Pester Lloyd - esti kiadás, 1939. április (86. évfolyam, 75-97. szám)

1939-04-01 / 75. szám

H itler beim Stapellauf des Schlachtschiffes »Tirpits« in Wilhelmshaven In Warschau zeigt sich neben der Cenugtuung auch einige Zurückhaltung Wilhelmshaven, 1. April (DNB) Führer und Reichskanzler Hitler traf heute Punkt 11 Uhr auf dem Haupthahnhof Wil­helmshaven zur Teilnahme am Stapollauf des Schlachtschiffes „G“ ein. Die Bevölkerung der Kriegsmarinestadt bereitete dem Führer einen über­wältigenden Empfang. Wilhelmshaven, 1. April (DNB) Am Samstag vormittag lief auf der Kriegsmarinewerfl Wilhelmshaven im Beisein des Führers und obersten Befehlshabers der Wehrmacht das Schlachtschiff „Tirpitz“ vom Stapel. Die Tauf­­rede hielt Vizeadmiral a. D. Staatsrat v. Trotha. Er erklärte darin u. a.: — Dieses stolze Schiff soll deutsche .Ehre in die 'Welt hinaustragen und feindlichen Widerstand bre­chen, wenn er sich dem deutschen Volke in seiner Betätigung als gleichberechtigtes Mitglied der Völker­gemeinschaft entgegenstellen würde. Die deutsche Wehrmacht an Land sei das Fundament, auf dem die Freiheit <fes geeinten deutschen Volkes ruhe. Aber von dieser Einheit des Volkstums müßten und wollten die Deutschen auch über den Ozean hinaus Zeugnis ablegen. Dabei werde auch der Geist des Mar.ncs lebendig, dessen Namen dieses Schiff auf Befehl des Führers tragen solle: Tirpitz. Der Name Tirpitz sei unlösbar mit der deutschen Flotte ver­bunden. Über, den Fahrten dieses stolzen Kampf­schiffes möge immer der Wahlspruch des Großadmi­rals stehen: „Ziel erkannt, Kraft gespannt.“ Mit einem Gelöbnis der Treue und bedingungsloser Ge­folgschaft dankte Trotha Hitler, daß „er die von ihm festgefügte Kraft des geeinten GroßdeutschlanÜ mit einer achtunggebietenden Flotte auch auf dem Welt­meere zur Geltung bringe.“ Nach der Taufrede taufte Frau v. Hassel, die Tochter des Großadmirals v. Tirpitz, das neue Schlachtschiff. Das Schlachtschiff „Tirpitz“ — ein Schwester­­schiff des im Februar vom Stapel gelaufenen Schlachtschiffes „Bismarck“ — hat eine Wasserver­drängung von 35.000 t, eine Länge von 241 m, eine Breite von 36 m und einen Tiefgang von 7.9 m. Es ist bestückt mit acht 38-cm-Geschützen in Zwillings­­liirmen, 12 15-cm-Geschützen und einer entspre­chend stariken Flugzeug - Abwehrartillerie. Das Schlachtschiff ist Ende des Jahres 1936 auf der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven auf Stapel gelegt worden. Scharfe Kritik der deutschen Presse an der englischen Außenpolitik Chamberlain möchte »friedliche Beziehungen unfriedlich« machen Berlin, 1. April (DNB) Zu der gestrigen Unterhauserklärung Chamberlains schreibt die Berliner Börsenzeitung: Es steht also fest, daß nach amtlicher englischer Erklärung nicht die geringste Grundlage für die Ver­dächtigung vorhanden ist, Deutschland bereite einen bewaffneten Angriff auf Polen vor. Chamberlain erklärte selbst, es bestünden keinerlei Befürchtungen für den Bestand Polens. Durch das — in keiner Weise als aktuell begründete — Garantieverspre­­ehen aber scheint Herr Chamberlain der Welt eine Gefahr für Polen einreden zu wollen. Friedliche- Be­ziehungen möchte er unfriedlich machen. Mit dieser Methode hat England, auf Kosten anderer Völker, schon oft im Trüben zu fischen versucht. Vielleicht meint die englische Regierung, durch Verbreitung von Unruhe in Mitteleuropa den geraden Weg Deutschlands und seiner Aufbauarbeit irgendwie beirren oder stören zu können. Demgegenüber kön­nen wir uns auf die Feststellung beschränken, daß, nachdem die Unlogik der Chamberlain-Erklärung, ihre krasse Tendenz, ihr negatives unfriedliches Ele-ment entlarvt ist, solche Störungsversuche in ihrer eigenen Lächerlichkeit ersticken .Während die De­mokratien Reden halten und gestikulieren, ver­spricht Deutschland unter Adolf Hitlers Führung im deutschen Lebensraum seine auf die Sicherung des Friedens gerichtete Aufbauarbeit. Die Deutsche Allgemeine Zeitung stellt fest, daß weder irgendeine Zuspitzung in einer deutsch-polni­schen Streitfrage, noch gar ein diesbezügliches deutsches Verhalten Chamberlain Anlaß für seine waffenklirrenden Worte gegeben haben. Vielmehr sei es lediglich das Bedürfnis, den polnischen Außenminister Beck in London in einer Weise zu empfangen, die nach eigener britischer Ansicht nötig zu sein scheine, um dem Prestige der Westdemokra­tien in Osteuropa aufzuhelfen. Dieser Versuch ist allerdings nicht gelungen, so schreibt das Blatt, weil in Wirklichkeit nur einer Legion von Zusagen eine neue hinzugefügt worden ist. Staatsmännisches Den­ken wird sich nach wie vor nicht an Worte, mögen sie auch noch so provozierend sein, zu halten haben, sondern einzig und allein an Tatsachen. Die Einnahme von Warschau Von Béla Gádor Es war in der ersten Zeit des großen Krieges ... Die ganze Stadt war voll Freude und Zuversicht. Die Häuser waren beflaggt, die Kaufleute standen mit frohen Gesichtern in den Türen ihrer Geschäfte und die alten Herrn, die zum Komitatshaus gingen, streckten sich stolz- Wir haben gesiegt, riefen sie und zwunbelten ihre grauen Schnurrbärte empor. Prékopa, der rothaarige Zeitungsverkäufer, hatte sich schon heiser gesohrien: „Einnahme von Warschau! Warschau ist unser!“ brüllte er und rannte miit fliegenden Haaren, wie eine lebende Fackel die Hauptstraße entlang. Auch Onkel Karl kam nach dem Speisen in aller Eile zu uns und ging aufgeregt mit seinem großen Bauch in unserem Studierzimmer auf und ab: „Na, was sagt ihr nun, Jungen? Hab’ ich es nicht prophezeit? Warschau ist unser und nun bleiben wir bis Moskau überhaupt nicht mehr stehen ...“ Seine komische dicke Nase zitterte vor innerer Erregung. „Das ist ein großer Festtag, Kinder ... Kein Dichter kann diese Tat genügend verherrlichen!“ Er überlegte eine Weile, dann zog er seine abge­wetzte, lederne Geldbörse hervor und schlug mit der Hand darauf. „Nun merkt gut auf! Wißt ähr auch, was ein dich­terischer Wettbewerb ist, ihr Nichtsnutze? Einen solchen veranstalte ich jetzt zwischen euch. Wer das schönste Gedicht über die Einnahme von Warschau schreibt, er­hält einen Preis. Ich setze eine Krone aus ...“ Wir wollten unseren Ohren nicht trauen. Eine Krone! Das war doch sündhaft viel Geld. Onkel Karl hatte kaum das Zimmer verlassen, als mein Bruder schon ein Blatt aus seinem Schreibheft herausriß, die Ellbogen auf­stützte und sich durch die Haare strich. Ich machte es ebenso und das war vorläufig so ziemlich alles, was wü­teten. Wir blickten eifersüchtig aufeinander. Wenn ich nur wüßte, wie man Verse macht, dann ginge die Sache gleich leichter. Auf dem Tische lag eine Zeitung, ich sah hinein und mein Blick blieb an dem Worte Dreadnought haften. Es gefiel mir und ich schrieb es gleich ab. Dann wühlte ich weiter in meinen Haaren, doch es fiel mir nichts ein. Voll Schrecken sah ich, daß mein Bruder zu schreiben begann. „Was schreibst du?“ — forschte ich voll Neid. „Das geht dich nichts an!“ — Er bedeckte das Pa­pier mit seinem Arm. „Ich frage dich auch nicht, was du geschrieben hast.“ „Aber ich zeige es dir, wenn du willst —“ ich hielt das Papier von ihn hin. „Dreadnought“ — sagte ich stolz. — „Das ist der Titel meines Gedichtes .. .“ Mein Bruder zeigte mir nun auch sein Blatt. Darauf stand: „Von Warschaus Zinnen weht Stolz die Trikolore..." Es verschlug mir den Atem. So etwas Schönes hatte Wh noch nie gelesen und traurig beugte ich mich wieder über meinen Dreadnought... „Warum schreibst du denn nicht?“ — stichelte mein Bruder. „Ich finde keinen Anfang,“ sagte ich und meine Augen standen voll Tränen. „Gib mir doch diese zwei Zeilen .. .“ flehte ich. „Fällt mir nicht ein,“ rief er aufgeblasen. — „Dichte nur selbst!“ Er begann wieder zu schreiben und mir schnürte es die Kehle zu. Ich versuchte einen Tauschhandel. „Ich gebe dir meinen Dreadnought“ — sagte ich und schluckte meine Tränen hinunter. Nun tat ich ihm leid. „Na, meinetwegen“ — meinte er gnädig — „tauschen wir also unsere Blätter.“ Jetzt ging die Sache schon viel leichter. Ich schrieb das Gedicht im begonnenen Rhythmus weiter. Auch mein Bruder arbeitete emsig. Von Zelt zu Zeit trafen sich un­sere Blicke voll Eifersucht. Ich war zuerst fertig und konnte es kaum erwarten, sein Gedicht zu lesen; es inter­essierte mich mehr als das eigene .. . Als ich es zu Gesicht bekam, fuhr ich bestürzt zu­rück. Es war fast doppelt so lang wie das meine und in aebtzeiliige Strophen gegliedert. Ich las es und mein Blick trübte sich von neuem. Was hatte doch der Burscbe mit meinem Dreadnought alles gemacht! Warschau war durch Dreadnoughts erobert werden. Im Dunkel der Nacht hatte man die Mauern der Festung mit ihnen herannt. Was war mein bescheidenes, kleines Gedicht dagegen ... Wie bereute ich es nun, ihm den Dreadnought überlassen zu haben ... doch wer hätte das geidacht... Am Abend gingen wir mit unseren Gedichten zu Onkel Karl. Er las zuerst das meine, dann griff er nach dem meines Bruders. Als er den Titel sah, stützte er: „Weißt du denn, was ein Dreadnought ist, du Fratz?“ „Freilich, weiß ich es,“ — log mein Bruder. Onkel Karl fragte nicht weiter; er sah meinen Bru­der respektvoll an und ich fühlte beklommen, daß :hm das Wort deshalb gefiel, weil er selbst nicht wußte, was es bedeutete. Er rückte an seiner Brille und las das Ge­dicht mit zustimmendem Knopfnicken zu Ende. Dann wurde auch ich belobt, aber die Krone erhielt dodh mein Bruder. Auf dem Heimweg schmiedete mein Bruder, glücklich über seinen Sieg, Pläne für dieZukunft. Er wollte dieKrone in eine Sparbüchse legen und auch später alles Geld, das er "sich mit seinen Versen verdienen würde. Wenn er dann genügend Geld beisammen hatte, wollte er sich ein Haus mit vielen Büchern kaufen und dort die schönsten Gedichte schreiben. Schließlich würde er wie Petőfi sein Leben für das Vaterland opfern ... Er war so sehr in seine Pläne vertieft, daß er midi und meinen Kummer gar nicht bemerkte. Später, im Bett weinte ich mich gründlich aus und nahm schließlich mein Gedieht wieder vor: „Von Warschaus Zinnen weht Stolz die Trikolore., Trotz allem — es war doch schön! Und wenn ich auch nicht die Krone gewonnen hatte, so konnte ich doch, noch Dichter werden unld wie mein Bruder und Petőfi mein Leben am Felde der Ehre lassen... Nicht wahr, Onkel Karl? I Samstag, 1. April 1939 PESTER LLOYD A LEXANDiR C5RSÁN singt an der Spitze der weltberühmten Z IGEUNERJUNGEN Der Völkische Beobachter führt aus: „Die War­schauer Regierung weiß sehr gut, daß die deutschen Wünsche Polens Unabhängigkeit und seinen territo­rialen Bestand nicht im geringsten antasten. Sie weiß darüber hinaus, daß das Reich den deutsch­polnischen Freundschaftspakt von 193 A sehr ernst nimmt und für eine Dauereinrichtung hält. War­schau weiß drittens ganz genau, daß das Reich im Interesse dieser Freundschaft in den letzten Wochen und Monaten beide Augen zugedrückt, hat, wenn die polnische Regierung nicht in der Lage war, dem ge­fährlichen Treiben chauvinistischer Kreise Einhalt zu gebieten. Alle diese Dinge stehen fest und dürf­ten sich auch bis nach London und Paris weiterge­sprochen haben. Wenn die Regierung Chamberlains aber jetzt ohne jeden sachlichen Anlaß den Polen ihre Hilfe verspricht, so kann das auf die chauvini­stischen Elemente in Polentum nur wie ein Frei­brief und wie eine Aufstachelung wirken. Chamber­lains Erklärung zeigt also — gewollt oder ungewollt — die Tendenz, das deutsch-polnische Verhältnis zu vergiften und die auf vertraglichem Wege durchaus lösbaren deutsch-polnischen Probleme unüberbrück­bar zu machen.“ s Polen begrüßt die englische Erklärung, ändert aller seine Politik nicht Warschau, 1. April (MTI) Im Zusammenhang mit den Erklärungen Chamberlains wird in polnischen Kreisen betont, daß die englische Regierung jetzt zum erstenmal das Prinzip der gleichem Friedensgarantie für Ost- wie für Westeuropa anerkannt habe, das von der polni­schen Regierung bereits wiederholt zum Ausdrück gebracht worden sei. Die Stellungnahme Englands beweise ferner, daß England entschieden, ohne je­des Mißverständnis, den Weg der europäischen Soli­darität betreten und seine bisher bekundete Zurück­haltung aufgegeben habe. Der Entschluß, der engli­schen Regierung bedeute gleichzeitig, daß sie Polen als unabhängigen politischen Faktor anerkenne, der sich vor allem auf seine eigene Kraft stütze, und über den Frieden und das Schicksal dieses Teiles Europas entscheide. Polen begrüße diesen wichtigen Entschluß der englischen Regierung mit Genugtuung, habe jedoch ‘keinen Grund, seine unabhängige Außenpolitik zu ändern, die auf seiner eigenen mo­ralischen und finanziellen Kraft, ferner auf der Be­strebung, mit den Nachbarstaaten ein gutes Verhält­nis aufrechtzuerhalten, sowie auf seinen Verbünde­ten und Freunden beruht. Die Londoner Reise des Außenministers Beck stelle einen wichtigen Meilenstein im Zusammen­hang mit der Frage der Sicherheit dar, über die Mi­nisterpräsident Chamberlain in der Freitagssitzung des Unterhauses gesprochen hat. Man müsse darauf hinweisen, daß Außenminister Beck vor einem Mo-

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