Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. május (85. évfolyam, 97-121. szám)

1938-05-02 / 97. szám

|footag, 2. Mal 1938 Die Londoner Verhandlungen vor den französischen Kabinettsraf. Heute: Kabinettsrat in Paris. Paris, 2. Mal (Inf.)’ In dem für heute vormittag anberaumten Kabinetttrat und dem am Nachmittag stattflndenden Ministerrat werden die außenpolitischen Ereignisse der abgelaufenen Woche und die ersten Sanieruhgs­­maßmhmen die beiden Hauptgegenstände der Be­ratungen sein. Ministerpräsident Daladier und Außenminister Bonnet werden, den Staatspräsidenten Lebtün und ihre Ministerkoliegen über den Verlauf und die Er­gebnisse der Londoner Besprechungen unterrichten. Man zweifelt nicht daran, daß die Tätigkeit der bei­den Minister in London die volle Zustimmung des Ministerrates finden wird. Der Ministerpräsident hat mit seblén Mitarbei­tern am 1. Mai die ersten Notverordnungen zur Sa­nierung der Staatsfinanzen und Wiederaufrichtung der Wirtschaft vorbereitet. In den Ministerbesprechungen am Montag wer­den vór allem auch die Modalitäten aer großen An­leihe der nationalen Verteidigung, die demnächst aufgelegt werden wird, geprüft werden. Innenminister Sarraut wird dem Präsidenten dar Republik das neue Ausländergesetz verlegen, durch das die Einreise und der Aufenthalt uner­wünschter Ausländer in Frankreich erschwert wer­den soll. 450 derartige Ausländer sind in dén letzten Wochen bereits ausgewiesen worden. Gegen aus Frankreich ausgewiesene und wieder nach Frank­reich einreisende Personal werden in Zukunft Ge­fängnisstrafen von ein bis zwei Jahren verhängt. Vor der außenpolitischen Aussprache des Unterhauses. London, 2. Mai. Die Regierung steht jetzt insofeme vor großen Aufgaben, als nach den bewegten letzten zehn Tagen das Unterhaus um die Billigung des englisch-italie­nischen Abkommens und des englisch-irischen Ver­trages ersucht werden wird. Ministerpräsident Cham­berlain wird heute nachmittag selbst den Antrag ein­­bringen, daß das Unterhaus die Ergebnisse der kürz­lich abgeschlossenen englisch-italienischen Bespre­chungen, wie sie in dem am 16. April Unterzeich­neten Vertrag umrissen sind, billige. Von der Opposition sind bereits scharfe Kampf­reden angekündigt worden. Auf dieser Seite des Unterhauses vertritt man die Ansicht, England Itönne nicht mit einem Staat ein Abkommen Schlie­ßen, der an der spanischen Angelegenheit beteiligt sei. Man erwartet nun auch eine neue grundsätzliche Rede des Ministerpräsidenten und hält es nicht für ausgeschlossen, daß Chamberlain nähere Angaben über seine nächsten diplomatischen Ziele machen wird. Die Aussprache über das englisch-irische Ab­kommen wird Donnerstag stattfinden. Auch zu die­sem Punkt hat sich die Opposition zu Worte gemel­det und einige Abgeordnete werden gegen das Ab-kommens auftreten, weil er England nichts and Ir­land alles gebe. Man erwartet stürmische Ausein­andersetzungen. London, 2. Mai. Dem für Montag nachmittag in London erwar­teten neuen deutschen Botschafter V. Dircksen wid­men die großen Tagesblätter mehrere Begräßungs-artikel. Allgemein wird dabei zum Ausdruck ge­bracht, bei dem Botschafter handle es sich um einen Mann, der sich bereits in Moskau und Tokio Ver­dienste um die deutsche Außenpolitik erworben habe. Während seines dreimonatigen Aufenthaltes in Berlin werde Dircksen Gelegenheit gehabt haben, mit den maßgebenden Persönlichkeiten über das deutsch-englische Verhältnis zu sprechen, Die schwarze Hand. G. C. MIKLÓS. Ich' will Ihnen eine Geschichte von der anderen Hälfte dieses Erdballs erzählen. Ich saß kn Zug (so hat doch jede wohlerzogene Reiseerzählung anzufengen) und fuhr mach Norfolk. Nicht im schönen England, nein, son­dern nach Norfolk, Va. (Virginia), und ich kam von To­ledo, des auch nicht in Spanien, sondern an den Ufern des Erie-Sees liegt. loh (hatte einen schönen Zug und einen schönen Fensterplatz und freute mich auf die ruhige Fahrt. Doch in Washington, das beileibe nicht im Staat Washington (der Staat liegt im nordwestlichsten Zipfel der USA), son­dern im mittel-östlichen District of Columbia zu finden ist, da sagte man mir, ich müßte umsteigen. Als ich wü­tend fragte, weshalb, sagte man mir, es wäre wegem der j,Coloureds“, Dies kam mir verdächtig vor. Und als der eifrig« Neger-Gepäckträger — alle Gepäckträger sind Neger —­­In seiner eleganten Uniform meine Koffer auf eklem kleinen Wägelchen durch die riesige Halle schob, da machte mir (fiese ganze weiße Marmorprächt, trotz grie­chischer Tern pel säu lern und römischer Triumphbogen gar keinen Spaß mehr. Ich betrachtete mißtrauisch meinen neuem Zug. Zuerst war nichts besonderes zu entdecken. Ich «pa­rierte an ihm entlang und wollte gerade umkehren, als ich am ersten Waggon eine kleine Tafel entdeckte. Wie anderswo „Raucher“, so stand hier dran „Coloured“. Aha, dachte ich mir, hier bist du richtig! Und winkte dem Träger, er möchte meine Sachen doch hier herein­­legern. Der starrte mich entgeistert an. „No, no, Sir“ — und sein Lächeln war ebenso verlegen wie unwillig. Als ich darauf bestehen wollte, wurde er unhöflich, packte meine Sachen und schmiß sie, ohne viel zu fragen, in den nächstfolgenden Waggon. Der war in der Hälfte geteilt, hier „White“, dort „Coloured“ — und ich kam natürlich fcu dem hochgeehrtem „White“. Oh, diese geteilten Waggons in den Südstaaten! Des­halb also muß alles, was vom Norden kommt, in Wa­shington ums teigen! Damit Schwarz und Weiß, wie Licht hnd Schatten, von hier ab schön getrennt bleibe. Und ■ i1 1 i i'tis.i].(io.:jK.jggssB^agMagaBHai!i.im'm'iHLif!r(p«uii<.a'W.'Riw waren die mildesten Worte. Der Schaffner (behauptete, er hätte die Frauen und das Kind nur deshalb hinüber, geschickt, damit sie drüben, „bequemer säßen“ — und wollte mich auf der näohstan Station wegen „Erregen öffentlichen Ärgernisses1* der Polizei übergeben. Die an­deren Patrioten wollten mich der Einfachheit halber so­fort auf der Stelle verprügeln. Am schlimmsten waren die Frauen, die mich als Bastard beschimpften und ihre Männer, laut kreischend, immer mehr und mehr auf. hetzten. Ich schrie zuriiok, sie sollten ja nicht wager, mir auch nur ein Härahen zu krümmen, ich würde mich so. fort bei meinem Konsulat beschweren, das hätte ernste politische Konsequenzen zur Folge, meine Regierung würde Genugtuung fordern, usw.... Das wirkte —• wenn es auch gar nicht stimmte. Die aufgewühlten Gemüter setzten sich wieder auf ihre Plätze, mit dem Gefühl, das Vaterland tapfer verteidigt zu haben. Ich rief den schwarzen Unterschaffner, der mich vorwurfsvoll ansah, und ließ ostentativ meine Sachen in den „Coloured“-Waggon hinübertragen. — Es wäre schön, wenn ich meine Geschichte mit einer rührenden Verbrüderungsszene im Colonrvd- Waggon beenden könnte. Doch um ehrlich zu sein: auch dort hatte ich nicht viel Erfolg. Die Frauen hatten zwar meinen Kampf um ihre Rechte miterlebt: doch sie wa­ren allem Anschein nach schon daran gewöhnt, aus ihrem Abteil herausgeschmissen zu werden und dach­ten, irgend ein persönliches Interesse hätte mich gelei­tet, um ihre Rechte wahrzunehmen. Sie betrachteten mich mißtrauisch. Der alte Mann stellte sich bei meinen Annäherungsversuchen taub und sprach kein Wort. Als die üblichen Verkäufer durch den Zug gingen, kaufte ich für das Baby eine Schachtel Schokolade und eine schwarze Holzkatze, die allerhand komische Bewegun­gen ausführte. Die Schokolade wurde zögernd angenom­men — doch als die Katze sich verrenkte, bekam das Baby Angst und fing fürchterlich zu heulen an. Die Mut­ter bedankte sich und lächelte verlegen — und von da ab sprachen wir dann kein Wort mehr. Ich selber kam mir albern und lächerlich vor. Hätte ich lieber gap nichts sagen sollen? Ja, die Menschen haben es verlernt, sich in die Augen zu schauen. Die Wand, die sie errichtet haben, hat ihre Blicke getötet • 3* PESTER LLOYD Feiern und Demonstrationen in aller Welt am 1. Mai. Massenkundgebungen in Deutschland. Berlin, 1. Mai. (DNB) Wie alljährlich, so winde auch dieses Jahr wieder der 1. Mai, der seit der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus zum National feiertag des deutschen Volkes proklamiert wurde, mit einer Kund­gebung der Jugend im Olympiastadion eingeleitet. Die Kundgebung wurde vom Reichsjugendführer Baldur V. Schirach und Reichsminister v. Goebbels ér­őimet, die darauf hinwiesen, daß es sich «n die „größte Jugendkundgétbumg der Welt“ handle. Nach minutenlangen begeisterten Zurufen der Jungen und Mädchen sprach hierauf Hitler: —- Die äußere Einigung, die in dem vergangenen Wochen und Monaten erfolgte, erklärte er u. a., ist nur das Ergebnis der im Innern unseres Volkes vollzogenen Einigung. Jetzt feiert Deutschland de« Tag dieser Volks­ein,ig'ung. Diese Einigung ist kein Geschenk des Zufalls, sondern das Ergebnis einer planmäßigen Erziehung des Volkes durch die nationalsozialistische Bewegung. Diese Erziehung 'beginnt schon in jenem Alter, in dem der Ein­zelne noch nicht mit Voreingenommenheit belastet ist. —- Die Jugend ist der Baustein des neuen Reiches. Ihr seid Großdeutschland, denn in Euch formt sich die deutsche Volksgemeinschaft. Indem ich Euch sehe, ist mein Glaube an die deutsche Zukunft unbegrenzt und unerschütterlich. Ihr seid der Frühling. In. Buch wird und muß sich das vollenden, wofür Generationen und Jahrhunderte stritten: Deutschland. Festkundgebung der Rcichskulturkam­­mer. — Der deutsche Buchpreis wird von 12.000 auf 200.000 Mark erhöht und* fUr den Bau einer Jugendherberge verwendet. Im Mittelpunkt der Festkundgebungder Reichskultur­­kemmer im festlich geschmückten Opernhaus stand auch dieses Jahr wieder eine große Rede des Reichsministers Dr. Goebbels zur Verleihung des deutschen Film- und iBuchpreises. Der deutsche Filmpreis 1937/38 wurde Leni Riefens­­thal für ihr Filmiwerk „Olympia, Fest der Völker, Fest der Schönheit“ zuerkannt. Den deutschen Buchpreis 1937/38 erhielt Baldur v. Schiraih für den von ihm herausgegebenen Gedichtband „Das Lied der Getreuen, Verse ungenannter österreichischer Hitler-Jungen aus den Jahren der Verfolgung 1933—1937'“. In seiner Rede wies der Reichsminister an Hand überzeugender Zahlen nach, wie systematisch die Pflege des geistigen und künstlerischen Lebens in Deutschland betrieben wird. Naoh Verkündung des Film- und Buch­preises fügte Dr. Goebbels zur Verleihung des letzteren nicht nur die Waggons: die großen Glastüren der pom­pösen Bahnhöfe sind Tabu für alles nur leicht Ange­bräunte — für die gilbt es ums Eck herum versteckt einen, kleinen extra Coloured-Eingang. Meine gute Laune wnr endgültig dahin. Der Zug wurde immer voller und voller, und mit Schadenfreude ,beobachtete ich meine vollgepfropfte „weiße Hälfte1* — während drüben nur ein ältlicher Mann und zwei noch junge Frauen mit einem vielleicht vier Jahre alten Jungen allein die ganze „farbige Hälfte“ teilten. Keiner der weißen Herrschaften ließ sich herab, um drüben berfuem zu sitzen — lieber standen und schwitzten sie hier unter­einander. Recht geschieht’s euch! — freute ich mich. Doch nicht allzu lange. Bei der nächsten Haltestelle — ich glautbe, es war Richmond, wenn auch nicht die Stadt der seligen „Martha“ —, wollte irgendeine Reisegesellschaft einsteigen. Weiße. Aber Platz war keiner da. Da kam der weiße Oberschaffner und sagte zum schwarzen Urnter­­schaffner (Unterschaffner sind meistens schwarz, Olber­­xchafiner immer weiß), mit einer äußerst illustrativen Handgeste auf die beiden Frauen, das Kind und den ält­lichen Mann zeigend: „Move them!“ Die sprangen wie auf Befehl auf, die Frauen packleTM ihre Hahseligkeiten 'Und flüchteten mit dean erschrockenen Baby hinüber in den ersten, nur „Coloured“-Waggon. Ilu^n Platz nahm die weiße Reisegesellschaft ein. Jetzt wurde ich aber wild. Ich sprang auf und schrie den iSchaffner an, der, wie auch meine ganze Umgebung, mich nur verständnislos-betroffen anstarrte. Nicht ge­nug, daß man die Leute getrennt zu sitzen zwingt, selbst da werden sie vertrieben, wenn sich aus ihrer schänd­lichen Abteilung mal zufallsweise ein Vorteil für sie er­gibt? Und hatte der Schaffner denn überhaupt das Recht hiezu? Er sollte mir augenblicklich sein Dienstreglement zeigen! Die Coloured zahlten dieselben Stenern, sie haltéra dieselben Verpflichtungen, wie ihre weißen Mitbürger — und da werden nicht einmal ihre sowieso schon be­schämend gestutzten Rechte resprektiert? Ich verlangte seine Dienstnummer, ich wollte Anzeige erstatten ... Doch viel weiter kam ich nicht. Die Situation wurde •bedrohlich. Zuerst verstanden der Schaffner und mein« Mitreisenden gar nicht, was ich wollte. Dann hageltcn die Schimpfworlc nur so auf mich herab. Verdammter aus­ländischer Schurke, Anarchist und Volk sauf hetzet das noch hinzu: Dir deutsche Buchpreis wird für dieses Jahr, von 12.000 auf ioO.oOO Reichsmark erhöht: die Summe soll zum Bau einer großen Jugendherberge in der schön­sten Gegend Österreichs hlenen. Der Festsitzung wohnten außer dem Führer und Reichskanzler zahlreiche Reichsminister und Staats­sekretäre und Vertreter der Wehrmachtteile sowie be­kannte Persönlichkeiten des künstlerischen und wissen­schaftlichen Lebens bei. Das diplomatische Korps mit dem Doyen Nunzius Qrsénigo én dér Spitze war fast vollständig erschienen. Staatsakt im Lustgarten. Den Höhepunkt de* Nationalfeiertages bildete der Staatsakt im Lustgarten, tu dem die Werktätigen des deutschen Volkes im Lustgarten selbst auf den Anmarsch- Straßen zu Hundterttausenden aufmarsohiert waren. Reitihsmwwster Dr. Goebbels wies in einer kurzen Afl­­spräche auf die ungeheure Wandlung hin, Öié die letzten fünf Jahre in Deutschland brachten. Nach Dr. Goebbels meldete Reichsorganiaationsleiter Dr. Leg, daß ohne die neu eingegliederte Ostmark die deutsche Arbeitsfront insgesamt über zwanzig Millionen Einzelmitglieder umfasse, Hitler erklärt die Parole „Nie wieder Krieg!“ zur eigenen. Nach langer, begeisterter Begrüßung sprach Adolf Hitler. Er erinnerte an die Zeit, d» der 1. Mai ein Tag der Zerrissenheit für da* deutsche Volk gewesen war, au die Hoffnungslosigkeit, die vor 1933 in Deutschland herrschte. Er erinnerte aber auch an die besonderen Schwierigkeiten, die einem deutschen Aufstieg entgegen­stehen. — Kein Volk, sagte Hitler, Ist stiefmütterlicher be­dacht worden als unseres. Räumlich begrenzt, volkJidi zahlreich, umgeben außerdem von »ehr vielen Neidern und Feinden, ist der Kampf um das Dasein in unserem Lande schwerer zu führen als in anderen Ländern. Trotz, dem können wir nun nach kaum fünf Jahren, einen stol­zen Rückblick tun auf das, was seit dieser Zeit geleistet wurde. Keiner von all denen, die damals uns als Kritiker gegen üiberstnndcn, hatte wohl jemals geahnt oder ge. glaubt, daß cs uns möglich sein würde, in einer so kur. zen Zeit so Gewaltiges zu leisten. Im Laufe von; so we­nigen Jahren gelang es uns, fast die ganze Nation aus. nahmslos für die Deutschen heute bewegende Idee und die die Nation führende Bewegung zu gewinnen. Kein, Zwang und kein Terror hätten: jemals dieses fertig ge.

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