Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. augusztus (86. évfolyam, 173-186. szám)

1939-08-01 / 173. szám

2 Oberkommandierenden Lord Beatty. Zuletzt bekleidete er den Posten eines Chefs der Marinestation Plymouth. Augenblicklich steht er zur Verfügung der Admiralität. Generalleutnant der Flieger Sir Charles Burnett ist der Kommandant des Ausbildungswesens der englischen Luftwaffe. Generalmajor John Heywood gehört dem englischen Generalstab an. Früher war er Militärattache di?r engli­schen Botschaft in Paris, nachdem er wichtige englische militärische Missionen im Osten, später in Versailles, dann wieder in Schanghai und Indien innegehabt hatte.) Auf eine Anfrage erklärte der Premier, die Finanzverhandlungen mit Polen seien nicht abge­brochen und würden weitergeführt. Die Schwierig­keiten, die sich ergeben haben, seien technischer und nicht politischer Art. Er hoffe, daß sie überwunden würden. Allerdings könne dies nicht mehr rechtzei­tig genug geschehen, um noch vor den Parlamemlis­­fetrien die notwendigen gesetzgeberischen Maßnah­men in die Wege zu leiten. Der Führer der liberalen Opposition Abgeord­neter Sir Archibald Sinclair betonte im Verlaufe der Debatte, daß eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Milgliederstaaten der durch England geschaffenen Friedensfront nottue; dies müßte mit einer reibungslosen Abwicklung der Rohstoffversor­gung verbunden sein. Der Abgeordnete schlug vor, auch Deutschland und Italien zu einer gemeinsamen Konferenz einzuladen, um die Fragen der Rohstoff- Verteilung und der Beschränkung der Wehrmacht zu besprechen. Ferner beantragte er, daß die britische Regierung einen dahingehenden Vorschlag an Hitler und Mussolini gelangen lassen möge. Der Arbeiterabgeordnete Dalton richtete an die Regierung die Frage, ob die Moskauer Verhandlun­gen zu Beginn von der englischen Regierung in die Länge gezogen worden seien. Wenn dem so gewesen sei, halte er es für verständlich, daß Molotojf mil Mißtrauen nach Estland und Lettland blicke und daß die Sovjetpresse so sehr gegen die Demokratien eingestellt sei. Es wäre nötig, daß sich Lord Halifax nach Moskau begebe oder daß Molotojf nach Lon­don eingeladen werde. PESTER ÍJLOYD Dienstag, 1. August 1930 Umfassende außenpolitische Erklärung Chamberlains Nun ergriff Ministerpräsident Chamberlain das Wort zu seiner angekündigten großen außenpoliti­schen Erklärung. Er. betonte, daß jetzt, da mit meh­reren fremden Mächten Verhandlungen heikler Na­tur geführt werden, auf jedes fallengelassene Wort geachtet werden müsse. Vor allem müsse man sich aber einer Übertreibung der Darstellung der Gegen­sätze zurischen den Verhandlungspartnern enthalten, und urer behaupte, daß in der Regierung über die politischen Richtlinien Gegensätze bestünden, erweise der Sache keinen guten Dienst. Nichts könne den voraussichtlichen Gegnern Großbritanniens er­wünschter sein als der Anschein, daß über die außen­politischen Entschlüsse zwischen dem Ministerprä­sidenten und dem Außenminister Englands keine Einigkeit bestünde. Zurückhaltende Worte über die Verhand­lungen mH Rußland — Auf die Frage des Abgeordneten Dalton, was wir seit März unternommen haben, weise ich auf unsere furchterregende Kriegsmacht, auf die Abkom­men mit Polen und der Türkei hin, welch beiden Länder dank ihren Bestrebungen wichtige Glieder einer jeden Front sind. Die Garantien für Griechen­land und Rumänien haben es ermöglicht, daß auch diese Staaten sich der Friedensfront anschließen. Aus der Rede Daltons geht hervor, daß für ihn nur eines wichtig ist: Rußland. Sowohl in der Rede Sin­clairs als auch in der Daltons ist der Verdacht ent­halten, als ob die Verzögerung des Abkommens mit Rußland ausschließlich und allein der britischen Re­gierung zuzuschreiben wäre. Besonders Dalton hat diese Frage immer wieder aufgeworfen, als wollte er uns bewegen, unsererseits die Verantwortung für die Verzögerung der Sowjetregierung zuzuschreiben. Darum habe ich mir auch Zurückhaltung auferlegt und mich in dieser Frage in keine Debatte eingelas­sen, weil ich das Zustandekommen dieses Abkom­mens ehrlich herbeiwünsche. Große Zurückhaltung tut meinerseits not, um jeden falschen Eindruck nicht richtigzustellen, den die Abgeordneten der Op­position durch ihre Reden zu erwecken suchten. Darum gebe ich auch keinen Überblick über die Ge­schichte der Verhandlungen zwischen den Regierun­gen Englands, Frankreichs und Rußlands, weil ich wohl weiß, daß diese Angaben in anderen Ländern von anderen Männern mit Freuden dazu verwendet würden, den Gegensatz zwischen England und den Sowjets zu schüren. Ich beabsichtige also nicht, Ihnen diese Aufschlüsse zu geben. Es ist kein Geheimnis, daß beide Regierungen in der Frage des mittelbaren Angriffes in einer für alle Teile befriedigenden Art noch nicht Übereinkommen konnten, obwohl von beiden Seiten eingesehen wurde, daß ein solcher An­griff ebenso katastrophal sein kann wie ein unmittel­barer, und obwohl alle dagegen in vollem Maße auf­­treten wollen. — Gleichzeitig wollen wir aber selbst restlos den Anschein vermeiden, als hätten wir die Absicht, die Unabhängigkeit anderer Staaten zu beeinträchti­gen. Das ist der Grund, weshalb die französische und die britische Regierung mit der Regierung Sovv­­jetrußlands noch nicht einig wurden, zumal da die von den Sowjets verlangte Formel meiner Ansicht nach diesen Anschein nicht genügend beseitigt. Die englischen und die französischen Delegierten hatten also die Verhandlungen fortzusetzen, wobei sie auch mehr Zeit brauchten als Mototoff, der an Ort und Stelle war, um ihren Regierungen über den Stand der Verhandlungen zu berichten. Damit die Sache keine Verzögerung erleide, haben wir den Abschluß eines provisorischen Abkommens vorgeschlagen. Allein die Sowjetregierung nahm einen andern Standpunkt ein, und so tauchte der Gedanke auf, England und Frankreich mögen vor Unterfertigung und Paraphierung des Abkommens eine Militärkom­mission nach Moskau senden, um Generalstabs­besprechungen zu beginnen, noch bevor das politi­sche Abkommen zustande gekommen wäre. Ohne Zweifel war es ein Zeichen großen Vertrauens, daß wir uns entschlossen haben, unsere milit&riscehn Ex­perten nach Rußland zu entsenden, um darüber zu beraten, welche militärischen Pläne wir vorbereiten könnten, noch bevor wir die Gewißheit einer Eini­gung in politischen Fragen erlangt hätten. Der Lei­ter der russischen Außenpolitik betonte, daß er überzeugt sei, die politischen Schwierigkeiten wür­den, wenn diese militärischen Besprechungen zu­stande kämen, nicht mehr unüberwindlich sein. Wir sind hiezu bereit und hoffen aufrichtig — und ebenso aufrichtig erhofft es auch die franzö­sische Regierung —, daß Molotoffs Annahme zur Wirklichkeit wird. Nichts Neues in der Danziger Frage — Ich habe das Gefühl, meiner am 10'. Juli im Vnterhausc über die Danziger-Frage abgegebenen Erklärung nichts hinzufiigen zu können, was geeignet wäre, sie zu bekräftigen, hingegen will ich alles ver­meiden, was sie abschwächen könnte. Die Danziger Frage ist eine schwierige (Frage; sie hat bei uns große Besorgnis erregt und es ist klar, daß wir die dortige Lage mit der allergrößten Aufmerksamkeit verfolgen. Seit der Erklärung des Außenministers Lord Halifax — als es den Anschein hatte, es gebe keinen Grund zu einer übertriebenen Besorgnis —, ist es jetzt neuerdings zu Zusammenstößen gekommen, wodurch die Spannung sich noch mehr erhöht hat. Es ist aber anzunehmen, daß die polnische Regierung ihr Amt auch weiter mit jener Weisheit der Staatenlenker und der gleichen staatsntdhniseben Geschicklichkeit er­füllt, die in uns allen die allergrößte Bewunderung erweckt hat. (Hochrufe) Keine Änderung der Fernost-Politik nach der Craigie-Arita-Formel In bezug auf die Lage im Fernen Osten erklärte Chamberlain, daß die Craigic-Arita-Formel keine po­litische Änderung, kein Aufgeben englischer Inter­essen in China und keine Zuerkennung der Krieg­führendenrechte an Japan bedeute. Im Laufe der Verhandlungen seien viele Schwierigkeiten aufge­taucht, die der Beseitigung harren und die britische Regierung sei wegen der antienglischen Hetze in Nordchina von schwerer Besorgnis erfüllt. Falls diese englandfeindlichen Angriffe ungezügelt fortgesetzt würden, müßte die englische Regierung die Lage als besonders schwierig ansehen. England sei nicht in der Lage, hinsichtlich der ihm im Fernen Osten auf­­gebiirdeten Verpflichtungen, oder was seine Rechte anbelange, nachzugeben. Die Auslieferung des in Tientsin befindlichen Silbers und die Stützung der chinesischen Valuta seien keine Fragen, die England allein angche, man müsse über diese Fragen viel­mehr auch mit den anderen Mächten verhandeln. — Ich bin überzeugt, fuhr Chamberlain fort, daß die Zielsetzungen Großbritanniens und der Ver­einigten Staaten identisch sind, aus diesem Umstand folgt aber nicht, daß beide Staaten stets das gleiche zu tun haben. Die britische Regierung legt das aller­größte Gewicht auf eine Kooperation mit den Ver­einigten Staaten dort, wo sich hiezu die Möglichkeit bietet, und beide Regierungen halten einander über die wechselseitigen Absichten immer auf dem lau­fenden. Die Schwierigkeiten um die Anleihe an Polen Auf die Frage des Labour-Abgeordneten Dalton erklärte Ministerpräsident Chamberlain, daß die Schwierigkeiten der polnischen Anleiheverhandhm­­gen nicht nur im Zusammenhang mit der Absicht der polnischen Regierung, Waffen auch in anderen Staaten zu kaufen, aufgetaucht waren, sondern auch im Zusammenhang mit dem Umstand, daß die polnische Regierung den Wunsch äußerte, die Anleihe in Gold zu beheben. Sorsen um den Frieden — Ohne Zweifel, sagte der Ministerpräsident weiter, ist die heutige Lage, da die Anhäufung von Waffen an so vielen Orten und in so raschem Tempo betrieben wird, besorgniserregend, da es kaum zu erkennen ist, wie dieses Problem gelöst werden soll, wenn nicht durch den Krieg. Besonders bedauerlich ist, daß das üble Gefühl der Nationen durch die Presse und andere giftige Propagandamit­tel täglich verlieft wird. Wenn man diesem Krieg der Worte Einheit gebieten könnte und Schritte zur Herstellung des Vertrauens in die friedlichen Ab­sichten aller eurojüiischen Nationen unternommen würden, so gäbe es meiner Überzeugung nach keine Frage, die man nicht auf friedlichem Wege lösen könnte und sollte. Diese Lösung würde für die Welt einen unermeßlichen Gewinn bedeuten, und es ist meine feste Überzeugung, daß für die Menschheit eine Periode beispielloser Wohlfahrt anbrechen würde auf dem Gebiete sowohl der internationalen Industrie wie der Landwirtschaft, was zur Besserung des allgemeinen Niveaus der Völker führen müßte. Sollte es aber zum Krieg kommen, so ist es gewiß, daß — ganz gleich, welche Partei den Endsieg er­ringen mag — Sieger wie Besiegte die Früchte un­beschreiblichen Greuels, menschlichen Leids und Elends ernten würden. Ich glaube, daß die Ahnung dieser großen und tiefen Wahrheit allmählich sowohl bei den Führern als auch bei den Völkern heran­reift, und das ist es, worauf ich meine Hoffnung gründe, daß wir den Weg finden, der aus der Nacht des Grauens ans Tageslicht führt. ßutler über die Frage des Exequatur für einen britischen Generalkonsul in Prag Nach der Rede Chamberlains erklärte Unter­­slaatssekretär Butler auf eine Anfrage, daß die eng­lische Regierung nach der Rückbeorderung der eng­lischen Gesandtschaft in Prag um das Agreement für einen Generalkonsul in Prag angesucht habe, Das Ansuchen wurde von der deutschen Regierung mit der Begründung abgelehnt, daß die englische Regie­rung erklärt habe, das Ansuchen involviere die De-facto-Anerkennung der gegenwärtigen Lage in Böhmen-Mähren, daß die Regierung aber ihre An­sicht über die Rechtmäßigkeit der Schaffung der be­sagten Lage noch ändern könne. Sinclair: Es ist sehr bedauerlich, daß die Regie­rung sich dieser abschlägigen Antwort aüsgesetzt hat, obwohl wir sie rechtzeitig gewarnt hatten. Wäre es nicht besser gewesen, das Exequatur überhaupt nicht zu verlangend Butler; Die Ernennung des Generalkonsuls wäre in erster Reihe für die Flüchtlingsfrage von großem Wert gewesen, aber auch für die englischen Unter­tanen. Eine gewisse provisorische Regelung, die so­eben durchgeführt wird, ist zwar erfolgt, doch wäre die Ernennung eines Generalkonsuls besser gewesen. Butler sagte schließlich, er lehne die Einstellung ab, daß es nicht notwendig gewesen wäre, das Exequatur zu verlangen. Die deutsche Regierung sei allerdings nicht bereit, es zu erteilen, und so bleibe eben im Augenblick die Lage, wie sie sei. Lord Halifax referiert dem König London, 31. Juli (Inf) Außenminister Lord Halifax wurde Mon­tag vom König Georg in Audienz empfangen. Der Außenminister hielt dem König einen Vortrag über die außenpolitische Entwicklung der letzten Zeit. Das Königspaar begibt sich Montag abend mit seinen Töchtern für die nächsten Wochen nach Schloß Balmoral in Schottland. Wann werden die Moskauer Verhandlungen fortgesetzt? Poris, 31. Juli (Inf.) Paris Midi macht in einer Moskauer Mel­dung darauf aufmerksam, daß eine neue Bespre­chung zwischen den französischen und englischen Unterhändlern und Molatoff wahrscheinlich nicht vor zwei Hs drei Tagen erfolgen könne, da anschei­nend der englische Botschafter Sir William Seeds noch nicht im Besitze der heuen Weisungen sei. Auf alle Fälle würden die politischen Verhandlungen noch eine „gewisse Zeit“ erfordern. Moskau lege größten Wert auf die baldige Aufnahme der mili­tärischen Besprechungen. Es mache dabei zur Ver­­aussetzung, daß diese Verhandlungen auf dem Fuße voller Gleichberechtigung für Sowjetrußland geführt würden. Mit der Politik der Nichtin 1 ervention müsse dabei nach sowjetrutss»scher Auffassung Schluß ge­macht werden, Russisches Mißtrauen Moskau, 31. Juli (DFB) Isweslija bringt in ihrer Sonntagsnummer das Mißtrauen Moskaus gegenüber den westlichen Detna­­kratien zum Ausdruck. Da» Blatt erinnert an die Gescheh­nisse vor 25 Jahren und stellt fest, daß die Entente­mächte schon während des Weltkrieges immer getrachtet haben, die Lasten des Krieges dem Verbündeten aufzu­­biinden. Die ideellen Schöpfer und Anhänger der Nicht­einmischungspolitik wollen jetzt die Flamme des Krieges in die Richtung der Sowjetländer lenken, um auf diese Weise einen Ausweg aus den Schwierigkeiten zu finden. Die Bolschewiken seien nie Pazifisten gewesen, heute seien sie es erst recht nicht. Sie seien zwar für die Bil­dung der „Friedensfront", jedoch nur einer Friedens­front, die entschieden auf dem Fallenlassen der Nicht­­eiimischungspolitik beruhe,

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