Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. augusztus (85. évfolyam, 171-195. szám)

1938-08-01 / 171. szám

PREIS 10 FILLÉR j m jpBMÉESÜDOSTEFROPAS Bezugspreise Anzeigenannahme Inland: Morgen- und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Nur Mor&en­­blatt: Vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Nur Abendblatt: .Vierteljährlich 8 P. monatlich 3 P. — Für die separate Zu­sendung des Abendblattes nach der Pro­vinz isi vierteljährlich 1 P zu entrichten. Ausland: In Deutschland bei direkter Kreuzband­zusendung vierteljährlich 18 RM, in allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt kann durch sämtliche ausländischen Postämter bezogen werden; in Wien auch durch Morawa & Co. I. Wollzeile 11. Einzelnummer : In Budapest und in der Provinz: Morgen­blatt an Wochentagen 16 fillér, an Sonn­tagen 33 fillér; Abendblatt IO fillér.PESTER LLOYD ABENDBLATT 85. Jahrgang Budapest, Montag, 1. August 1938 Nr. 171 ln Budapest in der Administration des Pester Lloyd und iirden Anzeigevermittlungen Ala A -Q. Alewnder Beleih, J. Bloomer, i. Blau.ßgro«, Breun, tout trddi, Hereenyi. Heesensteln 1 Veiled Cornel Leopold, Ju Hue Leopold, M így er Hirjetdtheda. Rudolf Bosse A--0.. Julius Tenzer Unverlangte Manuskripte werden weder apfbewahrt; noch zurückgestellt Briefe ohne Rückporto nicht beentwortet Ulterten sind Dokument nur in Ab­schrift beizulegen. Für Beilagen lehnt die Administration lede Verantwortung ab. Redaktion. Administration und Druckerei Budapest, Vl„ Eötvös-ucca 12. Telephon: 112-350. Bulgarien und seine Nachbarn Budapest, 1. August 7 Der bulgarische Ministerpräsident Kiosseiwanoff und der griechische Ministerpräsident Metaxas, als Präsident des Balkanbundes, haben gestern in Salo­niki einen diplomatisch-politisch bedeutenden Ver­trag unterzeichnet. Auf Grund dieses Abkommens wird die Bulgarien als natürliches Recht zukom­­mende militärische Gleichberechtigung anerkannt. Diese Anerkennung seitens der Mitglieder des Bal­­kanbundes —'Griechenland, die Türkei, Rumänien und Jugoslawien — wird durch eine gegenseitige Nichtangriffserklärung ergänzt, die auf dem Kellogg- Pakt beruht, beziehungsweise sich in ihrem juridi­schen Aufbau der seinerzeitigen Pariser Fricdens- Ideklaration anlehnt. Wie es die Belgrader Blätter bereits richtig hervorheb an, ist dieser hochwichtige Schritt eine geradezu selbstverständliche Entwicklung der schon früher erfolgreich geordneten jugoslawisch-bulgari­schen Beziehungen. Oll'enhar unter der Mitwirkung der jugoslawischen Diplomatie gelang es Bulgarien, seine Gleichberechtigung — eine aus der heute zu Recht bestehenden Lage mit unausweichlicher Not­wendigkeit folgende Konsequenz — zu erreichen. iUngarn seinerseits, das bekanntlich seit jeher auf dem Standpunkte war und verharrte, daß die militärische Gleichberechtigung ein natür­liches Recht sei, das uns ebenso wie dem befreundeten Bulgarien auch ohne formelle ’Anerkennung nunmehr ohne weiteres zukommt, kann •diese Entwicklung auf dem Balkan nur mit Freude und Genugtuung begrüßen. Ein jeder friedliebende Staat und alle Staatsmänner, die sich ehrlich und aufrichtig um die Schaffung eines wirklichen Frie­­idenszustandes bemühen, können den erfolgreichen Bemühungen, die Bulgarien auf Grund der vollen und uneingeschränkten Gleichberechtigung die Mög­lichkeit geboten hat, seinerseits mit den anderen Balkanstaaten zusammen zur Behebung der Gefah­renmomente in einer traditionell berüchtigten Gewit­terzone von Europa seinen Anteil beizusteuern, nun ihren vollen Beifall spenden. Im Grunde genommen, handelt es sich hiebei um eine atmosphärische Besserung des Verhältnisses zwischen Bulgarien und den einzelnen Staaten des Balkanblceks, nicht aber, wie es von mancher Seite tendenziös gemeldet wird, um den Eintritt Bulgariens in den Balkanbund. In dieser Hinsicht genügt cs, an die Worte des bulgarischen Ministerpräsidenten, die er am 7. Juli in einer in der Sobranjc gehaltenen Rede über diese Beziehungen gebraucht hat. Herr Kiosseiwanoff sagte damals: „Die Gründe, die früher den Anschluß Bulgariens an den Balkanbund verhin­dert hatten, bestehen auch heute noch in vollem Maße. Bulgarien ist cs jedoch gelungen, mit einem jeden einzelnen Staate dieses Blindes ein Ver­hältnis der freundschaftlichen Zusammenarbeit zu schaffen.Die Bedeutung dieser Erklärung erhellt schon aus dem Umstand, daß der bulgarische Staats­mann sie zu einem Zeitpunkt abgegeben hat, als die Verhandlungen zwischen ihm und den anderen Bal­kanstaaten schon ziemlich weit gediehen waren, was in informierten diplomatischen Kreisen bereits seit Monaten kein Geheimnis war. Bulgarien hatte indessen vollkommen recht, diese Verhandlungen nicht zu beschleunigen und sie mit großer Vorsicht zu führen, da deren Ergebnis ja die bloß formelle Anerkennung eines natürlichen Rechtes bedeutet hat und es reiflich zu überlegen hatte, ob es sich verlohnen würde, dafür auch Opfer zu bringen, die offenbar den Gegenwert dieser diplo­matischen Formalität darstellen mußten. Es darf aber der Umstand nicht außer Acht ge­lassen werden, daß das Verhältnis zwischen Bulgarien und seinen Nachbarn nicht durch schwer­wiegende und schwer zu lösende Minderheiten­probleme belastet ist, die ein Einvernehmen — auch ein formales Einvernehmen — nicht erleichtern. Anerkennenswert ist es dagegen immerhin, daß das Königreich Bulgarien bereit war, im Interesse des Friedens nicht zu unterschätzende Opfer zu bringen. Es ist ein unter den Balkanstaaten seit Jahren immer stärker bestehender und zielbewußt befolgter Grund­satz, die Einmischung der Großmächte in die inneren Verhältnisse der Balkanstaaten, beziehungsweise in die Fragen, die ihre gegenseitige Zusammenarbeit betreffen, womöglich auszuschließen. Daß auf sein? Unabhängigkeit und seine Unbeeinflußbarkeit besonders so heikel achtende Jugoslawien und das Nichtangiffs ver trag zwischen Bulgarien und Balkanpaktstaaten Kiosseiwanoff und Metaxas unterzeichnen das Abkommen in Saloniki — Anerkennung der militärischen Gleichberechtigung Bulgariens — Jubel in Sophia, beifällige Kommentare der Weltpresse Belgrad, 31 Juli (Av.ala) Sonntag um 18 Uhr wurde in Saloniki das Abkommen zwischen dem Balkanbund und Bul­garien unterzeichnet. Nach der Unterzeichnung wurde folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: Der bulgarische Ministerpräsident und Außen­minister Dr. Georg Kiosse-lwaiinff und der grie­chische Ministerpräsident und Außenminister Johann Metaxas als amtierender Präsident des Rates des Balkanbundes trafen heute in Saloniki zusammen und Unterzeichneten das zwischen dem Bulkanbund und Bulgarien zustande gekommene Abkommen. Das in Frage stehende, auf Grund der Gleich­berechtigung abgeschlossene Abkommen bedeutet einen glücklichen Erfolg der in der Atmosphäre der Herzlichkeit und des Verständnisses eingeleiteten freien Verhandlungen. Es bedeutet eine geschichtliche Etappe im Verhältnis der fünf Staaten und berech­tigt zur Hoffnung, daß in der nahen Zukunft dieses Abkommen sich ersprießlich weiterentwickeln werde. Bulgarien, die Türkei, Rumänien, Jugoslawien und Griechenland sind gleichermaßen von dem an die Politik der Festigung des Batkanfriedens ge­knüpften Ideal erfüllt. Sie übernehmet! die Verpflich­tung, in ihrem gegenseitigen Verhältnis die Anwen­dung jeglicher Gewalt zu meiden, entsprechend dem Abkommen, die von jedem «dieser Staaten in Angele­genheit des Nichtangriffes unterzeichnet wurden. Sie kommen darin überein, ihrerseits auf die Anwendung der im Teil IV (militärische, Marine- und Luftklau­­scln) des Vertrages von Ncnilly enthaltenen Bestim­mungen und ebenso auf die Anwendung der Ver­fügungen des am 2J. Juli 1923 in Lausanne bezüglich der Grenze von Thrazien geschlossenen Abkommen zu verzichten. Sie alle sind erfüllt vom Wunsche deij/ engen und fruchtbaren, sich auf alle Gebiete er­streckenden Verständigung und des Zusammenwir­kens, sowie von dem Bestreben, das Aufblühen der so schwer heimgesuchten Völker Bulgariens und des Balkanbundes zu sichern: daher haben sie beschlos­sen. ihre friedlichen Anstrengungen fortzusetzen. Sie zweifeln nicht daran, daß das heute unterschriebene Abkommen auf der Balkanhalbinsel ein Zeitalter der Sicherheit und des Einverständnisses eröffnet und gleichzeitig cinen wettvoUen Beitrag zum Werke des allgemeinen Friedens bedeutet. Der Text des Abkommens Telegramm des i'cslcr Lloyd. Saloniki, 31. Juli Ministerpräsident Metaxas traf um 9 Uhr vor­mittag aus Athen kommend in Saloniki ein und wurde feierlich empfangen. Mit ihm kamen auch der jugoslawische Gesandte in Athen, I.azarcwitsch, der rumänische Gesandte Filoti und der türkische^ Ge­schäftsträger Dr. Schaman. Mittags fand ein intimes Frühstück statt, welches Metaxas den ihn begleiten­den Persönlichkeiten gab und nachmittags um 3 Uhr wurde dann der bulgarische Ministerpräsident Kiosse-lwanoff feierlich empfangen. Kiosse-lwanoff legte den Weg von Sophia nach Saloniki im Auto­mobil zurück. Im Zentrum von Saloniki hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, ferner eine Ehrenkompagnie und Truppen, welche Spalier bil­deten. Als das Automobil mit Kiosse-lwanoff dort eintraf, wurde er von Metaxas und seiner Begleitung herzlich begrüßt. Die Musik spielte die bulgarische Nationalhymne. Im Hotel Méditerranée wurde dann das Abkommen zwischen Bulgarien und dem Bal­kanbund unterzeichnet. Nach der Unterzeichnung des Abkommens überreichten sich die beiden Mini­sterpräsidenten gegenseitig hohe Auszeichnungen, mit denen sie König Georg von Griechenland und König Boris von Bulgarien ausgezeichnet hatten. Belgrad, 31. Juli (Havas) Der Text des am Sonntag nachmittag in Saloniki unterschriebenen, zwischen dem Balkanbund und Bulgarien abgeschlossenen Vertrags ist folgender: „In Anbetracht dessen, daß Bulgarien an der auf die Festigung des-Friedens am Balkan gerichteten Politik festhält, und von dem Wunsch erfüllt ist, mit den Balkanstaaten ein Verhältnis der guten Nachbar­schaft und des vertraucncrfülltcn Zusammenwirkens aufrecht zu erhalten, lind die Staaten des Balkan­bundes Bulgarien gegenüber von einem friedlichen Geist und vom gleichen Wunsche des Zusammenwir­kens durchdrungen sind — erklären die Unter­fertigten : der griechische Ministerpräsident und Außen­minister Metaxas als amtierender Präsident des stän­digen Rates des Balkanhundes, im Namen der Mit­glieder des Balkanbundes vorgehend, einerseits und der bulgarische Ministerpräsident und Außen­minister Kiosse-lwanoff andererseits, im Namen der von ihnen vertretenen Staaten, daß diese Slaalen sich dazu verpflichten, in ihrem ge­genseitigen Verhältnis die Anwendung jeder Gewalt zu meiden entsprechend den Abkommen, die jeder dieser Staaten betreffend das Nichtängreifcfi Unter­zeichneten, und sie kommen überein, daß sie ihrerseits auf die Anwendung der im Teil IV — Militärische, Märine­­und Luftmaßnahinen — des Vertrags von Neiiilig enthaltenen Bestimmungen und ebenso auf die im Abkommen betreffend die Grenze von Thrazien ent­haltenen Verfügungen verzichten, die in Lausanne am 21. Juli 1923 unterzeichnet wurden.'1 Telegranimvreebsel der Ministerpräsidenten Belgrad, 31. Juli (Ayala) Ministerpräsident und Außenminister Stojadinowitsch hat an den griechischen Regierungs­chef Metaxas, zugleich Präsidenten des Rates des Balkanbundes, sowie an den bulgarischen Minister­präsidenten Kiosseiwanow ein in außerordentlich herzlichem Tone gehaltenes Telegramm gerichtet und darin seine Glückwünsche zum Ausdruck ge­bracht. Zugleich betont er, mit welcher Freude ihn die neue Etappe der Annäherung und Freundschaft der Balkanvölker erfülle. Ein 1 agesbefehl an die bulgarische Armee Sophia., 1. August (Inf) Der bulgarische Kriegsminister General Uaskaloff teilte am Sonntag abend über den Rund­funk dem bulgarischen Volk die Unterzeichnung des Abkommens von Saloniki niit. Gleichzeitig richtete er einen 1 agesbefehl an die bulgarische Armee, in dem er darauf hinwies, daß in derselben Stadt, wo vor zwanzig Jahren Bulgarien gezwungen worden sei, die schweren Bedingungen des Waffenstillstandes anzu­nehmen, es heute seine vollkommene Freiheit und Gleichberechtigung zu Lande, zur See und in der Luft erhalten habe. All dies sei errungen worden, ohne daß nicht minder empfindliche Bulgarien sorgen' elfer-., süchtig dafür, daß hei 'einerii jtderi diplomatischen Schritt, der die Balkanländer einander näherbringt, ausschließlich die Interessen dieser Länder, des ge­samten Balkangebiets und des europäischen Friedens bestimmend seien. Darum ist das Abkommen vöm 31. Juli ein bedeutender Schritt auf dem Wege der europäischen Friedenssicherung.

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