Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. február (85. évfolyam, 25-47. szám)

1938-02-01 / 25. szám

PESTER LLOYD • 2 • Dienstag, 1. Februar 1938 guten Eindruck in Berlin und Rom erweckt haben muß. Überhaupt vermeidet Van Zeeland, sich in po­litische Rekriminationen über vergangene Dinge zu ergehen, er heftet seinen Blick auf die Zukunft, auf das Ziel einer neuen internationalen Kooperation. Dieses Ziel kann aber nur erreicht werden — und darin erblicken wir das Wesen des Van Zeeland- B^richts —, wenn das internationale Vertrauen, d. h. der politische Frieden der Welt wiederherge­stellt wird. Als Vorbedingung dieser Vertrauens­schöpfung betont Van Zeeland die Notwendigkeit der Lösung einer Reihe von schwebenden politisch-wirt­schaftlichen Fragen, die von gewissen Mächten als unerläßlich empfunden werden, der RohstofTrage, des Problems der Kolonialbesitzungen, der inter­nationalen Kapitalverteilung (Kapitalexports), der politischen Verschuldung und der Aufrüstung. Auf­rüstung, Kolonien, Rohstoffe — sind das nicht die Umrisse eines neuen „general settlement“, von dem NeviHe Chamberlain vor Weihnachten im englischen Unterhause gesprochen hat? Und sind die Mittel, mit denen Van Zeeland die' Vorbereitung dieser neuen allgemeinen Regelung in Szene setzen möchte, die F iinf mächtekoöperation der Vereinigten Staaten, Englands, Frankreichs, Italiens und Deutschlands nicht verwandt mit der Idee des Viermächtepakts unter Hinzuziehung Amerikas? In der Tat: wenn England und die Vereinigten Staaten über die Grund­linien der weltwirtschaftlichen Sanierung, und die beiden Achsen London-Paris und Rom-Berlin über die Generalregelung der politischen Probleme einig werden können, ist schon der Kristallisationspunkt geschaffen, um den sich die übrigen Mächte der Welt mit ihren Sonderwiinschen und Eigenproblemen gruppieren können. Aber so leicht es ist, ein solches Programm zu entwerfen, so ungeheuer schwer er­scheint heute noch seine Umsetzung in die Wirk­lichkeit. Das Echo des Van Zeeland-Bericlits war in Lon­don, Paris und Washington freundlich, aber zurück­haltend, in Berlin sachlich und keineswegs negativ, in Rom mehr kritisch. Darin spiegeln sich taktische Positionen der weltpolitischen Beziehungen der Achsenmächte, die heute leider wieder mehr der Spannung als der Entspannung zuneigen. Das Van Zeeland-Projckt ist in einem Zeitpunkt ver­öffentlicht worden, in dem man einstweilen vielmehr mit den unmittelbaren Krisen und Gefahren der Stunde beschäftigt ist, als daß man bereits an die großzügigen Pläne einer Gesamtlösung zu denken wagte. Und doch muß die Welt ohne einen allge­meinen Entwirrungsplan in der Anarchiederpoliti-sehen und wirtschaftlichen Kleinkriege verkommen, bis sie aus Furcht vor dem Tode in den Selbstmord des Weltkriegs flüchtet. Man kann heute nicht er­messen, wie viel Chancen dafür vorhanden sind, daß die Realisierung des Van Zeeland-Planes überhaupt in Angriff genommen wird. Man kann nur sagen, daß er die Frucht einer ehrlichen politischen und intellektuellen Bemühung ist. Seine Verwirklichung würde die Welt einer besseren Zukunft sicherlich näherbringen. KUN DEN WERBUNG/^ X IM IN-U. AUSLANDE / V DURCH INSERATE IN UNSEREM BLÄH Und da war sein Verhältnis mit der Gräfin Guic­­cioli, das ihn namenlos langweilte! Gegen seinen Wunsch hatte man ihn der vornehmen italienischen Dame in einer von Frühlin-gsdüften schwangeren Aprilmacht 1819 vorgestellt: ihr verfallen, konnte er, sich dann nicht mehr befreien. Er war ein Ge­wohnheitsmensch, er hatte ein weiches Herz, er ver­abscheute Szenen — und Teresa liebte ihn so sehrl Nicht einmal besondere schön war sie: zwar hatte si.e herrliche Augen und weiches blondes Haar, doch verschwommene, unbedeutende Züge, eine gedrun­gene Gestalt und einen auffallend schlechten Gang. „Sie wackelte wie eine Ente“ und ihre Gesichtsfarbe war „wie gekochtes Schweinefleisch“ behauptet von ihr ein, unhöflicher Zeitgenosse. Trotz Byrons heftigster Widerrede hatte Teresa ihren ungemein nachsichtigen Gatten verlassen und lebte nunmehr zusammen mit ihrem Vater unter einem Dach mit Byron. Es besteht kein Zweifel, daß er ihrer im Jahre 1823 bereits ganz und gar überdrüssig geworden war. Doch wie ein Ende machen? Er hatte sie ja endgültig kompromittiert, ein gewaltsamer Bruch hätte einen neuerlichen Skandal herbeigeführt, und eben das wollte, mußte Byron vermeiden. Was also tun? Da kam ihm ein rettender Gedanke. Um die Zeit befaßte, sich die öffentliche Meinung der ganzen Welt überaus viel mit dem Freiheitskampf der Grie­chen, der immer ernstere Formen anzunehmen schien: Byron lebte dieses Land, das er in seiner Jugend bereist, wo er glücklich gewesen war. Er be­schloß, hinzufahren — diesmal nicht als müßiger Tourist, sondern als Held, als Kämpfer für die Frei­heit! Unzweifelhaft verfolgte er damit einen doppel­ten Zweck: mit Ehren die Bande, die Ihn an die Contessa Guiccioli fesselten, zu zerreißen und zu­gleich pi t einer Heldentat sich rehabilitieren vor sei­ner Frau und vor der englischen Gesellschaft, über die er zwar gerne spottete, deren Urteil ihm aber wichtiger war als alles andere auf der Welt. Freilich bleibt es dahingestellt, ob Byron es je ganz ernst mit seiner griechischen Fahrt gemeint. Schon verschiedene Male hatte er ja ähnliche Pläne geäußert gehabt — bald wollte.er nach Venezuela, fiann wieder nach Brasilien fahren, Diesmal aber tote der junge Sterling, er so: richtig empfangen wor den, und legte seinem Brief ein an Byron gerichtetes, vom größten deutschen Dichter verfaßtes und eigen­händig zu Paper gebrachtes Gedicht bei: „Ein freundlich Wort kommt eines nach dem .andern Vom Süden her und bringt unis frohe Stunden; Es ruft uns auf, zum Edelsten zu wandern, Nie ist der Geist, doch ist der Fuß gebunden, Wie soll ich dem, den ich so lang begleitet, Nun etwas Trauliche in die Ferne sagen? Ihm, der sich selbst im Innere ten bestreibt, Stark 'angewohnt das tiefste Weh zu tragen. Wohl sei’s ihm doch, wenn er sich selbst empfinden Er wage seihst sich hochbeglückt zu nennen, Wenn Mus cukra i t die Schmerzen überwindet, Und wie ich ihn erkannt, mög’ er sich kennen. Sofort eilte Byron in seine Kabine, um dem gro­ßen Mann warmen Dank zu sagen, nicht in gebunde­ner Form, sondern bloß in Prosa, denn: „es würde mir schlecht anstehen, wollte ich mich anmaßen, Verse auszutauschen mit ihm, der seit fünfzig Jah­ren der unbestrittene Herrscher über Europas L le­­ratur ist“ —- schrieb er in liebenswürdiger Beschei­denheit. Dann ging die Fahrt weiter. Im Hafen der Insel Cephalonia angelangt, meldete man Byron, daß es vorläufig sinn- und zwecklos wäre, das griechische Festland zu betreten: man müsse auf einer der In­seln, die bereits seit 1815 unter englischem Protek­torat standen, abwarten, bis sich die Lage klären würde. Endlose Korrespondenzen, Beratungen, Pläneschmieden —- und nervenzerreibende Untätig­keit folgten. Byron hielt sich tapfer in all diesen Monaten, klagte niemals über die Unbequemlichkei­ten, unter denen der Verwöhnte gewiß arg zu leiden hatte, zeigte sich gut gelaunt, hoffnungsfreudig und trachtete, den anderen Mut zu machen. Ende Dezember verlegten sie dann ihr Quarter endlich nach dem griechischen Festland, nach Missolonghi. Doch konnte, trotz den großen Geld­­opfem Byrons, noch immer nichts unternommen werden. Uneinigkeit, eine Art Bürgerkrieg herrscht^ im Lande selbst •— wie hätte man da erfolgreich ge* gen <ten äußeren Feind .vergehen können? Ja Das vermutliche Fernbleiben Deutschlands vom Budapester Encharistischen Weltkongreß. — Von katholischer Seite. — Eine hochangesehene führende Persönlichkeit des ungarischen Katholizismus äußerte sich zur Nachricht übeT das Fernbleiben der deutschen Katho­liken vom Budapester Eucharistischen Weltkongreß folgendermaßen (wir geben die Äußerung gern wie­der, weil sie zweifellos die Ansicht vieler Ungarn wiederspiegelt): — Die Nachridhlt von der Stellungnahme der deutschen Regierung gegen die Beteiligung der deut­schen Katholiken am Budapester Eucharistischen Weltkongreß hat nicht nur in der ganzen katholi­­sdhien, Welt sicherlich einen schmerzlichen Eindruck hervorgerufen, sondern ist auch geeignet, viele Un­garn, auch Nichtkatholiken, in ihren Gesinnungen Deutschland gegenüber zu beeinflussen. Man braucht die Verdienste der deutschen Regierung weder auf dem Gebiete der nationalen Selbstbesinnung Deutsch­lands, noch um die Hebung des sozialen Gleich­gewichtes im deutschen Volk irgendwie in Zweifel zu ziehen, um doch mit tiefer Niedergeschlagenheit und Verstimmung dieses Verbot der Beteiligung an einem rein religiösen Fest zur Kenntnis zu nehmen. Ja gerade als Freund Deutschlands und der deut­schen Regierung muß man sich beklommen fragen: ist dtas zum Vorteil Deutschlands? Ist es gut, sich der unliebsamen Kritik auszusetzen, die dieses Ver­bot, sich an einer religiösen Veranstaltung eines be­freundeten Landes zu beteiligen, bei vielen Millionen von religiös gesinnten Menschen auf der ganzen Welt notwendig herausfbrdert? Es wird ja Deutschland immer wieder nachgesagt, daß es die Gewissensfrei­heit seiner Bürger nicht genügend achte, daß es sogar eine Art verfeinerter Kirchenverfolgung treibe, und zwar ebenso zu ungunsten des katholischen, wie des evangelischen Bekenntnisses. Ist es klug, zu die­ser Beschuldigung wieder einmal neuen Anlaß zu geben? — Zur'Begründung des Verbotes wurden nun „von offiziöser Seite“ die folgenden Bedenken angeführt: Erstens wird auf die Devisenschwierigkeiten hinge­wiesen und betont, daß der Besuch des Kongresses eine starke Belastung der deutschen Denisenlage bringen würde, zweitens wird erklärt, es müsse vom staatspolitischen Gesichtspunkte aus erwogen wer­den, daß ein Besuch des Eucharistischen Kongresses viele deutsche Katholiken in die Gefahr schwerer Ge­wissenskonflikte bringen würde. Diese Gewissens­konflikte könnten möglicherweise dadurch gegeben hatte er unvorsichtigervveise seine Absicht John Hobhouöe, seinem besten Freunde noch von der Stu­dienzeit in Cambridge her, brieflich mitgeteilt und der war mit der freudigen Nachricht schnurstracks zum „Griechischen Komitee“ in London gegangen. Da gab es denn kein Zurück mehr . .. Keineswegs trat Byron seine griechische Fahrt als ein Begeisterter an. Äußerte er doch selbst auf dieses Abenteuer anspielend: „Es ist peinlich, daß ich die Torheit der Unternehmen, in die mich meine Lc.denschaftlichkeit verwickelt, immer erst dann sehe, wenn ein ehrenhafter Rückzug bereits unmög­lich ist.“ Bald fand er sein Vorhaben höchst lächer­lich, kindisch und überflüssig, auch war er von bö­sen Ahnungen geplagt, fest überzeugt, daß er nicht lebend aus Griechenland heimkehren werde. Er be­stieg am 13. Juli 1823 in Genua den von ihm gemie­teten, mit Munition und Waffen versehenen Zwei­master „Herkules“ wie ein zum Tode Verurteilter und ganz und gar nicht von heldenhaften Gefühlen be­seelt. Auch sein Äußeres war nicht das eines Helden. Früh gealtert, die enst seidigen, weichen Locken fahl und teilweise schon grau, das Gesicht gedunsen und käsig bleich, der Körper vom vielen Fasten — um keinen Preis wollte er Fett ansetzen! dürr, fast eingeschrumpft, die Zähne fehlerhaft, erinnerte er kaum mehr an den bezaubernd schönen Jüng­ling, den einstigen Abgott der Frauen. Nur sein vor­nehmes Auftreten, seine natürliche Grazie, seine be­strickende Liebenswürdigkeit hatte er beibehalten. Man kann sich eines Gefühls des Mitleids nicht er­wehren, stellt man sich diesen Auszug des unfrei willigen Helden vor. Nicht daß ihn Furcht ergrif­fen hätte —- feige war Byron gewiß nicht: bloß däß ihn dieses noch gar nicht begonnene Abenteuer be­reits langweilte, wie ihm mehr oder minder eben alles gar bald langweilig zu werden pflegte. Unter verschiedenen Kalamitäten ging die Fahrt vor sich. In Livorno wurde angelegt. Man ergänzte die Vorräte, nahm einige griechische Patrioten an Bord und überbrachte Byron seine Post. Unter ande­rem fand er einen Brief vor von einem gewissen Mr. Sterling, dem Byron noch im Frühjahr ein Empfeh­lungsschreiben an Goethe mitgegeben hatte, obwohl ec den Meister persönlich nicht kannte: nun bench* sein, daß von höchsten Autoritäten der katholischen Kirche Angriffe gegen Führer und Reich gerichtet würden und daß es daher für Deutschland selbst­verständlich unerwünscht sei, seine Volksgenossen solchen Gewissenskonflikten auszusetzen. — Gegenüber dieser Argumentation möchten wir in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, daß die Festigung der Freundschaft zwischen Deutschland und Ungarn und das allgemeine Problem der Be­ziehungen zwischen den beiden Ländern sowohl im politischen als auch im geistigen Belange vielleicht doch wichtiger sein könnte, als das devisenpolitische Interessel Außerdem könnte man etwa auch dieses Interesse bis zu einem gewissen Grade jn Betracht ziehen, indem die Teilnahme deutscher Katholiken am Kongreß eingeschränkt, aber nicht verboten wer­den könnte. Ungarn, wohl ein devisenarmer Staat, hat es weder in der Vergangenheit verboten, noch gedenkt es in der Zukunft die Teilnahme ungarischer Staatsbürger an Veranstaltungen in Deutschland—wie die Olympiade oder die Parteitagung in Nürnberg — zu verhindern. Was nun den zweiten Grund be­trifft, möchten wir darauf hinweisen, daß die Anwesenheit deutscher Katholiken, besonders aber deutscher Kirchenfürsten am Kongreß im Gegenteil Garantie dafür bieten könnte und dürfte, daß sich fremde Vertreter dem Reich gegenüber eine auf internationalen Kongressen allgemein übliche und gebotene Zurückhaltung auferlegen dürften. Sollten aber deutsche Vertreter infolge des Verbotes der Reichsregierung fehlen, dann wird es keine Macht auf Erden geben, die eine Kritik dieser Haltung und der allgemeinen Kirchenpolitik Deutschlands verhin­dern könnte. Dies würde aber schließlich wieder die ungarisch-deutschen Beziehungen bedauerlicherweise einer neuen Belastung aussetzen. Ist das eben vom Standpunkte des Reiches erwünscht — fragen wir uns mit einiger Bangigkeit. •— Die nun offiziell abgegebene Erklärung der deutschen Regierung, die Teilnahme der deutschen Katholiken am Budapester Eucharistischen Welt­kongreß sei ,,nicht erwünscht“ — man weiß, daß das praktisch einem strikten Verbot gleidhkommt —, opfert nun wieder einmal die religiösen Kräfte und Belange den antireligiösen. - Freilich wird das von sehr vielen in der ganzen Welt als eine Demütigung des christlichen Gedankens empfunden und als ein bedauerliches Zugeständnis nach links, wo sich die Majorität der Gottlosen befindet, gedeutet. — Hauptsächlich in Ungarn. Deutschland kann es trotz seiner Größe nicht ganz gleichgültig sein, die Sympathien dieses Landes durch ein vorschnelles Vorgehen auch nur zu beeinträchtigen. Man fragt sich nämlich bestürzt: was bleibe denn dann noch von der Freundschaft übrig, wenn die freundschaft­lichen Beziehungen auch noch in Dingen, wie der Eucharistiche Weltkongreß, einer einseitigen Be­trachtungsweise geopfert werden? — Zwei Völker sollen also vom Budapester Eucharistischen Weltkongreß, dem konstruktivsten aller denkbaren Kongresse, feilten: das sowjetische Rußland und das nationalsozialistische Deutschland? Braucht Deutschland diese Parallele? Ist es vernünf­tig, diese solcherweise zu betonen, besonders in Un­garn, das entschieden deutschfreundilidhl und ent­schlossen antikommunistisch eingestellt ist?

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