Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. június (86. évfolyam, 123-145. szám)

1939-06-01 / 123. szám

Donnerstag, 1. Juni 1939 PESTER LLOYD „Zwischen links und rechts gibt es im Radikalismus keinen Gegensatz66 Innenminister Dr. Keresztes-Fischer über das Vordringen des Rechtsradikalismus bei den Wahlen Kaposvár, 31. Mai (MTI) Minister des Innern Dr. vitéz Franz Ke­resztes-Fischer übernahm heute' nachmittag in Ka­posvár im Prunksaale des Stadthauses sein Ab­geordnetenmandat. Aus diesem Anlasse war unter Leitung des Obergespans Ákos v. Barcsai/ die ge­­kamte Beamtenschaft, sowie mit dem Bürgermeister Georg v. Kaposvárij die Elite der Stadtbevölkerung eschienen. Bei seinem Eintritt in den Saal wurde der Minister mit begeisterten Éljenrufen und Applaus begrüßt. Kön. öffentlicher Notar Dr. Desi­­der Májag hieß den Innenminister willkommen und überreichte ihm nach einer kurzen Ansprache das Mandat. Minister Keresztes-Fischer antwortete u. a. wie folgt: — Ich danke für das Vertrauen, das in dieser herrlichen Wahl zutage trat. Ich danke auch im Namen der Ideen, die hiebei den Sieg errungen ha­ben. Vor zwei Wochen habe ich hier mein Pro­gramm entwickelt und heute kann ich mit stolzem Selbstbewußtsein und Genugtuung feststellen, daß sich die Bevölkerung von Stadt und Komitat diese Gedanken zu eigen gemacht hat. — Die Epoche, die jetzt im Lande beginnt, wird in jedem Belange schicksalsentscheidend sein. Wir müssen dieses Land umbauen und die Struktur der Gesellschaft umgestalten, damit jeder Ungar sich hier sein Dasein und sein Gedeihen sichern könne. Wir wissen, daß sehr viel zu tun ist, da das Lebensniveau vieler Leute nicht auf der Höhe steht, die es erreichen müßte und daß vielen Leuten auch kein ausgeglichenes Leben gesichert ist. -— Die ganze Bevölkerung des Komitat Somogy hat diese Auffassung geteilt. Dieses Komitat hörte apf die Stimme der nüchternen Vernunft und des­halb sage ich der gesamten Einwohnerschaft des Komitats zugleich auch als im Listenwahlbezirk ge­wählter Abgeordneter im Namen meiner Abgeord­­netenkollegen aufrichtigen Dank. — Wenn wir die Ergebnisse der jetzt abge­schlossenen Lainde.swahlen überblicken, kann uns die gleiche Zufriedenheit und der gleiche Stolz überall ebenso erfüllen, wie hier im Kpmitat Somogy. Die Regierung hat einen großen und durchgreifenden Sieg errungen und dieser Sieg ist die Gewähr dafür, daß das Programm, das wir ver­kündeten und das wir verwirklichen werden, aus der Seele der Wählerschaft sprießt. — Ich habe auch Ansichten gehört, wonach es im Lande eine gewisse Bestürzung erregte, daß neben der Regierungspartei die extremen Rechts­parteien vorgestoßen sind. Was bedeutet das? Dies bedeutet, daß der Linksradikalismus in Ungarn vollkommen vernichtet worden ist. Das ist das Po­sitive, das wir verbuchen können. Es gibt aber auch negative Ergebnisse, so daß der Linksradikalismus nach rechts geglitten ist. Die gleichen Massen, die auf der Seite des Linksradikalismus standen, sind jetzt zur extremrechten Richtung übergetreten. Zwi­schen links und rechts gibt es im Radikalismus keinen Gegensatz. Vor zwei Wochen habe ich ge­sagt, daß die Revolution auf beiden Seiten gleich­förmig ist. Mag sie von rechts, mag sie von links kommen — merken wir uns das wohl — sie ver­heert gleichermaßen. — Vor dem sogenannten Vorstoß der Rechten brauchen wir keine Angst zu haben. Dieser Vorstoß ist nicht der Sieg einer Idee. Er zeigt nur, daß die stets oppositionellen Menschen, jene ewig unruhigen und revolutionären Massen, die dort standen inmit­ten der Roten und die schon die ganze Skala der Politik durchgespielt haben, jetzt auf der rechts­­extremen Seite stehen. Vor diesen jedoch brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wir müssen aber im raschen Tempo jene sozialen Reformen verwirk­lichen, die die unzufriedenen Massen zu treuen und nüchternen Patrioten machen. Wenn uns dies ge­lingt und es muß uns gelingen, so haben wir keine Ursache, uns vor irgendwelchem Radikalismus zu fürchten. Gegen importierte Ideen! — Es gibt aber auch noch eine andere, negative Seite. Ein Teil der Rechtsextremen will die Probleme dos Landes mit aus der Fremde importierten Ideen, Schlagworten und Methoden lösen. Hier möchte ich noch einmal meine Stimme zum Protest erheben, denn das Volk, die Zukunft und die Unabhängigkeit des Landes hängen dvon ab, daß wir unsere Ange­legenheiten mit ungarischen Methoden, auf ungari­schen Wegen lösen. Die ungarische Nation hat ein Jahrtausend lang viele Stürme durchlebt. Sie hat Aufgaben verwirklicht, die andere Völker nur um den Preis von Revolutionen verwirklichen konnten. Sie hat Kriisen durchlebt, die andere Nationen nicht hätten überstehen können. Sobald W r aber von dem ein Jahrtausend hindurch befolgten Wege abwei­chen, geben wir die Hoffnung auf, unsere Unabhän­gigkeit bewahren zu können und verzichten darauf, Ungarn zu bleiben. 1918 wird sich nicht mehr wiederholen Die Neuerwerbungen der Hauptstädtischen Bildergalerie Im Nemzeti Szalon ist jetzt der zweite Teil der hauptstädtischen Neuerwerbungen ausgestellt: un­garische Malerei und Plastik aus dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts und aus der Gegenwart. Der Katalog vermerkt, daß zwanzig weitere Neu­erwerbungen sich auf der repräsentativen Aus­stellung in Warschau befinden. Es mag zum Teil durch diese Lücke zu erklären sein, daß die Be­stände der Ausstellung im Nemzeti Szalon reichlich aufgefüllt sind mit Arbeiten geringeren Wertes, die einem Museum vom Rang der Hauptstädtischen Bildergalerie nicht eben zur Zierde gereichen. Aller­dings wurde auch bei hervorragenden Künstlern nicht immer glücklich gewählt. Theodor Csontvári- Kosztka, Josef Egry und Aurel Bernáth z. B. sind bei weitem nicht ihrer eigentlichen Bedeutung ge­mäß vertreten. Andere, für die neueste Entwicklung unserer Kunst entscheidend wichtige Begabungen sind überhaupt nicht zu sehen. So kommt es schließ­lich, daß der Gesamteindruck der Schau empfind­lich gestört wird zum Schaden der wirklich guten Kunstwerke, die man aus einem wenig erfreulichen Gemisch herauslesen muß. Julius Benczúr ist mit einer Kollektion von 17 Werken vertreten. Auch bei ihm gilt es, deutlich zu unterscheiden. Wenn er sich selbst als übermütigen Faun im Schilf oder als Mann von hohen Würden, stolzierend im ungarischen Punkgewand, darstellt, so wird man nicht allein von der gespreizten Auf­machung, sondern auch von der aufdringlichen Stofflichkeit der Malerei unangenehm berührt. Die Freude an sinnlicher Lebensfülle und Prachtent­faltung genügt noch lange nicht, um den Grenz­übertritt in das Reich eines Rubens zu rechtfertigen. Weit sympathischer, weil menschlich echter und malerisch gedämpfter, sind die Bilder, die Benczúr von seinen Kindern und seiner Mutter gemalt hat. Ein anderes Gemälde: eine Frau in rotem Umhang mit Sonnenschirm, stellt einen halben unzuläng­lichen Schritt in der Richtung der Freilichtmalerei dar. — Das Ergebnis der Wahlen beweist, daß sich 1918 nicht mehr wiederholen wird, das man dieses Dicht zu Benczurs Seite zwei Bilder von Karl Ferenczy. Eine figurale Komposition aus der Früh­zeit, noch steif modellhaft in der Zeichnung und kreidig im Ton, der zwischen Lokalfarben und Fralicht die Mitte hält. Doch das Bild ist von weitem und reinem Atem und reich an dekorativen Feinheiten. Auch das späte, farbig-malerisch üppig erblühte Stilleben ist von diesem dekorativen Takt der Form gezeichnet, der indes keineswegs als Stilisierung, sondern als edle bildnerische Klärung des Naturhaften wirkt. Vom Gesinnungs- und Kampfgenossen des Naturalisten Ferenczy: Simon Hollosy, eine kleine Münchner Bildnisstudie, noch in Galerietönen, aber entzückend fein gestimmt. Die winzigen figuralen Studien und Impressionen von Coelestin Pállya sind köstlich durchzittert von Luft und Licht und von einer behenden, zart-intensiv pointierten Lebendigkeit des Farbenauftrags. Von Ladislaus Mednyánszky ein spätes Selbstbildnis, eine von Leiden und Leidenschaften erschütternd wahrgeprägte menschliche Selbstenthüllung. Auch ein männlicher Studienkopf stammt von seiner Meisterhand: ein Werk vom Beginn der neunziger Jahre, das Gesicht zart belichtet und plastisch klar modelliert. Von den Landschaften Mednyánszkvs sind besonders zwei düstere winterliche Karpathen­­viisionen hervorzuheben. Kriegsbilder, beide male­risch großartig frei und kühn hingesetzt. Auch die romantische Phantasie Julius Rudnays kommt vor­züglich zur Geltung: durch das Bild eines alten Mannes, dessen Gestalt im weich strömenden dunkeln Zusammenklang von rotbraun und grau­grün als seltsam unwirkliche Erscheinung geistert. Sehr fein und stimmungsvoll eine kleine roman­tische Landschaft mit dahinstürmenden Wolken und Reitern von Adolf Fényes. Auch die mondhelle Dorfstraße von Andreas Komdromi-Kacz und die Winterlandschaft von Brutus SArdy sind vom zarten Hauch echten malerischen Empfindens beseelt. Mit Josef Rippl-Rónai kommen wir zu Perlen der Ausstellung. Reinste, auf einfache duftige Farb­­fläcben konzentrierte malerische Kultur, das Bild als spielerisch loses Ornament gefaßt, dabei von tiefen inenschlichen Empfindungen beseelt. Besonders her-Ebenfalls Mittwoch wurde dem Landespräsidenlen der Partei Ungarisches Leben, Baron Ladislaus Vag, das ejne Mandat der Stadt Debrecen überreicht. General i. R. vitéz Stefan Beréngi begrüßte Baron Vay mit einer Rede, in der er betonte, daß die geheime Wahl der rechtsge­richteten Regierungspolitik vollen Erfolg gebracht hatte. Nach den Dankesworten des neugewählten Abge­ordneten brachte ihm das Publikum warme Ovatio­nen dar. vorragend ein kleines Süllőben und die altweiber­liche Stubenidylle „Flox und Filox“. Johann Vaszary: „Badende Frauen“. Ein Bild leidenschaftlich ent­fesselter stürmischer Farbenkraft, eine merkwürdige Stimmung, in der das Bacchanal sich mit dem Drama vereint. Die Fähigkeit Edmund Márffys, ein Bild in dichlflüssigen breiten Farbenflächen leuchtend und einfach zusammenzufassen, ist von imponierender Großzügigkeit, die sich auch am Porträt seiner ver­storbenen Frau erweist. Die Bilder von Béla Iványi-Grünwald, Stefan Szönyi und Elemér Vass reichen sich im Zeichen eines romantisch gefühlvollen späten Naturalismus die Hände. Auch die Landschaften Robert Berénys und Emmerich Szobotkns sind dem Naturalismus zugekehrt, doch ist bei ihnen die formale Verarbei­tung der Natur durch eine tiefer und fester zü­­greifende konstruktive Disziplin erreicht. ■ Bedeutend kühner geht Johann Kmctty in der farbigen Umsetzung des Motivs zu Werke. Sein großes Stilleben ist eine glückliche Einheit von bau­gesetzlicher Strenge und malerischer Freiheit. Freie flockige Farbigkeit, dem Beispiel von Matisse folgend leichterhiand harmonisiert: so stellt sich das Stilleben Erwin Körmendy-Frimms dar. Einer gegenständlich schärferen, dabei äußerst ungebundenen lebendigen Darstellungsweise ist die Farbe bei Eugen Szabados und Sigismund Imrch unterordnet, während sie im Erntebild Johann Halápys als flirrendes luftiges Ge­lichter dahinschwärmt. Julius Hincz läßt die Farbe in nervösen flackigen Strähnen durch den Raum jagen. Ladislaus Bgrtha und Tibor Duray, beide jung und sehr begabt, neigen bereits wieder zu einer klareren und festeren formalen Bändigung. Als Vorherrschaft der Zeichnung und gehorsame Mäßigung der Farbe wird die Form von den Neu­­klassizisten begriffen. Paul Molndr-C., der zu innen zählt, ist mehr als geschmäcklerischer Nachempfin­­der der heiligen Einfalt der Frührenaissance zu be­trachten. Seine „Vier Evangelisten“ haben das mitt­lere Format, das der Künstler mit seiner erzähleri­schen Phantasie eben noch zu erfüllen vermag, ohne allzu sehe der kalten und süßlichen Manier zu ver­fallen, die ihm bei großen Gemälden droht. Eugen Medveczky ist mit einer ausdrucksvollen und edlen 5 Land durch Phantasmagörien nieht irreführen und wankelmütig machen, nicht noch einmal in die Ver­heerungen der Revolution Hneinreißen kann. — Nochmals danke ich für das Vertrauen, mit dem man sicherlich nicht nur mich, sondern auch die Idee geehrt hat. Ich verspreche nicht viel, sondern verheiße jetzt nur soviel, daß ich als Abgeordneter der Stadt und des Komitats nicht nur die städtischen, sondern auch die Komitatsinteressen nicht nur pflichtgemäß, sondern nach Eingebung meines Her­zens wahren werde! Stürmischer Applaus und Éljenrufe folgten der Rede des Ministers,, die auch sonst mehrfach durch begeisterte Beifallskundgebungen unterbrochen wor­den war. Der Minister nahm abends im National­­kasion an einem Nachtmahl zu 250 Gedecken teil und kehrte nachts in Begleitung des Ministerialsekretärs Benczur-Urmösi nach Budapest zurück. Ackerbaumi nister Graf Michael Teleki über die Bodenreform Auf dem Hauptplatz von Kiskunhalas vor dem Rat­hause begrüßte Mittwoch nachmittag Bürgermeister Dr. Fekete mit warmen Worten den Ackerbauminister vitéz Grafen Michael Teleki, dem seitens der Frauen verbände prächtige Blumensträuße überreicht wurden. Dann begab sch Graf Teleki in den Festsaal des Rathauses, wo ihm der Wahlpräsident, vom begeisterten Applaus der Zu­hörerschaft begleitet, das Mandat der Stadt überreichte. Vitéz Graf Teleki gab seiner Freude darüber Aus­druck, daß er nicht einstimmig gewählt worden sei, da er das Ergebnis eines geheimen Wahlkampfes viel höher einschätze. Er wolle die ungarische Rasse kräftigen, ohne Rücksicht auf die Parteiangehörigkeit des einzelnen Man­nes. Nach der Erledigung der Judenfrage werde die Re­gierung auch, dos Problem der Bodenbesitzregelung unter Dach und Fach bringen: — Wir wünschen für alle Gesellschaftschichten zu arbeiten und jedermann in gleich liebevoller Weise zu helfen. Wir wollen Harmonie und Eintracht im Lande schaffen und die umfassenden sozialen Reformen nicht nach ausländischen Beispielen verwirklichen, denn es ist nicht sicher, daß was für Deutschland oder Italien als bewährt gilt, auch uns entsprechen wird. Ich weiche den Hindernissen nicht, sondern schreite mit eisernem Willen meinem allen Ziele, der Verwirklichung einer für die Millionen des ungarischen Volkes sorgenden völkischen und sozialen Politik entgegen —- schloß der Minister unter brausendem Applaus seine Worte.­ Baron Ladislaus Vay in Debrecen

Next