Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. december (84. évfolyam, 273-297. szám)

1937-12-01 / 273. szám

PESTER LL.OYD • 2 • Mittwoch, 1. Dezember 1937 zwei Tagen von England und Frankreich erörtert worden seien, zu besprechen. Aber diese Gelegen­heiten seien verpaßt worden. England und Frank­reich müßten sich darüber im klaren sein, daß auf sie die Schuld zurückfalle und sie dafür verantwort­lich zu machen seien. Paris: Die Sozialisten for koloniale Konzessionen an Deutschland. — Hinweis auf die Einbeziehung Italiens in die Verhandlungen ■ Paris, 1. Dezember. (Inf.) Ministerpräsident Chautemps und Außen­minister Delbos sind gestern nacht wieder in Paris cingetrofTen. Sie wurden im Bahnhof vom Pariser englischen Botschafter Sir Eric Phipps begrüßt. Einige hundert Personen hatten sich im Bahnhof eingefunden, die die Minister lebhaft begrüßten. Diese gaben den zahlreich erschienenen Presse­vertretern keinerlei Erklärungen ab. Die Morgenpresse kommentiert weiterhin ein­gehend die Londoner Verhandlungen und billigt im allgemeinen deren Ergebnisse. Alle Blätter betonen, daß die enge englisch-französische Entente bestätigt worden sei, und zeigen sich darüber sehr befriedigt. In mehrspaltigen fetten Überschriften bringen die Blätter schon äußerlich zum Ausdruck, daß sie diese j Bestätigung der französisch-englischen Entente als das für Frankreich wichtigste Ergebnis der Lon­doner Reise der französischen Staatsmänner halten. Der offiziöse Petit Párisién schreibt zu dem Er­gebnis der Londoner Besprechungen, daß man jetzt die europäischen Gespräche durch Informierung der deutschen und der italienischen Regierung über die Londoner Besprechungen fortsetzen werde. Diese Aufklärungsarbeit könne der Ausgangspunkt neuer internationaler Meinungsaustausche werden, voraus­gesetzt, daß alle Verhandlungspartner guten Willen zeigen. Der nationalistische Jour glaubt als besonders bemerkenswert feststellen zu können, daß der eng­lische Ministerpräsident Chamberlain seinem Wun­sche Ausdruck gegeben habe, Sowjetrußland solle aus den kommenden Verhandlungen ausgeschaltet werden. Le Petit Parislen und andere offiziöse Blätter erklären dagegen auf das bestimmteste, daß Eng­land keineswegs versucht habe, Frankreich von Sowjetrußland zu trennen. In L’Echo de Paris glaubt Pertinax feststellen zu können, daß jede deutsch-englische Sonder­entente dank der sehr klaren Versicherungen, die der englische Ministerpräsident den französischen Staatsmännern gegeben habe, ausgeschaltet worden sei. Ganz allgemein erklärt das Blatt, daß hinsicht­lich einer Gesamtregelung der europäischen Pro­bleme den französischen und den englischen Mini­stern ziemlich vage Ideen vorschwebten. L’Époque setzt sich dafür ein, daß man sich vorerst einmal allgemein über die Probleme mit Deutschland und Italien verständigen müsse, ehe man über die Kolonialfrage spreche. In dieser Frage werde man während der Übergangszeit an eine Re­gelung des Rohstoff problems durch Schaffung be­sonderer internationaler Gesellschaften herangehen. Die eigentliche Kolonialfrage werde erst danach an­geschnitten werden. Man werde auch das italienische Imperium anerkennen. Aber in allen diesen Fragen sei in London keine Entscheidung gcfsflScn. Man habe sich nur verpflichtet, darüber zu ▼erhandeln. Die in dem Kommuniqué erwähnten fernöstlichen Probleme stellen nach Ansicht der Epoque einen ; wirksamen Appell an die Vereinigten Staaten dar, um sie der Teilnahme der beiden europäischen Groß­mächte an der Verteidigung der gemeinsamen Inter­essen dm Fernen Osten zu versichern. Der sozialistische Populaire stellt fest, daß die auf das Kolonialproblem bezüglichen Stellen die wichtigsten im Londoner Kommuniqué seien. Es würde sicherlich der Mühe wert sein, Deutschland so weitgehend wie möglich territoriale Zugeständnisse zu machen, die proportioned auf alle Kolonien be­sitzenden Staaten verteilt werden müßten, wenn da­durch wirklich eine tiefgehende Änderung in der Haltung Deutschlands erreicht werden könne. Darum dürften diese Konzessionen nur innerhalb einer Ge­samtregelung der europäischen Probleme gemacht werden. Was das fernöstliche Problem anlangt, so stellt das sozialistische Blatt fest, daß man in London eine festere Sprache als in Brüssel gesprochen habe und daß jetzt die Vereinigten Staaten keinen Grund zu ihrer bisherigen Haltung mehr hätten. Die kommunistische Humanité sucht das Kom­muniqué dahin auszulegen, daß die beiden französi­schen Staatsmänner den englischen deutschfreund­lichen Kreisen eine Pause aufgezwungen hätten und daß sie daher Lob und Dank verdienten. Für das Blatt ist es das Wichtigste, daß nichts Entscheiden­des und daher nichts Unwiderrufliches aus den Lon­doner Verhandlungen hervorgegangen sei. Das Blatt stellt auch fest, daß zum ersten Male in dem englisch­französischen Kommuniqué der Völkerbund nicht er­wähnt wurde. Bereits in der Thronrede des engli­schen Königs sei der Völkerbund vergessen worden. Jetzt hätten aber sogar London und Paris alle beide den Völkerbund vergessen. Paris, 1. Dezember. (MTI) Nach Ce Soir ist in London eine prin­zipielle Vereinbarung über die Rückerstattung eines , Teiles der deutschen Kolonien zustandegekommen, I Es wird eine Kolonialkonferenz geplant, die die Neuverteilung der Mandate regeln soll. Le Temps verzeichnet an leitender Stelle die Freude Frankreichs über das gute Resultat der Ver­handlungen. Die französisch-englische Achse sei heute stärker denn je und eine zumindest so sichere Wirklichkeit wie die deutsch-italienische Achse. Es liege freilich nicht allein an England und Frank­reich, daß schnelle Ergebnisse in der Befriedung Europas erreicht werden, und es wäre auch zu früh, aus den Londoner Gesprächen so weitreichende Schlüsse zu ziehen; es sei jedoch gerechtfertigt, an­zunehmen, daß alle Wege zur Vereinbarung otfen­­stehen und die Suche nach billigen Lösungen mit bestem Willen und aufrichtigstem Friedenswunsch fortgesetzt werden. Berlin: Zurückhaltende Kritik. Berlin, 1. Dezember. (DN'B) Zu dem Abschluß der Londoner englisch­­französischen Besprechungen nimmt ein großer Teil der Morgenpresse Stellung. Völkischer Beobachter schreibt: Reichlich unklar ist der letzte Satz des Kommuniques. Er dürfte aber offenbar Ausdrücken, daß die englische und die französische Re­gierung zwar an den Grundsätzen von iGenif festhalten, daß diese Grundsätze aber nicht Versuche verhindern dürfen, sich mit Ländern zu verständigen, die nicht an die kollektive Methode glauben. Berliner Tageblatt sagt: Leider ist wieder einmal ver­gessen worden, daß Deutschlands Kolonialanspruch etwas ist, das weder durch finanzielle Versprechungen noch durch rohstoffpolitische Verheißungen oder durch anderes abzudingen ist. Die Kolonialfprderungen Deutschlands. London, 1. Dez roher. (MTI) Wie Daily Mail meid t, beginnen mit Italien unverzüglich die auf dem Abschluß eines Mittelmecr­­abkommens afazielendcim Verhandlungen. Die Kolonialfor­derungen Deutschlands sind: Rückerstattung von Togo und Französisch-Kamerun, Schaffung eines neuen unter deutscher Kontrolle stehenden Mandats über den ganzen Süden von Belgisch-Kongo und die portugiesische Kolonie Angola. Diese Nachricht w;rd im Wesen aiuch vom Daily Express bestätigt, der zu wissen glaubt, daß Belgien prin­zipiell nicht geg-rn eine gewisse Modifizierung der Kolo­­nialmandate ist. Bei Rheumatismus der Muskeln und Gelenke wird das natürliche ,,Franz-Joset“-Bitterwasser mit großem Nutzen für die tägliche Reinwaschung und Entgiftung des Magen­darmkanals angewendet. Fragen Sic Ihren Arzt. Mussolini über den Mißerfolg der Pazilik:Konierenz. Scharfe Kritik an der Idee der kollektiven Sicherheit. Mailand, 1. Dezember. Mussolini beschäftigt sich in einem Leitartikel im Popolo d’Italia mit dem Mißerfolg der Pazifik- Konferenz in Brüssel, der für ihn eine große Genug­tuung gewesen sei, da er nie an ein Wirken des Völ­kerbundes geglaubt habe. Die kollektive Aktion und die kollektive Sicherheit haben als Gemeinplätze in Brüssel einen jener kollektiven Mißerfolge zu ver­zeichnen, die fast von selbst den Umfang eines Fias­kos annehmen. Der vorsichtige Norman Davis sei wie ein Schnelläufer davongelaufen, als er habe be­fürchten müssen, eine Einladung nach London zu erhalten. Die erste Teilnahme der Vereinigten Staa­ten an einer europäischen Konferenz zur Schaffung einer kollektiven Aktion habe einen sehr unglück­lichen Ausgang genommen. Norman Davis werde sich davon überzeugt haben, daß man nie Konferenzen einberufen dürfe, deren Zwecklosigkeit für ein Kind klar sei. Nach der Erfahrung mit Italien wage niemand mehr, das Wort „Sanktionen“ auszusprechen. Worte könnten weder den Chinesen helfen, noch die Ja­paner zurückhalten. Die einfachste Kenntnis der Ge­schichte, der Geographie und der Kräfteverhältnisse genüge, tun sich zu überzeugen, daß gegen Japan nichts zu machen sei. Japan sei unverwundbar. Wirt­schaftliche Maßnahmen wenden sich gegen diejeni­gen, die sie anwenden. Eine kollektive Solidarität mit China werde Japan zum Vorteil gereichen, dem alles, was man China schicke, schließlich als Beute zu­fallen werde. Angriffe zur See und in der Luft seien undenkbar, weil man Japan nicht verletzen könne, ohne selbst getroffen zu werden. Es verbleibe die Be­drohung durch Sowjetrußland zu Land und in der Luft. Aber Sowjetraßland könne nicht ohne Todes­gefahr für seine innere Lage die Kriegskarte aus­spielen. Wenn China noch an eine kollektive Hilfe glaube, habe es sich dem Selbstmord geweiht, weil es klar sei, daß Japan alle Schlachten gewinnen und China zur Übergabe zwingen werde. Nachdem die kollektive Aktion noch einmal mißlungen sei, bleibe China nur übrig, Japan um die Friedensbedingun­gen zu ersuchen. Möglicherweise seien diese Bedin­gungen weniger hart als man denke. Aber eines sei gewiß, daß Japan die Landkarte Ostasiens verän­dere. Jene, die das Gegenteil glauben, werden falsch gesetzt (haben. Die umfangreiche Sammlung von Genfer Mißerfolgen werde um einen weiteren Miß­erfolg bereichert, und es werde nicht der letzte sein. Es sei unmöglich, den Gang der Geschichte und den einfachen, gesunden Drang des Lebens der Völker aufzuhaltea. Das möge menschenfreundlichen alten Jung­fern nicht gefallen, aber es wisse jetzt jedermann, daß sich der Kanonenlärm im Fernen Osten immer mehr Gehör verschaffen werde als alle gegenwärti­gen und künftigen Tagesordnungen von Genf und anderswo. Der Krieg im Fernen Osten. Nanking wird befestigt. Nanking, 1. Dezember. Unter der persönlichen Aufsicht des Marschalls Tschiangkai-Schek ist man dabei, in der Stadt kreuz und quer Schützengräben auszuheben und die wichtigsten Straßen und Plimkte vor den Toren der Stadt zu befestigen. Gegenwärtig befinden sich etwa 50.000 Soldaten und Gendarmen in Nanking. Weitere Truppenteile werden in den nächsten Tagen erwartet. Nach der Abwanderung des größten Teils der Bevöl­kerung ist Nanking nunmehr eine tote Stadt. Die breiten Straßen und Parks sind verwaist. Die Mehrzahl der Lä­den ist geschlossen. Für die in Nanking verbleibenden Ausländer verschiedener Nationen sind Maßnahmen ge­troffen, um ihnen, wenn der Kampf um Nanking in ein kritisches Stadium tritt, die Möglichkeit zu bieten, sich noch in letzter Minute an Bord der in Nanking vor Anker liegenden englischen, französischen und amerikanischen Kanonenboote in Sicherheit zu bringen. Chinesische Zeitungen steilen in Schanghai ihr Erscheinen ein. Schanghai, 1. Dezember. Eine von den Vertretern der chinesischen Zeitungen In Schanghai abgehaltene Versammlung hat beschlossen, solange das Erscheinen der chinesischen Zeitungein einzu­stellen, bis die Japaner auf die Ausübung der Zensur ver­zichten. Lediglich vier führende Blätter sollen weiter er­scheinen. Viel Beachtung findet das We it ere rsch einen zweier chinesischer Zeitungen, die beim amerikanischen Kon­sulat registriert sind. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß sich hieraus Verwicklungen ergeben können, wenn diese beiden Zeitungen die japanische Zensur nicht an­erkennen sollten. Die Verhandlungen zwischen den Ver­legern und den Verwaltungsbehörden, in denen eine Lö­sung des Zeitungsproblems angestrebt wird, dauern noch an. Verschärfung des Streits um den Schanghaier Seezolldienst. Die Bemühungen der Japaner, sich der Kontrolle de* Schanghaier Seezolilwesens, d. h. praktisch der Über­wachung fast des gesamten chinesischen Außenhandels zu bemächtigen, stoßen auf den wachsenden Widerstand der Mächte. (60 Prozent des chinesischen Imports aus den Vereinigten Staaten und England werden in Schang­hai umgelegt und ans den dortigen ZoUeinnahmem wind der Zinsendienst der größten Auslandanleihen Chinas aufrechterhialten.) Wie ernst man d’’e Lage in London und Washington beurteilt, geht aus folgenden Meldungen hervor: Die europäischen Beamten drohen mit dem Ausscheiden aus dem Seezoll­dienst. London, 1. Dezember. Die Bemühungen der japanischen Militärbehör­den, ru/f die dhinesisc.be Seoz oll Verwaltung in Schanghai einen maßgeblichen Einfluß zu erlan­gen, stoßen nach einer Meldung des Daily Herald aus Schanghai auch bei dem gesamten Personal der See­­zollverwailtung auf Widerstand. Der Generaldirektor der Seezollverwaltung Sir Frederic Maze sowie die gesamten europäischen und amerikanischen Angestellten der See­­zollverwaltimg haben, wie das Blatt meldet, die japani­schen Militärbehörden davon verständigt, daß sie auto­matisch aus der Verwaltung ausscheiden würden, in dem Augenblick, da die Japaner die Verwaltung übernehmen sollten. Maze soll auch die englische Regierung von die­sem Entschluß unterrichtet halben. Weiter weist Daily Herald darauf hin, daß mit der Durchführung dieser Drohung die gesamte Seezollverwal­tung völlig lahmgelegt und die japanischen Behörden nicht mehr in der Lage wären, die Zölle einzuheben. Amerikanische Zeitungen fordern ener­gischere Hallung im fernöstlichen Konflikt. — Hull stellt wachsendes Interesse für internationale Koopera­tion fest. Washington, 1. Dezember. Gewisse Artikel verschiedener großer amerikanischer Bläiter, in denen in mehr oder weniger verhüllter Form eine energische Haltung der Vereinigten Staaten in dem chinesisch-japanischen Konßikt gefordert wird, haben in amerikanischen politischen Kreisen beträchtliches Auf­sehen erregt. Die New York Times fordern in einem Leitartikel die amerikanische Regierung auf, sich energisch an die Seite der demokratischen Mächte gegen die Angreifermächte ziu stellen. Washington Star fordert sogar, daß England und die Vereinigten Staaten eine Flottendemonstration gegen Japan vornehmen. Das Blatt erinnert daran, doiß im Jahre 1907 der damalige Präsident Theodor Roosevelt ein ame­rikanisches Geschwader in den Stillen Ozean vor Yokohama geschickt, und daß allein schon das Erschei­nen der amerikanischen Kriegsschiffe vor dem japanischen Hafen die japanische Regierung veranlaßt habe, eine ge­mäßigtere Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten eine zunehmen.

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