Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. június (84. évfolyam, 121-145. szám)

1937-06-01 / 121. szám

^Dienstag, 1. Juni 1937 • 3# PESTER LLOYD emnehmen. Auf diesem Geibiete harre der Dezentralisie­rung der Industrie eine wichtige Aufgabe. Man dürfe nicht .vergessen, daß die sozialen Verfügungen der 48stü.ndigen Arbeitszeit und der Minimallöhne die Anziehungskraft der städtischen Industrie vermehren werden. Schließlich nahm er gegen die hauptstädtischen Mauten Stellung und behandelte eingehend die Frage der Melioration. Abg. Georg Mizsey (Klw.) .erklärte, der Mehrbetrag, der in dem Budget für land­wirtschaftliche Zwecke präliminiert sei, sei zu gering, auch komme in dem Budget die Unterstützung der kleinen Leute | in der Landwirtschaft leider nicht entsprechend zur Gel­­itung. Er betonte die Bedeutung des landwirtschaftlichen j Unterrichts und wies darauf hin, daß der Großgrund­besitz, nur um die Gesetze zu umgehen, sich jetzt mit der Aufforstung zu beschäftigen beginne. Abg. Ludwig Dinnyés: Es ist eine Schweinerei, daß Weizenboden aufgefor­stet wird. Vizepräsident Tahy ruft den Abg. Dinnyés zur Ord­nung. Abgeordnete Lilla Melczer (Einheit) wties darauf hin, daß die Landwirtschaft von den frühe­ren Regierungen vernachlässigt worden sei. Die Land­wirtschaft habe in dem Kriege zur Zeit der Revolutionen und den Besetzungen am meisten gelitten. Darauf sei auch zurückzaifiiihren, daß die Landwirtschaft sich im kritischesten Zustand befinde. Julius Gömbös und Kolo­­man Darányi sei es zu verdanken, daß sie die vor dem Ruin stehende Landwirtschaft gerettet haben. Eingehend beschäftigte sie sich mit dem Problem der Viehzuc/if und gab der Auffasung Ausdruck, daß man die Privatzüchter durch Kredite und Frachtbegünstigungen weitestgehend unterstützen müsse. Sie urgierte die Regulierung deis Sajö- Flusses, die Abänderung des Gesetzes über die Jagdschä­den, die Herabsetzung der Mehlumsatzsteuer und; eine befriedigende Lösung der Zuckerfrage. Den Etat nahm feie an. Abg. Dr. Meizler (Ver. Chr. P.) 'brachte das Problem der Arbeitslöhne zur Sprache, die seiner Auffassung nach nicht nur mit der geleisteten Ar­beit in keinem Verhältnis stehen, sondern überdies keine Lelbensmöglichkeiit bieten. Das Siedlungsgesetz sei in einem ungeeigneten Zeitpunkt geschaffen worden und der •Betrag, der für diesen Zweck in den Voranschlag einge­stellt ist, sei vollständig unzulänglich. Unter den gegen­wärtigen Verhältnissen müsse eher auf die Pachtgenos­senschaften und auf das Kleinpachtsystem zurückgegrif­fen werden- Die Regierung müsse den Pachtproblemen ’die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Abg. Graf Teleki (Einheit) wies darauf hin, daß die Besserung der Lage der Land­wirtschaft auch zur Besserung der Lage der Industrie und des Handels beigetragen habe. Das beweise von neuem, daß in Ungarn das Wohlergehen aller gesell­schaftlichen Schichten von der Prosperität der Landwirt­schaft abhänge. Er hob die große Bedeutung der Vieh­zucht vom Gesichtspunkte der landwirtschaftlichen Pro­duktion hervor und beschäftigte sich mit den Fragen der Futtermittelversorgung. Den Etat nahm er an. Abg. Dr. Matolcsy erklärte, er halte seine Behauptung aufrecht, daß die Besitzpolitik der Regierung vollständig berfehlt sei. Auch Graf Stefan Bethlen habe in seiner gestrigen Rede betont, daß die kleinen Landwirte von der Fideikommißreform keinen Nutzen gehabt haben. (Großer Lärm und Wider­spruch rechts.) Abg. Baron Berg: Mar. soll den Boden nicht den Juden in Pacht geben, sondern den kleinen Leuten! Abg. Graf Dominik Festetics: Ich" verpachte den Boden dem, der zu mir kommt. r(Großer Lärm links.) Abg. Matolcsy: Graf Bethlen hat im Vorjahre den Gesetzentwurf über die Fideikommisse votiert und jetzt kritisiert er ihö. Graf Dominik Festetics: Zehn Jahre hat er Zeit gehabt, und er hat während dieser langen Zeit nichts getan. (Großer Lärm auf beiden Seiten des Hauses.), Abg. Dinnyés: Fragen Sie nur den Abgeordneten Ivädy, er sitzt ja dort! (Andauernder großer Lärm auf beiden Seiten des Hauses.) Abg. Dr. Matolcsy: Es ist sonderbar, daß Graf Bethlen plötzlich das Fideikommißgesetz für Unzulänglich hält. Das ist Inkon­sequenz. Abg. 'Dr. Itakovszky: Politische Kurpfuscherei! (Andauernder Lärm.) Abg. Dr. Matolcsy: Graf Bethlen mußte ja als großer Staatsmann schön im Vorjahre gewußt haben, was dieser Gesetzentwurf be­deutet. (Andauernder Lärm auf beiden Seiten.) Im wei­teren Ver1 aufe seiner Rede beschäftigte sich Abgeordneter Matolcsy mit der sozialpolitischen Seite der Agrarprobleme und suchte den Beweis zu führen, daß die Besserung der Konjunktur keineswegs eine Besserung des Lebens­haltungsniveaus der landwirtschaftlichen Bevölkerung im Gefolge gehabt hätte. Nach wie vor werden unhaltbare Taglöhne bezahlt. Seine diesbezüglichen statistischen Daten geben zu stürmischen Zwischenrufen Anlaß, beson­ders als er einzelne Arbeitsverträge verlas, die Grund­besitzer mit ihren Arbeitern geschlossen haben. Viele Ab­geordnete rechts und links verlangten die Intervention der Verwaltungsbehörden. Der Redner unterbreitete einen Beschlußantrag, in dem dringend die Regelung der Arbeits­zeit und Arbeitslöhne der landwirtschaftlichen Arbeiter gefordert wird. Abg. Csikvändy (Einheit) beschäftigte sich mit den Fragen der Mühlenindustrie und des Bäckergewerbes und gab der Ansicht Ausdruck, daß die Qualitätserzeugnisse mit dem Bedarfe im In- und Aus­lande in Einklang gebracht werden müssen. Die ungari­schen Landwirte seien keineswegs hawdelsfeindlich ein­gestellt, da es den Produzenten gleichgültig sei, ob ihre Erzeugnisse durch das Einhandsystem, durch den Han­del oder die Genossenschaften verwertet werden. Nur müsse dafür gesorgt werden, daß die Landwirte für ihre Arbeit und für ihr investiertes Kapital weigstens so viel erhalten, daß sie einen kleinen Gewinn erzielen können. Den Etat nahm er an. \ zerne Fräulein besaß. Sie glaubte sogar, den Nieder­gang der Familie dem Verlust des Alraunenweib­chens zuschreiben zu müssen. Vergeblich habe man dessen weiblichen Charakter in der Anrede auf das Männchen übertragen und diesem auch des anderen Namen Pandora zugelegt. Vergeblich habe man dem Zauberspruch einen einladenden „Willkomm“ ange­hängt. Der Wurzehvicht sei vergrämt. „Glaubst du also an eine gewisse Fähigkeit dieses Familienkobolds, Tante?“ „Ob ich daran glaube?“ „Heute, im zwanzigsten Jahrhundert!“ „Es handelt sich nicht um Jahrhunderte, um Bildung, Aufklärung und dergleichen, sondern um Tatsachen. Schau, mein Sohn, es gibt Leute, die, wenn sie in einen Biedcrmeiersalon eintreten, wie von einem Alpdruck erlöst aufatmen; manche wer­den inmitten von Rokokomöbeln von einer beinahe unschicksamen Zärtelsucht befallen; andere halten große Stücke auf ein altes Gemälde, das Wunder wirken soll; hier und dort gellt noch die Weiße Frau um. Alles im zwanzigsten Jahrhundert... Schau bloß! Du kennst doch die Welffs. Nette Menschen, beide, aber wegen des ausgebliebenen Kindersegens einander entfremdet. Auf einmal sind Kinder da, und die Neigung frischt auf. Sie schwören, ihr Haus­heckmann, der Alraun, habe das auf die gute Pflege, die sie ihm angedeihen ließen, vollbracht... Der alte Ymbst — den kennst du ebenfalls —, wie sah doch der schon aus! Ein Spinngewebe um eine dürre Latte. Jemand läßt ihn einen Alraun suchen. Er findet ihn. Heute ist er quick und hält im nächsten Monat Hochzeit.. „Alle Wetter! Ich hörte etwas von einem ähn­lichen Zauberversuch bei den Mittgangs läuten. Der Versuch soll fehlgeschlagen haben.“ „Die Sache hat ihre Erklärung. Der Allermanns­­harnisch aus der Zaunrübenwurzel ist ein falscher Alraun. Der trügt. Denn echt muß das Stück sein. Aus der (Wurzel der Atropa Mandragora. Ihres war falsch. Das deine ist echt. Mandragora. Mehr will ich nicht sagen, mein Sohn. Man-dra-go-ra!“ Also belehrt, ikehrte Herbert heim und klügelte: „Zwanzigstes Jahrhundert hin, zwanzigstes Jahr­hundert her! Wenn die Sache doch einen 'Faden batte ...“ Dabei widmete er dem winzigen Geschenk­männchen noch mehr Aufmerksamkeit als bisher, Er wusch cs mit Sekt und kleidete es in einen modi­schen Sportanzug: in einen schottischen Sweater, eine Pumphose, in gestreifte Strümpfe und in Schuhe mit überhängender Zaekenzunge, auch klebte er ihm eine Schweizer Mütze auf den Scheitel. Unge­­scholten hätte man können den Kleinen zum Golf­­spiel antreten lassen. Aber wie er den Winzigen fertig hat und aufs Fensterbrett stellt, um sich an ihm zu ergötzen, fällt der herab und kollert eine Strecke die Böschung vor dem 'Fenster nieder. Er springt ihm nach, hebt ihn auf und schließt ihn unter vielen Entschuldi­gungen in die 'Büchse ein. Indessen zum zweiten Male springt der, in der Büchse schon, zur Erde und rollt davon. In derselben Richtung. Da spricht Her­bert: „Topp. Das will eine Bedeutung haben. Süd­ost. Immer Südost! Dort muß ich das Glück suchen. Was geht denn im Südosten Großes vor?“ Was? Die Zeitung sagt es ihm auf der ersten Seite, auf der sie zum Besuch des Eucharistischen Weltkongresses in Manila auf den Philippinen ein­lädt. Weit genug ist das Ziel. Aber Herbert scheut keine Entfernung. Sowie das Gut losgetrommelt ist, auch die Schulden beglichen sind, fährt er, mit einem geringen Restbetrag und dom Alraun in der Tasche, alb. In Genua kann er auf dem Dampfer „Corona“, der wohl keine Pilger befördert, aber Manilas Vorhafen Cavite anläuft, als Stewart ein­stehen. Nun bedient er die Gäste. Er bedient sie mit der Aufmerksamkeit und Hingebung, die er von Welhnann gelernt hat. Hier, an Bord des Dampfers, begegnet er dann — der Liebe, Eine 'hübsche kleine Genuesin, die mit ihrem Vater eine Indienreise macht und dabei auch am Kongreß teilnehmen will, ist sein täglicher Aufwar­tungsgast. Sie bezaubert ihn auf den ersten Blick, und auch ihr bleibt der junge Mensch mit den feinen Manieren nicht gleichgültig. Täglich dreimal sehen sie einander bei der Tafel. Und wenn Herbert spät­abends nach dem Tagewerk noch auf dem Deck zur Laute singt, horcht Brigitte an der Luke ihrer Ka­bine und weicht nicht vom Ort, bis er nicht auf­­hört. Beider Neigung zueinander wächst von Stunde zu Stunde, und bei einer Gelegenheit sprechen sie sich im heißen Geständnis aus. Ja, aber die Liebe hat ein schweres Hindernis: den Vater. Nie wird dieser seine Einwilligung zum Bündnis geben. Seine Tochter, die reiche Erbin, und ein armer Stewart! Beim Eintreffen in der Hauptstadt der Insel Luzon quittiert Herbert seinen Posten. Er vertraut sich dem SchiiTskapitän mit Namen und Herkunft offen an und gewinnt ihn für die Vermittlung bei dem Genueser. Aber der Alte verweigert auch dem armen 'Baron die Hand seines Kindes. Vergeblich preßt Herbert die Büchse mit dem Erdmännchen in der Faust; vergeblich herzt und pflegt er dieses innig und gibt ihm die schönsten Worte; vergeblich spricht er tausendmal die Formel mit dem schmei­chelnden Anhang „biilecom!“ ... Der Verzweiflung nahe ist er. So mengt er sich, nur um der Angebeteten nahe sein zu können, unter die Ausübenden der Andacht. Das kann man ihm nicht wehren. In der Stadt wimmeln Hunderttau­­sende fremde Menschen neben den eingeborenen Filipinos, den Igoroten und Ilongoten, die vor einer Zeit noch berüchtigte Kopfjäger waren. Von den Türmen und Zinnen der Kathedrale zur Unbefleck­ten Empfängnis wehen Hunderte von Fahnen in den Farben aller Nationen der Erde. Als Brigitte da­vor staunend steht, hält er knapp neben ihr. Er hält in ihrer Nähe, als Monsignore Pedro Santos, der Erzbischof des fernöstlichen Tausendinsellandes, mit Die Rede des Ministerpräsidenten und Ackerbanministers. Hierauf ergriff Ministerpräsident Dr. Darányi als Inhaber des Ackerbauportefeuilles däis Wort, dankte zunächst den Abgeordneten aller Parteien, die mit größter Liebs und vollem Verständnis die wichtigen Probleme der Landwirtschaft behandelt hätten und von der Über­zeugung durchdrungen seien, daß die Landwirtschaft in vielen Belangen d«s Fundament des ungarischen Wirt­­sefoafideibens bilde und mehr bedeute als einen Be­schäftigungszweig, denn ihr Schicksal sei mit dem Schicksal der Nation engstens verbunden. Der Minister­präsident reflektierte sodann kurz auf die durch die einzelnen Redner vorgebrachten Fragen, hob die Be­deutung der Pferdezucht hervor, wies auf die Reform der Hochwatsserschutzgeseillsohafteii hin und betonte, daß die wichtigste Vorbedingung der Rentabilität der Landwirt­schaft, die Stabilität der weltwiiAschaiftliohten Verhält­nisse, leider noch immer fehle. Die ständige Veränderung der VerwerluiUJSmöglichkeiten beeinträchtige die Pro­duktion, die nicht vom einem Jahr auf das andere umge­stellt werden könne. Darum sei es unvermeidlich, daß Die Interventionspolitik. Er könne zum Beispiel nicht denjenigen folgen, die den Ausweg einzig und allein im freien Verkehr finden. Dem freien Verkehr und überhaupt die wirtschaftliche Freiheit halte die Regierung für einen außerordentlich wertvollen und anspornenden Faktor, vorausgesetzt, daß sich die gesunden Tendenzen der Freiheit gel tend­­rnachen. Auf dieser prinzipiellen Grundlage erblicke er auch in der staatlichen Einmengung nie ein Ziel, sondern nur ein Mittel zur Verwirklichung der unbedingt zu be­rücksichtigenden öffentlichen Interessen. Gerade darum halbe die Regierung die Gebundenheit des Verkehrs nach Tunlichkeit nicht im Zwangswege dem wirtschaftlichen Lieben aufoklroyiert, sondern in den meisten landwirt­schaftlichen Zweigen den Interessenvertretungen der Produzenten die Entscheidung überlassen, welches System sie auf dem Gebiete dbr Verwertung anzu wenden wün­schen. W;ir befolgen ein Venwertungssystem nicht nur, weil auch der übernehmende ausländische Markt auf der Grundlage dieses Systems stehe, sondern weil auch der Schutz dér Produzenten und der Schutz der Preise dieses System erheische. Mit Recht habe Graf Bethlen darauf hingewiesen, daß in der ganzen Welt Intervemtionismns herrsche ohne Rücksicht darauf, daß die betreffenden Staaten sich zu einer demokratischen oder •diktatorischen Staatsform bekennen. Gesicherte Märkte können nur durch den Aushau eines größeren wirtschaffspolitischen Systems erreicht werden, und gerade das habe es not­wendig gemacht, daß wir Teilhaber die-r sogenannten römischen Pakte seien. Die in den römischen Pakten niedergelegten Prinzipien wollen auch wir weiter auf­­rechterhatten, doch werden * wir mit Rücksicht darauf, daß unsere gegenwärtige wirtschaftliche Lage wesentlich von der zur Zeit des Abschlusses des Paktes abweiche, die Bestimmungen dieses Paktes einer sorgfältigen Über­prüfung unterziehen. Die Tatsache, daß jetzt die Weizen­überschüsse der Welt stark zurück gegangen seien, wollen wir bei den bevorstehenden Verhandlumgen im Interesse der ungarischen Landwirtschaft verwerten, und wir hoffen, daß Italien und Österreich diesbezüglich uns auch diesmal verständnisvolles Entgegenkommen zeigen werden. Auch unsere politischen Widersacher können die Tatsache nicht leugnen, daß unser Bestreben, durch einen Preisschutz die Rentabilität der landwirt­schaftlichen Betriebe zu steigern, von Erfolg gekrönt der Staat mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bestrebt sei, die ständigem Schwankungen der Ver­­wertungskonjuniklur einzudämmen. Die diesbezügliche Arbeit der Regierung könne nur auf dem Boden der Wirklichkeit aufgebaut werden und der Ministerpräsident «ei nicht geneigt, für irgendwelche romantische Ziele romantische Mittel in Anspruch zu nehmen. (Lebhafte Zustimmung auf beiden Seiten des Hauses.)

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