Pester Lloyd - esti kiadás, 1939. május (86. évfolyam, 98-122. szám)

1939-05-01 / 98. szám

Montag, 1. Mai 1939 PESTER JXOYD Maifeier in Berlin in Anwesenheit der ungarischen Gäste T ele phonbericht unseres Sonderkorrespondenten Berlin, 1. Mai Der 1. Mai wird im Dritten Reich alljährlich festlich begangen. Als ein Fest der Arbeit gilt diese Feier, als Ausdruck der inneren Einheit des deut­schen Volkes. Sie ist aber vor allem die Feier der Jugend. Der 1. Mai als Symbol umfaßt alle Schich­ten der feiernden Menge, die sich um den mächtigen Maibaum schart, um das Fest zu begehen. Auch der Maibaum selbst gilt als Symbol der landschaftlichen Verbundenheit aller deutschen. Länder des Groß­deutschen Reiches. Alljährlich wandert ein Baum­koloß jeweils aus einer anderen Gegend des Reichs nach Berlin, um die Feiernden zu versammeln, ln diesem Jahr stammt der riesige Maib.aum aus dem Böhmenwald. ■ >9 Wß«no| ' -V Die Jugendkundgebung, eine Massenkund­gebung der Jugend, leitet das Fest ein. Uin 8 Uhr' morgens sind schon 132.000 Jugendliche auf. dem Reichssportfeld (Olympiastadion) versammelt, um ihrem Führer zu huldigen. Auf der Kampfbahn neh­men alle Verbände der durch die Parteiorganisation erfaßten Jugend Aufstellung. In der ersten Reihe stehen motorisierte HJ, hinter ihnen die verschiede­nen Formationen der HJ. In den Zuschauerreihen sitzen 120.000 Jugendliche. Gegenüber der Führer­loge nimmt der „Bund deutscher Mädchen“ Platz. Ein braunes -Meer.» Auf das Kommando des Laut­sprechers ziehen sie plötzlich alle ihre Jacken aus. Die großen Segmente des Ovals sehen aus, als wären sie mit Schneeglöckchen besät. In der Ehrenloge des Führers und Reichskanz­lers befinden sich die prominenten Gäste: in der ersten Reihe sitzen der ungarische Ministerpräsident Graf Paul Teleki .und Außenminister Graf Stefan Csáki/.* Reden und Gesang wechseln miteinander ab. Es ; spricht der Reichsjugendführer, nach ihm Reichs­minister Dr. Josef Goebbels. Da fährt im offenen Wa­gen der Führer in die Kampfbahn. 800 Fahnen, 600 Wimpeln, 132.000 Kehlen und 182.000 erhobene Hände begrüßen, ihn. Zwei BDM-Mädchen über­reicheneinen Blumenstrauß. Dér Führer eilt in seine Loge. Als ér. seine ungarischen Gäste freundschaft­lich willkommen heißt Und ihnen die Hände drückt, braust ein. dichtenden wollen der Hellruf auf. '* Adolf Hitler spricht über die Bedeutung der Feier und über das Symbolische des Festes. Immer wieder braust und rollt der begeisterte Heilruf durch das Stadion. Jetzt gelten seine Worte den Aufgaben der Jugend. Mit Begeisterung nimmt die. jugendliche Menge die Worte auf. Flammende Augen und er­hitzte Gesichter zeigen die unbedingte und restlose Anhänglichkeit der Zuhörerschaft. Die Reichskulturkammer veranstaltete im Laufe des Vormittags ihre Sitzung im Deutschen Opern­haus. Nach musikalischen Darbietungen hielt Reichsminister Dr. Goebbels die Festrede und ver­kündete die Träger der Film- und Buchpreise für das Jahr 1939. Auch dieser Feier wohnten die ungarischen Gäste bei, die bei jeder Gelegenheit, sowohl bei ihrer Ankunft als auch beim Verfassen der Festlichkeiten, stürmisch begrüßt wurden. Im Lustgarten fand dann die Feier um den Maibaum ihre Fortsetzung. Die deutsche Presse stellt die vollkommene Uebereinstimmung der Auffassungen fest Berlin, 30. April (MTI) Da-s Interesse der ganzen’ deutschen Presse wendet sieh dem Bestich der ungarischen Staatsmänner in Berlin zu. Die Blätter berichten aus­führlich über die Ankunft der ungarischen Staats­männer, den glänzenden Empfang beiHitler und über die gestern geführten politischen Besprechungen. Die Blätter betonen, daß diese Besprechungen in beson­derer Herzlichkeit geführt wurden, vollkommene Übereinstimmung in den Auffassungen über die poli­tische Lage ergaben und Zeugnis von der festen Freundschaft zwischen beiden Ländern ablegten. Die Blätter beschäftigen sich in größer Auf­machung auf der ersten Sdite in langen Kommenta­ren mit der außerordentlichen Tragweite des unga­rischen Staatsbesuches. . ' t j Der Völkische Beobachter schreibt u. a.: Daß 'die ersten beiden fremden Staatsmänner, die nach der großen Führerrede an die Welt die Reichshauptstadt besuchen, die Vertreter und berufenen Sprecher des befreundeten Ungarns sind, ist ganz besonders er­freulich. Denn Ungarn ist eine jener Nationen, die der verblendete amerikanische Staatspräsident als von Deutschland „bedroht“ hingestellt hat. Jeder Ungar und jeder Deutsche — und jeder halbwegs vernünftige Europäer — weiß, daß es nicht viel., Völker gibt, die sich gegenseitig so gut kennen, und, durch so alte Bande verknüpft sind und sich in kriegerischen und friedlichen Zeiten, so hochschätzen gelernt haben, wie die Völker Deutschlands und Ungarns. Über diese alten Beziehungen hinaus aber sehen wir in Ungarn nicht nur einen hervpiTagenden Mitkämpfer in der antibolschewistischen Front, son­dern auch eines jener jungen zukunftsträchtigen Lan­der, die die Zeichen dieser Zeit verstanden haben und den Lockungen der internationalen Reaktion’ unzu­gänglich sind. , ... Es ist auch mehr als ein Zufall, daß der Besuch Telekis und Csdkys zeitlich sq. dicht auf die Deutschlandreisen der Außenminister Rumäniens und Jugoslawiens folgt, deren Länder ebenfalls von den Sirenen der Demokratie umworben werden, überall in Südosteuropa hat man nach 20jährigen Ent­täuschungen mit den Westmächten gelernt, Real­politik zu treiben. In Budapest, Belgrad und Buka­rest weiß man, daß die Zusummencubeit mit Groß­deutschland und dem faschistischen Imperium eine geopolitische Notwendigkeit ist -— und nicht eine Gefahr. ■ s , Die Berliner Börsenzeitung schreibt folgendes: Der Staatsbesuch des ungarischen Ministerpräsiden­ten Grafen Teleki und des Außenministers Grafen Csáky bekräftigt die Zusammenarbeit der beiden. Völker, die durch die geopolitischen Beziehungen und durch die gemeinsamen Schicksale eng mitein-, ander, verbunden sind. Er beweist, daß Völker., wie das ungarische, die seit Jahrhunderten die Deutschen als Nachbarn kennen, durchaus nicht von dem Gefühl beherrscht sind, als bedeute die Größe und Macht cles deutschen Volkes eine Gefahr für sie. Deutsch­land hat durch die Tat bewiesen, daß es Ungarns nationale Interessen nicht nur anzuerkennen, son­dern auch zu fördern:, bereit-ist und> die.. Ereignisse des lettfen Jahres haben bewiesen, daß die deut­schen tíndÁiitgarisbhen Interessen im weitesten Um­fang parallel laufen. Die gemeinsame AüSsjjfäChe über die beiderseitigen Beziehungen wird in erster Linie auch dazu' dienen, alle Strömungen auszu­schalten, die einer gesuhdén Entwicklung im Donau­­raum entgegen arbeiten. Die Gemeinsamkeit der bei­derseitigen Interessen wird-zur Erreichung gerade dieses Zieles beitragen. Der Berliner Lgkalanzeiger betont, daß seit Jahrhunderten freundschaftlichen Beziehungen Deutschland und Ungarn verbinden. In vielem ge­meinsam war das Geschick, das die beiden Staaten nach dem Weltkrieg betroffen hat. Deutschland und, Ungarn habe erlebt, was es bedeutet, unter Last brutalster Diktat zu vegetieren. Beide Länder haben die Geißel des Bolschewismus in eigenem Lande überlebt and überwunden. Die Erfahrungen, die sie mit dér Genfer Liga zűr, Au f rechtörlia 11ung des* Un­rechts von Versailles gemacht'’haben, gaben ihnen die Veranlassung dieser Institution den Rucken zu kehren. Der Besuch der beiden ungarischen Staats­männer in Berlin hat die volle Übereinstimmung der Auffassungen und die enge ‘ Freundschaft bestätigt und wird sicherlich Gelegenheit geben; die guten Be­ziehungen zwischen den -beiden Ländern n’öch wei­ter zu vertiefen und zu fördern. Dei- Angriff beschäftigt sich irt einem Artikel' unter dem Titel „Wir und die Ungarn“ mit dem un­garischen Staatsbesuch. Dieser Besuch, schreibt das Blatt unter anderem, ist der Ausdruck der Umfor­mung in Mitteleuropa und der neuen Weltgeltung, die Deutschland unter der Führung Adolf Hitlers ge-' wonnen hat. Es sind zwar wieder Holt ungarische Staatsmänner zü' Besuch in Berlin gewesen, aber Graf Teleki und Gráf Csákg kommen in einem Augenblick, da jeder Staatsbesuch eine besondere politische Bedeutung hat. Die Minister des Äußern Rumäniens und Jugoslawiens, der beiden Nachbar­länder Ungarns, haben in den letzten Tagen Gelegen­heit gehabt, bei ihrem Aufenthalt in Berlin den deut­schen Standpunkt in den mitteleuropäischen Fragen kennen zu lernen .Allein daraus ergibt sich, daß die Gespräche mit Graf Teleki und Graf Csákg nicht an der Oberfläche bleiben können. Ungarns Wille zur Freundschaft mit dem Reich, der in der Waffen­brüderschaft des Weltkrieges Und dem gemeinsamen Nachkriegsschicksäl eine seiner starken Wurzeln hat, ist in Deutschland jederzeit auf Gegenliebe ge­stoßen. Nie hat es im deutschen Volk gin feindseliges Gefühl gegen Ungarn gegeben und wenn wir voraus­setzen. daß man in Budapest Verständnis beispiels­weise für die Anschlußfrage aufbrachte, so war das' eine Selbstverständlichkeit. Vereinzelte Stimmen in Budapest, die einen Kurs irrt 'Fahrwasser Frank­reichs empfahlen, haben wir nie tragisch genommen. Was sich mittlerweile deutlich heräusgestellt hat, das ist die Richtigkeit und1 Ergiebigkeit der unbe­dingten Fréundschaft zu 'Deutschland tmd Ralién in 3 .Ungarn. Mit. den Achsenmächten, und nicht gegen sie kann Ungarn eine erfolgreiche Außenpolitik trei­ben. Nicht ohne Grund stellt deshalb der Besuch der ungarischen Staatsmänner in Berlin auch völlig int Zeichen der Achse und ihrer politischen Konzep­tionen. Die Frankfurter Zeitung schreibt u. a.: Das un­garisch-deutsche politische Verhältnis ist ungetrübt. Dennoch verrät die Tatsache, daß auch diesmal MR nister des Äußern Graf Csäky den Ministerpräsiden­ten begleitet, daß eine persönliche Fühlungnahme zur eingehenden Aussprache über die Situation, die nach der Rückgliederung der Karpatho-Ukraine, nach der Errichtung des böhmisch-mährischen Pro­tektorats, 'dem Abschluß des deutsch-rumänischen Wirtschaftsabkommens und dem Besuch Gafencus und Cincar-Markovics’ in Berlin entstanden ist, er­wünscht erscheint. Ungarn hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß es seinen Platz gewählt hat. Londoner Pressestimmen über den Berliner Besuch J London, 30. April 1 (MTI) Das Reuter-Bureau berichtet in einem länge­ren Telegramm über die Ankunft des Ministerpräsidenten ‘Grafen Paul Teleki und des Außenministers Grafen Stefan Csákg in Berlin. Das Programm ihres Berliner Aufent­haltes wurde ebenfalls veröffentlicht und hinzugefügt, daß der Besuch, der Höfliehkeits- oder amtlichen Charakter besitzt, das Hauptziel verfolgt, die Innigkeit der ungarisch­deutschen Beziehungen aufzuzeigen. Die Londoner Abendblätter am Samstag verzeichnen die Ankunft der ungarischen Minister ohne Kommentar, lediglich der Berliner Berichterstatter des Evening Standard fügt hinzu, daß die Begegnung der ungarischen Minister und Hitlers, die Fortsetzung der Bestrebungen der eng mit Deutschland zusammenarbeitenden mittel­europäischen Staatengruppen darstellt. Financial Times über bevorstehende italienisch-französische Verhandlungen London, 1. Mal (MTI) Wie der diplomatische Berichterstatter der Financial Nztzs meldet, werden demnächst zwischen Italien und Frankreich diplomatische Verhandlungen beginnen. Sonntag abend liefen in London Meldun­gen ein, wonach eine Entspannung zwischen Rom und Paris zu bemerken sei. Beide Regierungen seien jetzt bereit, über die italienischen Forderungen auf diplomaiischiem Wege zu verhandeln. Die Forderun­gen Italiens seien: ,1. zwei Stellen im Direktionsrat des Suez-Kanals, 2. eine Freizone im Hafen von Dschibuti, 3. Verfügungsrecht über die italienische Strecke der Eisenbahnlinie Dschibuti—-Addis Abeba, 1. Wiederherstellung des Abkommens von Tunis vom Jahre 1893. Dieses Abkommen sichert bekann­­lich den Italienern gewisse Vorrechte. Die französische Regierung sei zwar nicht be­reit, die vierte Forderung bis zum letzten Buchstaben zu erfüllen, sei aber geneigt, einen Ausgleich zu suchen und ist im allgemeinen der Überzeugung, daß die Frage sämtlicher italienischer Forderungen auf friedlichem Wege zu lösen sei. Französische Pläne über eine Monarchie in Syrien Paris, 1. Mal (MTI) Die französische Regierung hat in der vergangenen Woche die syrische Lage und die mit dem Mandat zur Verwaltung zusammenhängenden politischen, militärischen und wirtschaftlichen Fra­gen eingehend geprüft. Die französische Regierung hat den Wunsch, mit der syrischen Regierung eine friedliche und von jedem Gesichtspunkt aus zufrie­denstellende Einigung abzuschließen, die äußere und innere Sicherheit Syriens auf festen Grundlagen zu organisieren und gleichzeitig für einen wirk­samen Schutz der berechtigten Interessen aller innerhalb der Landesgrenzen lebenden Nationalitä­ten und Volksstämrne zu sorgen. Nach Informationen des Journal denkt man auf französischer Seite im Interesse einer radikalen Re­gelung der syrischen Lage an die Einführung des Königtums. In Syrien könnte ein gesalbter Herr­scher am erfolgreichsten die Rolle emos Schiedsrich­ters zwischen den unzufriedenen Minderheiten und der Mehrheit des Landes spielen. Die Wähl der Per­son des neuen syrischen Königs würde keine grö­ßeren Schwierigkeiten verursachen. Es kämen drei Herrscherhäuser, nämlich das arabische Hussein- Haus, die Familie des vahabitischen Ihn Saud und das ägyptische Herrscherhaus in Frage. Man müsse sich jedenfalls davor hüten, bemerkt das Blatt, mit der Bestimmung der Person des Königs der panara­­bischen Belegung neuen Auftrieb zu geben. An­dererseits müsse man aber auch die Zustimmung des Volkes Syriens sichern. Die gemäßigten syri­schen Elemente sehen heute übrigens vollkommen ein, daß das Regime des Landes unbedingt auf dauerhafte autoritäre Grundlagen gestellt werden müsse, wobei man sich auch darüber im klaren sei, daß die Unterstützung seitens Frankreichs für Syrien von vitaler Bedeutung sei.

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