Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. június (84. évfolyam, 121-145. szám)

1937-06-01 / 121. szám

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Unverlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt, noch zurtickgestellt. Briete ohne Rückporto nicht beantwortet Offerten sind Dokumente nur ln Ab­schrift beizulegen. Für Beilagen lehnt di« Administration jede Verantwortung ab. Redaktion und Administration Budapest, V. Mária VaWrla-ucca 14 Telephone: Redaktion i l-SfS-20, nach Mitternacht 1-848-26. Administration: 1-849-09. 84. Jahrgang, Budapest, Dienstag, 1, Juni 1937. Nr. 121 Zuversichtliche Beurteilung der Spanien-Krise. Ernste diplomatische Aufgaben. Budapest, 1. Juni. In allen europäischen Hauptstädten hat nun­­nehr der drückende Pessimismus, der noch gestern mittag allgemein herrschte, einer zuversichtlichen Beurteilung der Lage Platz gemacht. Die gestrige deutsche und italienische Erklärung, es sollten nach íder Bombardierung von Almeira keine weiteren Ver­geltungsmaßnahmen getroffen werden, hat die Ge­fahr kriegerischer Verwicklungen beseitigt, so daß heute nunmehr auch die Schuldfrage der objektiven Diskussion freigegeben «st. In ihrer Beantwortung herrscht freilich keinerlei Einigkeit: nach deutscher und italienischer Ansicht war die Beschießung Al­­merias die einzig mögliche Form des wirksamen Protestes gegen solche Übergriffe der Valencia- Regierung, wie sie im Fliegerangriff auf italienische und deutsche Schiffe zum Ausdruck kamen, und euch die einzig mögliche Maßnahme zur Verhinde­rung neuerer Angriffe; nach maßgeblicher fran­zösischer und englischer Auffassung war dagegen diese Airt der Retorsion unberechtigt und beschwor außerdem eine akute Kriegsgefahr herauf. So sehr in Berlin begrüßt wird, daß Rom sich in jeder Beziehung solidarisch gezeigt hat und — wie dies auch in Anbetracht der Festigkeit der Achse Rom-—'Berlin nicht anders zu erwarten war — Italien sidh gleichzeitig mit Deutschland vom Nichtein­mischungsausschuß und von der Kontrolle zurück­gezogen hat, ebenso sehr wird in Paris und London bedauert, daß dadurch die internationalen Sohlicih­­tungsarbeiten im spanischen Bürgerkrieg erschwert werden. Da weder Italien noch Deutschland mit der Regierung in Valencia diplomatische Beziehungen aufrechterhalten und da ferner im gegenwärtigen Falle auch über den Nichteinmischungsausschuß die Genugtuungswünsche der beiden Länder Valencia nicht mitgeteilt werden können, sind alle Verhand­lungen behindert. Es wurden auch noch nicht die Bedingungen Berlins und Roms präzisiert, die sie aufstellen, um an den Neutralitätsfunktionen wieder teilzunehmen. Solange dies nicht geschieht, wird freilich immer noch * ein guter Rest der Spannung bestehen bleiben. Die Diplomatie hat nun die Aufgabe, Deutsch­land und Italien wieder an den Londoner Verhand­lungstisch zu bringen, und es ist trotz der jetzigen Undurchsichtigkeit der Mittel und Wege, die dies ermöglichen würde, zu hoffen, daß die Mäßigung und Zuriichkaltung aller Parteien, die in den letzten vierundzwanzig Stunden ein gewaltiges Werk der Friedenserhaltung vollbracht hat, auch dieser Schwierigkeiten Herr werden wird. Englisch-französischer Schritt in Berlin. Paris, 1. Juni. (United Press.) Die französische und die engli­sche Regierung haben auf diplomatischem Wege die Reichsregierung ersucht, von weiteren Retorsionen abzusehen, die den europäischen Frieden gefährden und zum Krieg führen könnten. Gleichzeitig haben die beiden Regierungen dem Deutschen Reich ange­­boten, durch eine neutrale Untersuchung die Verant­wortung für d!as Bombardement des deutschen Panzerschiffes festzustellen. . Leichte Beruhigung in London. — Un­einheitliche Beurteilung der Schuld­frage. London, 1. Juni. (Inf.) Nach' der gestern in London abgegebe­nen deutschen Erklärung, wonach mit der Beschie­ßung von Almeria die Vergeltungsmaßnahmen Deutschlands beendet seien, hat sich in politischen Kreisen eine leichte Beruhigung bemerkbar, gemacht, wenngleich die Lage noch immer als ernst betrach­tet wird. Die Presse nimmt eine durchweg deutsch­freundlichere Haltung ein, als dies nach dem Be­kanntwerden des Zwischenfalles der Fall war. Sogar die Times schreiben: Die deutsche Regie­rung hat mit der Behauptung, daß die Angriffe der republikanischen Flieger unproviziert waren, wahr­scheinlich Recht. Weiter wird heute zugegeben, daß die „Deutschland“ zur Zeit des Angriffes vorschrift­­mäßig und an richtiger Stelle vor Anker lag. Schließ­lich kommt das Blatt zu dem Schluß, daß es für jeden Fall dringend notwendig ist, Deutschland und Italien wieder in den Nichteinmischungsausschuß zurückzubringen. Diese Ansicht vertritt auch Daily Telegraph, der feststellt: Was immer auch die Wahrheit sei, Tat­sache ist, daß durch die weitgehende Störung des Werkes des Nichteinmischungsausschusses die spa­nische Frage wieder zu einer Gefahr für die Aussöh­nung in Europa wird, die bemerkenswerte Fort­schritte zu machen schien. Die am Montag von Bot­schafter Ribbentrop abgegebene Erklärung wird in diesem Sinne als ermutigend und hoffnungsvoll hin­gestellt. Morning Post schreibt: Ein Schiff angegriffen und eine große Anzahl von Seeleuten getötet und verletzt zu haben, würde jede Nation aufreizen, be­sonders wenn das Verbrechen dem Anschein nach mit Vorbedacht und Absicht begangen worden sei. Auch dieses Blatt unterstreicht die Bedeutung der geforderten Garantien und betont, daß leere Ver­sprechungen nicht allzu viel Vertrauen einflößen würden. Daily Express stellt in seinen Ausführungen fest, daß der Fall „Deutschland“ eine schwere Herausforderung bedeute. Das Blatt erinnert daran, daß es für die deutschen Vergeltungsmaßnahmen einen ähnlichen Vorgang in der Geschichte der eng­lischen Flotte gebe. News Chronicle stellt fest, daß das brutale Vor­gehen der Deutschen, das dem Zwischenfall von Ibiza folgte, mit keinem Wort gerechtfertigt werden könne. Das Blatt führt zum Beweis dafür an, daß England im Falle „Hunter“ nicht sogleich zu den deutschen Maßnahanen gegriffen und Kriegsschiffe entsandt habe. In das gleiche Horn bläst Daily Telegraph, nach dessen Ansicht kein Geschütz zu groß ist, um gegen die deutschen Vergeltungsmaßnahmen aufge­fahren zu werden. Dieses Blatt läßt sogar die Schuldfrage offen, wobei nicht schwer zu erraten ist, wen es als den Schuldigen betrachtet. Gedämpfter Optimismus in Paris. — Man hofft, Deutschland und Italien wieder für aktive Nichteinmischungspolitik ge­winnen zu können. Paris, 1. Juni. (Inf.) In maßgebenden Kreisen hat man, wie die Agence Radio berichtet, in den Nachtstunden die durch den deutsch-spanischen Zwischenfall geschaf­fene Lage als nicht mehr so gefährlivh wie gestern erachtet. Die von der Reichsrogierung über die Be­schießung des Hafens Almeria abgegebene Erklä­rung hat in maßgebenden Kreisen die Überzeugung aufkommen lassen, daß cs sich um eine ausge­sprochene und in ihrer Tragweite genau umschrie­bene Vergeltungsmaßnahme handle. Auch das vor­läufige deutsche Fernbleiben von den Arbeiten des Londoner Nichteinmischungsausschusses wird in Paris so ausgelegt, daß es sich um keinen endgülti­gen Bruch handle, sondern im Gegenteil die Hoff­nung gestattet sei, die deutsche Regierung werde sich nach Erfüllung ihres Wunsches auf Schutzmaßnah­men für die mit der Überwachung der spanischen Küste beauftragten Kriegsschiffe nicht unversöhn­lich zeigen. In diesem Zusammenhang wird in Paris die Er­richtung sogenannter neutraler Zonen angeregt, wo die mit der internationalen Kontrolle beauftragten Schiffe vor Anker gehen und ihre Mannschaften nach den Anstrengungen auf hoher See die notwen­dige Ruhe finden könnten. Auch die Tatsache, daß cs die Valencia-Regierung bisher unterlassen hat. den Antrag auf Einberufung des Völkerbundrates zu stellen, ist in Paris mit Befriedigung aufgenommen Worden, weil man darin die Möglichkeit sieht, einer weiteren Verschärfung des Zwischenfalles vorzubeu­gen und ihn durch den Londoner Nichteinmi­schungsausschuß in der einen oder anderen Weise beilegen zu lassen. AU diese Faktoren wirkten zusammen, um M Paris heute einen gedämpften Optimismus aufkom­­men zu lassen, so daß man sich zu der Hoffnung berechtigt glaubt, daß ernste internationale Kompli-i kationén vermieden werden können. Paris, 1. Juni. (Inf.) Die aus Berlin kommende Nachricht, daß die Reichsregierung die Vergeltungsmaßnahmen gegen die Valencia-Regierung vorläufig mit der Beschießung von Almeria als abgeschlossen betrachte, ist in diplo­matischen und parlamentarischen Kreisen mit fühl­­barer Erleichterung aufgenommen worden. Gewisse Kreise meinen allerdings bedauern zu müssen, daß Deutschland „eine Kriegshandhmg mit einer anderen Kriegshandlung beantwortete, anstatt die Beilegung des Zwischenfalles dem Londoner Nichteinmischungs­­ausschuß zu überlassen“. Le Matin stellt mit Befriedigung fest, daß allen» Anschein nach der ernste Zwischenfall keinen inter­nationalen Konflikt nach sich ziehen werde. Dis Kriegsgefahr sei für den Augenblick beseitigt. Deutschland habe seine Macht dokumentiert und scheine sich damit zu begnügen. Man halbe deshalb am Montag abend eine gewisse Entspannung ver­zeichnen können. Le Jour schreibt, die ganze Welt Habe Montag das Schlimmste befürchtet. Nach den letzten Nach­richten scheine Deutschland jedoch_ nicht daran zu denken, seine Flottenaktion fortzusetzen, ln zustän­digen Kreisen hoffe man, Deutschland und Italien in den Londoner Nichteinmischungsausschuß zurück­führen zu können. Neben der kommunistischen Humanité war es Petit Journal Vorbehalten, die französische Regierung zur Änderung ihrer Politik gegenüber Spanien, das heißt zur Aufgabe der Nichteinmischung, aufzufor­dern, „denn“ — so gesteht der Verfasser — „die Männer, die im Volköfrontspanien an der Macht sind, sind unsere Freunde, deren Sieg wir alle wünschen“. Es handelt sich darum, die Sicherheit Frankreichs sicherzuslcllen und die freien Völker zu verteidigen. Der Außenpolitiker des Regierungsblattes Po pulaire befindet sich zur vorsichtigen Zurückhaltung der amtlichen Stellen in Widerspruch. Er zieht in einem scharfen Artikel gegen Deutschland los, spricht die Regierung in Valencia von jeder Verantwortung für den Zwischenfall frei und wirft Deutschland vor mit der Beschießung von Almeria einen „unerhörter Akt“ begangen zu haben. Auch Italien beobachtet Entspannung. Rom, 1. Juni. (MTI) In der Presse spiegelt sich nach den Re­­torsionsmaßnahmen von Montag eine gewisse Ent­spannung wider und allé Anzeichen weisen darauf hin, daß der Zwischenfall ah der spanischen Küsl* nach dem Bombardement von Almeria wohl als ab­geschlossen betrachtet werden kann, daß aber in? Falle der Wiederholung ähnlicher Angriffe zu nie) energischeren Retorsionen gegriffen werden soll! Di« Presse schreibt die Verantwortung für den jüngsten Vorfall in vollem Maße Sowjetrußland zu. Die Bombardierung der „Deutschland“, schreibt Popolo d’Italia, wäre völlig unbegreiflich, wenn wir nicht wüßten, daß Valencia den Befehlen einer fremden Macht gehorcht. Es gibt in Europa nur eine einzige Macht, in deren Interesse der Ausbruch eines Weltkrieges liegt, und diese Macht ist Sowjetrußland. Deutschland habe jetzt erklärt, daß es nach dean Bombardement von Almeria an keine weiteren Ver­geltungsmaßregeln denke, würde abeT Valencia wieder zu Gewalttaten greifen, dann könnte tatsäch­lich das eimtreten, was Moskau wünscht. Berlin begrüßt die solidarische Haltung Roms. — Nach dem Vergeltungsakt in Almeria kein Grund zur Nervosität. -— Blomberg reist heute, wie längst geplant, nach Rom. , »ft iBerlin, 1. Juni, (Inf.) Die Morgenblätter begrüßen auf das leb­­hafteste den Entschluß der italienischen Regierung, sich dem Vorgehen des Reiches bezüglich 'des Aus­scheidens aus dem Londoner Nichteinmischungsaus­schuß anzuschließen. Sie sehen hierin auch bei die­ser Belastungsprobe eine neue Bewährung der Achse Berlin—Rom mit einer Selbstverständlichkeit, an der nie irgendwelche Zweifel hätten aufkommen können Die deutschen Geschütze vor Almeria aber haben' Valencia und Moskau klar gemacht, was es heiße, die deutsche Flagge anzutasten. Es sei Vergeltung geübt worden ohne vieles Reden und langes Zögern,

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