Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. április (85. évfolyam, 76-96. szám)

1938-04-05 / 76. szám

Dienstag, 5. April 1938 PESTER LLOYD • 3 • Das Auslandsecho der Rede des Reichsverwesers. Der „Völkische Beobachter“ begrfisst die Rede. Berlin, 5. April. (MTI) Unter dem Titel „Freundesworte“ {schreibt der Völkische Beobachter zur Radiobot­schaft des Reichsverwesers: Auf die Versuche, Mißtrauen zu säen, wo Ver­trauen und Freundschaft bestehen, ist in deutlich­ster Weise beantwort worden. Hat jüngst erst der jugoslawische Ministerpräsident Stojadinowitsch klipp und klar erklärt: „Wir haben an unseren Grenzen keine Feinde“, so verkündete am Sonntag nach den freundlichen Worten der ungarischen Re­gierung im Parlament der Reichsverweser in seiner Botschaft an die ungarische Nation, daß die Wieder­vereinigung Österreichs mit Deutschland nichts anderes bedeutet, als daß ein durch die Friedens­verträge in eine unmögliche Lage gebrachter alter guter Freund sich mit einem anderen alten guten Freund und getreuen Waffengefährten Ungarns ver­einigt hat, der allezeit auf Leben und Tod ein ver­läßlicher und worthaltender Verbündeter gewe­sen sei. Diese Worte haben in Deutschland ungeteilte Freude und aufrichtige Genugtuung ausgelöst. Wie sollte auch die Stellungnahme zu den jüngsten Er­eignissen anders ausfallen, da zwei Staaten, die eine im Weltkrieg erprobte und durch das Schicksal der Nachkriegszeit erhärtete Freundschaft bindet, nun­mehr Nachbarn geworden sind. Die Botschaft des Reichsverwesers Horthy läßt fin Klarheit nichts zu wünschen übrig. Sie tritt allen Alarmnachrichten und unehrlichen Warnungen entgegen und zerstreut durch ihre ruhige und doch so bestimmte Formulierung alle boshaften Kombina­tionen, die in der letzten Zeit zur Verschärfung der europäischen Spannungen angestellt worden sind. Wir sind überzeugt, daß sie überall und von allen politischen Kreisen so verstanden worden ist, wie sie gemeint war und begrüßen sie daher als einen wertvollen Beitrag zur Beruhigung und Klä­rung der europäischen Situation. österreichische Kommentare. Wien, 5. April. (MTI) In einem ausführlichen Kommentar zu der Rede des ungarischen Reichsverwesens Nikolaus v. Horthy ochre bt die Wiener Reichspost am Diens­tag u. a.: Sehr angenehm müssen das Reich die außenpolitischen Ausführungen des Reichsverwesers berühren, dessen warme und auf­richtige Freundschaft für die deutsche Nation be­kannt ist und der als Magyaré von der Kraft des nationalen Gedankens zu sehr durchdrungen ist, als daß er, wie sehr er auch bisher durch Tradition mit dem früheren Österreich verknüpft war, gegenüber der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich keinen anderen Standpunkt einnehmen konnte als den des vollen Verständnisses für die geschichtFche Bedeutung dieses großen Ereignisses. Aus den Wor­ten des Re chsverweser v. Horthy, die er der Ent­scheidung des 13. März widmet, geht übrigens klar hervor, daß Ungarn in der unmittelbaren Nachbar­schaft des großen Deutschen Reiches eine Erhöhung seiner internationalen Sicherheit erblickt. Die Neue Freie Presse schreibt zur Botschaft des Reichsverwesers: Unter den markanten Gestalten der euro­päischen Staatsoberhäupter ist jene des Admirals Horthy eine der verehrunrgswürd^sten. In schlich­ter, soldatischer Art hat der Reichsverweser schon lange das Herz seines Volkes gewonnen und genießt in allen Schichten das höchste Ansehen. Als er ver­gangenen Sonntag das Wort ergriff, horchte das ganze Land auf. Auch im Auslande und insbeson­dere im benachbarten Deutschen Reich' sah man den Ausführungen des ungarischen Reichsverwesers mit Sympathie entgegen. Das Verständnis, das er der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich an den Tag legte, wird zweifellos im politischen Be­reich Ungarns von Lie bender Bedeutung sein. Die Worte des Reichsverwesers kamen von Herzen und gehen zum Herzen. Admiral Horthy, der Secheid des Weltkrieges, läßt auch in der Politik dem Gefühl der Kameradschaft und der Ritterlichkeit den Vor­tritt. Französische Blätterstimmen zur Radio­botschaft des Reichsverwesers. Paris, 5. April. (MTI) Temps mißt der Botschaft des Reichsver­wesers größte Bedeutung bei. Reichsverweser v. Horthy betonte, daß die Beunruhigung, die sich nach dem Anschluß in gewissen Kreisen Ungarns zeigte, vollkommen unbegründet sei. Das Blatt hebt in seinem Bericht die Ausführungen über die inter­nationale Lage und über die Abschwächung der 'Be­deutung des Völkerbundes, sowie die Schlußworte hervor, in deren Sinne der Reichsverweser nur un­garische Zielsetzungen und Bestrebungen, desglei­chen lediglich gesetzliche Mittel im Interesse der Verwirklichung dieser Ziele zu kennen und zu dul­den geneigt ist. Das volkswirtschaftliche und politische Organ „Information“ befaßt sich eingehend mit den Erklä­rungen der Botschaft des Reichsverwesers. Das Blatt stellt fest: Reichsverweser v. Horthy habe verkün­det, daß die Ordnung und Ruhe in Ungarn niemand unbestraft zu stören vermag. Auch Journal des Débats zitiert verschiedene Abschnitte der Radio­botschaft des Reichsverwesers. Starke Beachtung in Amerika. New York, 4. April. (MTI) Sämtl che Blättern erörtern eingehend die Radiobotschaft des Reichsverwesers vom Sonn­tag. New York Times befassen sich in besonders sympathischer Einstellung mit der Rede, die aus­führlich reproduziert wird. Die Sonntagsnummer der New York Herald Tribune beschäftigt sich im Leitartikel mit der Lage Ungarns und würdigt die nüchterne Pol tik der Re­gierung. Bel Leuten mit sitzender Lebensweise und überreicher Ernährung bewirkt ein Glas natürliches „Franz-Josef“ Bittcr­­wasser, auf nüchternen Magen genommen, ausgiebige Dann­entleerung, rasche Entgasung des Verdauungskanals und un­gestörte Blutzirkulation, freien Kopf und ruhigen Schlaf. Fra­gen Sie Ihren Arzt. Genugtuung. Von Ludwig KÁDÁR. Um vier Uhr früh verließ Gregor Poor das Haus. Er nahm den Weg durch die Felder. Als er das Dorf verließ, dachte er an seine Mutter, von der er s ch zu trennen ge­iz wungen war. Es war ja klar, daß sie nicht beide der mit­tellosen Tante zur Last fallen durften. —- Es genügt ja, wenn sie meine Mutter erhält... Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er die Landstraße erreichte, wo Hunderte von Fuhrwerken auf dem Weg zum Markt an ihm vorbeifuhren. Gegen zehn Uihr schleppte er schon mühsam die Be ne. lAiuch sein Magen knurrte. Er setzte sich an den Grabenrand, in den Schat­ten eines Maulbeerbaumes. Seine Hände zitterten, als er den Bissen schwarzen Brot zum Mund führte. Eine Stimme ■weckte ihn aus dem Grübeln. Jemand ließ den (Wagen halten und rief ihm zu: — Ste gen sie auf, Gevatter, falls sie auch in die Stadt ■wollen! Der Bursche stand auf, wankte aber ein wenig. Erst jetzt spürte er seine schlaffe Müdigkeit. — Haben sie vielleicht getrunken? — Ein klein wenig, log er, denn es paßte ihm nicht, seine Armut einzugestehen. Dann stieg er auf. — Setzen sie sich nur auf den Rücksitz, redete ihm der Fuhrmann zu. Er war ein untersetzter gelblicher, müder Mann, aus seinen herausstellenden Wieselaugen strahlte einfältige Gutmütigkeit. Gregor wurde vom Schlaf übermannt. — Er ist ganz betrunken, meinte der Fuhrmann. Nachher zog er Brot aus se'nem Sack hervor und kaute daran. Die Glocke der alten kalvinistischeji Kirche läutete schon zu Mittag, als Gregor sich von seinem Wohltäter verabschiedete. Er fragte, wo der Viehmarkt stattfinden •würde, denn er hoffte dort Arbeit zu finden. Er schleuderte durch den Viöhmarkt, bewunderte die Zigeuner, d e schäumenden Mundes ihre armseligen Gäule priesen. Jemand rief ihm zu. — Und du?! es war ein Landwirt, mit der Wagen­­peit-sche in c’er Hand. — Ja Herr, sagte er bereitwillig. — Hast du Zeit?! musterte ihn der Bauer. — Ja. — Nun dann komm. Sie gingen los. ■ — loh zahl dir anderthalb Pengő, wenn du als Treiber mitkommst. — Ja, ich komme, sagte er kaum hörbar. Zwei Kühe mit schwachen Kälbern waren an das Fuhrwerk gebunden, die sollte Gregor mit einem Stab aneifem und auf passen, daß die beiden jungen Kälber nicht Zurückbleiben. Es war schon gegen Mitternacht, als sie den geräumigen Hof des Gehöfte« erreichten. Be­dienstetenvolk schlüpfte hervor, der eine spannte die Ochsen aus, der andere half Gregor die Kühe in den Stall zu bringen. — Wo ist denn dieser Treibermann? kreischte die Stimme des Bauers in der Dunkelheit, als sie eben aus dem Stall herauskamen. — Hier war ich, sagte der Bursche zögernd. Die Stimme kam vom Flur her, wo der Bauer grad die Hühnersuppe schlürfte, beim schwachen Licht einer Windkerze. — Gebt dem Mann auch was zu essen, befahl der Bauer, eine Hühnerkeule kauend. Die kleine Bauenunagd ging und kam, holte einen Haufen kalten Brei mit Kartoffeln und drückte den Teller dem Burschen in die Hand. — Komm her, rief der Bauer mit vollem Mund, als er sah, daß der Bursche mit dem Essen fertig ist: da hast du das Geld und jetzt kannst du wieder gehen__ — Könnte ich nicht vielleicht hier am Gehöft.... irgeniwo übernachten .. ? fragte er sanft. — Auf meinem Gehöft darfst du nicht bleiben! Verstanden?! Ich weiß ja gar nicht, wer du bist. Du könntest ja auch ein Brandstifter sein. Der Bursche erhob sich, nahm den Hut von der Erde, drehte sich wortlos um und verschwand in der Dunkelheit. Schwaches Hundegebell begleitete seine verschallenden Schritte. ..., — Und du, was stehst du da herum, du Faulpelz, knurrte der Bauer die kleine Dienstmagd an, geh an deine Arbeit. Hol mir frisches Wasser aus dem Brunnen. Gregor war noch gar nicht weit gekommen, als er vom Gehöft aus den verzweifelten Schrei einer Frau und nachher ein dumpfes Knarren hörte. Er blieb wie erstarrt stehen. Dann kehrte er um. Am Gehöft lief einer mit einem Nachtlicht herum und schrie: — Heda, steht auf, holt Stricke! Die Bärbel ist in den Brunnen gefallen. Heda! Stricke! Hee! Gregor, von einem fieberhaften Eifer getrieben, bohrte siah puistend durch die schläfrigen Knechte und jam­mernden Weiber. — Bindet ein Seil an meine Hüfte, schrie er und stellte sich mit gehobenen Armen vor den alten Knecht, der die Schlinge unter seine 'Achsel schnürte. Man Keß ihn in den Brunnen hinunter. Kaum war er ■untern, rief er schon wieder: — Zieht mich hochl... Feste, kräftige Knechte hängten sich an das Seil und zogen Gregor, der die kleine Dienstmagd krampfhaft an sich drückte, im Nu hinauf. Er legte sie quer auf den Bauch und preßte stumm, mit schweißgetränkter Stirn das Wasser aus ihr heraus, bis das müde kleine Herz des Mägdleins wieder zu pulsieren begann ... Mit geöffnetem Mund standen die übrigen um ihn herum, als Gregor sich wieder auf den Weg machte und seine hingeworfenen Sachen beim Brunnen zusammen­klaubte ... Der alte Knecht bemühte sich um den Brunnen; statt des gerissenen, abgewetzten Seiles befestigte er eine Ochsenkette an den Balken des Brunnes, dessen Eimer das Mägdlein mit sich in die Tiefe gerissen hatte. Hee! Du Brüderchen! — ...schrie der Bauer dem Knecht nach. — Du könntest dich im nassen Gewand er­kälten ... Geh nicht weg! Bleib hier! Aber Gregor ging gestreckten Schrittes weiter und fern vom Gehöft vor dem morschen steinernen Kruzifix murmelte er leise: — Ich? ... Es ist doch Sommer, Sommer, ... flüsterte er noch einmal, aber viel, viel weiter weg, so leise, daß es n’cht einmal der Wind hören konnte ... Dann begann er mit voller Kehle und klarer Stimme zu singen.,* 9. April: Tag des „Großdeutschen Reiches“ Berlin, 4. April. (DNB.) Reichspropagandaminister Dr. Goebbels hat einen Aufruf erlassen, in dem der 9. April als Vortag der großen Volksabstimmung zum „Tag des Großdeutschen Reichs“ erklärt wird. Vom Balkon des Wiener Rathauses aus werde dieser Tag am 9. April mittags zwölf Uhr feierlich proklamiert werden. Zur gleichen Stunde sollen in ganz Deutsch­land auf allen öffentlichen Gebäuden, an allen Privathäusem und Wohnungen die Fahnen des neuen Reiches hochgehen. Mit diesem feierlichen Akt tritt für das gesamte Reichsgebiet eine Ver­­kchrsstille von zwei Minuten ein. Während dieser Verkehrsstille ertönen in ganz Deutschland alle Sirenen. Die deutschen Schiffe hissen die Topflagge, die Lokomotiven und Triebwagen der Reichsbahn geben Signal, die Flugzeuggeschwader der deutschen Luftstreitkräfte erscheinen über Stadt und Land. Von 11 Uhr 5 bis 12 Uhr 5 Minuten finden in allen deutschen Betrieben Betriebsappelle statt. In den Nachmittagstunden marschiert das ganze Volk auf Straßen und Plätzen auf, auf denen Standkonzerte der Wehrmacht, sämtlicher Gliederungen der Partei, der Vereine und Verbände stattfinden. Um 18 Uhr werden die Geschäfte geschlossen. Um 19 Uhr be­ginnt dann der Millionenaufmarsch der Massen zum Gencralappell, um die große Ansprache des Führers an die gesamte deutsche Nation zu hören, die Hitler um 20 Uhr von Wien aus hält. Danach wird im ganzen Reich das Niederländische Dankgebet ange­stimmt, während von den Türmen aller Kirchen die Glocken läuten werden. Auf allen Höhen des Reichs brennen gleichzeitig Freudenfeuer, die der ganzen Welt kundtun sollen, daß der Tag der feierlichen Bestätigung der historischen Tat des Führers durch das Volk selbst anbricht. (MTI) Keine Legitimierung arischer Herkunft bei der Volksabstimmung. Wien, 5. 'April. (MTI) Die zur Wahl Berechtigten wurden aufmerksam gemacht, daß sie bei der .Abstimmung nicht zur Legitimie­rung ihrer arischen Herkunft verpflielitet, und daß die Präsidenten der Wahlausschüsse von niemand dies­bezügliche Dokumente oder Ausweise zu fordern berech­tigt s nd. Das Abtstimmungsverbot für Juden besteht selbst­verständlich und im Falle solche dessenungeachtet abstim­men würden, verüben sie, wie festgestellt wird, dadurch eine strafbare Handlung, die gesetzliche Folgen nach »ich zieht. Die Vorbereitungen für die Hitlerrede in Wien. Wien, 4. April. (Inf.) Den Abschluß des Wahlkampfes bildet am 9. April die Kundgebung des Führers in Wien, das fieberhaft an einem diesem großen Ereignis würdigen Festschmuck arbeitet. Bisher wurden die Fahnenmasten und Spruchbänder aufgerichtet, wofür Fahnentuch in der Länge von 20 Kilometer benötigt wurde. Auf dem Ge­bäude der Urania wird ein Kopfbild des Führers in acht Meter Größe errichtet, das selbst vom Kahlenberg zu sehen sein wird. An den wichtigsten Straßenkreuzungen sind riesige Propagandatürme mit den verschiedensten

Next