Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. november (85. évfolyam, 247-271. szám)
1938-11-02 / 247. szám
PREIS 10 FILLÉR Bezugspreise Inland: morgen* und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Nur Morgenblatt: Vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Nur Abendblatt: Vierteljährlich 8 P. Btonatlich 3 P. «— Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz ist vierteljährlich 1 P zu entrichten. Ausland: In Deutschland bei direkter Kreuzbandzusendung vierteljährlich 18 RM, in allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt kann durch sämtliche ausländischen Postämter bezogen werden; in Wien auchdujrii Morawa & Co. 1. WoUzeile 11. PESTER LLOYD Eintelnummer : In Budapest und in der Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 fillér, an Sonntagen 39 fillér; Abendblatt IO fillér. ABENDBLATT VERSCHLEISS Anzei genannahm. ln Hudupes* in de» Administration des Fester Lloyd und in den Anzeigevermittlungen Ala A--Ö. Alexander Balogh, i Blookner, I Blau, Boros, Braun, ioset trdöt. Harsányt. Haasenstein &. Vogler. Cornel Leopold, Julius Leopold, Magyar HIMetöiroda, Rudolf Mo**« A.-fl„ Julius Tenzer Unverlangte Manuskripte werden wede» aufbewahrt, noch zurückgestelli Briete ohne Rückporto nicht beantwortet Offerten sind Dokumente nur in Abschrift beizulegen. Für Beilagen lehnt die Administration jede Verantwortung ab. ttedaktion, Administration und Druckerei Budapest VI„ Eötvfig-ucca 12» Telapboni 112-350. 85. Jahrgang Budapest, Mittwoch, 2. November 1938 Nr. 247 Heute nachmittag Entscheidung in Wien Das Problem vor den Wiener Schiedsrichtern: endgültige Grenzbereinigung auf Grund der ungarischen Yolkstumsrechte •• Die internationale Öffentlichkeit und die Wiener Schiedskonferenz Beginn des Einmarsches der ungarischen Truppen in 36 Stunden nach dem Schiedsspruch Tclepbonmcldung unseres Berichterstatters Wien, 2. November Die Vorbesprechungen der beiden Schiedsrichter, des italienischen Außenministers Grafen Ciano und des Reichsministers des Äußern v. Ribbentrop, die an die Unterhaltungen von Rom knüpften, dauerten länger als programmäßig vorgesehen war. Außenminister v. Kánya und Graf Teleki wurden erst um 12.15 Uhr in den Beratungssaal geleitet, wo gleichzeitig auch die tschecho-slowakischen Delegierten erschienen sind. Die Vertreter der beiden Schiedsmächte wollten offenbar noch eingehend die ausstehenden Probleme in allen ihren Einzelheiten durchberaten, handelt cs sich ja um einen ganz neuen Versuch, die durch die Auflösung der Tschechoslowakei aufgeworfenen Probleme auf der dauerhaften Grundlage des Volkstumsprinzips zu lösen. Dite restlose Anwendung des Grundsatzes von München auf die ungarische Volksgruppe soll zur Schaffung eines stabileren, lebensfähigeren neuen Europa beitragen. Darum ist ja die Verantwortung der Schiedsmächtc nicht gering und darum wünschten sic nun neuerdings alle Anstrengungen zu machen, um eineu gerechten. gut ausgeglichen Schiedsspruch über die Zukunft des Ungartunis in den ehemals der Tschechoslowakei angehörenden Gebieten zu fällen. Es wird nun auch von den Schiedsrichtern eine neue eingehende Untersuchung der strittigen Probleme .erwartet, so daß die Dauer der jetzt begonnenen Beratungen noch nicht abzuschätzen ist, obwohl es gehofft werden muß. daß die kontradiktorische Behandlung kurz nach 2 Uhr beendet werden wird. ln diesem Stadium der Dinge dürfte cs nicht uninteressant sein, das Problem, so wie es Italien und Deutschland vorgelegt wurde, neuerlich ins Gedächtnis zu rufen: die unbestrittene Zone, die die tschecho-slowakische Regierung mit ihrer Note vom 23. Oktober bereits an Ungarn zediert hat, enthält bekanntlich die Städte Komárom, Érsekújvár, Léva, Losonc, Rimaszombat, Rozsnyó. Beregszász, Nagyszőlős. Ungarn fordert nun auf Grund der ehrlichen Anwendung des Volkstumsprinzips, so wie es auch auf die ins Reich eingegliederten Gebiete Anwendung gefunden hat. die folgenden Territorien: Nyitra mit Umgehung. Szomolnok-Mccenzéf, Jolsva, Kassa, das Gebiet östlich von Kassa, Ungvár. Munkács, Feketeardó. Das Schicksal und der Status von Pozsony bildet bekanntlich außerdem ein Problem für sich, das noch zu regeln sein wird. Ungarn ist der vollen Berechtigung seines Anspruches dermaßen sicher, daß es bekanntlich eine Volksabstimmung angebolen hat. eine solche wird abér nach allem, was bisher verlautet, nicht siattfmden. Hat ja selbst das Reich im Interesse der schnellen und möglichst reibungslosen Erledigung der Frage auf die Abhaltung eines Plebiszits in manchen sudetendeutschen Gebieten verzichtet. Lebenswichtig für das Zusammen- und Nebeneinanderleben der Völker im Donautal bleibt jedoch die Frage, wie sich das Los jener strittigen Gebiete, sowie der dort lebenden Volksgruppen gestalten wird. Eine jede Ungerechtigkeit gegenüber der 20 Jahre lang geknechteten ungarischen Bevölkerung, um deren Schicksal es heute allein geht, würde sich ja schwer in der Zukunft rächen. Die Weisheit und die politische Urteilskraft der verhandelnden Staatsmänner bietet jedoch volle Gewähr, daß hier Kluges und Dauerhaftes geleistet wird. L. B. Die Delegationen Im Schloß Belvedere Tclcphonmeldung unseres L.-B.-Berichterstatters Wien, 2. November Wien stand schon zeitlich morgens im Zeichen der Konferenz. Um die Ringstraßcn-Hotels herrschte reges Leben. Ordonanzen liefen von einem Hotel ins andere und die Telephone wären fortwährend besetzt. Sämtliche Delegationen führten untereinander Besprechungen. Um 9 Uhr vormittag sind Außenminister Graf Ciano, Marchesa d’Ajeta, Gesandter Graf Magistrati, Konsul Caruso und die übrigen Mitglieder der italienischen Delegation am Wiener Südbahnhof eingetroffen. Sie wurden vom Reichsaußenminister v. Ribbentrop persönlich am Bahnhof empfangen und in das „Hotel Imperial“ geleitet. Gegen 11 Uhr ist auch der slowakische Ministerpräsident Tiso, von dem es gestern noch hieß, daß er überhaupt nicht kommen werde, mit mehreren Mitarbeitern im Kraftwagen im Grand Hotel eingetrofl'en. Der Beginn der Verhandlungen, der auf 11.30 Uhr festgesetzt worden war, hat dadurch eine beträchtliche Verzögerung erfahren, daß Graf Ciano und Außenminister v. Ribbentrop im „Hotel Impc- i lall Vorbesprechungen über das anzuwendende Maß der Prinzipien bei dem kommenden Schiedsgerichtsverfahren führten. Der Chef des Protokolls Baron Dörnberg erschien erst um 12 Uhr im ..Hotel Bristol“, um die ungarische Delegation abzuholen. Die italienische Delegation mit Grafen Ciano an der Spitze begab sich in Begleitung des Reichsaußenministers v. Ribbentrop, sowie seiner Mitarbeiter kurz vorher im Kraftwagen in das Schloß Belvedere. Ihm folgte die Autokolonne der ungarischen Delegation und kurz nachher begaben sich auch die tschechoslowakischen Delegierten nach dem Schloß Belvedere. Im rechten Seitenflügel des Schlosses mit der Aussicht auf die Prinz Eugen-Straße befindet sich das Zimmer der ungarischen Delegierten, durch ein Vorzimmer von den Räumen der tschechischen Delegierten, die anschließend daran liegen, getrennt. In der Mitte des Schlosses, im Festsalon, werden die Verhandlungen von den vier Außenministern geführt. Feierlicher Empfang des Grafen Ciano Wien, 2. November (MTI) Der italienische Minister des Äußern Graf Ciano ist heute morgen 8 Uhr in Wien eingetroffen- Er verließ um 9 Uhr den Salonwagen, wann auch der Empfang im Westbahnhof stattfand. Der italienische Schiedsrichter wurde mit großer Feierlichkeit empfangen. Zu seiner Begrüßung hatte sich auch der deutsche Reiehsminister v. Ribbentrop eingéfunden, der dann den Grafen dann in sein Absteienoartier ins Hotel Iirmerfal begleitet" Unverzügliche Besetzung der oberungarischen Gebiete durch unsere Truppen Wie wir erfahren, sind die Verhandlungen zwischen der ungarischen und der tschccho-slowakischen Militärabordnung bereits so weit gediehen, daß voraussichtlich die Besetzung der Ungarn anzugliedernden Gebiete seclisunddreißäg Stunden nach der Verkündung des deutsch-italienischen Schiedsspruchs beginnen kann. Demnach werden die ungarischen Truppen mit dem Einmarsch in die befreiten Gebiete schon am Freitag beginnen. Das Programm der Konferenz Wien, 2. November (Stefani) Die Konferenz zur schiedsgerichtlichen Entscheidung der ungarisch-tschecho-slowakischen Frage im Schloß Belvedere wird mit einer Bede des Reichsaußenministers v. Ribbentrop beginnen, der eine Ansprache des Außenministers Grafen Ciano folgen wird. An diesem ersten Teil der Konferenz werden auch die ungarische und die tschecho-slowa-/ kisclie Abordnung teilnehmen. Nach den Reden Rihy bentrops und Ciános werden die Delegierten Ungarns und der Tschecho-SlOwakei ihre Argumente vortragen. Diese beiden ersten Abschnitte der Konferenz werden bis 14 Uhr beendet werden-Dann findet im Schloß ein Dejeuner statt und um 16 Uhr beginnt die besondere Sitzung der Schiedsrichter, die bis 18 Uhr dauern wird. Um 18.Í5 Uhr wird der Schiedsspruch verkündet, der der ungarischen und der tschechischen Delegation unverzüglich mitgeteilt wird. Unmittelbar darauf wird das Protokoll unterfertigt, in dem dir ungarischen und die tschechischen Delegierten im Namen ihrer Regierungen das schiedsgerichtliche Urteil annehmen und sich zu dessen Durchführung verpflichten. Damit dürfte die Konferenz um 19 Uhr ihren Abschluß finden, worauf Ciano und Ribbentrop voraussichtlich die Vertreter der Presse empfangen werden. Wien in Erwartung des Schiedsspruchs Keine Kundgebungen, keine Feierlichkeiten Wien, 2. November (MTI) Die Sitzung des Schiedsgerichtes begegnet in den weitesten Kreisen der Bevölkerung Wiens einem außerordentlich regen Interesse. Die Einwohnerschaft ging trotzdem a,n dem anfangs etwas kühlen und nebligen, später aber sonnigen Herbsttag ihren gewohnten Tagesgeschäften nach und enthielt sich in Ansehung der Wichtigkeit des Ereignisses, das zwei Nachbarstaaten berührt, jeder geräuschvollen Kundgebung. Nur vor den verschiedenen Bahnhöfen, in denen die deutschen, italienischen und ungarischen Staatsmänner eintrafen, begrüßte sie diese in größeren Maisén. Auch die in Wien lebenden Ungarn, die die Rückgliederung der bestimmten Gebietsteile an das Mutterland ebenso sehnsüchtig erwarten, wie alle übrigen Ungarn, vermeiden es peinlich ihren Gefühlen und Erwartungen durch Kundgebungen Ausdruck zu geben, um kein störendes Element in die ruhige Atmosphäre der Schiedsgerichtsverhandhmgen zu tragen Das Programm, das für die Sitzung des Schiedsgerichts zusammengestellt wurde, läßt ebenfalls jedwede äußerliche Feierlichkeit vermissen. Als die aufregendsten Stunden wurde die Zeitspanne bis 2 Uhr angesehen, in der die ungarische und die tschecho-slowakische Delegation auf Einladung des Schiedsgerichts ihre Argumente und Gegenargumente vorzubringen hatte. Die ungarische Delegation war zur Beantwortung jeder auftauchenden Frage aufs weitestgehende gerüstet. Für den Fall, daß diese Diskussion bis 2 Uhr nachmittag abgeschlossen werden kann, wird das weitere Nachmittagsprogramm nur noch von der Beratung des Schiedsgerichts ausgefüllt werden. Nicht nur die beiden interessierten Staaten, sondern auch ganz Mitteleuropa erwartet gespannt r,"n Schiedsspruch