Pester Lloyd - esti kiadás, 1939. augusztus (86. évfolyam, 173-183. szám)
1939-08-01 / 173. szám
Üíensfag, 1. August 1939 PESTER LLOYD Chamberlain siegt über seine Opposition Wieder Einigkeit unter den Konservativen London, 1. Augnsl (Inf.) Die Reaktion auf die Erklärung Chamberlains im Lande ist so, wie es die Regierung gewünscht hat. Nicht nur haben konservative Parlamentarier und ihre Gefolgschaft, die zwar der Parteizugehörigkeit nach im Regierungslager stehen, doch seit längerer Zeit eine überaus kritische Haltung gegenüber Chamberlain einnehmen, sich davon überzeugen lassen, daß das Kabinett in den wesentlichen außenpolitischen Fragen nicht umziifallen gedenke, sondern auch die Opposition ist einigermaßen von der unumwundenen Tonart befriedigt, mit der Gharmberlain die Grundlinien der englischen Außenpolitik darlegte. Viel dazu hat die qualifizierte Zustimmung beigetragen, die der ehemalige Außenminister Eden dem Ministerpräsidenten zuteil werden ließ. Auch fiel stark auf, daß Winston Churchill, der nicht selbst das Wort ergriff, bei vielen Teilen der Aussprache durch lebhaftes Kopfnicken seine Zustimmung zu erkennen gab und sich jeder Mißfallenäußerung oder Geste enthielt. In der Presse wird die Abrechnung Chamberlains mit der Opposition besonders hervor gehoben. Sie wird geradezu als eine Abfuhr bezeichnet. Iin Daily Telegraph werden die Unterstellungen des Lahour-Abgeordneten Dalton als besonders böswillig dargestellt. Die Behauptung, die Regierung hintertreibe mit Absicht und aus politischen Gründen die polnische Baranleihe, säe unbegründete Zweifel und Verdachtsmomente unter Englands Freunde und Verbündete. Von der gleichen Warte aus kommentiert die Daily Mail die Behauptungen der Opposition, Chamberlain verzögere bewußt den Abschluß des Paktes mit der Sowjetunion. Neben der Reaktion, die die Presse den auf die Sowjetunion bezüglichen Bemerkungen Chamberlains zuteil werden läßt, bestärken auch die Andeutungen Chamberlains zur deutsch-polnischen Spannung den Eindruck, daß die Presseberichte von der Militarisierung Danzigs beträchtlich übertrieben waren. Die deutliche Warnung an Japan, die englandfeindliche Propaganda in China einzudämmen, wird überall sehr hervorgehoben. . , ' Wie. sehr sich die Opposition von den heftigen Worten des Ministerpräsidenten betroffen fühlt, geht aus den Auslegungen der Linkspresse hervor. Die News Chronicle schreibt, der Ministerpräsident lasse sich von der Kritik irritieren. Der arbeiterparteiliche Daily Herald stellt Chamberlain als Umfallkandidaten hin, der seine Politik in allen außenund innenpolitischen Hauptfragen in der letzten Zeit geändert habe. Die Times haben der Stellungnahme des Daily Telegraph nichts Wesentliches hinzuzufügen. Das Blatt meint, das Parlament könne jetzt ruhigen Gewissens in Urlaub gehen. Anderseits müsse jedoch eine wichtige Änderung in der internationalen Lage zur Wiedereinberufung des Hauses führen. Die politischen Gespräche in Moskau hätten durch die in Aussicht genommenen militärischen Besprechungen einen Schritt vorwärts gemacht, denn eine gemeinsame Strategie könne kaum geplant werden,- wenn män der Sowjetunion als Verbündeten nicht sicher sei.» -rungen, daß diese Fragen auch gelöst werden müssen. ; . > Der Berliner Lokal-Anzeiger schreibt zu den Klagen Chamberlains über die Giftpropaganda in der Presse: Unter den Staatsmännern der Welt hat als erster Adolf Hitler die Einstellung jenes „Krieges der Worte“ gefordert, damals, als es noch Zeit war. Der Führer hat keine Antwort erhalten, oder als Antwort nur Cine verschärfte' Hetze. Jetzt ruft Chamberlain danach, während hinter ihm schon wieder die berüchtigten Einrichtungen arbeiten, die Northcliffe im Weltkrieg erfand. Darum sind auch die Demokratien die Kriegsschuldigen, sie treiben in das Chaos ihrer „Freiheiten“ und reißen andere mit. Die Rede Chamberlains fräst zur friedlichen Lösung nicht bei Berlin, 1. .August (DNB) Die deutsche Presse stellt in ihren Kommentaren zur gestrigen Chamberlain-Rede fest, daß die von der englischen Presse angekündigfcen Sensationen ausgeblieben seien. Die Deutsche Allgemeine Zeitung bemerkt unter Hinweis auf die Entsendung einer britischen Militärmission nach Moskau noch vor Erzielung einer politischen Einigung, daß England sich im Interesse seiner Einkreisungspolitik die Marschroute verschreiben lasse, obwohl die englischen Bedenken gegen die von den Sowjets verlangte politische Formel an sich sehr stark seien. Denn Chamberlain selbst habe zu verstehen gegeben, daß die Sowjétformel vom indirekten Angriff die Unabhängigkeit kleiner Staaten direkt bedrohe. Das steht, so schreibt das Blatt, in einem krassen Widerspruch zu den Begründungen, die offiziell immer wieder für die englische Garantiepolitik gegeben werden, die doch die kleinen Staaten schützen soll. Wéftn- England sich jetzt trotzdem darauf einläßt, in Moskau militärische Geheimnisse preiszugeben, so wird mán darauf gespannt sein dürfen, wie diese englische Handlungsweise sich zur Beruhigung der kleinen Nationen auswirken wird. Chamberlain sagte, er wüßte keine Frage, die nicht durch friedliche Diskussionen gelöst werden könnte uid würde. Wir sehen nur nicht, welchen Beitrag die Chambeflain- Rede für eine solche friedliche Lösung dpr aüsstehenden Fragen beigesteuert hat. Denn, Wenn diese Rede auch von der Überzeugung spricht, daß diése Fragen friedlich gelöst werden können, so hat sié sich doch poch nicht zu dem viel wichtigeren. Satz durchge Die römische Presse spricht von einer »Wahlrede« Rom, 1. August (Stefani) Im Zusammenhang mit der Rede Chamberlains stellen die Morgenblätter, wie Popolo di Roma, fest, daß die Rede dem Wesen nach nichts Interessantes und Neues enthalte und eigentlich den innerpolitischen Wahlzwecken der Liberalen und Arbeiterparteller diene. Im übrigen wird hervorgehoben, daß die französisch-englischen Militärabordnungen nach Moskau abreisen, ohne daß eine vorherige politische Vereinbarung zustande gekommen wäre. Cute Aufnahme in Paris Paris, 1. August Petit Párisién zufolge steht die Montag im Unterhause in Erscheinung getretene ruhige Atmosphäre in direktem Verhältnis zu der auch im internationalen Leben seit einiger Zeit beobachteten Ruhe. Keinerlei Anzeichen weise darauf hin, daß diese Windstille durch einen plötzlichen Sturm abgelöst werden würde; dennoch müsse man auch in der jetzigen Ruheperiode die Ereignisse mit überaus lebhafter Aufmerksamkeit verfolgen. Figaro weist auf die Wichtigkeit der militärischen Besprechungen hin und betont in diesem Zusammenhang, daß die Unterfertigung der Verträge und die auf dem Pergament angebrachten Siegel noch nicht genügen, auf daß die entsprechenden Kriegsstreitkräfte, Munitionsmaterialien, Waffen und sonstigen notwendigen Ausrüstungsgegenstände in der erforderlichen Zeit an ihren Bestimmungsorten einlangen. Oeuvre meint,- daß nach vielen Hindernissen der Abschluß des Abkommens unmittelbar, bevorstehe. Die Erklärung Chamberlains sei in erster Reihe dem Umstand zu verdanken, daß Ministerpräsident Dalädfer und Außenminister Bonnét seit dem 22. März unaufhörlich ih London betonten, die Mitwirkung Sowjetrußlands sei für die Erhaltung des Friedens unerläßlich. Petit Journal wirft die Frage auf, worum es sich eigentlich vom Gesichtspunkt Frankreichs bei dieser Dreimächte-Beratung handle. Wolle man die Hilfe der Sowjetunion zur Verteidigung Polens oder Rumäniens erwerben oder bestehe das Ziel darin, Moskau die englischen und französischen Streitkräfte zur Verfügung zu stellen, damit der Kreml mit ihrer Hilfe seine imperialistischen Träume verwirklichen könne? Mit dieser Frage jedoch müßten sich die Militärabordnungen vor ihrer Abreise nach Moskau sehr eingehend befassen. ITALIEN Umfangreiche Flottenmanöver Rom, ,31. Juli (Inf) In der Zelt vom 24. bis 30. Juli haben, wie Giomale d’Italia berichtet, in dem von Sardinien, Sizilien, den Ägäischen ifiseln und der libyschen Küste eingeschlossenen Mittekneerraum umfangreiche Flottenrüanöver. stattgefunden, an denen picht nur fast sämtliche Schiffe der italienischen Kriegsflotte einschließlich der U-Boote, sondern auch die der Flotte zugeteilten Luftstreitlkräfte und zahlreiche dem Luftfahrtministerium unterstehende Flugzeuggeschwader teilgenommen haben. Die Manöver haben, dem Giomale d’Italia zufolge, nicht nur den hohen Stand der Ausbildung der See- und Luftstreitkräfte, sondern auch die wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen Flotte und den Flugzeugen erwiesen. Am Montag vormittag gab der Chef des Admiralstabes Admiral Ctwagnari auf dem. Flaggschiff „Pola“ die Sehlußkritik der Manöver ab, bei der außer den die Flottenigeschwader kommandierenden Admirälen und den Kommandanten der einzelnen Kriegsschiffe auch der stellvertretende Chef des Geheraistabs der Luftwaffe General Pinna und die Befehlshaber der Luflgeschwader zugegén waren. Heute Beginn der Landmanöver Mailand, 1. Auguist (■Stefani) Heute beginnen im Po-Tale die Manöver der Landstreitkräfte. Im hiesigen Hauptquartier sind bereits Staatssekretär im Kriegsministerium Generäl Pariani, sowie andere Generale, unter ihnen der Manöverleiter Bastico, sowie etw;a hundert in- und ausländische Journalisten eingetroffen. Den Manövern wohnen Militärabordnungen aus Deutschland, Spanien und Ungarn an. England liefert die vier Chinesen aus Überraschende Einigung in Tokio fiber eine wichtige Streitfrage London, 1. August (Inf.) Die vier Chinesen, die im April im Theater der internationalen Niederlassung von Tientsin einen japanischen Zollaufseher erschossen haben sollen, werden nunmehr an die japanischen Behörden ausgeliefert werden. Diese Mitteilung wurde nach hier aus Tokio vorliegenden Meldungen nach den ersten itn Zusammenhang mit der Arit a—Craigie-Vereinbarung abgehaltenen polizeilichen Besprechungen bekaontgegeben. Die englische Polizei von Tientsin halte sich bisher ständig geweigert, diese vier Chinesen dem japanischen Militärgericht zu übergeben, und diese Weigerung war der eigentliche Anlaß zum Ausbruch des Konflikts von Tientsin. Die erwähnten polizeilichen Besprechungen betrafen überdies die Einrichtung einer gemeinsamen englisch-jaftanischen Konzessionspolizei, doch ist über diesen Punkt noch keine Einigung erzielt worden. Fortset&ung der Wirtschaftsberatungen in Tokio Außerordentlicher japanischer Ministerrat London, 1. August (MTI) Aus Tokio wird gemeldet: Der wirtschaftliche Unterausschuß der englisch-japanischen Rundtafelkonferenz trat heute vormittag 10 Uhr lokaler Zeit wieder zusammen. Nach zweistündiger Beratung wurde verlautbart, daß die Besprechungen am Nachmittag fortgesetzt werden. Die japanische Regierung hielt heute vormittag einen außerordentlichen Ministerrat ab. Außenminister Arita legte im Rahmen eines längeren Berichtes die Umstände dar, die der Kündigung des amerikanisch-japanischen Handelsabkommens durch die Vereinigten Staaten vorausgegangen waren. Nach dem Ministerrat reiste Ministerpräsident Baron Hiranuma nach Hamaya, um dem Mikado über die innen- und außenpolitische Lage Bericht zu erstatten. Englische Fühlungnahme mit USA und Frankreich wegen der Fernostfrage London, 1. August (Inf.) Auf Grund der Ausführungen Chamberlains im Unterhaus zur -gegenwärtigen Fernostpol itik erwartet Daily Telegraph einen Meinungsaustausch Londons mit Washington. Dieser Schritt stehe naturgemäß kn Zusammenhang it.it der Kündigung des ameriikanisch-japaUlschen Handelsvertrags durch Washington. Man habe in London die offizielle Kenntnisgafoe Washingtons, die der britische Botschafter Sir Ronald Lindsay übersandt hat, einer genauen Prüfung unterzogen- Das Blatt verweist noch einmal darauf, daß England nicht einseitig und ohne Zustimmung anderer Mächte —. der Vereinigten Staaten und Frankreichs — ein allzu weitgehendes Entgegenkommen gegenüber dem japanischen Standpunkt /.eigen könne. Mandschukuo befürchtet russische Luftangriffe Neuerliche Revision des nordcbinesischen Zollsys'ems? 1 London, 1. August Nach Meldungen aus Peiping sind die aus Mandsclnikuo in Nordchina ein treff enden Züge mit reichen Chinesen angöfüllt, die Charbin, Hsingking, Mukden und andere Städte verlassen, weil sie sowjetrussische Luftangriffe befürchten. Japanische Kreise in Peiping, so wird weiter gemeldet, kündigen eine dritte Revision des nordchinesischen Zolltarifsystems an. Als Grund geben sie an. die beiden vorángegangenen Verfügungen seien „den Erfordernissen der Neuordnung Asiens nicht gerecht geworden“. Die japanische Einfuhr nach Nördchina betrug im Rechnungsjahr 1938 rund 313 Millionen Dollar, was eine Verdoppelung gegenüber dent Vorjahr bedeutet. Die nordchinesische Ausfuhr nach Japan belief fic.h auf HW Milhonen Dollar. Im Jahre 1937 war sie etwa gleich hoch. Japanisch-chinesische Landungskämpfe in der Nähe von Makao London, 1. Augusi (MtFl) Ein japanisches Detachement in der Stärke von etwa 1000 Mann ist bemüht, an der chinesischen Küste in der Nähe der portugiesischen Kolonie Makao, 40 Kilometer südwestlich der englischen Kolonie Hongkong, Fuß zu fassen. Die chinesischen Truppen leisten erbitterten Widerstand und sie konnten bisher jeden japanischen Angriff* Zurückschlagen. Japanische Kriegsschiffe belegen den Küstenstréich mit Bomben. , SPANIEN Die Umbildung der Regierung Telegramm des Pester Lloyd Paris, 1. August Zur angeblich bevorstehenden Umbildung der spanischen Regierung meldet die Agence Radio, es sei eine Verschmelzung der Ministerien in drei große Sammelministerien des Innern, des Äußern und der Wirtschaft geplant. Die bisherigen einzelnen Sonderministeriei würden diesén großen Ministerien in Form von Unterstaatssekretariaten unterstellt werden. ----