Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. augusztus (86. évfolyam, 173-186. szám)

1939-08-01 / 173. szám

bienstag, I. August 1939 PESTER LLOYD Abreise des Chefs des General­­stabs General Werth nach Italien , MTI meldet: ' G. d. I. Heinrich Werth, der Chef des General­stahes der Honvéd, wird zu Beginn des Monats August einige Tage in Italien verbringen, wo er auf Einladung der italienischen Heeresleitung an den Manövern teilnimmt. Der Chef des Generalstabes der Honvéd reiste Montag um 20.15 Uhr vom Südbahnhofe nach Mai­land ab. In seiner Begleitung befindet sich Oberst im Generalslab vitéz Desider László, Oberstleutnant im Generalstab vitéz Franz Horváth und Flügel­adjutant Ma jor Koloman Bartalis. Zur Verabschiedung des Chefs des General­stabes hatte sich auch der italienische Gesandte in Budapest Graf Vinci Gigliucci eingebunden. Neuerliche Schießerei in Técső (MTI meldet aus Técső: Der Schießerei, die die Rumänen Sonntag mor­gens veranstaltet hatten, folgte Sonntag um 2 Uhr ein neuer Zwischenfall. Die rumänischen Soldaten am linken Ufer der Theiß schossen abermals auf die Flößer, die den Fluß hinabfuhren. Die Schüsse wurden von ungarischer Seite er­widert, worauf das Feuer auf der Gegenseite einge­stellt wurde. BRITISCHES REICH Neue Maßnahmen gegen Iren London, 31. Juli (MTI) Innenminister Sir Samuel Hoare Unterzeich­nete heute sechs weitere Ausweisungsbefehle auf Grun'd des Antl-IRA-Gesetzes. Der irische Expreß fuhr heute wieder in zwei Teilen mit flüchtenden Iren überfüllt von London ab. In den Bahnhöfen werden die Abziehenden von Geheimpolizisten beobachtet. Die Waffenfabrik von Woolwich wird seit Samstag von Militär bewacht. Bandeneinbruch in Trans Jordanien Amman, 30. Juli (Havas) In der Nacht von Samstag auf Sonntag sind etwa 4Ó0 bewaffnete Freischärler in Transjordanien einge­­broe.hen. Der Befehlshaber der transjordanischen Truppen Klup Pascha hat sich sofort an die Einbruchsstellc begeben und das Oberkommando der Aufklärungsaktion über­nommen. Es ist dies der erste Fall, daß eine so großzählige bewaffnete Freischärlertruppe über den Jordan gesetzt ist. In amtlichen Kreisen ist man über die Lage sehr beun­ruhigt. Auch Emir Abdallah hat sich nach Amman be­geben. Unklare Verhandlungslage in Tokio Am Montag vormittag Zweifel über die Weiterführung der Verhandlungen, am Nachmittag normale Vollsitzung London, 31. Juli (Inf.) Die für Montag vormittag vorgesehene Be­sprechung der Finanzsachverständigen Japans und Englands in Tokio ist, wie bereits gemeldet, kurz vor dem angesetzten Beginn der Beratungen abgesagt worden. Diese japanische Mitteilung erfolgte schrift­lich und wurde in London als ein ungünstiges Vor­zeichen für den weiteren Gang der Verhandlungen angesehen. Man glaubt darin in der englischen Haupt­stadt ein Anzeichen sehen zu können, daß die japa­nische Regierung die Sonntag von der amtlichen Döméi-Agentur veröffentlichte Drohung wahrmachen und die Verhandlungen überhaupt zusammenbrechen lassen könnte, falls England nicht beweist, daß es Japan ernsthaft helfen werde, im Fernen Osten eine neue Ordnung zu errichten. Die Besprechung der Sachverständigen sollte in erster Linie der Klärung von Währungsfragen dienen. Von japanischer Seite sind jetzt die Forderungen ein­deutig festgesetzt worden. Japan fordert die Aus­lieferung der in den englischen Banken der Konzes­sion von Tientsin lagernden chinesischen Silberbe­stände im Werte von 8000 Pfund. Darüber hinaus verlangt es, wie in London verlautet, eine englische Unterstützung für die nordchinesische Yuan-Wäh­rung. Diese Unterstützung wäre den Engländern nur möglich, wenn sie die Währung Tschiang-Kai-Scheks fallen ließen. Sowohl in der Frage der Währungs­unterstützung, wie in der der Silberbestände hat die englische Abordnung in Tokio bisher, wie man in London erklärt, jede Einigungsbereitschaft vermissen lassen. Außerdem sehe das Craigie-Arita-Abkommen keine Erörterung dieser Frage vor. Tokio, 31. Juli (Inf.) Die für Montag nachmittag angesetzte Voll­sitzung der englischen und japanischen Delegierten fand ordnungsgemäß statt und dauerte nahezu drei' Stunden. Ihren Gegenstand bildeten Polizeifragen, die in der letzten Zeit in der internationalen Nieder­lassung und in der englischen Konzession von Tien­tsin akut geworden waren. Es wurde ein Ausschuß gebildet, der ein Abkommen für eine reibungslose englisch-japanische Zusammenarbeit in der engli­schen Konzession vorbereiten soll. Der in der Vor­woche gebildete Währungsausschuß wird seine Ar­beiten Dienstag morgen fortsetzen, nachdem die für Montag vormittag vorgesehenen Besprechungen ver­schoben worden waren. „Japan zum Abbruch der Verhandlungen bereit“ Tokio, 31. Jidi (MTI) Nach Meinung des Tokio Asahi Schimbun läßt sich die unerwartet versteifte Haltung Englands mit den, Moskauer Verhandlungen erklären; anscheinend würde eine Einigung zwischen England und Japan die im Laufe der Moskauer Verhandlungen vorgelragenen Pläne der Sowjetunion stören. Sämtliche Blätter betonen, es hänge allein von Eng­land ab, ob die Tokioter Verhandlungen fortgesetzt wür­den. Wenn England mit einer Verleugnung der abge­schlossenen Vereinbarung Schwierigkeiten bereiten wolle, sei Japan zum Abbruch der Verhandlungen bereit. Der japanische Botschafter bei Hull London, 31. Juli (MTI) Wie aus Washington gemeldet wird, hat der japanische Botschafter beim Staatssekretär Hall vorge­sprochen und um Aufklärung in der Angelegenheit der Kündigung des japanisch-amerikanischen Handelsvertrages ersucht. Später erklärte der Botschafter, er habe mit Hull eine Unterredung in allgemeinen Zügen über die Lage, gehabt und dabei keinerlei Vorschlag der japanischen Regierung überbracht. Antibritischc Drohbriefe in Tschinanfa Tokio, 31. Juli (MTI) Das „untibritiiehe Komitee“ in der Haupt­stadt der von den Japanern besetzten Provinz Schan­­lung, Tschinanfu, hat an die in der Stadt lebenden eng­lischen Staatsbürger Briefe gerichtet. „Ab 10. August übernehmen wir keine Verantwortung mehr für Ihre Ruhe,“ heißt es im diesem Schreiben. „Wenn Sie Tschiang- Kai-Schek weiter unterstützen wollen, dann gehen Sie in das Ching Tschiang-Kai-Scheks!“ Japanische Klagen wegen chinesischer Werbetätigkeit in den Konzessionen von Schanghai Schanghai, 31. Juli (MTI) Ein Vertreter der japanischen Armee teilt mit, die Regierung von Tschungking rekrutiere durch Vermitt­lung von nach Schanghai entsandten Werbern unter den in die Zehntiausende gehenden chinesischen Arbeitslosen Soldaten. Gleichzeitig seien chinesische Agitatoren ans Hongkong eingetrofTen, um die chinesische Bevölkerung der besetzten Gebiete gegen die Japaner aufzuwiegeln Beide Organisationen haben ihre Zentrale in den aus­ländischen Konzessionsgebieten eingerichtet, wofür Be­weise vorliegen. Russischer Rückzug auf Sachalin i Kinder des Jahrhunderts Von Gabriel Halász Die Bedrängnisse der napoleonischen Zeit haben in der Literatur zweierlei Haltungen ins Leben ge­rufen. (Von der späten Legendenbildung soll hier nicht gesprochen werden.) Die eine — die der Älteren — ging, gebannt durch den Rausch des Wechsels, den Geheimnissen der Wandlungen nach, und beobachtete die auftreibenden Kräfte, die Sehn­sucht nach Taten und die Lust der Unruhe in den Seelen; sie beobachteten, um widerstehen zu können und saßen Gericht über Julien Sorel, um die Sta­tionen des Größenwahnsinns nicht selbst in Wirk­lichkeit erleiden zu müssen. Ihr kühles Analysieren war Selbstverteidigung und Flucht zugleich aus dem sengenden Leben. Die Träger der zweiten Haltung — die Kinder des Jahrhunderts, „une génération ardente, päle et nerveuse“, wie sie bei Müsset er­scheint — halten die Krankheitskeime bereits im Leibe, sie gaben aber bereits die früheren Fieber­krämpfe für ein stilles, inneres Hinsiechen auf, für die Symptome einer chronischen Krankheit; sie waren matt, ermüdeten rasch, waren willen- und ziellos. Sie wandten den Blick dem Inneren zu, ver­senkten sich in sich selbst und redeten und redeten kraftlos, aber mit geheimer Lust von ihrer Krankheit. Große Krisen führen, über Zeitalter und Natio­nen hinweg, gleiche oder mindestens ähnliche seeli­sche Situationen herbei, und vielleicht ist es kein forciertes Unternehmen, wenn wir am Antlitz der heutigen und ungarischen Jugend die verräterischen Zeichen eines neuen mal du siede ablesen wollen. Zwischen Romanschriftstellern und Dichtern, zwi­schen Epik und Lyrik besteht in dieser Hinsicht kaum ein Unterschied; sie alle spinnen Träume, brei­ten der Krankheit entsteigende Visionen aus und sehen das Leben durch einen feinen Nebelschleier. Die Erinnerungen schweben ihnen in weichen Knäueln zu, wie die Wolken, sie sind Nachtwandler und Schatzgräber inmitten einer unwirklichen Welt; ihr« Umgebung ist von Ahnungen erfüllt, ihre Freunde schießen plötzlich hoch wie die Schatten und be­schwören mit körperlosem Schwanken die einstigen Abenteuer von Fleisch und Blut herauf. Wer zum Beispiel den Roman Stefan Sötérs liest, hat das Ge­fühl, als würde er unter den Schatten der Unterwelt Virgils wandeln, Umrisse tauchen aus dem Halb­dunkel auf, verdichten sich für Augenblicke zu Ge­stalten, um dann wieder im Nebel zu vergehen. Sie verleiben sich für Augenblicke, — wie intensiv sind aber diese Augenblicke! Ihre Gesichtszüge erstrahlen dann vor innerer Glut, ihr geheimnisvoller Organis­mus erscheint uns auch in seinen feinsten Adern durchleuchtet, wie auf aufglühendes Glas gespannte Miniaturen. Aufeinanderfolgende Szenen des Romans haben logisch kaum mehr miteinander zu tun, als ein Bild mit einem anderen. Charaktere im traditio­nellen Sinne des Wortes ergeben sich kaum aus dem Nacheinander der Verkörperungen. Ihre Wirkung ist der Triumph des schriftstellerischen Unver­mögens; ihr Autor ist nicht imstande, sie prägnanter auszuformen, aber von dem erstickenden Gefühls­strom, der die Charaktere verwischt, wurde noch kaum ein beredteres Zeugnis abgelegt. Die „Handlung“ des Romans besteht aus sinn­losem jugendlichen Treiben, ziellosem Herumstrei­chen und noch zielloserer, plötzlicher fieberhafter Arbeit, aus Liebe und Zänken des Flegelalters, aus nervösen Ängsten, unerwartetem Kummer, Gesprä­chen und Spaziergängen, Landschaften und Jahres­zeiten. Hier eine kleine Kostprobe von den „Bege­benheiten“ des Romans: „Es kamen klare Mond­nächte, die Zeit der herbstlichen Liebe. Florian trieb sich im Stadtmeierei-Park herum, Palotás auf dem St.-Gerhards-Berg. Michael wartete hart, zu allem entschlossen, bereit zum Kampf. Vandál interessierte die Liebe nicht, er glühte kn Fieber der großen Tat; zettelte er eine Verschwörung an oder bereitete er ein Attentat vor? ... Konstantin wurde allen seinen Frauen untreu ... Meliusz rauchte nervös Zigaretten, konnte im Mondschein nicht schlafen und träumte entsetzliche Träume.“ Solche und ähnliche Dinge sind es, die sich im Roman ereignen. Der neue Roman von Emil Grandpierre zeigt schon mehr Sicherheit und somit auch mehr Hand­lung, aber die Übermalung dieser Handlung mit Gefühlen, die lyrische Dekoration kommt, wenn auch schon leiser, so doch entscheidend zur Gel­tung; auch bei ihm besteht der höchste Zauber im stimmungsmäßigen Kommentar. Die doppelte Liebe, der der Held erliegt, beschwört zweierlei Bilder Tokio, 31. Juli (Inf.) Die so w j e trussi sc h en Behörden in Ki ko­la jewsk haben am 29. Juli, wie hier bekannt wird, die zuständigen Stellen angewiesen, vorerst von der angedrohlen Beschlagnahme japani&chen Eigen­tums auf Nordsachalin abzusehen. Ein Vertreter der japanischen Regierung gab Montag mittag zu verstehen, daß dieser Schritt wahrscheinlich auf eine direkte Anweisung von Möskau erfolgt sei. Indische Truppen nach dem malaiischen Archipel kommandiert London, 31. Juli (Inf.) Die Entsendung einiger Truppenabteilun­­gen von Indien noch den mulgiischen Staaten wird gleichsam als musikalische Begleitung herauf; das tierabsteigende, sich anschmiegende Weiß der Zim­merdecke; die sinnliche Erinnerung an Ella, — und der klare kühle Bergseé: die ätherische Anziehungs­kraft Karolas. „Ich atmete die frische Luft der Schneeberge und hielt die fleischlose Hand Karolas fest. Wir saßen am Ufer eines grünlichen Sees, der in einem tiefen Talkessel lag, zwischen prallbelaub­­len und grüngewellten Bergen, in sonderbarer Stille.“ Das Wesen der Liehe und des Lebens erscheint auch in diesem Roman, wie in den übrigen, als eine Reihe von Assoziationen, aüfgescheuchten Erinne­rungen und als eine in die Gegenwart hineinspie­lende Vergangenheit. Für eine schöne oder düstere Stimmung einer Stunde ist die ganze Kindheit ver­antwortlich, das Glück ist Erinnerung, das Leid ein Nichtvergesisenikönnen; die Kindheitserinnerungen fesseln den Helden mit unsichtbaren Fäden, wie einen Gulliver, der ihnen entwachsen ist. Dieses Leben in halber Vergangenheit trübt die Sicht der Wirklichkeit, der Sinn für Realität stumpft in den Schriftstellern ab, alle Menschen erinnern an frü­here Bekannte, die Mädchen an ihre erste Liebe und die Ereignisse an irgendetwas, das schon einmal ge­schehen war. Damit die Nerven des Lesers gespannt werden, müssen neue Gestalten überraschend, gro­tesk und plötzlich auftreten, daher die Vorliebe für gekünstelte Figuren. Die Schriftsteller bleiben ewig bei sich selber und sehnen sich stets nach dem Be­sonderen; der Auszug ihrer Enttäuschungen bildet den Roman. Die meisten sonderbaren Gestalten laufen Zoltán Jékely in den Weg, mit einer unerschütterlichen Sicherheit, so daß man manchmal den Verdacht schöpft, ob sie ihm nicht auf dem laufenden Band entgegenischweben. Wenn sie aber einmal aufge­taucht sind und wir sie angenommen haben, dann wird es schwer, sich von ihrem Bann zu befreien. Die Darstellungsweise des Schriftstellers wirkt wie eine schwarze Brille, sie läßt die Sonne erblassen, die Rosen an den Wangen der Mädchen erbleichen und den lebendigen Leib starr und erdfarben wer­den. Die Polarität zwischen Liehe und Tod zeigt er nicht nur aus uralter Überlieferung auf, sondern spürt sie tatsächlich verquält und läßt sie mit solchen Farben auf den Leser einwirken, daß dieser fast physiologisch angegriffen wird. Man lese zum 5

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