Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. május (84. évfolyam, 98-120. szám)

1937-05-01 / 98. szám

Samstag, í. Mai 1937 Berlin, 1- Mai. (Inf.) Der nationale Feiertag wurde heute im ganzen Reich in festlichem Rahmen begangen. So­wohl Geschäftshäuser, als auch Läden und Privat­häuser waren mit frischem Grün geschmückt und von allen Gebäuden, Wohnungen und Liegenschaf­ten wehte die Fahne des Reiches. Im Mittelpunkt der Feiern standen die Veranstaltungen in der Reichs­­hauiptstadt und die Übertragung dieser Veranstaltun­gen auf Parallelkundgebungen im Reich über alle Sender des deutschen Rundfunks. Gestaltung, Ä or­­beseitung und Durchführung der Maifeiern lagen in den Händen des Reichspropagandaministers Dr. Göbbelts. Die Reichshauptstadt hatte eine besonders starke Beteiligung an den Kundgebungen zu verzeichnen. Es mußten 120 Kilometer Aulmarschstraßen für die Aufstellung der Teilnehmer vorgesehen werden, 20 Kilometer mehr, als im Vorjahr. Das Propaganda­ministerium hat eigens ein Nachrichtennetz mit einer Befehlszentrale im Lustgarten zur Verfügung gestellt, um den reibungslosen Verlauf des Aufmarsches der Millionen 'sicherzustellen. Den Auftakt des Programms bildete die Jugend­kundgebung im Olympia-Stadion. Um 10 Uhr begann dann die Festsitzung der Reichskulturkammer im deutschen Opernhaus, in derén Mittelpunkt die Rede des Präsidenten der Reichskulturkammer, Reicbs­­ministers Dr. Göbbels, sowie die Verkündung des Buch- und Filmpreises 1937 standen. Im Anschluß an diese Festsitzung begab sich Reichskanzler Hitler durch die Spalierstraße, an der die Arbeiter und An­gestellten Berlins Aufstellung genommen hatten, zum Lustgarten, wo um 12 Uhr der Staatsakt seinen An­fang nahm. Reichsminister Dr. Göbbels und Reichs­organisationsleiter Dr. Ley hielten Ansprachen. Zum Schluß sprach der Führer zu den „Schaffenden Deutschlands“. Friedensversammhmg. London, 1. Mai. (MTI) Der französische Luftfahrtminister Pierre 'Cot, Präsident der internationalen Friedensvereini­­gung, ist gestern abend in einer Volksversammlung in der Albert Hall erschienen, die von den Völker­bundligen zusammen mit dem Friedensverein veran­staltet wurde. Der Versammlung wohnten auch Lord Cecil, der Präsident des norwegischen Abgeordneten­hauses Hambro, Rollin, der Delegierte der belgischen [Völkerbundliga und die Tochter des ehemaligen Prä­sidenten der tschecho-slowakischen Republik Dr. Alice Masaryk an. Minister Cot hielt in der Versammlung eine 'Rede, in der er hervorhob, daß er nicht als Minister für Luftfahrt spreche, sondern im Namen der Mil­lionen, die zum internationalen Friedensverein ge­hören, das Wort ergreife. Diese Bewegung umfasse die Anhänger der verschiedensten politischen Rich­tungen, philosophischen ued religiösen Anschauun­gen. Diese Bewegung — sagte er — entsprach der Notwendigkeit, die in der ganzen Welt verstreuten Aktionen, die gewisse Prinzipien zur Basis ihres iWirkens annehmen, zu vereinen, und zwar auf der Grundlage der kollektiven Sicherheit, die die frie­­idensliebenden Völker von der Furcht befreit. Die Methodik des Friedens und die Technik des Friedens sind also gegeben: sie bestehen aus der Beseitigung des Rüstungsfiebers. Wir fordern alle zum Anschluß auf, die diese Praxis und diese Methode billigen. BRITISCHES REICH. Der Autobusstreik ist ausgebroehen. London, 1. Mai. (Inf.) Der Londoner Autobusstreik hat in der ver­gangenen Nacht eingesetzt. Kurz nach Mitternacht nah­men Streikposten vor den großen Garagen ’Aufstellung. Da die Verkehrsgesellschaften nicht die Absicht haben, einen Notverkehr einzurichten, wird nicht mit Zwischen­fällen und Zusammenstößen zwischen Streikenden und Arbeitswilligen gerechnet. Die Streikenden sind von ihrer Gewerkschaft ermahnt worden, Ruhe und Disziplin zu ■wahren und sich nicht verhetzen zu lassen. Nach dem Ausbruch des Streiks verteilten in der Inneren Stadt die Autobusfahrer Flugblätter, in denen sie das Publikum bitten, ihre Forderungen zu unterstützen. In der Provinz ist an 120.000 Aulobusfahrer li'nd Schaffner die Aufforderung ergangen, Samstag morgen die Arbeit niede'tzulegen. Soweit es sich bisher übersehen läßt, hat die überwiegende Mehrheit der Führer dieser Aufforderung Folge geleistet. Mit Ausnahme der linksstehenden Blätter nimmt 'die Morgenpresse durchwegs gegen den Streik Stellung. Die Times betonen in einem Leitartikel, daß radikale Elemente den Streik erzwungen haben, trotzdem mit der Einsetzung des Untersuchungsausschusses die Einigungs­­möglichkeit geboten war. London, 1. Mai. (MTI) Die Bevölkerung von London war gezwungen, heute früh sich ohne Autobusse zu bequemen. Der Kampf war heute weniger schwer, da an Samstagen in Iden Geschäften und den Fabriken ohnedies mit redu­ziertem Personal gearbeitet wird. Trotzdem war das Ge­dränge in den Bahnhöfen der Untergrundbahnen, sowie an den Haltestellen der elektrischen Bahnen, wo das Pu­blikum in unübersehbaren Vierer- und Sechserreihen Aufstellung genommen hatte, geradezu lebensgefährlich. Kaum die Hälfte der Wartenden konnte die Züge bestei­gen, die übrigen mußten stundenlang warten. Die meisten • 3 * Züge sind mit Passagieren so stark überfüllt, daß die automatisch funktionierenden 1 iiren kaum geschlossen werden konnten. Die Verwirrung wuchs noch, als zur Finale des English Cup zahlreiche Sportler aus der Pro­sinz eintrafen. Vor sämtlichen Autobusgaragen stehen Streikposten mit roten Abzeichen, und in der Nähe zirkulieren starke Polizeipatroulillen. Ruhestörungen haben sich bisher nicht ereignet. Um Mitternacht hielten die Streikenden in einem Kaffeehaus eine Versammlung ab. In der Provinz haben 120.000 Autobuschauffeure den Befehl zum Streik erhalten. FRANKREICH. Dr. Schacht am 26. Mai iu Paris. Paris, 30. April. Reichsminiister Dr. Schacht, Präsident der Rcichsbank, trifft am 26. Mai in Paris ein, um den deutschen Pavillon der Weltausstellung zu eröffnen. DEUTSCHLAND. Neuraths Romreise. Berlint 1. Mai. (MTI) Zu der bevorstehenden Reise des Reichsaußenministers nach Rom wird in hiesigen unterrichteten Kreisen erklärt, daß es selbstver­ständlich völlig abwegig wäre, von diesem offiziel­len Gegenbesuch auf die Deutschlandreise des Grafen Ciano irgendwelche besonderen Sensationen zu erwarten, wie dies zeitweise in der ausländischen Presse geschehen sei. Die Reise liege im Rahmen der besonders freundschaftlichen deutsch-italienischen Beziehungen, die seit langem zu einer völligen Klä­rung der die beiden Staaten interessierenden Fragen geführt hätten. Herr v. Neurath fahre also nicht nach der italienischen Hauptstadt, um mit über­raschenden Ergebnissen nach Hause zurückzukeh­­re, sondern sein Besuch und die Aussprache, die er mit den italienischen Staatsmännern haben werde und die naturgemäß alle zurzeit zur Erörterung stehenden politischen Fragen umfassen würden, werde lediglich das Bestehen der Achse Berlin— Rom und das Festhalten an ihr erneut bestätigen. Bei Leberkranklieltcn, Gallenleiden und Gelbsucht führt ein Glas natürliches „Franz-Joscf“-Bitterw:isser, auf nüchter­nen Magen genommen, zur Entleerung des Nahrtmgskanals in geradezu vollkommener Weise und beeinflußt günstig den gesamten Stoffwechsel. Ärztlich bestens empfohlen. ÖSTERREICH. Der Sfaatsieiertag. Wien, 1. Mai. (Inf.) Wien stand heute im Zeichen der großen Festlichkeiten anläßlich des Staatsfeiortaiges, des Tages des Inkrafttretens der neuen österreichischen Verfassung vom Jahre 1934. Vormittags fand ein von der Vaterländischen Front veranstalteter Umzug ihrer Amtswalter und Mitglieder über die Ringstraße statt, der bis nach 1 Uhr nachmittags dauerte. Die Zahl der Teilnehmer wird! auf über 200.000 ge­schätzt. Alle öffentlichen Gebäude und nahezu sämt­liche Privathäuser waren in - den österreichischen Staatsfarben mit den Fahnen der Vaterländischen Front geschmückt. Gestern abend hatte auf dem Rathausplatz ein Zapfenstreich der Wiener Garnison als Auftatk zu der Verfassungstfeier stattgefunden. Am Abend spricht Bundeskanzler a. D. Dr. Endcr im Rundfunk über das Thema „Wo stehen wir im beruf ständischen Auf haut “ Wien, 1. Mai. (Inf ) Anläßlich des Siaaisie&ertages fand heute vonnittag ein Empfang von Vaterländischen Front- Abordnungen, die aus ganz Österreich erschienen waren, im Bundeskanzleramt statt. Nach einer Be­grüßung durch den Staatssekretär Zernatto ergriff Frontführer Bundeskanzler Dr. Schuschnigg das Wort. Er warf zunächst einen Rückblick auf die von der Regierung und der Vaterländischen Front im letzten Jahr geleistete Arbeit und fährle dann unter anderem aus: — Wir haben mehr denn je Ursaiche, in absoluter und eindeutiger Klarheit unseren Weg auch für die Zukunft zu überblicken. Wir stehen außenpolitisch fest und unverändert auf dem Boden jener Abkom­me», die unser staatliches Leben sichern und auch weiter unserem Staate die politische Ruhe verbürgen sollen. Das sind die römischen Protojroíle und das Abkommen vom 11. Juli mit Deutschland. Wir haben innerpolitisch mehr als einmal die Möglichkeiten auf­gezeigt, die zu einer von uns so sehr erwünschten Befriedigung und Beruhigung im Lande beitragen können. Neue Möglichkeiten und andere Wege be­stehen nicht. Eine Politik des doppelten Bodens wird in Österreich nicht gemacht. Ich empfehle nach allen •Seiten hin, sich vollkommen Klarheit über den Weg, den man weitergellen will, schaffen zu wollen. Unsere Hand bleibt ausgestreckt für jedem, aber düpieren lassen wir uns nicht. Hierauf besprach der Bundeskanzler den beruf­­ständischen Aufbau des Staates und den Rückgang der Arbeitslosigkeit, wobei er mitteiite, daß Mitte April die Arbeitslosenziffer in Österreich 257.000 be­trug, das sind um 27.000 weniger als im April vori­gen Jahres — Ich bin tief innerst überzeugt — erklärte der Kanzler —, daß unter den 257.000 Arbeitslosen min­destens 100.000 sind, die ihre Arbeitslosigkeit jenen Kräften verdanken, die um jeden Preis einen Erfolg PESTER LLOYD Österreichs verhindern wollen. Diese Hunderttau­send mögen sich daher an jene wenden, die auch heute wieder offensichtlich, wenn auch unbegreif­licher- und uiwernünftigerweise ihre Bemühungen daran setzen, den Weg zur wirtschaftlichen Erho­lung zu stören, weil Österreich ihnen im Wege steht. Diesen Bestrebungen stillschweigend zuzusehen, kann nicht die Aufgabe der Vaterländischen Front sein, und daraus ergibt sich von sich selbst der Weg, den die Front im Einvernehmen mit der Regierung und der Verwaltung des Staates vom 1. Mai dieses Jahres an zu gehen hat. — Wir wollen, schloß der Kanzler, klar und eindeutig den bisherigen Weg weitergehen, niemand zuleide und allen zur Freude, denen Österreich ein Bedürfnis, ein Begriff, ein heiliger Begriff geworden ist, und wir wollen unseren Willen zum Frieden und zum Zusammenarbeiten nachdrücklichst unter­streichen, wir wollen aber, — und das ist ein per­sönlicher Vorsatz, den ich in dieser Stunde fasse — eingedenk bleiben des Kaiserschützenliedes, das immer dann erklingt, wenn wir Engelbert Dollfuß gedenken. Dieses Lied schließt mit den Worten: — Sieg oder Tod im Morgenrot für Österreich. Die letzten Sätze des Bundeskanzlers wurden von der Versammlung mit tiefer Ergriffenheit an­gehört. Die Kundgebung schloß mit einem stürmi­schen Treuebekenntnis der Funktionäre zum Front­führer und Bundeskanzler. Dr. Schuschnigg begab sich nach diesem Emp­fang zum Rathaus, wo gegenüber dem Burgtheater auf dem großen Platz eine Ehrentribüne für die Regierungsmitglieder errichtet war. Der Kanzler nahm den Vorbeimarsch der Hunderttausenden der Mitglieder der Vaterländischen Front entgegen, wo­bei aus der Menge immer wieder der Ruf: „Heil Schuschnigg! Heil Österreich!“ ertönte. TSCHECHOSLOWAKEI. Eröffnung einer strategisehen Bahnlinie. Pozsony, 1. Mai. (IiKf) Die neue zweigeleisige Bahnlinie von Horni Lidec in Mähren nach Puhö in der Slowakei ist fertiggestellt wor­den. Sie hat eine Länge von 28 Kilometer und führt nördlich des Vlara-Passes über die (Weißen Karpathen. Da sie die kürzeste Verbindungslinie zwischen dien beiden Ländern ist ufid im Innern der Tscheche-Slowakei ver­läuft, kommt ihr große strategische Bedeutung zu. RUMÄNIEN. Entfernung der ungarischen Aufschriften der Firmcntafeln. Bukarest, 1. Mai. (MTI) Die Polizeit hat eine Verordnung zur Entfer­nung der ungarischen Aufschriften der Firmcntafeln er­lassen. Cer Präsident der Ungarischen Partei führte vor dem Komitatspräfektcn aus, daß gemäß der Verfassung die Sprache der Minderheiten nicht als fremde Spracha angesehen werden dürfe. Auch rias administrative Gesetz gestatte die Anwendung der Sprache der Minderheiten. Auch stehe die Maßnahme der Polizei im Widerspruch zu den Beschlüssen der Stadt, wonach gegen Entrichtung einer achtfachen Gebühr die Firmentafeln auch unga­rische Aufschriften tragen dürfen. HOLLAND. Coliju über die Parlaincntswahlen. Amsterdam, 1. Mai. (MTI) Tn Holland finden am 26. Mai die Kammerwablen statt. Ministerpräsident Colijn hat in Utrecht eine Rede gehalten, in der er die Auf­merksamkeit des holländischen Volkes auf die außerorden11 iche Wichtigkeit der Wahlen lenkt. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, sagte der Ministerpräsident, ist dies der erste Fall, daß die Kammerwahlen über die große Frage zu entscheiden haben werden, ob das verfassungsmäßige parlamen­tarische System auch weiterhin aufrechterhalten werden soll. Das holländische Volk müsse bedenken, welchen Schatz die historischen Traditionen be­deuten, insbesondere aber die verfassungsmäßige Monarchie. T agfesneuágkeiten. Vierzigjuhrsjubiliiuin des Bischofs Stefan Mailäth. Die ganze siebenlbürgische Diözese beging gestern in feier­licher Weise das seltene Jubiläum ihres greisen kirch­lichen Obenliirten, des Bischofs Grafen Gustav Karl Mai­läth, der jetzt das vierzigste Jahr seines Wirkens als Bischof vollendet hat. In allen katholischen Kirchen der Diözese wurden Dankgottesdienste veranstaltet. Der greise Kirchenfürst selbst ist kränklich und verbrachte den denkwürdigen Tag in einem Krankenzimmer des Buda­pestéi- Rotkreiizspilals. Hier zelebrierte heute vormittag der bischölliehe Sekretär Benjamin Ferenc: eine rfille Messe, worauf der Bischof das Sakrament der Kommu­nion empfing. Die in Budapest lebenden siebenbürgischcn Katholiken, die Verwandtschaft des Jubilars und seine zahlreichen Verehrer wohnten heute, vormittag 10 Uhr, einem Dankgottesdienst in der Univcrsitälskirche bei. Unter den Erschienenen befanden sich auch Innenmini­ster Szélt, Graf Aladár Zichy, Markgraf Georg Paltavic.ini, eine siebeiibürgische Delegation mit dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten des Diözesanrats Elemér Gyár­fás und Edmund Inczcdy-Jocksmann an der Spitze, die Vertreter der Actio Catholica, Vizepräsidenten Ferdinand Gévay-Wolff und Stefan Zsembery, der Rektor der Buda­pestéi- Universität, Prälat. Patnky und viele andere. Die stille Messe zelebrierte Prälat Krywald. Nach dem Got­tesdienst begab sich eine Deputation der siébenbürgischen

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