Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. december (85. évfolyam, 272-296. szám)

1938-12-01 / 272. szám

Donnerstag, 1. Dezember 1938 PESTER IXOYD Die Russinen wenden sich an Mussolini Vngoår, 30. November (MTI) Der Russinische Zentral-Nationalrat Ost* slowenskois hat an den italienischen Ministerpräsiden­ten Mussolini eine Denkschrift gerichtet, die auf Um­wegen nach Ungarn geleitet wurde, um sie sicher nach Rom an den italienischen Regierungschef gelan­gen zu lassen. In der Denkschrift des Russinischen Zemlral- Natiönalrats werden die zahlreichen Ungerechtig­keiten aufgezählt, die man dem kurpatho-russi,sehen Volk zugefügt hat. Man erinnert an die Tatsache, daß schon im Friedensvertrag von St. Germain die For­derung Russinskos nach Selbstverwaltung als be­rechtigt anerkannt wurde. Trotzdem erhielt das russinische Volk von den Tschechen keine Autonomie und ein Teil der Russinen schmachtet noch immer in Knechtschaft. Der Zen tra 1 - Na tionalra t wendet sich nicht mit einer Bitte, sondern mit einem Gebet an den Regie­rungschef Italiens, dahin wirken zu wollen, daß das karpathorussische Volk ganz befreit und seinem Mutterlande Ungarn angegliedert werde, da das russinische Volk nie go viel Leiden zu ertragen hatte als während der zwanzigjährigen tschechischen Herrschaft. — Mit unseren Söhnen, heißt es in der Denk­schrift, gehen die Tschechen wie mit Räubern um. Man läßt sie einfach verhungern. — Schließlich bittet die Denkschrift den Duce, das Russinenoolk unter seinen Schutz zu nehmen und die Volksabstimmung zu ermöglichen, damit dieses Gebiet bis zur Poprcid Ungarn angegliedert werde, das die Söhne der Russinen aufnehmen würde, wie die Mutter ihre Kinder. Die Denkschrift trägt die Unterschriften der gesamten Leitung und zahlreicher Mitglieder des Nationalrates. Ein neues Mazedonien wurde geschaffen Warschau, 30. November (PAT) Dobry Wieczor schreibt: Im Herzen Europas ist ein neues Mazedonien geschaffen worden, das nicht zuläßt, daß dieser *Tiil des Kontinents sich nach Jen Er­schütterungen der letzten Wochen endlich seiner svohl-verdienten Ruhe widme. Das Blatt stellt die Mängel der Militärverwaltung im tschechisch gebliebenen Teil Rus­sinskos fest und erklärt, daß Russinsko in Wahrheit von Gendarmen regiert und von landfremden Elementen der ukrainischen Banden terrorisiert werde. I)ie russinischen Patrioten werden zu Hunderten in Konzentrationslager geschleppt. Der Stand der Dinge fördere die uneingestau­­denen Manöver verdächtiger Kräfte. Europa gelange so­lange nicht zur Ruhe, als diese neue mazedonische Lage nicht anfhört. Das Slowakcntum gegen die tschechischen Siedler Losonc, 30. November (MTl) Wie Nachrichten aus Zölgom besagen, hat sich dort die Lage zwischen dein slowakischen Urbewohnern und den aus Ungarn ungegliederten Gebieten hingeström­ten tschechischen Siedlern arg zugespitzt Die tschechischen Siedler sind bestrebt, sich in Zölyorn und Umgebung für Ewigkeit einzurichten und werden in ihren Bestrebungen vom tschechischen Militär tatkräftig unterstützt. Selbst Privat Wohnungen werden für die Kolonisten in Anspruch genommen. Das Slowakentum stellt empört fest, daß die Siedler, statt sich nach der Tkchechei heimzubegeben, sich in Zölyom niederlassen. Die Lage ist derart zugespitzt, daß die Kolonisten unter dauernden Militärschutz gestellt und den slowakischen Mannschaften der Armee die scharfe Munition abgenonunen wurden. Die slowakischen Mannschaften, die noch unter tsche­chischer Fahne stehen, aber aus Ungarn ungegliederten Gebieten stammen, werden durch die tschechischen Offi­ziere zurückgehalten. Man will sie auch überreden, sich endgültig niederzulassen. Man verbreitetGreuelnathriehten unter ihnen, daß sie nach einer etwaiger, Heimkehr nach Un­garn bestraft werden, weil sie solange unter tschechischer Fahne verblieben säen und daß sie für lange Zeit in die Honvéd eingereiht werden. Die Soldaten schenken aber dem keinen Glauben und wissen genau, daß sie getrost heimkehren können. Deshalb fordern sie immer lauter, abgerüstet und im Sinne des Wiener Schiedsspruchs nach Hause gelassen zu werden. Hartnäckige Verstopfungen mit abnormaler Zersetzung und Fäulnis im Darm und vermehrtem Säuregehalt des Ma­gensaftes schwinden bei Gebrauch des altbewährten, rein na­türlichen ,,Franz-Josef“Bitter\vassers sicher und schnell, Fragen Sie Ihren Arzt, POLEN Budget 1939/40 Warschau, 30. November (PAT) Der Gesetzentwurf über das Budget l939fM, wurde heute dem Abgeordnetenhaus unterbreitet. Die Aus­gaben betragen 2523 Millionen, wovon 34 Millionen in der außerordentlichen Budgetvorlage figurieren. Die Einnah­men weisen eine im wesentlichen damit übereinstimmende Endsumme auf. Der neue Voranschlag übersteigt um 48 Millionen den des laufenden Jahres, zumal die Unter­richts- und In vestin'oii sau »gaben gestiegen sind. Hans, mein erster Bräutigam Von Elisabeth Kertész Ich war gerade sechzehn Jahre alt, als mein Ver­trauen, das ich in die sittliche Weltordnung gesetzt habe, in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Bis dahin glaubte ich hoch und heilig daran, daß uns die getreue Erfüllung der Pflicht glücklich macht, daß nach getaner Arbeit gut ruhen ist und so weiter. Und ich habe mich attch dementsprechend verhalten. Ich hatte durchweg ausgezeichnete Zeugnisse, in meinen Schränken und un­ser meinen Büchern hielt ich musterhafte Ordnung und schritt mit fröhlichem Herzen und lächelndem Gesicht durch den regelmäßig eingeteilten Stundenplan meines Lebens. Und in diese herrliche Wett, über der der Stern der sittlichen Weltordnung leuchtete, brach die Liebe ein in der Person von Hans Fähnrich. Hans war mein Jugend­freund und unsere Freundschaft wurde im Laufe der Zeit' immer inniger. Wir paßten auch im Alter zueinander, und auch Hans stand auf der Grundlage der unerschüt­terlichen sittlichen Weltordnung. Er war der beste Schü­ler in der Klasse, stellvertretender Vorsitzender des Selbstbildungsvereins, ein vorzüglicher Fechter und über­dies Schutz und Schirm der Alten und Krapken. In einer Tanzstunde machte mir Hans eine Liebeserklärung Der Tango war gerade zu Ende, und so konnte ich nichts erwidern, aber beim nächsten Tanz, als er die Folgerung aus seiner Liebe zog und um mich anhie.lt, sagte ich ihm glücklich mein Ja. tfcid so svar es auch in Ordnung. Die heißen Worte erfüllten mich mit Bangen, die Liebe an und für sich hätte ich in meinem Leben nicht gut unter­­bringen können, dcch gewann dieses Gefühl in Form der Ehe eine vollkommene Dasainsberecht’gung. Den Sommer nach unserer Verlobung verbrachten wir gemeinsam m t unseren Eltern in Ilsental. Der kleine Badeort lag am Fuße von hohen Bergen an einem klaren See. Den eigentlichen Badeort bildeten einige am Ufer gelegene Villen, die Kurgäste gingen abends auf der einzi­gen bre teren Straße spazieren und besahen sich die primitiven kleinen Läden mit den Holzschnitzereien, den Ausrüstungsgegenständen für Touristen und den Edelweiß­sträußen. Das Kurhaus lag ebenfalls in dei Hauptstraße, wo an Donnerstagabenden zu den Klängen eines ver­stimmten Pianos Reun'ons abgehaltan wurden. Die Er­wachsenen bekamen den Ort bald satt, doch sahen wir m’t Hans die Well durch die alles verschönernde Brille der Liebe. Als mein Vater nach Hause fuhr, und die Bridgepari'e sich auf löste, kannte die Verzweiflung der drei Erwach­senen keine Grenzen, Dazu kam noch, daß sich die Regen­zeit einstellte. .Als der Regem zehn Tage unaufhörlich fiel und Tanie Liv a, Hansens Mutter; schon nach Hause fahren wollte, bekam die Naelrbarvilla, die bisher leer gestanden hätte, neue Bewohner. Eine große blonde Frau zog ein mit zwei pausbäckigen Mädelchcn und einer sommersprossigen Strengen Erzieherin. Gleich am ersten Tag ihrer Ankunft besuchte sie Uns und erzählte mit der Vertraulichkeit, zu der das Badeleben berechtigt, wie sie sich vor diesem langweiligem Nest fürchte, wo ihr das Wiener gesell­schaftliche Leben und das tägliche Bridgespiel fehlen werden. Bei diesem Zauberwort leuchteten Tante Livias Augen auf, im nächsten Augenblick war de Tischdecke und der mit Feldblumen gefüllte Tonkrug vom Tisch verschwun­den, die Bridgekarten kamen mit schwarzkünstlerischer Geschwindigkeit zum Vorschein, Rot lag obenauf, zum Abheben, bereit.• So trat Frau Regicrungsrat Günther in unser Leben, die wir bald alle nur Marie nannten, und die auf einen Schlag alle Herzen eroberte. Marie spielte gern Bridge .kümmerte sich nicht um den Verlust, abends sang sie oft mit ihrer hübschen Stimme lustige Wiener Lieder und machte vormittags eifrig Handarbeiten. An der Reunion am Donnerstag überraschte sie alle durch ihr weißes Abendkleid, aus dem ihre blonde Schönheit wie Morgen­sonne leuchtete. Während wir sie bezaubert betrachteten und mit Lob überhäuften, ließ Marie unwillig ihre Augen im Saal über die geblümten kunstseidenen Fähnchen um­berwandern und erklärte mit ernster Miene, daß hier für ihr Kleid kein kunstverständiges Publikum vorhanden sei. — Wenn Sie gestalten, »o werde w-h den Kavalier spielen, erklärte Onkel Albrecht, ohne sich um die eifer­süchtigen Blicke Tante Livias zu kümmern. — Sehr lieb von Ihnen, antwortete Marie zerstreut und plötzlich fiel ihr Blick auf Hans. Hans stand neben mir und sali mit mir zusammen Marie an. Er sah sie an, wie ich, und doch anders... Und Marie fing diesen Blick auf, irgendein seltsames Licht blitzte über ihr- Gesicht, das sie plötzlich noch schöner erscheinen ließ. Und sie sagte mit weicher, geheimnisvoller Stimme: — Und Sie, junger Gentleman? wollen Sie nicht mein Ritter sein? Bei diesem Ton merkte ich auf und sah Hans er­schrocken an. Er errötete und anwortete nicht. Ich preßte die Hand aufs Kérz, um das ängstliche Pochen zu unter­drücken, und die'Erkenntnis schnitt mir auf einmal scharf ins Herz, daß Marie dem Hafts, meinem Hans, gefiel. Bisher war er bei den Reunions stets so erschienen wie er nachmittags grade abgezogen war, in offenem Sporthemd mit weißen HöSen. Heute hatte er aber einen dunkelblauen Anzug an, und die Haare waren glatt gekämmt... — Nein, das ist unmöglich, sagte ich mir im Laufe 'des Abends, als er mit uiir tanzte, und ich den festen Griff seines Armes spürte, es ist unmöglich, daß er eitle andere Frau lieben sollte. Er ist mein Bräutigam, er liebt mich, er hat es mir ja geschworen, als wir die Ringe getauscht naben. Das Ganze ist nur die Ausgeburt meiner Phantasie... Doch hielt der Optimismus nur so lange an. Ms, Hans an Marie herankam. Als er sie umarmte und sie mit­einander zu tanzen begannen, beobachtete ich zitternd das Gesicht von Hans, wie es wieder den unbekannten Aus­druck bekam und wie seine Augen seltsam groß wurden mit einem merkwürdigen Glanz . * So vergingen die Tage wie ein Albtraum. Aus sei­ner dumpfen Finstern s leuchteten mir nur der anheten e Blick von Hans und das geheimnisvoll-böse Lächeln von Marie zu. Meine Mutter und Taute I.iv u bemerkten nichts. Für sie stellte Marie nur den erforderlichen vier­ten Mann bem Bridge dev, darüber hinaus interessierte es « gar nicht, daß sie nach' dem EssCh im Tnnnenwnl i spazieren ging, und es war für sie ebenso gleichgültig, daß sie gerrde mit Hans spazieren ging. Ich war d e einzige, die hörte, w e sie sich unter meinem Fenster trafen und auf dem weißen Pfad fröh­lich plaudernd fortgingen. Meine Seele svar son den an­­slünnenden Leiden abgestumpft, es fiel mir g?r nicht ein, daß es des Charakters, der mir als Vorbild vor­­schsvebte, unsvürdig svar, sie zu belauschen und ihnen naehzusehleichcn. Ich schlich ihnen Verstohlen noch, äit'gsölieh svie ein Dieb, und die Worte, mit denen Hrjis, men Hans, Marie seine Liebe heiß und glühend gestand, trafen mich wie Hammersch'äge. Marie antwortete nichts, sie lachte nur perlend auf. Sie lachte Hans aus. Aher Hans sprach so lange fiebernd und mit leuchteirden Augen, bis Marie mit le'chtem Achselzucken sagte; — Na, meinetwegen, heute abend! VEREINIGTE STAATEN Botschafter Wilson fährt nicht nach Deutschland zurück Telegramm des Pester Lloyd • London, 1. Dezember Der von Roosevelt zurückberufene Berliner amerikan siche Botschafter Wilson soll nach den ans Washington hier vorliegenden Meldungen nicht auf seinen Posten zurückkehren. Er ist zurzeit Mit­arbeiter des auswärtigen Amtes in Washington und beschäftigt sich in erster Linie mit deutschen Fragen. 3 Von amerikanischer .Seite wurde dem Bericht­erstatter des Daily Telegraph bedeutet, daß, falls sich die Haltung Deutschlands nicht ändere, der derzeitige Berliner Geschäftsträger weiterhin als der ständige diplomatische Vertreter der Vereinigten Staaten in Deutschland anzusehen sei. Allerschärfstes Vorgehen der Behörden gegen die „Eiserne Garde" Die Nachforschungen nach den Attentätern von Kolozsvär Bukarest, 1 Dezember Die Behörden sind fieberhaft bemüht, die ver­schlungenen Fäden der Verschwörung der „Eisernen Garde“ zu entwirren. Im ganzem Lande werden Haus­durchsuchungen vorgenommen, und der Polizei ist es bereits gelungen, große Mengen Propeiganda­­material und Waffen zu beschlagnahmen. Die Behör­den haben festgestellt, daß in einer Ausbildungs­­zentrale regelrechte Schießübungen abgehalten wur­den. Die Attentate wurden von einem ..Nationalen Femgericht“ beschlossen und richteten sicli gegen Persönlichkeiten, die der Bewegung feindlich gegen­­überstanden. Viele führende Persönlichkeiten des öfientlrhen Lebens erhielten Drohbriefe, in denen ihnen mit­geteilt wurde, daß sie vom „Femgericht“ zum Tode verurteilt worden seien und daß man* das Todesurteil zwischen dem 1. und 15. Januar nächsten Jahres vollstrecken werde. Das Oberkommando der Gendarmerie erließ eine Verordnung, in der es heißt, es sei eine Ehrensache der rumänischen Gendamen, mit aller Energie gegen jede Gewalttätigkeit einzuschreiten Terroristen seien, wenn sie auf frischer Tat ertappt werden, über­haupt nicht mehr zu warnen, sondern die Gendar­­man mögen auf sic sogleich schießen. Im Interesse der Aufrediterhalhmg der Aiitorilät und der öffent­lichen Ordnung sei keinerlei Nachsicht am Platze. Obwohl die Nachforschungen in der Angelegen­heit des angeschossenen Rektors der Universität von Kolozsvär Stefanescu Goanga mit unverminderter Energie fortgesetzt werden, konnten die Täter noch nicht ermittelt werden. Die Spuren führen nach Temesvär, Bukarest und Czemowitz. An allen diesen Orten wurde in verschiedenen Wohnungen schwer­belastendes Material vorgefunden. Der-Zustand des verletzten Rektors hat sieh übrigens bedeutend ge­bessert, so daß man jetzt nicht mehr an seinem Auf­kommen zweifelt. Ärztliche Bulletins über seinen Zustand sverden nicht mehr ausgegeben. Ein orthodoxer Priester wegen Agitation zu 6 Jahren verurteilt Bukarest, 1. Dezember Das Gericht von Jassy verurteilte den orthodoxe« Priester CHmovici, der in den bessarabischen Dörfern eine Agitation für die Wiedereinführung des Kalenders alten (jnlianischen) Stils entfaltete, zu sechs Jahren Ge-

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