseinstellung, die in den frühen Morgenstunden auch ausgebnochen ist. Zu der Tagschicht in Pécs-Bányatelep sind heute früh 6 Uhr 103, in Szabolcs 22 und in Vasas nur ins­gesamt 11 Arbeiter erschienen. Bei den letzteren beiden Gruppen konnten die Arbeitswilligen sich zum Grubeneingang nicht begeben, weil die Strei­kenden den Weg verlegten und die Arbeitswilligen zur Rückkehr zwangen. Die Streikenden haben er­klärt, daß die normale friedliche Arbeit nicht wieder aufgenommen wird, in solange die entlassenen 135 Arbeiter nicht wieder in Dienst gestellt werden. Der Streik bewegt, sich demnach nicht mehr um eine Lohnfrage, im Mittelpunkt steht vielmehr die Machtfrage, die von der Gewerkschaft aufgeworfen und dirigiert wird. Die Grubenidirektion hofft, daß bei dem Schichtwechsel um 2 Uhr nachmittags sich mehr Arbeitswillige melden werden, weil bis zu diesem Zeitpunkt die zur Grube führenden Straßen frei gemacht sein werden.“ Äußerungen des Obergespaus Horváth. Pécs, 2. März. Obergespan. Dr. Stefan vitéz Horváth erklärte heute mittag einem Mitarbeiter des Ung. Telegr,-f Korrespondenz-Bureaus: —Es ist bereits bekannt geworden, daß die Bergarbeiterschaft von Pécs dank der wirkungsvollen Unterstützung (lurch Industrieminister Bornemisza die Aufhebung des 8prozentigen Lohnabzuges durcli­­zusetzen vermochte. Diese regierungsbehördliche Intervention kommt den Gesamtinteressen der Arbeiterschaft zugute. Die Entlassung von 135 Arbei­tern berührt meiner Ansicht nach aber keineswegs diese Gesamtinteressen der Arbeiterschaft. — Ich weise an dieser Stelle wiederholt auf meine gestrigen Erklärungen hin, daß die Angele­genheit von 4000 Bergarbeitern mit dem Schicksal von 135 entlassenen Arbeitern in keinem Zusam­menhänge stehen kann. Da die Bergarbeiterschaft auf meinen wohlwollenden Rat nicht gehört hat, die Arbeit unter allen Umständen wieder aufzuneh­men und die Behebung ihrer in Angelegenheit der Entlassungen geäußerten vermeintlichen Beschwer­den in erster Reihe dem hiefiir zuständigen Berg­bauunternehmen zu überlassen, im Falle einer Er­­folgslosigkeit aber die Unterstützung durch die Be­hörden anzurufen, schließlich weil sie unter Aus­schluß von Schlichtungsverhandlungen zur Waffe des Streiks gegriffen hat, und ihre Wünsche nun nicht mehr in einer wirtschaftlich qualifizierbaren Weise, sondern als eine Machtfrage zur Geltung zu bringen sucht, bin ich nicht in der Lage, diese Be­wegung zu unterstützen und kann auch keinerlei Intervention übernehmen. — Die Behörden werden von nun an lediglich über die Aufrechterhältung der Ordnung Wachen. Ich bin überzeugt, daß die nüchtern denkenden Elemente der Arbeiterschaft, die Zwecklosigkeit eines weiteren Streiks einsehen und die Arbeit in vollem Maße in kürzester Zeit wieder aufnehmen, damit sie der ihnen von den Regierungsbehörden erwirkten erhöhten Lohnbezüge teilhaftig werden können. Die Bergwerksdirektion gegen tendenziöse Meldungen über die Lohnverhältnisse. Pécs, 1. März. Das Ung. Tel.-Korr.-Bureau meldet: Die Bprg­­werksdirektion der Don a u- Dampfschiff ah rtgesell­­schaft hat heute vormittags halb 6 Uhr folgende Kundgebung herausgegeben: — Die sozialdemokratische Organisation und einige Preßprodukte haben im Zusammenhang mit der Lohnbewegung der Bengarbeiterschaft im Pécser Revier behauptet, daß die Donau-Danipfschiffahrl­­gesellschaft ihre Arbeiter zu Hungerlöhnen aushalte. — Gegenüber solchen tendenziösen Einstellun­gen erklären wir, und sind — wenn nötig — auch gewillt, zu beweisen, daß die Durchsehnittsentloh­­nung unserer Bergarbeiterschaft auch schon vor der Aufhebung des achtprozentigen Abzugs höher war als die von der Behörde im Pécser Bezirk z. B. für das Maurergewerbe festgesetzten minimalen Arbeits­löhne, ferner daß durch die Aufhebung des achtpro­zentigen Abzugs wir in der Reihe der zehn größeren ungarländischen Bergbauunternehmen unter den ersten sind. Fünf Interpellationen am Mittwoch. Für den kommendem Interpellationstag am Mitt­woch, 3. d., haben folgende fünf Abgeordnete über die Lage im Pécser Bergrevier Anfragen an die Re­gierung vorgemerkt: Brogli, Czirjdk. Homonnny, Dr. Matolcsg und Peyer, PESTER LLOYD In New-York: ZIItiriERD lUff ,n Pest:

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