Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. július (85. évfolyam, 145-170. szám)

1938-07-01 / 145. szám

PESTER LLOYD ben an der Front van Castellon die westlich von'Onda ge­legenen Höhen besetzt. Im Abschnitt von Bechi rücken die nationalistischen Truppen weiter vör und haben die Kreu­zung der nach Ártana und Villavieja führenden Straßen erreicht. Der Gegner ließ über 300 Tote und Munition zurück. Im Kampfgebiet von Estramadura haben wir im Ab­schnitt von Peralera de Zaucejo die feindlichen Angriffe zurückgeschlagen. Nationalistische Flieger haben die nördlich von Va­lencia gelegenen Fabriksetablissements bombardiert und sodann auch auf Masamagrel und auf den Bahnhof von Alcira Bomben abgeworfen. Der republikanische Heeresbericht. Barcelona, 1. Juli. (MTI) Die republikanischen Truppen haben die feindlichen Angriffe an sämtlichen Fronten zurückge­schlagen. Zehn feindliche Flugzeuge eröffneten gegen die bei Barcelona gelegene Stadt Badalona ein heftiges Bombar­dement. Blutige Unruhen in Palästina. Jerusalem, 1. Juli. (Havas.) In Jerusalem und Tel-Aviv ist die Alarmbereitschaft aufgehoben worden. Aus einzelnen Orten Palästinas treffen Berichte über neuerliche Zusammenstöße ein. In der Nähe von Jaffa wurden zwei Juden er­schossen. Bei Haifa haben Araber mehrere jüdische Sied­lungen angegriffen. Die Siedler haben sich um Hilfe an die Polizei gewandt. In der Nähe von Bethlehem sind infolge einer Explosion drei Personen verletzt worden. •w Nachrichten aus Österreich. Telephonberichte unseres L.-B.-Korrespondenten. Wien, 30. Juni. Ein falscher SA-Mann verurteilt. Kurz nach dem Umbruch drang der 20,jährige Karl Herzberg beim Arzt Dr. Griffel in Wien ein, wies eine falsch« SA-Legitimalion vor und zwang den Arzt mit einer Pistol« zur Herausgabe verschiedener Schmuck,stücke und eines Geldbetrages. Nachdem Herzberg den Arzt eine Weile exerzieren ließ, entfernt« er sich. Herzberg wurde von einem Schöffensenat wogen des Verbrechens der Er­pressung und der Morddrohung zu 18 Monaten schwerem Kerker verurteilt. Die vorläufigen Ergebnisse der Überprü­fung dtr Gebarung der Arbeiterkran­kenkasse. Im Zuge der Überprüfung der Gebarung der Arbei­terkrankenkasse, die unter der Leitung von Dr. Wächter vorgenommen wird, wurde u. a. festgestellt, daß der Bru­der des früheren Bürgermeisters von Wien Richard Schmitz, Hans Schmitz, am 1. Januar 1936 zum General­sekretär der ArbeiterversiCiherung und somit auch zum entscheidenden Faktor bei der A rbeitehk r amikwik a ss e er­nannt wurde, und in dieser Eigenschaft ein Monatsgehalt von 1800 Schilling bezog. Gleichzeitig bekleidete er den Posten des Generalsekretärs der Arbeiterkammer mit einem Monatsgehalt von 1300 Schilling und bezog weiter als hoher Funktionär des Katholischen Volksbundes ein Mo­natsgehalt von iOO Schilling. Dagegen erhielten Beamte der Arbeiteirkrankenkasse mit mehreren Kindern, einer fünfzehnjährigen Dienstzeit und guter Qualifikation c<n Monatsgehalt von 350 Schilling. Tod zweier bekannten Gelehrten. Der Professor an der juridischen Fakultät in Wien Hans v. Voltelini ist nach kurzem Leidem dm 76. Lebens­jahre verschieden. Er hat sich durch seine Forschungen Uber due Geschichte der Stadt Wien und durch seine Werke über die Südtiroler Frage einem Namen gemacht. Weiter ist in Wien Fürst Nikolaus Trubetzkoi ver­schieden, der seit vielen Jahrein dia Leitung des Seminars für slawische Philologie an der Wiener Universität inne hatte. Er war eim Sohn des bekannten Philosophen und Direktors der Moskauer Universität. Der Direktor des Modehauses Krupnik zu zwei Jahren verurteilt. Der Direktor des Modehauses Krupnik Isidor Tau­send, Schwager des nach England geflüchteten Inhabers des Modehauses Julius Krupnik, hatte sich vor einem Schöffensenat des Landesigerichtes im Wien wegen Er­pressung zu verantworten. Er wurde beschuldigt, unter Drohung der Entlassung von Heimarbeitern Lohngelder rückverlangt zu haben. Tausend bekannte sich nicht­­schuldig und erklärte, er handelte entsprechend den Wei­sungen Krupniks, die er befolgen mußte. Das Gericht er­kannte ihn jedoch schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren schwerem Kerker. Der Direktor erbat sich Be­denkzeit. Urteile gegen Rauschgiftschmuggler. Der Zahntechniker Wilhelm Stern, der Konzessionär Béla Jovanovic und der Koch Josef Kovács,, die wegen Rauschgiftschmuggels angeklagt waren, wurden heute schuldig erkannt und zu Kerkerstrafen von sechs bis zehn Monaten verurteilt. Groß-Wien im Werden. Das Amtsblatt der Stadt Wien veröffentlicht eilte Er­klärung des Bürgermeisters Dr. Neubucher, in der dieser mitteilt, daß ihn derzeit drei große' Pläne beschäftigen. Erstens plane er die Errichtung eines mächtigen Industrie­­umd Stapelhafens, der als wichtigster Umschlagplatz zwi­schen dem westlichen und östlichen Teil Mitteleuropas dienen solle. Im Jahre 1945 werden den Mäin-Donau- Kanal herunter 1200-Tonnen-Hochseedampfer mach Wien fahren und so die Stadt und das ganze umliegende Land der Welt neu eröffnen. Zweitens werden wohlgeplante und zweckentsprechende Vorstädte um Wien herum erstehen und mit einem radialen Schnellverkehrs,netz, einer U-Bahn und anderen modernen Verkehrsmitteln mit dem Herzen • 4 • der Stadt verbunden sein. Die Arbeiterelendsviertel wer­den aufgelassen: und die ärmere Bevölkerung Groß-Wiens menschenwürdige Heime bekommen. Durch die moder­nen Sohnellverkehrslinien werde dann eine Entlastung des Straßenverkehrs erfolgen. Drittens werden, wie bereits angekündigt, moderne Messen und Ausstellungagelände in Wien errichtet. Bel veralteten Bronchialkatarrhen, Asthma und Lungeu­emphysem ist die Regelung der Darmtätigkeit durch zeitwei­sen Gebrauch des natürlichen „Franz-Joscf“-Bitter\vassers oft von großer Wichtigkeit. Fragen Sie Ihren Arzt. RUSSLAND. Die Erschießungen in der Armee. Moskau, 1. Juli. (Inf.) Nach Feststellungen von gutunterrichteter Seite sind seit der Erschießung des Marschalls Tuchatschewski 384 Generale, darunter zwei Marsehälle, drei Armeekom­­mandanten. ersten Ranges (von insgesamt sechs), zehn Armeekommandanten zweiten Ranges (von insgesamt 13), 57 Korpskommandanten (von insgesamt 193) und 202 Brigadekommandeure (von insgesamt 406) von ihren Po­sten verschwunden, ohne daß über ihr Schicksal amtliche Mitteilungen gemacht wurden. Es steht fest, daß die Säu­berungsaktion bei den mittleren und unteren Offizieren gleichfalls außerordentlich weitgehend gewesen ist, ohne daß aber die in die Tausende gehende Zahl genauer fest­zustellen ist. Die vorzeitige Einstellung von Kadetten als Leutnants in der Armee war ein Beweis für den akuten Offiziersmangel, der durch die Säuberungsaktionen ent­standen ist. Flucht eines Generals. Tokio, 1. Juli. Nach einer Meldung des Kriegsministeriums ist Gene­ral Schamoilowitsch, Kommandant der 36. motorisierten Artillerie-Division der Roten Armee in der Außenmongolei, in einem selbstgesteuerten Kraftwagen in die Innenmon­golei geflüchtet. Er erklärte, er habe sich durch diese Flucht der jetzt in Sowjetrußland in Gang befindlichen „Säubenmgsaklion“ entziehen wollen. Yoniuii stellt in diesem Zusammenhänge fest, daß in Sowjetrußland das Chaos vollkommen sei; die Erbitterung in der Roten Armee als Folge der Unerträglichkeit des Stalin-Systems schreite unaufhaltsam vorwärts. Die Wahlen in den Obersten Sowjetrat. Fehlende Namen. Watschau. 1. Juli. Die Polnische Telcgraphcnagentur macht im Zusam­menhang mit den Ergebnissen der allgemeinen Wahlen in Sowjetrußland folgende Feststellungen: Weder der theo­retisch noch immer an der Spitze der Geschäfte stehende Präsident der Zentralexekutive in der Sowjet-Ukraine Pjotrowskg noch Wolkaff, der Sekretär des Zentralen Parteiausschusses in Weißrußland, wprdfn gewählt. Da­durch scheinen die Gerüchte, wonach Pjötrowsky und Wolkoff sich in Haft befindet, von neuem bestätigt. Auch die beiden Mitglieder des Polit-Bureaus Koziör und Tschu­­bar wurden gewählt. Der erstere befindet sich ohne Zwei­fel in Haft, über das Schicksal Tschubars kann aber wenig Bestimmtes ausgesagt werden, weil er noch im Laufe der Wahlen in mehreren Gemeinden zum Ehrenmitglied der Parteikonferenz bestellt wurde. Die Polnische Telegraphenagentur macht auch darauf aufmerksam, daß von den Mitgliedern der Sowjetregierung nur Woroschiloff, Litwinoff, Kaganowitsch, Jeschoff, Mi­ko jan. Wosniesienski, Kaftanoff, Lazar off und Skrinikoff zu Mitgliedern des Obersten Sowjetrates bestellt worden sind. Die übrigen li Mitglieder der Regierung fehlen in der Liste der Gewählten. RUMÄNIEN. Urteile gegen 21 Mitglieder der Eisernen Garde. Bukarest, 1. Juli. (MTI) Das Kriegsgericht hat heute früh in dem Viozeß gegen 21 Mitglieder der Eisernen Garde Zelca- Codreanus das Urteil gefällt. 14 Angeklagte, darunter der Präsident der Partei „Alles für das Vaterland“ Clime, wurden wegen versuchten Umsturzes gegen die gesell­schaftliche Ordnung und Zugehörigkeit zu einer verbo­tenen Organisation zu je 7 Jahren Zuchthaus und zu einer Geldstrafe von je 20.000 Lei verurteilt. - Zwei auf der Flucht befindliche Angeklagte — einer von ihnen ist Prinz Cantacuzino — wurden zu neun Jahren Zuchthaus und einer Geldstrafe von 120.000 Lei verurteilt. Die übri­gen Angeklagten erhielten Zuchthausstrafen von 1 bis 5 Jahren. KURZE AUSLANDSMELDUNGEN. — DAS BELGISCHE ABGEORDNETENHAUS hat mit 117 gegen 53 Stimmen das Gesetz über die doppelte Kommando­sprache im Heere angenommen. Die Armee wird in flämische und wallonische Einheiten aufgeteilt werden. AUSLÄNDISCHE FIRMEN^ Freitag, 1. Juli 1938 DER POLITISCHE TAG Das Weinberggesetz und die Spiritusvorlage in den Ausschüssen des Oberhauses. Die vereinigtem Ausschüsse des Oberhauses für Acker­bau, Handel. Verkehr und Finanzen traten heute unter dem Vorsitz des Grafen Ladislaus Somssich zu einer Sitzung zusammen, auf deren Tagesordnung der Entwurf des neuen Weinberggesetzes und die Vorlage über das Spiritusmonopol standen. Seitens der Regierung waren Finanzmioister Dr. Remengi-Schneller, Ackerfoaiimimister Dr. Sztrangavszkij, die Staatssekretäre Gráf Teleki und Baron Vag anwesend. Das Referat für das Weinberggesetz hatte Oberhausmitglied Baron Waldbott. Es sprachen die Oberhausmiliglieder Malatinszkg, Iwan Szabó, Graf Max Hogos, Dr. Tarängi und Béla Fischer, auf deren Ausführungen Ackerhauminister Dr. Sztrangavszkg eingehend reflektierte, worauf die Vorlage über das Weinberggesetz in erster Lesung angenommen wurde. An der Spezialdebatte beteiligten sich Graf Somssich, Iwan Szabó und Béla Fischer. Um 13 Uhr brat der Ausschuß in die Verhandlung der Spiritusvorlage ein. Nach dem Referat des Oberhausmit­­gliedös Grafen Khuen-Hedervärg setzte eine sehr lebhafte Debatte ein, in der, wie wir erfahren, besonders die Be­stimmungen über die Ablösung eingehend erörtert wurden. Die Sitzung dauert fort. Eine Stiftung der Stadt Miskolc anläßlich des 70. Geburtstages des Reichsverwesers. In der gestrigen Generalversammlung der Stadt Mis­kolc würdigte Bürgermeister Dr. Fekete die Verdienste des Reichsverwesers Nikolaus v. Horthg um die moralische und wirtschaftliche Erneuerung der Nation und wies dar­auf hin, daß der Reichsverweser es war. der in der letzten Zeit den zum Teil träumerischen und zum Teil nach per­sönlicher Geltung strebenden Phantasten ein Halt zugerufen habe. Leuten, die sich nicht gescheut haben, Ideen zu ver­künden, auf deren Grundlage sie die tausendjährige Ver­fassung angegriffen hätten. Er bat den Allmächtigen, daß der Reichsverweser den glücklichen Tag erlebe, an dem er das Volk in das Land der ungarischen Verheißung- in das befreite Großungarn, führen könne. Die Mitglieder der Generalversammlung bereiteten dem Reichsverweser begeisterte Ovationen. Es wurde ein­stimmig beschlossen, ein Huldigungstelegramm an den Reichsverweser zu schicken und darin im Namen der Stadt ein Grundstück von 190 Quadratklaftern im Werte von 10.000 Pengő zum Bau eines Stammhauses für den Heldenstuhl anzubieten. In den Wechseljahren besilzt man in dem mild ablei­tenden, rein natürlichen „Franz-Josef“-Bitterwasser ein alt­­erprobtes Hausmittel, die meisten Alterationen, Von welchem Teil des Verdauungstraktes sie auch ausgehen mögen, sofort zu bannen. Fragen Sie Ihren Arzt. Strassenbild: Diesmal — Eis. Sonnenglut. Die Häuser, die Pflastersteine sind glühend heiß. Der Asphaltschichte entströmt eine Hoch­ofenhitze. Die Bäume lassen ihre Blätter sinken. Ein Thermometer zeigt -f- 35 Grad C. (So hört es sich noch schöner an: 85 Grad F.) Mit hängenden Köpfen taumelt alles in den Straßen. Tapfere Männer werfen ihren Rock üb und sclffeppen ihn mühsam am Arm. Ganz Verwegene haben überhaupt keinen Rock mit sich und möchten sich womöglich noch ihrer Hemden entledigen. Selbst die ehrgeizigsten Damen ließen ihre Silberfüchse daheim. Und beim Gehen meiden sie die Sonne. (Sie wissen, warum.) Autier rasen wie toll, um etwas Luftzug zu genießen (andere schlendern nur noch im Zick-Zack. (Zwei Minuten vor dem Hitzschlag.) Mit einem Wort: die richtige Sahara-Stimmung. Nur ohne Sand und ohne Wüstenei, Auch ohne Einsiedler. Dafür mit um so mehr Hitze. Eine gesteigerte, erbärmliche, alles niederdonnerndc Hitze Und kein Wölkchen am Himmel. Nicht ein so großes, wie ein Einfillérsliick. Dafür Hitze. Und abermals Hitze. Da taucht etwas Komisches auf. Ein Gaul. Schon altersschwach. Hinter ihm ein uraltes Vehikel. Ein Ge­bilde, das einstmals als „komfortabel“ bezeichnet wurde. Heute nur noch ein Wrack. Rn Innern sitzt ein bejahrter Mann. Sieht auch eher wie ein Wrack, nicht wie ein Mann aus. Er scheint aber in den Jahren, die seine Schulter krümmten, doch etliche Weisheit gesammelt zu haben. Denn er lächelt. Ver­schmitzt. Lustig. Ich will nicht sagen: listig. Aber er hat auch alle Ursache dazu. Denn seine Füße kühlt er. In einer ganz absonderlichen Art. Drei große, richtige Blocks aus Kunsteis hat er als Fußkissen im Wagen. Von Zeit zu Zeit streichelt er sie. Und mit der feuchten Hand kühlt er sich die Stirn. Die Beine hält er unbeweglich. Und lächelt dazu. Lustig. Ich will nicht sagen: listig. Er löste das Problem von heute. Wäre er jünger, so würde ich armehnl'eij, die Eis­blocks seien Blumenersatz. Für die Liebste. Die man mit einer freundlichen Geste überreicht: „Liebling, kühle Dein Heim!‘‘ So war es nur einfach der Sendbote eines Gastwirts, dessen Eis in der Hitze zu schnell zerschmolz. Und ein Kellner a. D. wurde enlsei*det, um Eis zu holen. (S~y)

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