Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. december (84. évfolyam, 273-297. szám)

1937-12-01 / 273. szám

• 4 ® Mittwoch, Í. Dezember 193t PESTER LLOYD Friedenspolitik nicht genügt, das Bestehende in star­rem oder brüchigem Zustande zu erhalten, sondern daß dazu gehört, die zu einer Befriedung notwendige Zufriedenheit in allen ihren Aspekten nach Recht und Billigkeit zu schaffen. s Berlin, 30, November. (MTI) Man vermerkt es in Deutschland stets mit Genugtuung, wenn außerhalb der Reicbsgrenzen eine Zunahme der Erkenntnis von der Friedfertig­keit der Ziele der deutschen Außenpolitik und der Zweckmäßigkeit der deutschen Friedeusgestaltung wahrzunehmen ist. Man dürfte daher in der An­nahme nicht fehl gehen, daß man hier mit Befriedi­gung dem Londoner Kommuniqué entnehmen zu können glaubt, daß die Ausführungen von Lord Halifax bei den Londoner Besprechungen mit dazu beitrugen, die Beseitigung von alteingewnrzeHen Vor­urteilen hinsichtlich der deutschen Ziele und Metho­den zu erleichtern. Es bleibt abzuwarten, ob im wei­teren über das Ergebnis der Besprechungen noch genaueres zur Kenntnis der Öffentlichkeit gelangt. Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Tschecho-SIowakei. — Deutsche For­derungen — tschechische Konzessionen. London, 30. November. (MTI) News Chronicle meldet aus Prag: Nach einer Information aus zuverlässigen Prager Kreisen hat Lord Halifax dem Reichskanzler Hitler mitgeteilt, daß England am dem, was in der Tschechoslowakei geschehe, nicht vollkommen uninteressiert sein könne. Hitler antwortete, daß Deutschland die Schwierigkeiten im der Tschecho-SIowakei nicht ge­waltsam beheben wolle. In Prager Kreisen glaubt man zu wissen, daß die deutschen Forderungen fol­gernde sind: 1. Zulassung der Organisierung der Nationalsozialistischen Partei für die in der Tschecho­slowakei lebenden Deutschen. 2. Zügelung der anti­­nationalsozialistischen Tätigkeit der in der Tschecho­slowakei lebenden deutschen Flüchtlinge. 3. Erhöhte ZuUmmg der deutschen Zeitschriften und Bücher, die Selbstbiographie Hitlers mitinbegriffen. Die tsche­chische Regierung ist im Interesse einer Milderung der Spannung zu folgenden weitgehenden Konzessio­nen geneigt: 1. Der Bestand der Nationalsozialisti­schen Partei darf nach der Ansicht der verantwort­lichen tschechischem Faktoren den Staat nicht be­drohen. Insbesondere bietet Deutschland die Gewähr dafür, daß die Tätigkeit der Nationalsozialisten unter die Kontrolle des deutschen Gesandtem gelangt, der keine antitschechische Tätigkeit duldet. 2. Die poli­tische und Pressetätigkeit der deutschen Emigranten wird von den Prager Behörden einer Kontrolle unter­zogen; diese Behörden sind aber nicht geneigt, den Betreffenden die Aufenthaltsbewilligung zu entziehen. 3. Die Prager Regierung empfiehlt eine Ausgleichs­lösung, wonach man Zeitungen und Bücher in ent­sprechender Zahl aus Deutschland zuläßt. In Prag ist man dahin informiert, daß die deutsche Regierung das größte Gewicht auf eine Besserung der materiel­len Lage der in der Tschecho-SIowakei lebenden deutschen Minderheit legt, und daß Prag auch ge­neigt ist, diesen Wunsch zu erfüllen, soweit dies die nationale Souveränität und das nationale Interesse zuläßt, Prag, 30. November. Die Londoner Beratungen stehen im Vordergrund des politischen Interesses, wobei sich in den Erörte­rungen der Regierungsblätter eine starke Nervosität über den Artikel der Times kundgibt. In der Absicld, die tscheche-slowakische Öffentlichkeit zu beruhigen, ■unterstreicht die Presse die Einmütigkeit in den An­­schamingm der französischen und der englischen Staatsmänner und knüpft daran die Hoffnung, daß Frankreich auch weiterhin die Interessen der Tschecho-SIowakei wahren werde. Außerdem beto­nen die Blätter, daß der Standpunkt der Times nicht die Ansicht der britischen Regierung verdolmetsche. Lidové Noviny, die dem Außenministerium nahe­­stehem, glauben, die Times wollten einen Druck auf die französische Abordnung ausüben. Venkov, das Blatt des Ministerpräsidenten, führt di'e Haltung der Times auf ihre Abneigung gegen den tschecho-slowakischen Pakt mit Sowjetrußland und auf ihre Feindschaft gegen den Bolschewismus zurück. Prag, 30. November. (MTI) Aus Anlaß des Londoner Besuches der französischen Staatsmänner schreibt Ceské Slovo, daß die Tschecho-SIowakei mit ruhigem Gewissen in die Zukunft blicke, weil sie sich über die Lage im reimen sei. Sie wisse, daß die tschecho-slowakische Selbständigkeit das Schwergewicht der europäischen Maohtlage und die Achse des Friedens im Herzen Europas sei. Wer diese Achse aus dem Gleichgewicht bringe, rufe die Katastrophe Europas hervor. Die Tschecho-SIowakei vertraue auf ihre Verbündeten. Chautemps und Delbos seien nicht nur in Vertretung Paris’, sondern euch in Vertretung Prags nach Lon­don gereist. _________ ITALIEN. Erhöhung der Warenumsatzsteuer. Rom, 30. November. (MTI) Das Amtsblatt veröffentlicht in der Dienstag­­nummer eine königliche Verordnung, wonach die Waren­­umsatzsteuer mu sofortiger Wirksamkeit um 3 Prozent erhöht wird. Die Warenumsatzsteuer einiger Posten wurde höher festgesetzt, sie erreicht bei manchen Posten :12 Prozent, Exposé Dr. Fabínyís vor dem Finanzkomifee des Völkerbundes. Genf, 30. November. (MTI) Das Finanzkomitee des Völkerbundes be­faßte sich am Dienstag mit der wirtschaftlichen und finanziellen Lage Ungarns. Am Vormittag wurden der Budapester Vertreter des Finanzausschusses Royall Tgler und der Berater der Ungarischen Nationalbank Bruce angehört. Am Nachmittag hielt Finanzminister Dr. Fabingi sein Expose. Der ungarische Finanzminister war in Gesellschaft des ungarischen Gesandten in Bern La­dislaus Velics, des Legationsrats Ladislaus Bartók, des Ministerialrates im Finanzministerium Béla Csi­­zik und des Vizedirektors der Ungarischen Nationial­­bantk Richard Quandt erschienen. Zu Beginn seines Exposes widmete Finanzmini­­sler Fabingi einige pietätvolle Worte dem Andenken des jüngst verstorbenen und verdienstvollen Mit­glieds des Finanzausschusses Ter Meiden. Im ersten Teil seines Vortrages befaßte sich Fi­nanzminister Fabingi mit der Erörterung der tat­sächlichen Ergebnisse des im Juni 1937 abgeschlos­senem Budgetjahres 1936/37. Er behandelte ausführ­lich die Einnahmen und Ausgaben der staatlichen Administration und einzelner staatlicher Betriebe und betonte, daß seit Ausbruch der Weltkrise das vergangene Budgetjahr das erste war, in dem bei Abschluß statt der bisherigen Defizite ein Gleich­gewicht wiederhergestellt wurde. Sodann befaßte sich der Finanzminister mit den bereits in Angriff genommenen Vorbcroitungsaribei­­ten für das nächste Budgetjahr und erörterte auch die am 1. Januar des nächsten Jahres in Kraft tretende Gehaltserhöhung der öffentlichen Ange­stellten, sowie die von der Regierung geplante Alters­versicherung der landwirtschaftlichen Arbeiter und andere wichtige Probleme. Recht ausführlich behandelte er schließlich die Regelung der Auslandschulden und erörterte nicht ■nur die Grundsätze, sondern auch die bisher zustande gekommenen Vereinbarungen, sowie die Verhand­lungen, die gegenwärtig im Gange sind. Im weiteren Verlaufe wandte sich Finanz­minister Fabingi den Ergebnissen unseres Außen handeis, der Devisenbewirtschaftung und der Lage der Ungarischen Nationalbank und anderer Geld­institute zu. Schließlich gab er ein zusammenfassen­des Bild über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes. Dem fast einstündigen Vortrag schloß sich ein längerer Gedankenaustausch an. Der ungarische Finanzminister gab ausführliche Antworten auf die Fragen, die der Präsident des Ausschusses und ein­zelne Mitglieder an ihn gerichtet hatten. Erregung in amtlichen amerika­nischen Kreisen wegen der beabsichtigten japanischen Kontrolle chinesischer Zölle. Washington, 30. November. (United Press.) Von seiten des Staatsdepar­tements wurden heute erneut Erklärungen über die Haltung der Vereinigten Staaten im Fernen Osten abgegeben. Man gab zu verstehen, daß die Politik der Bundesregierung auf dem Entschluß bestehe, dem amerikanischen Handel die offene 1'iir in China zu erhalten. In den Erklärungen kam die Befürch­tung zum Ausdruck, daß eine Ergänzung der militä­rischem Aktionen Japans in China durch eine japa­nische Kontrolle der chinesischen Wirtschaft den U. S. A.-Handcl aus China ebenso herausdrängen würde, wie seinerzeit aus der Mandschurei nach der Schaltung von Mandschu.kuo. In diesem Zusammen­hänge wurde die Ansicht vertreten, daß die letzten Vorstellungen des amerikanischen Botschafters in Tokio die Eröffnung eines seit langer Zeit beabsich­tigten diplomatischen Kampfes um die Erhaltung gleicher Handelsprivilegien für alle Nationen in China darstellen. Man strebe eine Auseinander­setzung Japans an, die entscheiden solle, wie weit Japan in der Konsolidierung seiner Wirtschafts­gewinne im China gehen könne. Die Beamten des Staatsdepartements zeigten sich über die angeblichen Absichten Japans, die chinesischen Zölle unter japanische Kontrolle zu nehmen, erregter, als über irgendeinen anderen japanischen Schritt seit dem Beginn der japanisch-chinesischen Feindseligkeiten. Zur Behandlung der Darmträgheit bei Frauen ist das rein natürliche „Franz-Josef“-BiUcrwasser, infolge seiner durchaus zuverlässigen und außerordentlich milden Wirkung, hervorragend geeignet. Fragen Sie Ihren Arzt. JUGOSLAWIEN. Die Italienreise Stojadinovicsk Belgrad, 30. November. (MTI) Ministerpräsident Stojadinovics wird vor­aussichtlich am 4. Dezember mit seiner Gemahlin nach Italien reisen. Er wird sich nach den bisherigen Plänen sechs Tage in Italien aufhaltsn, mit Mussolini Besprechungen pflegen und auch beim König in i Audienz erscheinen. Am 10. kehrt er nach Belgrad I zurück, wo er für den 12. den Besuch des französi­­* sehen Außenministers Delbos erwartet, Die belgische Regierungserklärung. Sprachenzugeständnisse an die Flamen in Verwaltung und Armee. Brüssel, 30. November. Die heute nachmittag vom Ministerpräsidenten Janson in der Kammer verlesene Regierungserklä­rung betont den Willen der Regierung zur Verteidi­gung der verfassungsmäßigen Freiheiten und zur kulturellen Entwicklung der beiden Sprachengemein­den im Rahmen einer sozialen und großzügigen Po­litik. Die Regierung werde die in der Regierungs­erklärung vom 24. Juni 1936 umrissenen Programm­punkte, die die Zustimmung einer bedeutenden Mehrheit gefunden habe, fortsetzen. Die Erklärung des Ministerpräsidenten kündigt sodann äfi, daß auf dem Gebiete der staatlichen Verwaltung künftig ein­sprachige Abteilungen mit flämischer, bezw. fran­zösischer Sprache geschaffen werden, wobei die Ein­heit der Leitung und der Rechtsprechung gewahrt werden soll. In der Armee werde die Einheit der Ka­ders des Offizierskorps aufrechtbleiben. Dem Solda­ten werde aber die Ausbildung in seiner Mutter­­spräche zuteilwerden, wobei die sprachliche Einheit das Regiment und womöglich die Division sein soll. Mit Bezug auf die Außenpolitik kündigte die Regie­rungserklärung an, daß Belgien auch weiter eine Politik der Unabhängigkeit in Europa befolgen werde. Diese Politik werde in dem Sinne realistisch sein, als keine Maßnahmen zur Verstärkung der Sicherheit des Landes vernachlässigt werden würden. Belgien bleibe auch den Grundsätzen des Völkerbun­des treu und sei bereit, auch künftig an allen kon­struktiven Werken des Friedens mitzuarbeiten. BRITISCHES REICH. Der Kricgsminisicr beim König. London, 30. November. (MTI) König Georg VI. hat heute im Bucking­ham-Palast den Kriegsminister Hore-Belisha in län­gerer Privataudienz empfangen. ÖSTERREICH. Ein Fememord im Burgenland. Wien, 30. November. (MTI) Wie aus Oberwart gemeldet wird, ist der 28jährige Landwirt Johann Weichselberger von un­bekannten Tätern durch drei Schüsse getötet wor­den. Die Leiche wurde in den Wald geschleppt und mit einem Mantel zugedeckt. Gegenwärtig sind vier Personen in Haft, die mit der Tat in Zusammenhang gebracht werden. Wie das Blatt Telegraf schreibt, haben die Er­hebungen der Gendarmerie den Verdacht erstehen lassen, daß es sich um einen Mord mit politischem Hintergründe handelt. Weichselberger war vor eini­ger Zeit aus einer illegalen politischen Organisation ausgetreten und seither verfolgten ihn seine ehemali­gen Gesinnungsgenossen mit ihrem Haß. Ein Raub­mord scheint nach dem Blatte so gut wie ausge­schlossen. Wien, 30. November. (MTI) Zu dem am Landwirt Johann Weichsel­berger verübten Mord wurde heute abend ein Kom­munique veröffentlicht, in dem es heißt: Weichselberger, der bis vor kurzem begeisterter Anhänger der illegalen nationalsozialistischen Bewe­gung war, hatte in der letzten Zeit schwere Differen­zen mit Parteigenossen. Es besteht der dringende Verdacht, daß es sich um einen Mord mit politi­schem Hintergrund handelt. Im Zuge der Erhebun­gen wurden von der Sicherheitsbehörde bisher fünf­zehn Personen in Verwahrung genommen. TSCHECHOSLOWAKEI. Justizminister Dérer gegen die slowakische Autonomie. Prag, 30. November. (MTI) Justizminister Derer hielt in Pozsony einen Vortrag über die immer stärker werdende slowakische Autonomiebewegung. Der Minister erklärte, daß ein großer Teil der Anhänger dieser Bewegung Agenten der Revisions, propaganda wären. Der Gedanke der Autonomie, sagte Derer, sei das Residuum des tausendjährigen Hui\garismus. Scharfe Feststellungen des Sudetendeutschen Dr. Rosche. Prag, 30. November. (MTI) In der Debatte über den Budgetentwurf für das Jahr 1938 stellte der sudetendeutsche Abge­ordnete Dr. Rosche u. a. fest, daß im alten öster­reichischen Staatenbund mit den Tschechen niemals so drastisch und unmenschlich um gegangen worden sei, wie etwa jetzt in der tschecho-slowakisthen Re­publik mit den Deutschen. Die Sudetendeulschen wünschen nichts, als das Recht, innerhalb der tschecho-slowakischen Grenzen auf Grund einer de­mokratischen Verfassung zu leben. Dr. Rosche schlug eine Volksabstimmung vor, die feststellen würde, ob die Klagen der Sudetendeulschen berechtigt seien oder nicht.

Next