Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. május (85. évfolyam, 97-121. szám)

1938-05-01 / 97. szám

SONNTAGSNUMMER 32 FILLÉR Bezugspreis«. Inland t Morgen- und Abendblatt i Vlerteljlhrllch 18 P, monatlich 6.40 P. Nur Morgen. blatt: Vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Nur Abendblatt: Vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. — Für die separate Zu­sendung des Abendblattes nach der Pro­­vinz ist vierteljährlich 1P zu entrichten. Autlandt In Deutsohüsterreich bei direkter Kreuz­bandzusendung vierteljährlich 30 0. Sch., in allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt kann durch sämtliche ausländischen Postämter bezogen werden; in Wien auch durch Morawa <5 Co. 1. Wollzelle 1L Eintelnummer : In Budapest und in der Provinz: Morgen. blatt an Wochentagen 16 fillér, an Sonn­tagen 3* fillér; Abendblatt 10 fillér. In Deutsohüsterreloh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. Abendblatt 20 Gr.FESTER LLOYD MORGENBLATT 85. Jahrgang. Budapest, Sonntag, 1. Mai 1938* jr W.Jr Anzeigenannahme. In Budiput in der Administration des Pester Lloyd und in den Anzelgevermltt­­jungen Ala A.-B., Alexander Balogh, Bloonner, i. Blau, Boros, Brautnjn^H Erdős, Harsány!, Haasenstein I Cornel Leopold. Julius Leopold, -^B||k||S| detdiroda, Ruioif Rosse i ß ui 1 M Briefe '.)hn « 70,Ity1* htje; benntwor Offerten sind Dokumente Schrift beizulegen. I-fir IieilaglHIHN| Administration jede Verantwd^MM 1 Redaktion, AdmInl.s'^9||H | und Drunker Illír J VI., EötvGs-uccs^Hfl ,9V ] Telephon • ?^fli-j 1111 | Die Bedeutung des Eucharistischen Weltkongresses. Vom kőn. ting. Geheimen Rat Jose! v. SZÉLL, kőn. ung. Minister des Innern. „Reformamini“ sagt der heilige Paulus, der Apostel, im zweiten Verse des zwölften Abschnittes seines Briefes an die Römer. Der Apostel mahnt uns hier zur Erneuerung des menschlichen Verstandes nnd der menschlichen Seele. Der Weg, den er uns weist, ist die Erweckung der Gedanken Gottes und die Erschaffung eines neuen Menschen in uns durch tiefe, starke Religiosität und durch das heilige Feuer des Glaubens. Fast jede Nation der Welt wird Hunderte oder Tausende von Vertretern auf die diesjährige Ver­sammlung der Weltkirche entsenden, aber unzählige Millionen von Katholiken werden in der ganzen Welt mit uns feiern und in der Seele bei uns weilen. So wie einst das Kreuz Christi genWestcnt nach Europa, gewendet war, so blickt in diesem Jahre wieder nach dem Westen, nach Europa und der Mitte Europas, nach Ungarn, die vierhundert Millionen zählende katholische Welt, damit ihr, mit Hilfe des lebenden Christus, Erneuerung, Linderung und Er­frischung zuteil werden. Darin liegt meiner Ansicht nach in erster Reihe die Bedeutung unseres Weltkongresses. Ungarn, das Regnum Marianum, war Jahrhun­derte hindurch die Schutzwehr der westlichen Zivi­lisation und schützte die christliche Welt vor der , barbarischen Einbrüchen des türkisch-tatarischen Ostens. In diesen Jahrzehnten der Verstümmelung, seiner Existenzbedingungen beraubt, erhofft dieses Volk im Vertrauen auf die göttliche ewige Wahrheit, die Auferstehung seines Vaterlandes. Eine weitere Bedeutung des Weltkongresses sehe ich darin, daß in diesem schönen, lebenspen­denden ungarischen Mai die Völker der Welt, oder wenigstens ihre Vertreter, von jenseits der Berge und Meere herbeieilen und unser Volk, das im Glanze des Kreuzes lebt, von Angesicht zu Angesicht sehen können — jenes Volk, das mit Hiobsgeduld den Fluch des sinnlosen Friedensvertrages trägt und mit felsenfestem Gottesglauben für die Auferstehung des Regnum Marianum arbeitet und kämpft. Unsere Hauptstadt, die Perle der blauen Donau, wird zu gleicher Zeit zum Zentrum der Katholiken, die sich um den Eucharistischen Jesus scharen. Auf beiden Ufern der Donau, am Fuße des nach dem heiligen Gerhard benannten Berges, aus der Kirche Königs Matthias Corvinus, aus der Basilika des heiligen Stefan, aus der Millionenstadt Buda­pest, wird der Psalm unserer ausländischen Brüder gemeinsam mit dem unseren nach den vier Wclt­­richtungen zu Gott emporsteigen, laut zu verkünden die Ehre Gottes und die Verbrüi sehen in unserem Herrn, Jesus Cjf dritte, nicht weniger wichtige Bj kongresses, in dessen Zentrum fl Budapest stehen wird. fl Feuilleton« Der alte Krieger. Von EUGEN J. TERSÁNSZKY. In jeder Stadt gibt es wohl einen, durch seinen Feuereifer allgemein bekannten Menschen. So einer war Herr Habritzky, der Sekretär des Kasinos in Vörösvárda. Bälle, Feste, Maifeiern sind nur in seinem Arrangement gut gelungen. Er besuchte, überschüt­tete mit Briefen das hochverehrte, hochgeschätzte Publikum, organisierte es schon im vorhinein so gründlich, daß nicht nur ein jeder erschienen ist, son­dern alle auch entsprechend bearbeitet und in die nötige Stimmung gebracht waren. * Unsere Geschichte hat sich einige Jahre vor dem Weltkrieg abgespielt: , Der große Nationalfeiertag der Freiheit, der 15. März, nahte heran, und gewohnheitsmäßig tat auch das vornehme Kasino in Vörösvárda alles, um den Tag je würdiger zu gestalten. Im Festsaal fanden die Feierlichkeiten statt: am Vormittag mit Chor­gesang, schwungvollen Festreden und Rezitationen, nachher folgte das Festmahl. In diesem Jahre übernahm Herr Habritzky den Sekretärposten des Kasinos. Der fünfzehnte März war gerade der richtige Anlaß, um seine Fähigkeiten als Arrangeur zeigen zu können. Er wollte zur Märzfeier etwas Blendendes, noch nie Dagesewenes, Unvergeßliches leisten. Er zerbrach sich den Kopf; was sollte denn Endlich fand er es. Bei den früheren März-Fest­lichkeiten war das rührendste und erhebendste die Teilnahme und der Aufmarsch der alten Honvéds aus dem Jahre 1848. Den tapferen Veteranen hat seinerzeit die Stadt ihre alten Uniformen neu anfer­tigen lassen und sie zogen unter der Fahne zum Gottesdienst und von dort zum Festessen. Im Laufe der Zeit nahm die Zahl der alten Hon­­véds immer mehr ab und schließlich blieb nur noch ein einziger von ihnen am Lehen. Das war der Fahnenträger selbst, der alte Vater Dudás. Habritzky schmiedete also einen Plan, in dessen Mittelpunkt der alte Veteran stand. Um ihn herum sollte das Fest des Kasinos aufgebaut werden. * Der ganze Habitus des alten Dudás paßte schon vorzüglich für diese Rolle. Er war ein hochgewachsener Greis, zwar mit gebeugtem Rücken, aber von kräftigem Körperbau. Sein schneeweißer Bart reichte ihm bis an die Brust, sein Gesichtsausdruck war würdig. Ansonsten war aber der Alte kein besonders rühmenswerter Charakter. .Er vernachlässigte seiner­zeit sein Gewerbe infolge häufigen und berüchtigten Kneipenbesuchs. Unser Herrgott hatte ihm keinen Kindersegen geschenkt. Seine Frau starb. In seiner Witweneinsamkeit verband er sich mit einem dicken, im Verhältnis zu ihm jungen Marktweib. Aber das wäre noch nicht so arg gewesen. Am unbequemsten war für Herrn Habritzky an Vater Dudás, daß dieser kein gebürtiger Vörösvárdaer war. Er war vor fünfundzwanzig Jahren von einer an­deren Stadt nach yörösvárda eingewandert. Habritzkys erfinderisches Genie überbrückte jedoch jede klaffende Tiefe, die seiner Ambition als Arrangeur im Wege stand. Er hatte folgenden Plan geschmiedet:. Er läßt am Märzfest des Kasinos eine doppelte Sensation auffliegen. Er stellt beim Fest des Kasinos Vater Dudás, den letzten „achtundvierziger“ Honvéd auf’s Podium und läßt statt der schon hundertmal gehörten Ge­meinplätze einen Menschen seine Erinnerungen vor­tragen, der selbst in den Stürmen der Schlacht mit der Waffe in der Hand für sein Vaterland und für die Freiheit kämpfte. Das wäre die erste Sensation. Aber die zweite? In zwei Sälen des Kasinos befand sich das Museum der Stadt Vörösvárda. Habritzkys Plan bestand darin, die. im Museum befindlichen Fahnen, Säbel, Flinten, Trommeln, Uniformen und Kokarden, die er noch mit den im Besitze einzelner Familien be­findlichen Reliquien ergänzen wollte, in ein sepa­rates „Achtundvierziger-Zimmer“ zu versammeln und der fünfzehnte März wäre der Eröffnungstag . ,e Es soll ein großer Tag werden! Bei der Ausschußsitzung des Kasinos breitete Habritzky mit ungeheurem Erfolg seinen Antrag vor. Nachher trat er schleunigst mit Vater Dudás in Verbindung. Noch nie in seinem Leben hat er mit einem so vernünftigen Greis- zu tun gehabt Vater Dudás be­griff in zwei Minuten, was der Sekretär von ihm wünscht. Er übernahm es bereitwillig, den Fest­gästen auf d'er Märzfeier zu erzählen, wie er als Lehel-Husar in der berühmten Schlacht bei Szolnok gegen die östSerreiobtsehen Dragoner kämpfte. Die Umbildung des Staat! Über die Organisationsprobleme der staatlichen Verwi9 Soziale Übel, Umschichtungen und Umwälzun­gen können nicht nur von der privaten Seite her ins Auge gefaßt werden, wo sie sich als menschliches Leiden, Glück und Unglück darstellen, sondern auch von der öffentlichen Seite her als Funktionsstörungen des Staates. In unserer Zeit, da solche Umwälzungen häufig sind, lohnt cs sich, der Frage nachzugehen, welche Umstände den Staat daran hindern können, das soziale Gleichgewicht unter den ihm angehö­renden Individuen zu erhalten und das jeweils be­stehende Rechts- und Verwaltungssystem ohne ge­waltsame Erschütterungen den neuen Zeiterforder­nissen anzupassen. Von dieser Seite her betrachtet, kommt der staatlichen Verwaltung eine entschei­dende Rolle zu, und die Verwaltungswissenschaft, die als Spezialgebiet eher trocken und abstrakt an­mutet, bekommt ein unmittelbares menschliches Interesse, eine packende Aktualität. Es ist dieser lebendige Aspekt des Verwaltungs­problems, das sich in dem gediegenen Werke Prof. Zoltán Magyarys über ,.TMe oberste Leitung der Ver­waltung vom Gesichtspunkte der Organisation“ vor unseren Augen dramatisch entwickelt. Das Werk, das in den Statistischen Mitteilungen der Haupt­stadt ungarisch und als Denkschrift für den War­schauer Kongreß des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften in verschiedenen Spra­chen veröffentlicht wurde, hat auch in internationa­len Fachkreisen großes Aufsehen erregt. Ein durch­aus verdienter Erfolg, denn die Denkschrift entwik­­kelt nicht nur mit wissenschaftlicher Vertiefung den Werdegang des modernen Staates und die verschie­denen neuzeitlichen Theorien über die Probleme der richtigen Verwaltungstechnik, sondern gibt überdies einen Überblick über alle neuen autoritären Ver­waltungssysteme und faßt in einem klug abgewoge­nen eigenen Urteil die Vorschläge zusammen, die sich in der Praxis des modernen konstitutionellen Staates verwerten lassen. Das Werk Dr. Magyarys geht von der Fest­stellung aus, daß die moderne Entwicklung dem il. i:' M-ii - . ' '•':i9íBIbBB9ÍMwÍ <i '9 t 11 < me ’! >» \ > > i;>■ ' wrni.'N Miiül. Or,; ' WäÜ !:u:\ 1 : <1; < 1 .p< • - üüüi 91 1 9 <ÜT i Im»'!-;,; ü;;“! Fliil 1K!!.. n -! hi ■" •' 9JÍÍ|IWÍ m j 1 * i.-chmM-be ' 'Wk tnftgjMjfe ! Üt Vi- I fbi ’) c f! br.;f 1‘ ® &gM <i.'v i1.! Jiilüi:::'!“' -'N üüui-^'hüifl .*, ■■ ni.suiion bidet dafür keinen 1K MU mehr . . Die Frage H oh der Staat d^H|l 1 9ff j dt n Folgen der technischen Revohilioj^Bf | Ja ;9fl'l Finne: amg ohne politische R J|||| tionärein Wege zurücklegen kann.“ Diese Fragestellung reicht, wie wir sehen, das Fachgebiet der Verwaltungswissenschaft weis hinaus und berührt ein Kernproblem des ganzen heutigen politischen Geschehens. Prof. Magyarys Fragestellung berührt sich eng mit dem anregenden Werk des amerikanischen Publizisten Walter Lipp­­mann „The Good Society“, das im Pester Lloyd vor einiger Zeit besprochen wurde, und in dem gleich­falls die Frage behandelt wird, ob der Staat (nach Lippmanns Fragestellung der liberale Staat) sich den neuen politischen und sozialen Bedingungen anpassen kann, die ihm durch die industrielle Re­volution und die Entstehung der modernen Massen­gesellschaft gestellt wurden. Der ungarische Ge­lehrte faßt das Problem von einer weniger beachte­ten Seite, von der der Rechts- und Verwaltungs­­entwicklung an, und stellt zunächst fest, daß die moderne Entwicklung, von der die Rede ist, die 9 9 ■ 91 i 9 9111 1 ! 1

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