Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1938. május (85. évfolyam, 97-121. szám)

1938-05-01 / 97. szám

ftonnfag, T. Mai 1938 Die Männer um Daladíer. Von ARVED ARENSTAM, Paris, Ende April. Das parlamentarische Regime bringt es mit Bich, d!aß im Grunde immer dieselben Parlamen­tarier in die einzelnen Ministerien wiederkehren. Der Fall, daß ein Nichtparlamentarier in Frankreich Minister wird, kommt nur selten vor, und zwar, wenn besonders ernste Umstände es verlangen. In diesen seltenen Fällen, das geben auch eingefleischte Parlamentarier zu, ist das Land immer gut gefahren. Mitten im Weltkrieg wurde der große Marschall Lyautey, der bis zu seinem Lebensende das Parla­ment haßte, Kriegsminister, und ebnete Frankreich 'den Weg zum Siege. Vorher hatte er, ohne viel zu reden und ohne sich damit zu rühmen, ein ganzes Kolonialreich aufgehaut. Unter Doumergue war ein anderer großer Soldat, der Sieger von Verdun, Mar­schall Pétain, Kriegsminister. Welche Erinnerungen er auf der Rue Saint-Dominique hiinterlassen hat, beweisen die großen Plakate an den Straßenecken! Während der letzten Kabinettskrise forderten ver­schiedene überparteiliche Organisationen die Be­trauung Pétains mit der Leitung der Regierung. Pé­­tain! Pétain! Pétain! hieß es dort in Riesenlettem, ein Aufschrei der Verzweiflung, ein Ruf nach Rettung. Der neue Ministerpräsident stammt aus dér Soldaten siehule Pétains. Ein Frontsoldat, der vom ersten bis zum letzten Tage im Schützengraben lag, 'der als Hauptmann aus dem Felde zurüökkehrte und daher die Armee in ihren tiefsten Tiefen kennt. Er ist schweigsam wie Pétain, wie Foch, wie Joffre, denn die Soldaten in Frankreich reden wenig. Da In­diens Gesicht birst von Energie und Entschlußkraft Die Züge sind scharf, er sieht etwas wie Mussolini aus, er lacht selten und hat nicht die verbindliche Art, die die französischen Staatsmänner sonst aus­­jzeichnet. Es wird viel darüber gestritten, ob sich wirklich unter der herben Maske Daladiers auch eine starke Energie verbirgt. Es heißt, daß zwei Seelen in seiner Brust wohnen: die äußere und die innere. Die äußere ist die Stärke, die innere gehöre einem weichen, gütigen Menschen, der lange nach Entschlüssen ringe und sie im letzten Moment än­dere. Die Anhänger dieser These schienen recht zu behalten, als sich bei der Vorstellung der Regierung folgendes Zwiegespräch zwischen Daladier und Vin­cent Auriol vor vollbesetzter Kammer abspielte: Vincent Auriol, gleich nach der Regierungs­erklärung: „Ich beantrage Unterbrechung der Sit­zung, damit - meine Fraktion Gelegenheit hat, zur Regieru n gserklärung Stellung zu nehmen.“ •. Ministerpräsident Daladier: „Ich widersetze mich dieser Forderung. Ich sehe nicht die Oppor­tunität einer solchen Unterbrechung. Bitte, stürzen Sie mich gleich, falls Sie zu meiner Regierung kein Vertrauen haben.“ Vincent Auriol: „Es ist allgemein üblich’, daß 'den Fraktionen Gelegenheit gegeben wird, zuerst liber ihre Stellungnahme zu beraten. Ich weiß nicht, warum der Herr Ministerpräsident eine Spitze gegen sich darin sehen möchte. Ich bestehe daher auf meinem Antrag.“ Ministerpräsident Daladier: „Die Regierung ist einverstanden, die Sitzung für eine Viertelstunde zu unterbrechen.“ In den Couloirs wurde lange über diesen plötz­lichen Umfall diskutiert. Die Freunde Daladiers sag­ten: Er haßt es, sich wegen Kleinigkeiten herumzu­streiten. Auriol hätte gebohrt und gebohrt, und weil es sieh schließlich um keine große Sache handelt, hat „Dala“ (so nennen-ihn seine Freunde) als Klü­gerer nachgegeben. Daladier fühlt sich als Jakobiner von 1792, als jener revolutionäre Nationalist, der als oberstes Ge­setz die Verteidigung des Territoriums stellte. Ein Sohn des Volkes, der die Salons, die Aristokraten, die Nichtstuer der oberen Gesellschaftsklassen haßt. Er repräsentiert den Typ jenes kleinen, mittleren Franzosen, dem das letzte und entscheidendste Wort in diesem Lande zusteht. Der neue Außenminister Bonnet ist aus ganz anderem Holze. Die Radikale Partei, wie alle großen Volksporteien, umfaßt die allermöglichsten Gesell­­sdiaftsschichten. Bonnet stammt aus Kreisen, die man als die republikanische Aristokratie zu bezeich­nen pflegt, und ist besonders durch seine Frau, eine große Dame der Pariser Gesellschaft, mit den feuda­len Pariser Salons verbunden. Er steht mehr rechts als Daladier, hat kein Vorurteil gegen reiche Bankiers und reiche Industrielle. Er ist der Meinung, daß es auch unter Grafen und Baronen sehr viele wertvolle Menschen gibt. Nach langer Zeit wird ein französi­scher Außenminister wieder Uniform tragen. Bonnet, der im Range eines Botschafters steht, hat das Recht zum Tragen einer goldgestickten Diplomatenuniform, er darf also bei offiziellen Gelegenheiten mit einem Dreizack und Straußenfedern erscheinen. Seine Politik zeigt schon, daß sie einen anderen Kurs steuert als die von Delbos. Bonnet, der Realist, sieht die Dinge, wie sie sind, nicht wie er sie sehen möchte. Er hat keine „Vergangenheit“ — während Delbos sein Por­tefeuille dem Umstande verdankte, daß er Laval ge­stürzt hat. In einer berühmt gewordenen Kammer­rede hatte er die Haltung des damaligen Premiers gegenüber Italien in Grund und Boden verdammt. Bonnet hat weit bessere Aussichten, mit Italien zum Ausgleich zu kommen, denn er hat sich in keiner Weise gegen Mussolini exponierl, • 3 • \ Az automobilista választhat: „olcsó“ / \ olajat használjonse — vagy a hasz* nálatban gazdaságosabb Mobiloilt. Éj * S 'W BÜ fwl isP 8E JÜP ■ Im IBí Mm Ha ÜH N wmB&tr ^jniftriJiPPt ^8^sÉ#- slS^euK^i ------------,gggC^ BEJEGYZETT VÉDJEGY VACUUM OIL COMPANY R.T. BUDAPEST Paul Reynaud, der neue Jüstizminister, gehörte bisher zur Opposition. Er war schon Justizminister unter Tardieu, der ganz erstaunt ist, daß sein frühe­rer Gefolgsmann sich „mit diesen Herren“ eingelassen hat. Es ist bekannt, daß sich Reynaud in Beurteilung der außenpolitischen Lage von seinen Freunden, auch von Seinem Parteiführer Flandin, unterscheidet: er ist Anhänger des Sowjetpaktes. Die Rechte be­­zeichnete ihn daher schon lange — nicht ohne Be­dauern — als „Bolschewistenfreund“, was eine merk­würdige Bezeichnung für einen Mann ist, dessen nahe Beziehungen zu den großen Banken allgemein be­kannt sind. Auch Reynaud ist „republikanische Aristokratie“. Seine Frau ist eine Tochter des kürz­lich verstorbenen Advokaten Maurice Garcon, des Königs des Pariser Barreaus, der zu den Zierden des Landes und zu den Unsterblichen der Akademie ge­hörte. Aus der Opposition ist auch der Kolonialminister Mandel gekommen. Ein merkwürdiger Mann, auch dem Aussehen nach. Er trägt stets einen ganz hohen, steifen Kragen, eine bis -«oben geschlossene Weste, seine Anzüge sind immer schwarz, seine Krawatte, Hut, Handschuhe auch. Et1 spricht fast gar nicht und schaut geradezu finster aus. Er gehört keiner Partei an, er ist eben Mandel, die „graue Eminenz“ des französischen Parlaments, dessen Einfluß zu allen schaffen. Ein wundervolles Haus wurde im schön­sten Teil von Paris genommen, ein ganzer Beamten­apparat eingerichtet, die besten Spezialisten zusam­mengerufen, Broschüren bestellt, Hunderttausende von Briefbogen gedruckt usw. Frossard erklärte lang und breit, was er alles machen werde, .um, di « Propaganda Frankreichs zu steigern. Schon sprach man darüber, daß Frankreich seinen Göbbels be­kommen hat, als Blum am 21. Tage seiner Herr­schaft stürzte. Wer Daladier kannte, wußte gleich, daß er kein Propagandaministerium wird haben wollen. Er liebt nicht die Tapage, die Selbstreklame, er hält es unwürdig eines großen Staates, sich anzu­preisen, er will Frankreich nicht durch Kino und Radio feiern lassen. Er schaffte mit einem Feder­stich das neue Ministerium wieder ab. Frossard wurde durch die Ernennung zum Minister für öffentliche Arbeiten (Eisenbahnen) rekompensiert. Finanzminister Marchandeau gehört dem äußer­sten rechten Flügel der Radikalen an. Er .ist so rechts, daß nian oft glaubte, er werde, wie der ver­storbene Franklin-Bouillon, die Partei verlassen; Er blieb aber auf der äußersten rechten Kante stecken und machte nicht den Sprung ins Zentrum. Heute kommt ilmi das zugute, weil die Rechtsschwenkung innerhalb der Partei unverkennbar ist. Herr Mar­­handeau hat sofort aus dem Finanzministerium alle PESTER IXOYD Ram- il Baluwitl? m Zeiten und bei allen Regierungen immer sehr groß war. Er lebt völlig im Geiste und im Schatten Clemenceaus, dessen einziger, wirklicher Freund er gewesen ist. Er kam vor vielen Jahrzehnten als blut­junger Mensch durch eine Hintertür zum Tiger und' sagte ihm: „Gestatten Sie, Herr Präsident, daß ich Ihnen eine Rede nachahme, die Sie vor fünf Jahren in der Kammer gehalten haben ...“ Er sprach, als ob es Clemenceau selbst wäre, und seit jenem Tage ließ ihn der große Staatsmann in seiner Umgebung. Im Kriege spielte Mandel eine historische Rolle: er war Gehilfe des Kriegsministers Clemenceau und wurde so zum Wegbereiter des Sieges. In jenen Tagen sagte man: Clemenceau ist Mandel, und Mandel ist Clemenceau. Obgleich er Jude ist und mit richtigem Namen Jerobeam Rothschild heißt, ist Georges Mandel ein Nationalist par excellence und stand aus diesem Grunde in Opposition gegen seinen Glaubens­genossen Blum. Frossard, der neue Minister für öffentliche Ar­beiten, stammt aus der Partei der Sozialistischen Union, wo neulich großer Krach war, der mit dem Austritt Paul-Boncours, des Parteiführers, endete. Mit Frossard ist es ganz komisch herausgekommen. Als Blum sah, was Hitler alles mit seiner Propa­ganda erreicht hatte, beschloß er bei Bildung seines Mö-iteu Kabinetts, ein .Propagandaministerium zu Blumschen Vertrauensleute entfernt und ist auf die Front populaire überhaupt nicht besonders gut zu sprechen. Jean Zay ist an der Spitze des Bildungsministe­riums geblieben. Er ist ein Wunderkind: mit 31 Jah­ren war er schon Minister, heute ist er noch nicht 34. Er spricht ausgezeichnet, sein Vortrag ist klar, logisch, immer interessant. Auf dem Lyzeum und auf der Universität fiel er durch eine außerordent­liche Begabung auf. Als Daladier im Schützen­graben lag, und Sarraut schon Minister war, trug er noch kurze Hosen. Herriot lieht ihn sehr und hat ihn immer protegiert. Sein Vater ist Arzt und sehr stolz auf seinen Sohn, den Minister. Mit den Stu­denten kommt er jetzt ziemlich gut aus, da er ja fast in ihrem Alter steht und sich mit ihnen wie mit Kameraden unterhält. Parteipolitisch steht er etwa im Zentrum der Radikalen Partei. Sarraut verwaltet wieder das Innenministerium. „Ein Toter, der niemals stirbt,“ sagte der große Journalist Léon Bailby, Herausgeber des Jour, über ihn. Sarraut entstammt der ersten republikanischen Familie des Landes: sein Bruder Maurice, der Herausgeber der „Dépéohe de Toulouse“, ist einer der reichsten und mächtigsten Männer Frankreichs. Die Familie Sarraut finanziert die Radikale Partei. Die* 'beiden Brüder werden die siamesischen ZwR*

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